Hans-Dieter Sill, 16.12.2024

Analysen zum Wort „Nichts“ in philosophischen und theologischen Lexika und weiterer Literatur

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Inhalt

Vorbemerkungen

Literaturanalysen

HWPh

EPh

MLPh

LThK

RGG4

Hegel (1970): Wissenschaft der Logik I

Sartre (2022 [1. Aufl. 1993]): Das Sein und das Nichts

Neumann (1989): Die Philosophie des Nichts

Bloch (1970): Tübinger Einleitung in die Philosophie

Ludger Lütkehaus (2008): Nichts

Auswertungen

Vorbemerkungen

Häufigkeiten

Diskussion ausgewählter Probleme

Bezüge zur alltagssprachlichen Verwendung von Nichts in philosophischen Texten

Zur Unterscheidung von „nicht“, „nichts“ und „Nichts“

Unterscheidung von Nichtsein, Nichtseiendes und Nichts

Auffassungen von Hegel zum Nichts und ihre Fehlinterpretationen

Bedeutungen von „Nichts“ in philosophischen Texten

Das Nichts im religiösen Kontext

Ethische Momente von „Nichts“

Dynamische Betrachtungen zum Nichts

Sinnfreie und widersprüchliche Aussagen zum Nichts

Das Nichts in der formalen Logik und analytischen Sprachphilosophie

Zusammenfassende Einschätzungen zum Wort „Nichts“

Literaturverzeichnis

 

Vorbemerkungen

Um die Bedeutungen des Wortes „Nichts“ in der Philosophie zu analysieren, werden die folgenden Wörterbücher und Enzyklopädien verwendet. Sie liegen auch in elektronischer Form vor, wodurch eine Suche nach den Wörtern im gesamten Text möglich ist.

  • Ritter u. a. (2007): Historisches Wörterbuch der Philosophie (HWPh)
  • Sandkühler (2010): Enzyklopädie Philosophie (EPh)
  • Prechtl und Burkard (2008): Metzler Lexikon Philosophie (MLPh)

Mit den jeweiligen Suchfunktionen wird im Volltext nach den betreffenden Termini gesucht und es wird die Anzahl der jeweiligen Ergebnisse absolut und (in Klammern) pro 100 Seiten angegeben.

Weiterhin werden folgende theologische Nachschlagewerke verwendet, um die Bedeutungen des Wortes in der Theologie zu ermitteln.

  • Kasper (1993-2001): Lexikon für Theologie und Kirche ( LThK)
  • Betz u. a. (2007): Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft (RGG4)

Weitere Informationen zum Vorgehen bei den Wortanalysen und zu Auswahlkriterien sind auf der Seite „Zur Bestimmung grundlegender Termini“ enthalten.

Neben den philosophischen und theologischen Lexika werden weiterhin folgende Originalquellen verwendet.

  • Hegel (1970): Wissenschaft der Logik I
  • Sartre (2022 [1. Aufl. 1993]): Das Sein und das Nichts
  • Bloch (1970): Tübinger Einleitung in die Philosophie
  • Neumann (1989): Die Philosophie des Nichts in der Moderne
  • Lütkehaus (2008): Nichts

Fälschlicherweise werden oft auch Zitate von Parmenides und Aristoteles zum Nichts angeführt, obwohl in den betreffenden Übersetzungen dieses Wort nicht oder nur marginal auftritt. Aristoteles spricht zum Beispiel nur vom Nichtsein und Nichtseienden.

Literaturanalysen

HWPh

Nichts:  1061 (12,4) Ergebnisse

Stichwort „Nichts und Nichtseiendes“, Autor: Theo Kobusch

  • «Es ist ein ganz artiges Bestreben unserer Philosophen, das denkbare Nichts zu einem erkennbaren Etwas zu machen.» Diese Worte F. M. KLINGERS können auch eine Erklärung dafür sein, daß der Ausdruck ‹Nichts› in einem begriffsgeschichtlichen Lexikon behandelt wird, in dem der Begriff als begriffener Begriff – auch wenn er für gar nichts Bestimmtes steht, überhaupt nichts repräsentiert, schlechthin nichts bezeichnet – zu Ehren kommt und als ‘Etwasʼ angesehen wird (Bd. 6, S. 805).
  • Der erste ontologisch bedeutsame Text überhaupt, das Lehrgedicht des PARMENIDES, stellt den Ursprung des Nichts-Begriffs dar. Der Inhalt dieses Gedichtes kulminiert in der von der Göttin verkündeten Wahrheit, daß das Sein ist. Dem entspricht negativ der gegen die über Werden und Vergehen spekulierende ionische Naturphilosophie gerichtete Satz: «Nichts ist nicht.» «Kein zweiter Satz wird von der Göttin ihrem Adepten so eingeprägt wie dieser». Zusammengenommen machen diese beiden Sätze die eine Wahrheit aus, die den «Weg der Überzeugung» kennzeichnen. Der andere auch von der Göttin aufgezeigte Denkweg geht vom Sein des Nichts aus. Er ist ein Irrweg, denn «weder könntest du wohl das Nichtseiende erkennen … noch es aufzeigen». Es entzieht sich prinzipiell dem vernünftigen Sprechen und Denken. Bevor nicht «entschieden» ist, daß dieser Weg des Nicht-seienden (Nichtseiendes) der undenkbare und unnennbare ist, gehört man zu jenem «unterscheidungslosen Haufen», «bei denen Sein und Nichtsein dasselbe gilt und nicht dasselbe» (Bd. 6, S. 805-806).
  • Der prädikative Gebrauch des Wortes ist in dem Satz «das Nichtsein ist das Nichtsein» macht deutlich, daß das Nichtseiendes ‚ebenso wie das Seiende ist. Das Seiende und das Nichtseiendes relativieren sich so gegenseitig, weil sie ontologisch auf gleicher Stufe stehen. Daß ‚Nichts ist, besagt deswegen nicht, daß es nichts gibt, sondern nur, daß neben dem eleatischen ‚ist auch das ’nicht ist Geltung hat (Bd. 6, S. 806).
  • Der Begriff des Nichtseiendes war jedoch nicht nur in der spätantiken allgemeinen Seinslehre von grundlegender Bedeutung, sondern vor allem auch in der Theologie. Das zeigt sich bei Plotin und schon vorher bei BASILIDES. Dieser Gnostiker (erste Hälfte des 2. Jh.) hat wohl zum ersten Mal dem Gedanken Ausdruck verliehen, der die Grundlage aller negativen Theologie ist: Gott ist das Nichts (oyden) oder oyk on teos; aber auch die geschaffene Welt ist in anderem Sinne ein Nichts (Bd. 6, S. 808-809).
  • Im Mittelalter erlangt der Begriff des Nichts in zumindest drei verschiedenen philosophischen Richtungen fast gleichzeitig eine zentrale Bedeutung: Durch die Mystik des 12. Jh. wird die neuplatonische Bedeutung des Begriffs neu belebt und an die spätere Mystik weitergegeben. Die allgemein ontologische Bedeutung dagegen wird in den großen Entwürfen der mittelalterlichen Seinslehre herausgearbeitet. Schließlich kommt der Nichts-Begriff, bedingt durch die Entwicklung der Sprachlogik im 12. Jh. und das Aufkommen der sogenannten ‚Logica modernorum, auch in den berühmten Logik-Handbüchern und in der Sophismata-Literatur zu philosophischen Ehren (Bd. 6, S. 813).
  • Was Eckhart nur andeutete, hat JOHANNES TAULER expliziert: Der Mensch ist in doppelter Weise ein Nichts. Das natürliche Nichts besteht darin, daß «wir von Natur aus nichts sind», das gebrechliche Nichts ist unsere Sünde. Mit diesem «doppelten Nichts» soll sich der Mensch vor Gottes Füße legen. Indem der Mensch sich all seiner Kräfte entäußert, «in sein lauteres Nichts sinkt», «in reinem und bloßem Nichts verharrt» und so ganz zunichte wird, vollzieht sich seine Vereinigung mit Gott. Nach Tauler versinkt so «das geschaffene Nichts in das ungeschaffene Nichts». Was daraus entsteht, ist das «einig Eine», in dem ein Abgrund im anderen, ein Nichts im anderen Nichts ist (Bd. 6, S. 817).
  • Die zweifellos wirkungsträchtigste Schrift dieser Zeit aber ist das philosophische Hauptwerk E. LUBINS, in dem der augustinische Gedanke vom Bösen als dem Nichts wieder aufgenommen und an Leibniz weitervermittelt wurde. Nach Lubin ist das Nichts, wie das Seiende, von Ewigkeit her und wesenhaft auf das Seiende bezogen, so daß sie getrennt voneinander nicht erkannt werden können. Da das Nichts «in sich nichts ist» und nichts hervorbringen kann, ist es in nur uneigentlichem Sinne als Prinzip dessen, was nicht ist, d.h. des Geschaffenen, das Lubin das Nichtseiendes im uneigentlichen Sinne nennt, zu denken. Das Nichts im strengen Sinne ist deswegen als höchste Defizienz, als «Nullität», als Nichts des Nichts zu denken (Bd. 6, S. 819-820).
  • Dies ist der schulphilosophische Hintergrund der berühmten Einteilung des Nichts-Begriffs durch I. KANT, die, weil sich Kategorien als solche auf den aller Einteilung vorausliegenden Begriff des Gegenstandes überhaupt (problematisch genommen und unausgemacht, ob er Etwas oder Nichts sei) beziehen, als Aufweis der Kategorien des Nichts begriffen werden muß. Danach ist der Begriff des Nichts zuerst zu verstehen im Sinne eines «leeren Begriffs ohne Gegenstand», des «ens rationis», das, wie z.B. das Ding an sich, nicht unter die «Möglichkeiten» gerechnet werden kann, weil ihm, obzwar er in sich nicht selbstwidersprüchlich ist, keine mögliche Anschauung entspricht. Der Begriff «Nichts» ist zweitens privativ, als «leerer Gegenstand eines Begriffs», drittens im Sinne des Wolffschen «ens imaginarium» als eine «leere Anschauung ohne Gegenstand» (z.B. Raum und Zeit) und schließlich als «unmögliches Unding» (nihil negativum) zu verstehen, in dem sich sogar der Begriff selbst aufhebt (Bd. 6, S. 822-823).
  • Mit dieser These, beim «wahren Nichts» anzufangen, steht Hegel in der mystischen Tradition. Hegels Lehre vom Nichts ist kritische Mystik. In seiner Logik, die als die Darstellung des Absoluten in seinem ewigen Wesen vor der Erschaffung der Natur und eines endlichen Geistes gilt, geht er von dem Resultat der Phänomenologie des Geistes, dem «reinen Wissen» aus, in dem alle Subjektivität aufgegeben und alle Objektivität innerlich gemacht und so nur einfache Unmittelbarkeit vorhanden ist. Diese einfache Unmittelbarkeit ist das reine Sein, das selbst ganz unbestimmt ist. Deswegen gilt: «Das Sein, das unbestimmte Unmittelbare ist in der Tat Nichts und nicht mehr noch weniger als Nichts». Mit dem Begriff Nichts, für den sich Hegel unter anderem auf die Buddhisten beruft, ist die einfache Gleichheit mit sich selbst oder die vollkommene Leerheit oder Bestimmungs- und Inhaltslosigkeit gemeint. Das Sein ist also nicht als etwas Festes zu denken, sondern es schlägt vielmehr dialektisch um in sein Entgegengesetztes, und das ist, ebenso unmittelbar, das Nichts. Es liegt in der dialektischen immanenten Natur des Seins und Nichts begründet, daß sie beide, die zunächst als selbständig vorgestellt wurden, jetzt als Momente einer Einheit, nämlich des «Werdens» erscheinen. Auch diese Lehre gehört, schon nach F. VON BAADERS Urteil, in eine mystische Tradition. Sie ist aber auch Mystik im Hegelschen Sinne des Spekulativen. «Geheimnisvoll» kann sie nach HEGEL nur sein «für den Verstand». Für den, der seinen Verstand aufgeopfert und in diesem Sinne verloren hat, gibt es keine Geheimnisse (Bd. 6, S. 826-827).
  • Der Begriff des Nichts stellt schließlich in FR. SCHLEGELS Deutung der Fichteschen Philosophie das Bindeglied zwischen Idealismus und Mystik dar. «Daß der Idealismus auf Nichts hinauslaufe, bedeutet gleichviel dem Satze, daß er im Grunde Theosophie sei». Denn er hat dasselbe Verhältnis zur Welt wie die Mystik, in der diese «als Nichts erscheint». Die Antithese des Mystikers ist nach Fr. Schlegel Alles oder Nichts. Wenn man aber wie der Idealismus «sogleich Alles sein will, so wird man recht künstlich Nichts. Es giebt ein Kunst-Nichts» (Bd. 6, S. 830).
  • Obwohl Heidegger nicht die Hegelsche Mißdeutung des Begriffs ‹Nichts› im Sinne eines abstrakten Seins wiederholt, sondern die Nichtung des Nichts als Grund aller Verneinung angesehen hat, ist nach J.-P. SARTRE gleichwohl nicht zu erkennen, wie dies möglich ist, wenn dieses Nichts jenseits der Welt sein soll. Wie aber der von Sartre sogenannte Wirklichkeitstyp der «Negativitäten» (Abwesenheit, Entfernung usw.) zeigt, hat das Nichts seinen Platz «mitten im Sein selbst, in seinem Herzen, wie ein Wurm». Da das Nichts weder als außerhalb des Seins noch vom Sein her verstanden werden kann, muß das vom An-sich-sein verschiedene Sein, durch das das Nichts in die Welt kommt, ein Sein sein, «dem es in seinem Sein um das Nichts des Seins geht, d.h. … es muß sein eigenes Nichts sein». Dieses Sein, das ein Nichts aus sich hervorbringt, das es von anderen sondert, ist die menschliche Freiheit, in der das menschliche Sein seine eigene Vergangenheit (wie auch seine Zukunft) in der Gestalt von Nichtung ist. Nach Sartre ist dieses im menschlichen Sein geborgene Nichts, durch das sich das bewußte Sein in Ansehung seiner Vergangenheit selbst konstituiert, das Nichts im eigentlichen Sinne, die Negation als Sein, im Unterschied zum bloß trennenden «rien». Durch das immanente Nichts ist die Struktur des Seins bestimmt, die Sartre das «Für-sich» nennt. «Das Sein des Bewußtseins als Bewußtsein ist, im Abstand zu sich zu sein als Anwesenheit bei sich, und dieser Null-Abstand, der das Sein in sein Sein hineinträgt, ist das Nichts» (Bd. 6, S. 834-835).
  • Es war besonders der Heideggersche Nichts-Begriff, der nach dem Zweiten Weltkrieg verschiedene Reaktionen hervorrief. Während die protestantische Theologie diesen Begriff besonders in dem Zusammenhang mit dem Problem der Angst oder des Atheismus diskutierte, wird innerhalb der Philosophie besonders das Verhältnis des Nichts zur Verneinung und die «Wertung» des Heideggerschen Nichts-Begriffs thematisch. Die deutlichste Kritik erfährt der Heideggersche Begriff jedoch von der sprachanalytischen Philosophie, der die Rede vom «Nichten des Nichts» als Prototyp sinnlosen Redens gilt, von den Positionen des Realismus, in dessen Rahmen der ironische Titel Begegnung mit dem Nichts steht, sowie von seiten des Marxismus: nach E. BLOCH ist das Nichts kein nichtendes Zugrundeliegendes, sondern genauso wie der Gegenbegriff, die Heimat oder das Alles, eine utopische Kategorie oder vielmehr eine «extrem gegen-utopische». Nichts und Alles sind «als objektive Möglichkeiten vorhanden». Das Nichts im Sinne des «absoluten Nichts» ist aber nicht Ursprung, sondern schon Resultat, es ist die «besiegelte Vereitelung der Utopie». Als solches setzt es immer schon ein «Treiben», eine «Sucht» im Ursprung voraus, die Bloch das «Nicht» nennt, und die, um zum Alles gelangen zu können, eine «Verbindung des Gebrauchs» mit dem Nichts eingeht. Der marxistische Böhme [gemeint ist Bloch] hat deswegen in seiner «Ontologie des Nichts» die Frage nach dem Ursprung des Nichts so beantwortet: «Es ist die zehrende Sucht in der Sehnsucht selber, die dieser entfremdet und unfrei, endlos in sich gebannte, welche dem Nichts im Sein den ontologischen Ursprung gibt» (Bloch 1961, S. 50) (Bd. 6, S. 835).
  • Aber auch diese gutgemeinte Ontologie des Noch-Nicht hat offenbar nicht verhindern können, daß eine neue Form des Pessimismus und Nihilismus im Entstehen begriffen ist, für die der Begriff des Nichts eine konkretpolitische Bedeutung gewinnt. Aus der romantischen Daseinsangst scheint – da das waffenfreie Paradies ausbleibt und auf staatlicher Ebene die gegenseitige Bedrohung durch Waffen sogar noch wächst – bei den Phantasiereichen politische Untergangsstimmung geworden zu sein (Bd. 6, S. 835).

EPh

Nichts: 213 (6,8) Ergebnisse

Stichwort „Nichts“, Autor Raúl Fornet-Betancourt

  • Mit dem Begriff ›Nichts‹ wird i.d.R. im alltagssprachlichen Gebrauch die kontextuelle Erfahrung zum Ausdruck gebracht, durch welche Menschen feststellen müssen, dass es in ihren Lebenswelten dies oder jenes nicht gibt oder in den Kontexten ihrer Existenz etwas vermisst wird oder es ihnen an etwas mangelt, aber auch, dass Lebewesen, deren Existenz erlebt worden ist, nicht mehr existieren; oder dass durch das Scheitern von Lebensplänen Menschen ›vor dem Nichts‹ stehen. Verneinung, Mangel, Entzug, Vergänglichkeit und Kontingenz sind so Grundzüge der komplexen Erfahrung, die der alltagssprachlichen Verwendung des Ausdrucks ›Nichts‹ zugrunde liegt. Aber gerade deshalb lässt sich sagen, dass der Erfahrungshintergrund der alltagssprachlichen Verwendung diese nicht nur in einen direkten Zusammenhang mit der im philosophischen Verständnis gemeinten Problematik des Nichts stellt, sondern darüber hinaus eine wesentliche inhaltliche Verbindung zwischen beiden Verwendungen insofern erkennen lässt, als er deutlich macht, dass im alltäglichen Sprachgebrauch die Rede vom ›Nichts‹ eine klare relationale Dimension hat, weil sie doch auf das fehlende Etwas bezogen ist. Diese Relationalität ist aber auch eine Konstante in der philosophischen Verwendung des Terminus (S. 1785bu).
  • Die Geschichte des Begriffes ›Nichts‹ – auch in ihrer strengeren philosophischen Dimension – hat eine erste, wichtige Quelle in der Geschichte der Religionen. Denn Religionen – seien sie ›a- theistische‹ (z.B. Taoismus, Zen-Buddhismus) oder theistische Religionen (z.B. Judentum, Christentum, Islam) konfrontieren den Menschen mit Grenzerfahrungen, deren religiöse Problematisierung einen wesentlichen Beitrag zur Bestimmung des Nichts bzw. zur Differenzierung der Bedeutungsebene darstellt. Zu denken ist hier z.B. an den im Buddhismus, Hinduismus und Jainismus gebrauchten Ausdruck ›Nirvána‹, mit dem je nach dem religiösen Kontext unterschiedliche verneinende Momente wie etwa Erlöschen des Individuellen, Aufhebung des Leidens oder das Aufgehen in die Leere des namenlosen ­Absoluten gemeint werden (S. 1786).
  • Für das Abendland setzt die Geschichte des Begriffes ›Nichts‹ mit der griech. Philosophie ein, in deren Entwicklung bereits mehrere Ansätze zur Erörterung dieser Frage herausgearbeitet werden, welche ihrerseits zur Herausbildung von zwei bis heute noch wirkenden Denktraditionen führen: die eine, die sich an Platon orientiert, betont den ontologischen Status des Nichts als die Dimension der Verschiedenheit (heteron) im Sein; während die andere, die sich in Anlehnung an Aristoteles entwickelt, den Akzent eher auf die Bestimmung des Nichts als ens potentialis ens rationis [potentielles Wesen bzw. ein Wesen der Vernunft] legt (S. 1786b).
  • Im Hinblick auf die »Vollständigkeit des Systems« beschäftigt sich Kant am Schluss der ›Transzendentalen Analytik‹ mit dem Begriff des Nichts und kommt zu dem Ergebnis einer vierfachen Bestimmung, und zwar als »ens rationis« (»Leerer Begriff ohne Gegenstand«), als »nihil privativum« (»Leerer Gegenstand eines Begriffs«), als »ens imaginarium« (»Leere Anschauung ohne Gegenstand«) und schließlich als »nihil negativum« (»Leerer Gegenstand ohne Begriff«). Den Unterschied zwischen dem »Nichts« als »ens rationis« und dem »Nichts« als »ens negativum« erläutert Kant so: »Man sieht, dass das Gedankending (n. 1.) von dem Undinge (n. 4.) dadurch unterschieden werde, dass jenes nicht unter die Möglichkeiten gezählt werden darf, weil es bloß Erdichtung (obzwar nicht widersprechende) ist, dieses aber der Möglichkeit entgegengesetzt ist, indem der Begriff sogar sich selbst aufhebt« (Kant, KrV B347-349). (S. 1786b-1787).
  • Im Rahmen der Reaktion (S. Kierkegaard, F. Nietzsche, A. Schopenhauer) auf die Philosophie des Deutschen ­Idealismus und insbes. auf die Positionen von Kant und Hegel wird die Nihilismusdiskussion im 19. Jh. der Ort sein, an dem die Frage nach dem Nichts eine neue philosophische Relevanz gewinnt, welche auch die Diskussion in der Philosophie des 20. Jh. wesentlich prägt (S. 1787).
  • Für Heidegger weist die Frage nach dem Nichts auf einen Bereich hin, der insofern ursprünglicher als der Bereich der Logik und insbes. der verneinenden Sätze ist, als dadurch diejenige Dimension angezeigt wird, angesichts welcher alles Seiende in die Gleichgültigkeit und Haltlosigkeit versinkt. Dem Menschen offenbart sich diese Dimension in der Grundstimmung der Angst. … In der Angst bekundet sich das Nichts als Hinfälligkeit des Seienden im Ganzen. Dies aber soll bedeuten, dass das Wesen des Nichts nicht vom Menschen, sondern aus dem ›Geschick des Seins‹ gedacht werden muss (S. 1787b).
  • Im Gegensatz zu Heidegger ist für Sartre das Nichts kein seinsgeschichtliches Ereignis, das jenseits der Welt geschieht, sondern ein innerweltliches Phänomen, das sich nur vom konkreten, in der Welt situierten Menschen her erklären lässt. Das Nichts kann als ein transphänomenaler Seinstypus aufgefasst werden. Dabei muss jedoch klar sein, dass die Transphänomenalität des Nichts auf ganz konkreten Verhaltensweisen des Menschen (Zerstörung, Abwesenheit, Entfernung, Veränderung, Ablehnung, Reue, usw.) basiert, die Sartre »négatités« nennt und die zeigen, dass das Nichts nur »mitten im Sein selbst, in seinem Herzen, wie ein Wurm« entstehen kann. … Dieser Seinstypus, durch welchen das Nichts in die Welt kommt, ist das Fürsichsein, das im Unterschied zum Ansichsein Bewusstsein von sich als von einem mit sich selbst nicht identischen Sein ist und das daher für die Seinsweise der menschlichen ­Freiheit steht. Mit der Verortung des Nichts im Vollzug der Freiheit des Menschen hat Sartre diese Kategorie nicht nur entmythologisiert, sondern sie darüber hinaus für die politische Philosophie rehabilitiert. Weil nämlich zur ­Praxis menschlicher ­Freiheit der Vollzug dieser negativen Kraft, durch die der Mensch sich vom Bestehenden distanzieren kann, gehört, kann sich der Mensch von der Determination seiner eigenen Konstrukte befreien und sich selbst und die Ordnung der Welt anders Damit hat Sartre eine bahnbrechende Perspektive für die neuere Diskussion des Begriffes ›Nichts‹ angezeigt (S. 1788).

MLPh

Nichts:  64 (9,1) Ergebnisse, Stichwort „Nichts“, Autor: Marco Bonato, S. 415

  • Nichts, hat in der Geschichte der Philosophie zwei verschiedene Stellenwerte gehabt: (1) Nichts als absolutes Nichts; (2) Nichts als Privation, Änderung, Mangel. Die erste Bedeutung wird durch Parmenides (VS 28 B6, 2) definiert: »Das Nichts ist nicht«, das Nichts kann weder gedacht noch aufgezeigt werden. Diese sogenannte eleatische Lehre setzt das Nichts als das Undenkbare und Unnennbare und allein das Sein ohne Vielfalt und Werden als denkbar und aussagbar fest. Dieser These zufolge kam die Sophistik zu der Position, dass das Nichts nicht ist, trotzdem führt der prädikative Gebrauch des Wortes »ist« in dem Satz »das Nichtssein ist Nichtssein« zu einer Relativierung des Seins.
  • Nichts als absolutes Nichts findet man erneut bei Plotin. Laut Plotin ist die Materie Nichts, weil potentiell Alles und deswegen ohne Gestalt. Weiter wird dieser Begriff in der creatio ex nihilo und in der negativen Theologie (Mystik) gebraucht. Für Scotus Eriugena ist Gott Nichts, weil er jedes Seiende überragend höher steht. Für Descartes ist das Nichts eine negative Idee: Das Nichts ist, was unendlich entfernt von der Vollkommenheit ist. Dergleichen definiert Kant das Nichts als leeren Begriff ohne Objekt.
  • Für Hegel ist es besonders wichtig herauszustellen, wie das Nichts in das Kategoriensystem einzuordnen ist. Hegel zufolge ist das Nichts der Ausgangspunkt der Logik bzw. der Wissenschaft der Logik, weil es das reine Sein ist, an dem es Nichts anzuschauen, Nichts zu denken gibt. Das Nichts ist das Unmittelbare, Unbestimmte. Das Nichts ist andererseits in unserem Anschauen und Denken (Logik, Ges. Werke 11, S.44 ff.). Der vereinende Bezugspunkt dieser zwei entgegengesetzten Momente, das Sein und das Nichts, ist das Werden. Insofern ist der Satz der Metaphysik ex nihilo nihil fit (aus Nichts wird Nichts) eine leere Tautologie. Wenn aber das Werden wirkliche Bedeutung haben soll, dann nur, weil das Nichts nicht Nichts bleibt, sondern in sein Anderes, in das Sein übergeht (Dialektik). Von diesem Standpunkt her lässt sich die Negation vom Nichts ableiten und nicht umgekehrt.
  • Gleichen hervorragenden Stellenwert findet das Nichts in der ersten Bedeutung im Denken Heideggers. Nichts ist etwas ohne weitere Bestimmung, d. h. das transzendentale Objekt des ontologischen Horizonts der Transzendenz. Das Wort »das Nichts nichtet« (Was ist Metaphysik?) bedeutet, dass das Seiende seine Gegenwärtigkeit aus dem Nichts gewinnt, dass nur im Horizont des Nichts das Seiende von der Selbstverständlichkeit sich ablöst und zur Frage wird.
  • Die zweite Bedeutung des Nichts als Änderung oder Negation ist von Platon (Sophistes) begründet worden. Das Nichts ›ist‹ und wird folglich als Andersheit das Seiende positiv mitkonstituieren. Das Nichts ist nicht mehr absolut, sondern relational, unterscheidend. Durch das Nichts wird die Verflechtung der Ideen, die Vielfalt, die Teilbarkeit, die Relation der Seienden untereinander erklärbar und v. a. ausdrückbar.
  • Von Seiten der Logiker wird das Nichts radikal verneint: Nichts bedeutet bloß »nicht-etwas«; aber auch phänomenologisch wird das Nichts als spekulative Illusion auf praktisches Erfahren beschränkt und deshalb als Ersetzbarkeit bzw. Privation aufgefasst (z.B. H. Bergson: L’évolution créatrice. Paris 1911. S. 298–323).

LThK

Nichts, Stichwort „Nichts“, Autoren: Johannes Laube (I. Religionswissenschaftlich), Klaus Hedwig (II. Philosophisch)

  • In der Geschichte der Religionen zeigt sich immer wieder, daß ab einer bestimmten Stufe des Nachdenkens über die Differenz zwischen religiöser Erfahrung einerseits und religiösem Sprechen anderseits sich Formen negativer Rede vom Heiligen als dem mysterium tremendum et fascino-sum In theistischen Religionen (z.B. Judentum; Christentum; Islam) kann man dann von Formen „negativer Theologie“ sprechen (vgl. jüd., islam., chr. Mystik; Dionysios Areopagites; Johannes Scottus Eriugena; Nikolaus v. Kues). Wo aber der Glaube an einen sich geschichtlich offenbarenden personalen Gott nicht in Betracht gezogen (z.B. gnost. Mystik) oder ausdrücklich abgelehnt wird (z.B. Zen-Buddhismus), sollte man allgemeiner von „negativer Mysteriologie“ sprechen. In einer solchen Mysteriologie weisen die Verneinungen vor allem in drei Richtungen: Erstens betonen sie die Nicht-identität des Mysteriums mit aller welthaften Wirklichkeit (vgl. Rigveda X, 129 u. Brihadär-anyaka-Upanishad). Zweitens erinnern sie an die Nichtigkeit alles Welthaften gegenüber dem Mysterium (vgl. z.B. Koh 1,2). Die dritte Richtung qualifiziert das Mysterium selbst (anders als Parmenides, Platon, Plotin) als „das Nichts“ und als das „Namenlose“, aus dem alles entspringt (vgl. Taoismus; Daodejing Kap.1), oder als die „Substanzleere“ (vgl. Buddhismus; Sanskrit shünyata, japan. kü), die das ewige Netz der wechselseitigen Abhängigkeit aller Erscheinungen (Sanskrit pratitya sa-mutpäda, japan. engi) ermöglicht. Oder sie deutet das ursprünglich negativ als „Erlöschen des Lebensfeuers“ verstandene Nirvãna als positives Absolutum (vgl. die chines. Nirvãna-Schule u. T’ient’ai-Schule). Oder sie beschreibt das Mysterium als Dialektik des „Weder-Noch“, die über alle Gegensätze, auch den von Nichtsein und Sein, hinausgeht und erst recht die einseitige Festlegung des Mysteriums auf die Seite der reinen Privation als Mangel an Sein verneint (z.B. Nãgãrjunas ‚Acht Verneinungen“ in „Mula-Mãdhyamaka Shãstra“, oder seine „Achtzehn Arten der Leere“ in „Mahã-prajnä-päramito-padesha“). Oder die negative Mysteriologie erscheint als die buddhistisch beeinflußte Religions-Philosophie der Kyoto-Schule, deren Autoren verschiedene Wege von und zum Absoluten als dem „absoluten Nichts“ (zettai mu) zu zeigen versuchen (v.a. K. Nishida, H. Tanabe, Keiji Nishitani, Shin’ichi Hisamatsu) (Laube 1993-2001, Sp. 811-812).
  • Das Nichts „ist“ ein Korrelat der Negation, das aber gerade „nicht“ ist. Die Problemgeschichte des Nichts (Kobusch) läßt sich als Exegese dieser Aporie lesen (Hedwig 1993-2001, Sp. 812).
  • Man kann zwei Traditions-Stränge abheben, die für die gegenwärtige Diskussion aufschlußreich sind: Nach Aristoteles (metaph. 1089 a 15) wird das un ὄν, ähnlich wie das ὄv, „mannigfach“ (πολλαχῶς) ausgesagt: Es bezeichnet das Potentielle, das Nicht-dieses und das Falsche im Urteil (phys. 225 a 20) (Hedwig 1993-2001, Sp. 812).
  • Dort, wo man die Endlichkeit radikalisiert, geht das Nichts in den „Nihilismus“ über, den F. Nietzsche als platonisch-christichen „Widerwillen“, als „Nicht-leben-Wollen“ versteht. Für Heidegger, der S. Kierkegaard rezipiert („Begriff der Angst“), ist das Nichts der „Schleier des Seins“, für J.-P. Sartre das „Loch“ (trou), in das Bewußtsein „gefressen“ wie von einem „Wurm“.
  • Es ist daher – von Aristoteles über Kant bis zur Analytischen Philosophie – zu Recht gefordert worden, die bestimmte Negation am Leitfaden des Realen widerspruchslos zu rekonstruieren u. das Nichts (nihil negativum) als Kontradiktion auszublenden. Anderseits aber wird im Negativen des Schmerzes, der vorprädikativ bis zur „Angst“ reicht, etwas anderes erfahrbar, dessen ontologischer Status kategorial unbekannt und dessen logische Beschreibung aporetisch ist. An den Grenzen, wenn es um „alles oder nichts“ geht, treten Paradoxien auf. (Hedwig 1993-2001, Sp. 813).

RGG4

Nichts: Stichwort „Nichts“, Autor: Michael Steinmann (2007)

  • Bei der philos. Beschäftigung mit dem Nichts lassen sich logische und metaphysische Zugangsweisen unterscheiden. Auf der Ebene der Logik werden traditionell die verschiedenen Bedeutungen der Rede vom Nichts diskutiert. So unterscheidet z.B. I. Kant vier mögliche Bedeutungen: Erstens das Nichts als ens rationis, d. h. als bloßes „Gedankending“ im Sinn eines widerspruchsfreien Begriffs; zweitens das Nichts als ens imaginarium, d.h. als bloßes Spiel der Anschauung; drittens das Nichts als nihil privativum, d.h. als Negation oder als Mangel; viertens das Nichts als nihil negativum, d.h. als »Unding« im Sinn eines in sich widersprüchlichen Begriffs (Kritik der reinen Vernunft, 1781, B 347f.). Die Terminologie und Deutung dieser Möglichkeiten variiert zwar im Lauf der Tradition, hält sich jedoch zumeist im Rahmen der von Kant genannten Unterscheidungen. Die moderne Logik und Sprachanalyse kritisiert dagegen jede gegenständliche Rede vom Nichts als leeren Begriff, bzw. als Hypostasierung sprachlicher Elemente. Sie stützt sich allein auf die als dritte genannte Bedeutung, die Verneinung, die sie formallogisch interpretiert. Auf der Ebene der Metaphysik bestimmt sich das Nichts in Relation zum Verständnis des Begriffs vom Sein (Sp. 286).
  • Mit Plotin etabliert sich eine Denkfigur, die das Nichts nicht als Moment im Sein, sondern in der Transzendenz eines Überseienden fundiert. So ist das Prinzip des Einen, das in seiner Fülle über allem bestimmten Seienden steht, von diesem aus gesehen ein Nichtseiendes (Plot. Enneaden Vl 9,5). Korrelativ dazu erscheint die Materie, insofern sie sich in ihrem Sein nicht selbst begründen kann, sondern vom Einen abhängig ist, als ein Nichtseiendes (Enneaden I 8,5). Diese Verklammerung von überseiendem Prinzip und in sich nichtiger Materie wirkt in vielfältiger Weise im Bereich der Theol. Sie bereitet den Boden für den Gottesbegriff der negativen Theologie sowie für das Verständnis der Sünde als Bewegung weg vom eigentlichen Sein (vgl. Aug.conf. XII 11). Zugleich erlaubt sie den Übergang vom Begriff des Nichtseienden, der auf Seiendes bezogen bleibt, hin zu einem als absolut verstandenen Nichts. Dieses Verständnis erlangt große Bedeutung in der christi. Mystik, etwa bei Meister Eckhart, sowie im östlichen Denken, v.a. im Buddhismus. In metaphorischer Verwendung wird es in der Nichtigkeitserfahrung des modernen Nihilismus relevant (Sp. 287).
  • Auch für M. Heidegger ist das Nichts eine immanente Bedingung des Seins, wobei er jedoch, hist. gesehen, nicht an die Dialektik, sondern an die Konzeption der Transzendenz anschließt. Seiendes ist demnach wesensmäßig endlich durch Möglichkeit bestimmt. …. J.-P. Sartre schließt eng an Heidegger an. Für ihn begründet sich das Nichts jedoch gerade durch das Bewußtsein, in dessen Möglichkeit der Selbstdistanz. In diesem Sinn führt die Verbindung von Sein und Nichts zu einer Theorie absoluter Freiheit und Verantwortlichkeit (L etre et le néant, 1943) (Sp. 288).
  • Hegels, Heideggers und Sartres Konzeption nehmen insg. das Problembewußtsein der Antike auf und vermeiden jede absolute oder gegenständliche Rede vom Nichts, indem sie es in einer Differenz im Seienden selbst verorten. Die Möglichkeit einer solchen Verortung ist allerdings davon abhängig, daß eine genuin begriffliche Verständnisweise nicht notwendig als bedeutungsleer und hypostasierend aufgefaßt wird. So geht es den Konzeptionen insg. zugleich darum, die Geltung formaler Logik und Semantik für die Grundlagen der Philos. zu beschränken (Sp. 288).

Hegel (1970): Wissenschaft der Logik I

Nichts: 258 (58,2) Ergebnisse

  • Hier mag daraus nur dies angeführt werden, daß es Nichts gibt, nichts im Himmel oder in der Natur oder im Geiste oder wo es sei, was nicht ebenso die Unmittelbarkeit enthält als die Vermittlung, so daß sich diese beiden Bestimmungen als ungetrennt und untrennbar und jener Gegensatz sich als ein Nichtiges zeigt (S. 66).
  • Es ist noch Nichts, und es soll Etwas werden. Der Anfang ist nicht das reine Nichts, sondern ein Nichts, von dem Etwas ausgehen soll; das Sein ist also auch schon im Anfang enthalten. Der Anfang enthält also beides, Sein und Nichts; ist die Einheit von Sein und Nichts, – oder ist Nichtsein, das zugleich Sein, und Sein, das zugleich Nichtsein ist (S. 73).
  • Ferner: Sein und Nichts sind im Anfang als unterschieden vorhanden; denn er weist auf etwas anderes hin; – er ist ein Nichtsein, das auf das Sein als auf ein Anderes bezogen ist; das Anfangende ist noch nicht; es geht erst dem Sein zu (S. 73).
  • Nichts, das reine Nichts; es ist einfache Gleichheit mit sich selbst, vollkommene Leerheit, Bestimmungs- und Inhaltslosigkeit; Ununterschiedenheit in ihm selbst. – Insofern Anschauen oder Denken hier erwähnt werden kann, so gilt es als ein Unterschied, ob etwas oder nichts angeschaut oder gedacht wird. Nichts Anschauen oder Denken hat also eine Bedeutung; beide werden unterschieden, so ist (existiert) Nichts in unserem Anschauen oder Denken; oder vielmehr ist es das leere Anschauen und Denken selbst und dasselbe leere Anschauen oder Denken als das reine Sein. – Nichts ist somit dieselbe Bestimmung oder vielmehr Bestimmungslosigkeit und damit überhaupt dasselbe, was das reine Sein ist (S. 83).
  • Das reine Sein und das reine Nichts ist also dasselbe. Was die Wahrheit ist, ist weder das Sein noch das Nichts, sondern daß das Sein in Nichts und das Nichts in Sein – nicht übergeht, sondern übergegangen ist. Aber ebensosehr ist die Wahrheit nicht ihre Ununterschiedenheit, sondern daß sie nicht dasselbe, daß sie absolut unterschieden, aber ebenso ungetrennt und untrennbar sind und unmittelbar jedes in seinem Gegenteil verschwindet. Ihre Wahrheit ist also diese Bewegung des unmittelbaren Verschwindens des einen in dem anderen: das Werden; eine Bewegung, worin beide unterschieden sind, aber durch einen Unterschied, der sich ebenso unmittelbar aufgelöst hat (S. 83).
  • Nichts pflegt dem Etwas entgegengesetzt zu werden; Etwas aber ist schon ein bestimmtes Seiendes, das sich von anderem Etwas unterscheidet; so ist also auch das dem Etwas entgegengesetzte Nichts, das Nichts von irgend Etwas, ein bestimmtes Nichts. Hier aber ist das Nichts in seiner unbestimmten Einfachheit zu nehmen. – Wollte man es für richtiger halten, daß statt des Nichts dem Sein das Nichtsein entgegengesetzt würde, so wäre in Rücksicht auf das Resultat nichts dawider zu haben, denn im Nichtsein ist die Beziehung auf das Sein enthalten; es ist beides, Sein und die Negation desselben, in einem ausgesprochen, das Nichts, wie es im Werden ist. Aber es ist zunächst nicht um die Form der Entgegensetzung, d. i. zugleich der Beziehung zu tun, sondern um die abstrakte, unmittelbare Negation, das Nichts rein für sich, die beziehungslose Verneinung, – was man, wenn man will, auch durch das bloße Nicht ausdrücken könnte (S. 84).
  • Es wäre nicht schwer, diese Einheit von Sein und Nichts in jedem Beispiele, in jedem Wirklichen oder Gedanken aufzuzeigen. Es muß dasselbe, was oben von der Unmittelbarkeit und Vermittlung (welche letztere eine Beziehung aufeinander, damit Negation enthält), vom Sein und Nichts gesagt werden, daß es nirgend im Himmel und auf Erden etwas gebe, was nicht beides, Sein und Nichts, in sich enthielte. Freilich, da hierbei von einem irgend Etwas und Wirklichem die Rede wird, so sind darin jene Bestimmungen nicht mehr in der vollkommenen Unwahrheit, in der sie als Sein und Nichts sind, vorhanden, sondern in einer weiteren Bestimmung, und werden z. B. als Positives und Negatives aufgefaßt, jenes das gesetzte, reflektierte Sein, dieses das gesetzte, reflektierte Nichts; aber Positives und Negatives enthalten jenes das Sein, dieses das Nichts als ihre abstrakte Grundlage (S. 86).
  • Man kann nicht die Absicht haben wollen, den Verwirrungen, in welche sich das gewöhnliche Bewußtsein bei einem solchen logischen Satze versetzt, nach allen Seiten hin begegnen zu wollen, denn sie sind unerschöpflich. Es können nur einige erwähnt werden. Ein Grund solcher Verwirrungen ist unter anderen, daß das Bewußtsein zu solchem abstrakten logischen Satze Vorstellungen von einem konkreten Etwas mitbringt und vergißt, daß von einem solchen nicht die Rede ist, sondern nur von den reinen Abstraktionen des Seins und Nichts, und daß diese allein festzuhalten sind (S. 87).

Sartre (2022 [1. Aufl. 1993]): Das Sein und das Nichts

  • Das bedeutet, daß das Sein früher als das Nichts ist und es begründet. Das heißt nicht nur, daß das Sein dem Nichts gegenüber einen logischen Vorrang hat, sondern auch, daß es das Sein ist, von dem das Nichts konkret seine Wirksamkeit herleitet. Das drückten wir dadurch aus, daß wir sagten, das Nichts sucht das Sein heim. Das bedeutet, daß das Sein in keiner Weise des Nichts bedarf, um sich erfassen zu lassen, und daß man seinen Begriff erschöpfend untersuchen kann, ohne darin die kleinste Spur des Nichts zu Im Gegensatz dazu kann das Nichts, das nicht ist, nur eine entliehene Existenz haben ; vom Sein nimmt es sein Sein; sein Nichts an Sein wird nur in den Grenzen des Seins angetroffen, und das totale Verschwinden des Seins wäre nicht der Beginn der Herrschaft des Nicht-seins, Sondern im Gegenteil das gleichzeitige Schwindes des Nichts: Nicht-sein gibt es nur an der Oberfläche des Seins (S. 70).
  • Wenn man das Problem genauer angehen will, muß man zunächst anerkennen, daß wir dem Nichts die Eigenschaft, «sich zu nichten», nicht zugestehen können. Denn obwohl das Verb «sich nichten» erdacht worden ist, um dem Nichts noch den leisesten Anflug von Sein zu nehmen, muß man zugeben, daß allein das Sein sich nichten kann, denn wie auch immer, um sich nichten zu können, muß man sein. Aber das Nichts ist nicht . Wenn wir davon sprechen können, so deshalb, weil es nur einen Anschein von Sein hat, ein entliehenes Sein, wie wir oben festgestellt haben. Das Nichts ist nicht, das Nichts wird geseint; das Nichts nichtet sich nicht, das Nichts «wird genichtet». Also bleibt, daß ein Sein existieren muß – das nicht das An-sich sein könnte – und das die Eigenschaft hat, das Nichts zu nichten, es mit seinem Sein zu tragen, es ständig mit seiner eigenen Existenz zu stützen, ein Sein, durch das das Nichts zu den Dingen kommt. Aber wie muß dieses Sein in bezug auf das Nichts sein, damit durch es das Nichts zu den Dingen kommt? Zunächst muß man beachten, daß das betreffende Sein nicht passiv sein kann in bezug auf das Nichts: es kann es nicht empfangen; das Nichts könnte zu diesem Sein nicht kommen, es sei denn durch ein anderes Sein – was uns unendlich weiterverwiese. Andererseits kann aber das Sein, durch das das Nichts zur Welt kommt, das Nichts nicht hervorbringen und gleichzeitig indifferent gegenüber dieser Hervorbringung bleiben wie die Ursache der Stoiker, die ihre Wirkung hervorbringt, ohne sich zu verändern. Es wäre undenkbar, daß ein Sein, das volle Positivität ist, außerhalb seiner ein transzendentes Nichts an Sein aufrechterhielte und schaffte, denn im Sein gäbe es nichts, wodurch das Sein sich auf das Nicht-sein hin überschreiten könnte. Das Sein, dass durch das Nichts in die Welt kommt, muss das Nichts in seinem Sein nichten, und auch so liefe es noch Gefahr, dass Nichts als ein Transzendentes innerhalb der Immanenz zu etablieren, wenn es nicht das Nichts in seinem Sein im Hinblick auf sein Sein Das Sein, durch das das Nichts in die Welt kommt, ist ein Sein, in dem es in seinem Sein um das Nichts seines Seins geht: das Sein, durch das das Nichts zur Welt kommt, muss sein eigenes Nichts sein. Und darunter darf man nicht einen nichtenden Akt verstehen, der seinerseits eine Grundlage im Sein erforderte, sondern ein ontologisches Merkmal des erforderten Seins. Fragt sich nur, in welcher delikaten, erlesenen Region des Seins wir dem Sein, das sein eigenes nichts ist, begegnen werden (S. 80-81).
  • So haben wir also das erste Ziel dieser Untersuchung erreicht: der Mensch ist das Sein, durch das das Nichts zur WeIt kommt. Aber diese Frage ruft sofort eine andere hervor: Was muß der Mensch in seinem Sein sein, damit durch ihn das Nichts zum Sein kommt? (S. 83).
  • Dieser Möglichkeit der menschlichen Realität, ein Nichts abzusondern, von dem sie isoliert wird, hat Descartes, nach den Stoikern, einen Namen gegeben: Aber Freiheit ist hier nur ein Wort. Wenn wir weiter in die Frage eindringen wollen, dürfen wir uns nicht mit dieser Antwort begnügen und müssen uns jetzt fragen: Was muß die menschliche Freiheit sein, wenn durch sie das Nichts zur Welt kommen solI? (S. 84).
  • Was wir Freiheit nennen, ist also unmöglich vom Sein der «menschlichen-Realität» zu unterscheiden. Der Mensch ist keineswegs zunächst, um dann frei zu sein, sondern es gibt keinen Unterschied zwischen dem Sein des Menschen und seinem «Freisein». Es gilt hier also nicht ohne Umschweife eine Frage anzugehen, die erschöpfend nur im Licht einer genauen Klärung des menschlichen Seins behandelt werden kann, sondern wir haben die Freiheit in Verbindung mit dem Problem des Nichts zu behandeln, und zwar genau in dem Maß, wie sie sein Erscheinen bedingt (S. 84-85).
  • Bleibt zu erklären, was diese Abtrennung, diese Loslösung der Bewußtseine ist, von der jede Negation bedingt wird. … Was das Vorherige vom Nachherigen trennt, ist gerade nichts. Und dieses nichts [rien] ist absolut unüberwindlich, eben weil es nichts ist; denn in jedem zu überwinden Hindernis steckt etwas Positives, das sich als etwas zu Überwindendes darbietet (S. 89).
  • Die Bedingung dafür, daß die menschliche-Realität die Welt ganz oder teilweise negieren kann, ist also, daß sie das Nichts [néant] in sich trägt als das nichts [rien], durch das ihre Gegenwart von ihrer ganzen Vergangenheit getrennt ist. Aber das ist noch nicht alles, denn das betreffende nichts [rien] hätte noch nicht den Sinn des Nichts [néant]: eine Aussetzung des Seins, die unbenannt bliebe, die kein Bewußtsein von einer Seins-Aussetzung wäre, käme von außerhalb des Bewußtseins und hätte zur Folge, es in zwei Teile zu schneiden und damit wieder Opazität in diese absolute Luzidität hineinzubringen. Im übrigen wäre dieses nichts [rien] keineswegs negativ. Das Nichts [néant] ist, wie wir oben gesehen haben, Grundlage der Negation, weil es sie in sich birgt, weil es die Negation als Sein ist. Also muß sich das bewußte Sein in bezug auf seine Vergangenheit als durch ein Nichts [néant] von dieser Vergangenheit getrennt konstituieren; es muß Bewußtsein von diesem Seinsschnitt sein, aber nicht als von einem Phänomen, das es erleidet, sondern als von einer Bewußtseinsstruktur, die es ist. Die Freiheit ist das menschliche Sein, das seine Vergangenheit aus dem Spiel bringt, indem es sein eigenes Nichts [néant] absondert. Wohlgemerkt, diese erste Notwendigkeit, sein eigenes Nichts [néant] zu sein, erscheint dem Bewußtsein nicht sporadisch anläßlich einzelner Negationen: es gibt keinen Augenblick des psychischen Lebens, wo nicht, zumindest als sekundäre Strukturen, negative oder fragende Verhaltensweisen erscheinen; und ständig lebt sich das Bewußtsein selbst als Nichtung seines vergangenen Seins. …
    Wenn unsere Analysen uns nicht fehlgeleitet haben, muß für das menschliche Sein, insofern es sich bewußt ist, zu sein, eine bestimmte Art existieren, sich seiner Vergangenheit und seiner Zukunft gegenüber als etwas zu halten als diese Vergangenheit und diese Zukunft seiend und zugleich nicht Wir können auf diese Frage eine unmittelbare Antwort liefern: in der Angst gewinnt der Mensch Bewußtsein von seiner Freiheit, oder, wenn man lieber will, die Angst ist der Seinsmodus der Freiheit als Seinsbewußtsein, in der Angst steht die Freiheit für sich selbst in ihrem Sein in Frage.
    Wenn Kierkegaard vor der Schuld die Angst beschreibt, kennzeichnet er sie als Angst vor der Freiheit. Aber Heidegger, von dem man weiß, wie sehr er von Kierkegaard beeinflußt war, betrachtet im Gegenteil die Angst als das Erfassen des Nichts. Diese beiden Beschreibungen der Angst scheinen uns nicht kontradiktorisch: im Gegenteil, sie implizieren einander (S. 90-91).
  • Damit der Mensch fragen kann, muß er sein eigenes Nichts sein können, das heißt: er kann nur dann Ursprung des Nicht-seins im Sein sein, wenn sich sein Sein in ihn selbst, durch ihn selbst mit Nichts durchdringt: so erscheinen die Transzendenzen der Vergangenheit und der Zukunft im zeitlichen Sein der menschlichen-Realität (S. 118).
  • Glossar: Nichts, nichts néant, Das néant ist Struktur des Bewußtseins, das rien ist unbewußtes Nichts. Sartre hält sich nicht immer an diese Unterscheidung. Wir unterscheiden durch Groß- und Kleinschreibung: néant = „Nichts“, rien = „nichts“. Wo Unklarheiten entstehen könnten oder beide Formen nebeneinander auftauchen, setzen wir den französischen Begriff in Klammern hinzu (S. 1119).

Neumann (1989): Die Philosophie des Nichts

  • Das NICHTS ist kein Gegenstand. Es ist weder ein Objekt der Theorie noch der Praxis. Es kann nicht gedacht, besprochen noch kann nach ihm gehandelt werden, sondern nur es kann vorgestellt, gemeint und nach ihm etwas getan werden (was (s)eine Rationalisierung ist), solange es nicht selbst denkt, spricht und handelt, wodurch es sich aufhebt und als Wesen der Welt erscheint. Das NICHTS ist der Begriff des Subjekts, d. h., es ist sein Schein, der sich als Schein weiß. Eigentlich ist es die Arbeit, das Schmutzige, „me on“ in der antiken Philosophie, dass Nichtige (die Frau, der Sklave) zu. Es gibt es schlichtweg nicht, d. h., es ist nicht, oder, wo es ist, vernichtet es sich selbst; es ist die Negation der Objekte oder Negativität überhaupt, die nirgendwo positiv erscheint (außer als Begriff). Modern ist es Not, Leid und Elend: Entfremdung durch Marx, das verdrängte Bewusstsein jener: unbewusstes Bewusstsein nach Freud.
  • Das NICHTS des NICHTS ist seine Natur, deren Bewusstsein der Mensch begreifen muss, wenn er seine Unterdrückung aufheben und Mensch werden will. NICHTS lehrt Denken, Sprechen und Handeln. Im NICHTS emanzipieren und revolutionieren sich die Politik, die Wissenschaft und die Medizin durch sich selbst (Selbstkritik – der Begriffe). Die heute herrschenden Begriffe (der Moderne) bedürfen des NICHTS, um sich aufzuheben (S. 7).
  • Was das Anschauen und das Denken betrifft, so sei es nach Hegel ein Unterschied, „ob etwas oder NICHTS angeschaut oder gedacht wird. NICHTS anschauen oder denken hat also eine Bedeutung; beide werden unterschieden, so ist (existiert) NICHTS in unserem Anschauen oder Denken“ (ebenda). NICHTS ist (oder existiert) in unserem Anschauen oder Denken nur, wenn NICHTS angeschaut oder gedacht wird. Die Bedeutung von letzterem lässt das NICHTS existieren (sein). Erst wenn ich NICHTS anschaue oder denke, ist es Etwas, und das Sein oder die Existenz des NICHTS im Anschauen oder Denken. Das NICHTS kann also immer nur als etwas angeschaut (empfunden, gefühlt) oder gedacht (bearbeitet) werden, so wie der Neurotiker z. B. das unbewusste Bewusstsein als Gefühl erfährt und die Psychoanalyse den solchermaßen Kranken aufgrund seiner Träume und Symptome behandelt (der Mann wird durch die Frau nur affiziert oder sie ist für ihn ein Objekt (von Arbeit), wie die Natur). Als das leere Anschauen und Denken wie das reine Sein ist es das Empfinden oder Arbeiten des NICHTS, d. h., auch das NICHTS erscheint als dieses Gefühl oder die Spannung, die das Bewusstsein ist, und es arbeitet wie das Sein (Bewusstsein), weil es als unbewusstes Bewusstsein an sich selbst ein Bewusstsein ist (S. 13).

 

 

Bloch (1970): Tübinger Einleitung in die Philosophie

Nichts: 170 (44,9) Ergebnisse  

  • Die rechte Welt also steht nach diesen Worten sowohl vor der Tür, auf die wissenden Menschen als Rufer und Bahnbrecher angewiesen, wie noch unentschieden-latent hinter der Tür; Philosophie, mit Noch-Nicht im Begriff, artikuliert beides. – Schließlich, das Noch-Nicht selber betreffend, in kategorialer Form, mit dem Nicht zuvor, mit dem Nichts oder Alles am umgehenden Ende, es wird das im „Prinzip Hoffnung“ (S. 356 ff.) erst recht verdichtet: „Was an sich und unmittelbar als Jetzt vor sich geht, ist so noch leer. Das Daß im Jetzt ist hohl, ist nur erst unbestimmt, als ein gärend Nicht. Als das Nicht, womit alles ansetzt und beginnt, um das jedes Etwas noch gebaut ist. Das Nicht ist nicht da, aber indem es derart das Nicht eines Da ist, ist es nicht einfach Nicht, sondern zugleich das Nicht-Da. Als solches hält es das Nicht bei sich nicht aus, ist vielmehr aufs Da eines Etwas treibend bezogen. Das Nicht ist Mangel an Etwas und ebenso Flucht aus diesem Mangel; so ist es Treiben nach dem, was ihm fehlt. Mit Nicht wird also das Treiben in den Lebewesen abgebildet: als Trieb, Bedürfnis, Streben und primär als Hunger. In diesem aber meldet sich das Nicht eines Da als ein Nicht-Haben, und zwar durchaus als ein Nicht, nicht als ein Nichts. Weil das Nicht Anfang zu jeder Bewegung nach etwas ist, so ist es eben darum keineswegs ein Nichts. Vielmehr: Nicht und Nichts müssen zunächst so weit voneinander gehalten werden wie möglich; das ganze Abenteuer der Bestimmung liegt zwischen ihnen. Das Nicht liegt im Ursprung als das noch Leere, Unbestimmte, Unentschiedene, als Start zum Anfang; das Nichts dagegen ist ein Bestimmtes. Es setzt Bemühungen voraus, lang ausgebrochenen Prozeß, der schließlich vereitelt wird, und der Akt des Nichts ist nicht wie der des Nicht ein Treiben, sondern eine Vernichtung“ (S. 218).
  • Logisch tritt das Nichts (Nihil) nicht wie das Nicht (Non) in dem verneinenden und unendlichen Urteil auf, sondern im schiefen Verhältnis zu jeder sinnvollen Aussage überhaupt. Es erscheint als noch dem Schwindel verwandt in Sätzen des Unsinns, von der Art: „Ein Messer ohne Klinge, dem der Griff fehlt“ oder, mit Nähe zum Wahnsinn, in „erschöpfend“ disjunktiven Urteilen von der Art: „Ein Dreieck ist entweder grün oder jähzornig.“ Das Nichts erscheint weiter, als absurde Zumutung oder schale Unverschämtheit, in Sätzen des Widersinns, von der Art: „Ein viereckiger Kreis“ oder „Da Cajus allein war, vermehrte er sich zahlreich.“ Daß ein Dreieck jähzornig ist, enthält an sich noch keinen Widersinn, das Nichts in dieser Aussage beruht darauf, daß das Prädikat zum Subjekt fremd, noch gleichgültig disparat ist. Aber daß ein Kreis viereckig ist, diese Aussage involviert ein Nichts als unverträglich und blickt in ihrer Bedeutung darauf hin (S. 250).
  • Vernichtendes Nichts ist dann das ausgebrochene Un-Wesen an der ausgebrochenen Sache selber, an der über Etwas und Erscheinung an sich weitergediehenen. Und schließlich ist zur Gestalt eines rein zum Nichts gehörenden negativen Nichts vorausgesetzt, daß es sich so feindlich wie hart gegen das Positivum festhält, also noch nicht oder nicht mehr dialektisch einbezogen oder einbeziehbar ist. Zu diesem harten Nichts gehört vor allem eben das nicht gleichgültig, sondern vernichtend Disparate, das ist jenes Disparate, das nur in einem einzigen Schnittpunkt, in dem des Vernichtens, der Katastrophe, keines ist. ltem, der Unterschied zwischen Nicht und Nichts ist bereit im formallogischen Unterschied kenntlich, den die das Ja suchende Verneinung von Unsinn, Widersinn, Gegensinn aufweist. Ist das Nicht Hunger und zugleich noch unerlangbares Was an Brot, so reicht das Nichts ausschließlich Steine statt Brot (S. 251).
  • Die Ontologie des Nichts braucht keinen eigenen Ungrund, aus dem von nirgendwoher die schwarze Todeskarte gereicht wird; das ist mythologischer Dualismus. Dieser mag zwar besser sein als die sogenannte Seinstrunkenheit in Bausch und Bogen, die den Teil des Nichts fast ganz aus ihrem Weltbegriff verloren hat, wonach es dann in allen panlogischen Weltbildern nicht nur keinen Platz für Übel gibt, sondern auch keinen rechten für Zeit, gar für Utopie; denn alles muß dann dargestellt werden, als sei es wie gelungen. Trotzdem ist die Finsternis kein originäres Weltprinzip, dualistisch neben dem Ursprung; auf manichäische, Schellingsche Art. Abgrund wie Berg gründen in dem Desiderium, das, im Menschen sich innewerdend, im Grund von allem treibt und zieht. Derart also ist die Begründung des dezidierten Mangels oder Nichts (mit seinen Ausbrüchen und Zerschellungen) dem aufgeschlossenen Bedenken des Mangelns, des Nicht-Habens so wenig unerreichbar, daß sie der zehrenden Sucht mensch- wie welthaft immaniert; was weiter zu begründen ist (S. 253).
  • In diesen historisch konkret entwickelten Seinsbestimmungen bricht erst das Nichts als die eigentlich giftige Andersheit auf und aus; mit der dem Lebendigsein und so fort entsprechenden Klimax: Krankheit, Chaos, Anti-Sinn, totales Umsonst. All das bildet Tod, und das Nichts, das als dieser sich effektuiert… (S. 256)
  • Die Sucht, der dezidierte Mangel an sich selber sind geschichtslos, das Nichts hat keinen zeitlichen Horizont, aber es schmarotzt und frißt an der Zeit, die sich erfüllen will. Infolgedessen findet sich eine allemal nur indirekte und negative Geschichtsphilosophie des Nichts, im gleichen Zug mit der Geschichtsphilosophie des versuchten Fülle-Seins. Steigende Nacht und steigendes Licht, Herades und Jesus, Nero und Urchristentum, Faschismus und Anfang der klassenlosen Gesellschaft, höchste Drangsal und mögliche Nähe der höchsten Rettung gehören historisch wie in allen Rettungs-Archetypen zusammen: die Unheilsgeschichte ist mit der Heilsgeschichte verschränkt, wird eben mit ihr erst groß. Das ist die Explikation des Nichts im Prozeß oder der Platz, welchen das Endlose, also Wider-Eigentliche im Weltprozeß als einer währenden Resultatlosigkeit findet (S. 256-257).

Ludger Lütkehaus (2008): Nichts

Ludger Lütkehaus hat sich in einer 766 Seiten starken Monographie mit dem Wort „Nichts“ und seiner Verwendung in der Philosophie, Theologie, Literatur und Kunst beschäftigt (Lütkehaus 2008). Er hat alles zusammengetragen, was im Laufe der Geschichte dieser Wissenschaften und Künste in Verbindung mit dem Wort „Nichts“ zu finden ist. Eine Charakterisierung oder Zusammenfassung der verschiedenen Auffassungen und Verwendungen ist in dem Werk allerdings nicht enthalten. Auch findet keine Analyse der Verwendung des Wortes in der Alltagssprache statt. Die vielen Beispiele verdeutlichen aber, dass es wenig sinnvolle Aussagen mit dem Wort gibt. Viele Sätze und Feststellungen muten eher wie Wortspielereien an. „Jedenfalls führt jeder Versuch zu sagen, was das Nichts sei, auf dasselbe Problem: Was per definitionem nichts, nichts als nichts sein soll, ist als Gedachtes, Gesagtes, Vorgestelltes nicht mehr nichts. Es soll etwas gedacht werden, was nichts ist. Aber das kann nur um den Preis getan werden, dass etwas gedacht wird, was nichts ist, also nicht völlig nichts ist“ (Lütkehaus 2008, S. 611). Aus dem Zitat ist auch erkennbar, dass Lütkehaus nicht konsequent zwischen dem Substantiv „Nichts“ und den Indefinitpronomen „nichts“ unterscheidet.

Ich stimme Günther Neumann zu, der feststellt, die Studie sei „eher literarisch ausgerichtet und verbleibt philosophisch oberflächlich“ (Günther Neumann: Der Anfang der abendländischen Philosophie. Berlin 2006. S. 62)

Auswertungen

Vorbemerkungen

Zur Analyse der Begriffsgeschichte und der Begriffsverwendungen werden folgende Artikel aus philosophischen und theologischen Lexika herangezogen, in Klammern die Anzahl der A4-Seiten (S.) bzw. Anzahl der Spalten (Sp.) sowie die Anzahl der insgesamt angegebenen Literaturquellen (Lit.).

HWPh: Stichwort „Nichts, Nichtseiendes“, Autor: Theo Kobusch (34 S., 179 Lit.)

EPh: Stichwort „Nichts“, Autor Raúl Fornet-Betancourt (5 S. 25 Lit.)

MLPh: Stichwort „Nichts“, Autor: Marco Bonato (0,75 S., 6 Lit.)

LThK: Stichwort „Nichts“, Autoren: Johannes Laube, Klaus Hedwig (1,5 S., 12 Lit.)

RGG4: Stichwort „Nichts“, Autor: Michael Steinmann (2 Sp., 7 Lit.)

Die generalisierenden Aussagen beziehen sich auf diese fünf Beiträge sowie die fünf Monographien: (Hegel 1970), (Sartre 2022 [1. Aufl. 1993]), (Bloch 1970) (Neumann 1989) und (Lütkehaus 2008).

Häufigkeiten

Tab. Normierte Häufigkeit von „Nichts“

 

HWPh

EPh

MLPh

WL I

Bloch (1970)

Nichts

12,4

6,8

9,1

58,2

44,9

In allen drei philosophischen Lexika tritt das Wort „Nichts“ selten auf, mit Ausnahme des HWPh, das das „Nichts“ mit einer mittleren Häufigkeit enthält, was vor allem auf den Beitrag von Theo Kobusch zurückzuführen ist. Erstaunlich ist die sehr häufige Verwendung bei Hegel in der WL I und Bloch (1970). Eine Ermittlung der Häufigkeiten bei Sartre, Neumann und Lütkehaus war mir nicht möglich.

Diskussion ausgewählter Probleme

Bezüge zur alltagssprachlichen Verwendung von Nichts in philosophischen Texten

Lediglich im Beitrag des Theologen und Befreiungsphilosophen Raúl Fornet-Betancourt in der EPh wird auf den Bezug zur Alltagssprache eingegangen. Nach seiner Meinung sind die  Grundzüge der komplexen Erfahrung, die der alltagssprachlichen Verwendung des Ausdrucks ›Nichts‹ zugrunde liegen „Verneinung, Mangel, Entzug, Vergänglichkeit und Kontingenz“. Dieser Erfahrungshintergrund der alltagssprachlichen Verwendung steht „nicht nur in einen direkten Zusammenhang mit der im philosophischen Verständnis gemeinten Problematik des Nichts“, sondern ist „darüber hinaus eine wesentliche inhaltliche Verbindung zwischen beiden Verwendungen …, als er deutlich macht, dass im alltäglichen Sprachgebrauch die Rede vom ›Nichts‹ eine klare relationale Dimension hat, weil sie doch auf das fehlende Etwas bezogen ist. Diese Relationalität ist aber auch eine Konstante in der philosophischen Verwendung des Terminus (Fornet-Betancourt 2010, S. 1785bu).

Die Aussagen von Fornet-Betancourt enthalten einige zutreffende Gedanken aber auch Probleme. So lassen sich weder alle alltagssprachlichen Verwendungen noch alle in der Philosophie gewendeten Bedeutungen auf ein fehlendes Etwas beziehen. Eine genaue Analyse der alltagssprachlichen Verwendungen (vgl. https://philosophie-neu.de/zur-verwendung-der-worter-sein-und-nichts-in-der-alltagssprache/) ergab neben der Hauptbedeutung der vollständigen Abwesenheit von Objekten zwei weitere Bedeutungen, die kein Bezug zur Hauptbedeutung haben. Weiterhin zeigte die Analyse zahlreicher Phraseme mit „Nichts“, dass diese nur in wenigen Fällen mit der Hauptbedeutung in Verbindung stehen. Die Verwendung von nichts in den Texten von Sartre, Bloch und auch Hegel haben wenig Bezug auf ein fehlendes Etwas.

Es ist aber schon erstaunlich, dass in den weitaus umfangreicheren Begriffsanalysen etwa von Kobusch und Lütkehaus die alltagssprachlichen Verwendungen von „Nichts“ und ihre Beziehungen zu philosophischen Bedeutungen nicht diskutiert werden.

Zur Unterscheidung von „nicht“, „nichts“ und „Nichts“

Zwischen dem Partikel „nicht“, dem Indefinitpronomen „nichts“ und seiner Nominalisierung „das Nichts“ wird oft in den gesichteten Texten nicht unterschieden. So stellt Johannes Laube zur Verwendung des Wortes „Nichts“ in Religionswissenschaften fest, dass in zahlreichen Religionen das Wort „Nichts“ zum einen verbunden wird mit allen Arten des verneinenden Redens und Denkens. Damit unterscheidet er an dieser Stelle nicht zwischen dem Negationspartikel „nicht“ und dem Substantiv „Nichts“.

Auch Hegel ist in seiner Schreibweise nicht konsequent. In der WDL I schreibt er: „Hier mag daraus nur dies angeführt werden, daß es Nichts gibt, nichts im Himmel oder in der Natur oder im Geiste oder wo es sei, was nicht ebenso die Unmittelbarkeit enthält als die Vermittlung, so daß sich diese beiden Bestimmungen als ungetrennt und untrennbar und jener Gegensatz sich als ein Nichtiges zeigt“ (WDL I, S. 66). In der Formulierung „… daß es Nichts gibt, nichts im Himmel…“ Wird das Wort „nichts“ in beiden Fällen als Indefinitpronomen verwendet, muss also klein geschrieben werden.

Bei Sartre (2022 [1. Aufl. 1993]) gibt es eine sehr große Anzahl von Formulierungen in deren Übersetzung von Hans Schöneberg und Traugott König die Wörter „Nichts“ und „nichts“ auftreten. Im Glossar zum Buch weisen die Übersetzer auf die Probleme der Unterscheidung der beiden Wörter hin: „Das néant ist Struktur des Bewußtseins, das rien ist unbewußtes Nichts. Sartre hält sich nicht immer an diese Unterscheidung. Wir unterscheiden durch Groß- und Kleinschreibung: néant = „Nichts“, rien = „nichts“. Wo Unklarheiten entstehen könnten oder beide Formen nebeneinander auftauchen, setzen wir den französischen Begriff in Klammern hinzu“ (Sartre 2022 [1. Aufl. 1993], S. 1119). Ein Beispiel zeigt, dass eine Unterscheidung aus dem Kontext z. T. kaum möglich ist: „Die Bedingung dafür, daß die menschliche-Realität die Welt ganz oder teilweise negieren kann, ist also, daß sie das Nichts [néant] in sich trägt als das nichts [rien], durch das ihre Gegenwart von ihrer ganzen Vergangenheit getrennt ist. Aber das ist noch nicht alles, denn das betreffende nichts [rien] hätte noch nicht den Sinn des Nichts [néant]: eine Aussetzung des Seins, die unbenannt bliebe, die kein Bewußtsein von einer Seins-Aussetzung wäre, käme von außerhalb des Bewußtseins und hätte zur Folge, es in zwei Teile zu schneiden und damit wieder Opazität in diese absolute Luzidität hineinzubringen“ (Sartre 2022 [1. Aufl. 1993], S. 90).

Unterscheidung von Nichtsein, Nichtseiendes und Nichts

Die Nomina „Nichtsein“, „Nichtseiendes“ und „Nichts“ werden in der Literatur oft nicht differenziert betrachtet. Dies betrifft auch Schriften von Hegel, auf den die Verwendung des Wortes „Nichts“ in der neuzeitlichen Philosophie wesentlich zurückgeht. Er schreibt: „Wollte man es für richtiger halten, daß statt des Nichts dem Sein das Nichtsein entgegengesetzt würde, so wäre in Rücksicht auf das Resultat nichts dawider zu haben, denn im Nichtsein ist die Beziehung auf das Sein enthalten; es ist beides, Sein und die Negation desselben, in einem ausgesprochen, das Nichts, wie es im Werden ist. Aber es ist zunächst nicht um die Form der Entgegensetzung, d. i. zugleich der Beziehung zu tun, sondern um die abstrakte, unmittelbare Negation, das Nichts rein für sich, die beziehungslose Verneinung, – was man, wenn man will, auch durch das bloße Nicht ausdrücken könnte“ (WL I, S. 84). Danach haben für Hegel die Wörter Nichts, Nichtsein und Nicht im Prinzip die gleiche Bedeutung. Er hat sich für das Wort „Nichts“ entschieden, um zum Ausdruck zu bringen, dass es ihm am Anfang der Philosophie darum geht, einen bestimmungslosen, unvermittelten Begriff zu verwenden und im Begriff „Nichtsein“ der Bezug zum Sein enthalten ist. Dazu ist zunächst zu sagen, dass die Wörter nicht den gleichen grammatischen Status haben. Das Nichts ist eine Nominalisierung des Indefinitpronomens „nichts“ und das Nicht eine Nominalisierung des Negationspartikels „nicht“. Nichtsein ist eine Verneinung des Wortes „Sein“. Daraus ergeben sich durchaus mehrere Bedeutungsunterschiede. Auch im folgenden verwendet Hegel beide Wörter in gleichem Sinne. „Ferner: Sein und Nichts sind im Anfang als unterschieden vorhanden; denn er weist auf etwas anderes hin; – er ist ein Nichtsein, das auf das Sein als auf ein Anderes bezogen ist; das Anfangende ist noch nicht; es geht erst dem Sein zu. Der Anfang enthält also das Sein als ein solches, das sich von dem Nichtsein entfernt oder es aufhebt, als ein ihm Entgegengesetztes“ (WL I. S. 73). In dem Zitat bedeutet für Hegel „Nichtsein“ das „Noch-Nicht-Sein“ und entspricht damit meinem Begriff des Noch-nicht-Existierenden.

Nach Theo Kobusch (2007) und auch anderen Quellen (Fornet-Betancourt 2010, Bonato 2008) beginnt die Geschichte des Begriffes „Nichts“ mit dem Lehrgedicht des Parmenides. Dies scheint fraglich, da in Übersetzungen des Lehrgedichts das Wort „Nichts“ überhaupt nicht oder nur selten auftritt. In der Übersetzung von Hermann Diels (Diels 1897) kommt das Wort nur zweimal vor und in der Übersetzung von Helmut Hille (http://www.helmut-hille.de/parmen1.html), der sich an der Übersetzung von Kurt Riezler einschließlich der Korrekturen von Hans-Georg Gadamer orientiert, überhaupt nicht. Es werden in der Regel die Worte „Nichtsein“ oder „Nichtseiendes“ verwendet.

In dem Stichwort „Nichts, Nichtseiendes“ im HWPh, Autor Theo Kobusch (2007), erfolgt in den umfangreichen Ausführungen über 34 Seiten häufig ein Wechsel zwischen den beiden Wörtern, ohne dass ein Unterschied erkennbar wird. So werden etwa Auffassungen von Aristoteles zum Nichtsein bzw. Nichtseienden unter die Geschichte des Begriffs „Nichts“ subsumiert. Dabei tritt in der Übersetzung der Metaphysik von Herrmann Bonitz, bearb. von Horst Seidl, das Wort „Nichts“ nur dreimal auf.

Auffassungen von Hegel zum Nichts und ihre Fehlinterpretationen

Hegel hat sich zu Beginn der Wissenschaft der Logik ausführlich mit der Frage beschäftigt, womit der Anfang der Wissenschaft gemacht werden muss (WL I, S. 65 ff.). Er kommt zu dem Schluss: „So muß der Anfang absoluter oder, was hier gleichbedeutend ist, abstrakter Anfang sein; er darf so nichts voraussetzen, muß durch nichts vermittelt sein noch einen Grund haben; er soll vielmehr selbst Grund der ganzen Wissenschaft sein. Er muß daher schlechthin ein Unmittelbares sein oder vielmehr nur das Unmittelbare selbst. Wie er nicht gegen Anderes eine Bestimmung haben kann, so kann er auch keine in sich, keinen Inhalt enthalten, denn dergleichen wäre Unterscheidung und Beziehung von Verschiedenem aufeinander, somit eine Vermittlung“ (WL I, S. 68-69). Entsprechend seinem Prinzip der Untrennbarkeit von Gegensätzen verwendet er für den so von ihm bestimmten Anfang die beiden Wörter „Sein“ und „Nichts“. Das Wort „Nichts“ hat dabei ausdrücklich nicht das Moment der Negation, sondern „es ist einfache Gleichheit mit sich selbst, vollkommene Leerheit, Bestimmungs- und Inhaltslosigkeit; Ununterschiedenheit in ihm selbst“ (WL I, S. 83).

Hegel hat mit Verwendung des Wortes „Nichts“ als Grundbegriff und zudem auch noch mit der faktischen Gleichsetzung der beiden Wörter „Nichtsein“ und „Nichts“ (s. o.) aus meiner Sicht eine erhebliche Verwirrung ausgelöst, die mit der von ihm gegebenen Begründung der Unmittelbarkeit nicht zu rechtfertigen ist. Die Rezeption von Hegel hätte sich an dieser Stelle wesentlich vereinfacht, wenn er auf das Wort „Nichts“ verzichtet hätte. Das Anliegen von Hegel lässt sich durch die von mir gewählte axiomatische Methode ohne Verwendung des philosophisch ungeklärten und umstrittenen Worts „Nichts“ erreichen. Das Nichtexistierende im axiomatischen Sinne ist genauso unbestimmt wie das Wort Existierendes im axiomatischen Sinne. Zwischen beiden gibt es im Axiomensystem keine inhaltlichen Beziehungen.

In keiner der von mir gesichteten Quellen wird auf den von Hegel mit dem Wort „Nichts“ verbundenen Grundgedanken in zutreffender Weise eingegangen. Dies wird allerdings auch durch bestimmte Formulierung von Hegel unterstützt. So spricht Hegel an einer Stelle von dem Nichts als der „beziehungslosen Verneinung“ (WL I, S. 84), obwohl der Aspekt der Verneinung in der Explikation des Begriffs „Nichts“ gar nicht auftritt. Für Lütkehaus (2008) ist dies aber etwas „Unerhörtes, … eine irritierende Behauptung: Verneinungen implizieren nun einmal immer Beziehungen, wenn auch negative“ (Lütkehaus 2008, S. 658).

Für Kobusch steht Hegel mit der These, beim «wahren Nichts» anzufangen, „in der mystischen Tradition. Hegels Lehre vom Nichts ist kritische Mystik.“ Er spricht von einer „Hegelsche Mißdeutung des Begriffs ‹Nichts›“ (Kobusch 2007, S. 826).

Bei Marco Bonato findet sich die seltsame Formulierung: „Hegel zufolge ist das Nichts der Ausgangspunkt der Logik bzw. der Wissenschaft der Logik, weil es das reine Sein ist, an dem es Nichts anzuschauen, Nichts zu denken gibt“ (Bonato 2008, S. 415). Hegel hat sich dazu klar geäußert: „Der Anfang enthält also beides, Sein und Nichts; ist die Einheit von Sein und Nichts, – oder ist Nichtsein, das zugleich Sein, und Sein, das zugleich Nichtsein ist“ (S. 73).

Hegel hat sich zu Gründen geäußert, die aus seiner Sicht zu Verwirrungen führen können: „Man kann nicht die Absicht haben wollen, den Verwirrungen, in welche sich das gewöhnliche Bewußtsein bei einem solchen logischen Satze versetzt, nach allen Seiten hin begegnen zu wollen, denn sie sind unerschöpflich. Es können nur einige erwähnt werden. Ein Grund solcher Verwirrungen ist unter anderen, daß das Bewußtsein zu solchem abstrakten logischen Satze Vorstellungen von einem konkreten Etwas mitbringt und vergißt, daß von einem solchen nicht die Rede ist, sondern nur von den reinen Abstraktionen des Seins und Nichts, und daß diese allein festzuhalten sind“ (WL I, S. 87).

Bedeutungen von „Nichts“ in philosophischen Texten

Im folgenden werden Aussagen aus den gesichteten Texten zusammengestellt und diskutiert, die sich ausdrücklich auf Bedeutungen und Verwendungen des Wortes „Nichts“ außer bei Hegel (s. o.) und in religiösen Kontexten (s. u.) beziehen. Es erfolgt eine Beschränkung auf bedeutende Philosophen und interessante Begriffsbildungen.

Das Wort «nihil» hat nach Wilhelm von Ockham mehrere Bedeutungen: Es wird in synkategorematischer Bedeutung im Sinne eines universalen, negativen, distributiven Zeichens gebraucht und steht auch in kategorematischem Sinn für etwas, von dem gesagt wird, es sei ein Nichts. Und zwar wird Nichts sowohl das genannt, was nicht real ist und kein reales Sein hat, wie auch solches, dem es (wie der Chimäre) innerlich widerstreitet, ein reales Sein zu haben (Kobusch 2007, S. 813). Zur Bedeutung von Synkategorema und Kategorema schreibt Ockham: „Die kategorematischen Termini haben eine bestimmte und feststehende Bedeutung; wie [etwa] das Nomen ‹Mensch› alle Menschen und das Nomen ‹Lebewesen› alle Lebewesen und das Nomen ‹Weißsein› jedes Weißsein bezeichnet. Die synkategorematischen Termini aber, zu denen [etwa] ‹jeder›, ‹kein›, ‹irgendein›, ‹ganz›, ‹außer›, ‹nur›, ‹insofern als› und ähnliche gehören, haben keine bestimmte und feststehende Bedeutung, und sie bedeuten auch nicht gewisse Dinge, die von den durch die Kategorema bedeuteten verschieden sind“ (Hans-Michael Baumgartner in HWPh Bd. 4, S. 712-713). Die erste Bedeutung als unselbstständiges Wort betrifft nicht das Nomen „Nichts“, sondern das Indefinitpronomen „nichts“. Die zweite Bedeutung beinhaltet, dass es sich um Objekte geht, die nicht Bestandteil der Realität sind, im damaligen Verständnis also etwa Fantasiebilder, etwa von einer Chimäre, wie sie in antiken Malereien auftritt. Eine Chimäre kann allerdings nach dem heutigen Kenntnisstand durchaus ein reales Lebewesen sein. In der Biologie wird mit Chimäre ein Organismus bezeichnet, der aus genetisch unterschiedlichen Zellen bzw. Geweben aufgebaut ist und dennoch ein einheitliches Individuum darstellt. Das Nichts im Sinne von Ockham aus damaliger Sicht kann aber durchaus benannt werden, es ist zum Beispiel eine nicht in Wirklichkeit existierende Vorstellung eines Objektes oder auch ihre mentale Entäußerung als Zeichnung oder schriftliche Darstellung. Es handelt sich also nicht um eine vollständige Abwesenheit, die Hauptbedeutung des Wortes in der Alltagssprache. „Nichts“ entspricht bei Ockham der Bedeutung des Nichtrealen.

Nach Bovillus ist «Nichts» das, was weder ist, noch gewesen ist noch je sein wird, und deswegen das, «was keine Möglichkeit zum Sein hat». Es ist die absolute und äußerste Beraubung und Negation jeglicher Substanz, der das Nichtsein so zukommt, wie Gott das Sein. Deswegen ist das Nichts als das aktuell unendliche Nichtseiendes zu denken. In ähnlicher Weise hat Leonardo da Vinci das Nichts als das im Reich der Natur nicht Vorfindbare verstanden. «Das, was als Nichts bezeichnet wird, ist nur in der Zeit und in den Worten zu finden. Es liegt in der Zeit zwischen der Vergangenheit und der Zukunft, ohne etwas von der Gegenwart zu enthalten, und ebenso in den Worten, wenn die Dinge, von denen die Rede ist, nicht bestehen oder unmöglich sind» (Kobusch 2007, S. 891).

Während Bovillus das Vorhandensein des Nichts sowohl in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ausschließt, womit vom „unendlichen Nichtseienden“ gesprochen werden kann, ist für da Vinci das Nichts nur aktuell nicht vorfindbar, kann aber durchaus in der Vergangenheit vorhanden gewesen sein oder in der Zukunft vorhanden sein bzw. auch mit Worten formuliert werden können. Dies entspricht meiner Auffassung vom Nicht-mehr-Existierenden und Noch-nicht-Existierenden, die beide auch verbal ausgedrückt werden können.

Immanuel Kant hat sich im Anhang des Kapitels zur transzendentalen Analytik in der KrV mit Amphibolie [Zweideutigkeit] der Reflexionsbegriffe in Auseinandersetzung mit den Auffassungen von Leibniz beschäftigt. Er betrachtet dabei vier Kategorientitel: Einerleiheit/Verschiedenheit, Einstimmung/Widerstreit, Inneres/Äußeres und Materie/Form. „Weil die Kategorien die einzigen Begriffe sind, die sich auf Gegenstände überhaupt beziehen, so wird die Unterscheidung eines Gegenstandes, ob er Etwas, oder Nichts sei, nach der Ordnung und Anweisung der Kategorien fortgehen“ (Kant KrV B 346). Diese spezielle Herangehensweise führt ihn auf folgende vier Bedeutungen des Wortes Nichts: Nichts ist zuerst zu verstehen im Sinne eines «leeren Begriffs ohne Gegenstand», das, wie z.B. das Ding an sich, nicht unter die „Möglichkeiten“ gerechnet werden kann, weil ihm, obzwar er in sich nicht selbstwidersprüchlich ist, keine mögliche Anschauung entspricht. Der Begriff „Nichts“ ist zweitens als „Begriff von dem Mangel eines Gegenstandes, drittens als eine „bloße Form der Anschauung, ohne Substanz“ und viertens als „Gegenstand eines Begriffs, der sich selbst widerspricht“, zu verstehen (KrV B 347 f.).

Die erste Bedeutung entspricht einem rein mentalen Objekt (bei Kant Vernunftwesen), zu dem es keine Entsprechung in der Realität gibt (außer dem äußerten Mentalen zu diesem Objekt). Beispiele wären das Ding an sich, die Vorstellung von einem idealen Staat oder einem idealen Menschen. In der zweiten Bedeutung ist es die Negation eines realen Objektes, das vorhanden ist, aber das Moment des Fehlens besitzt. Als Beispiel nennt Kant den Schatten oder die Kälte. Beides sind reale Objekte als Negation von Licht und Wärme. In der dritten Bedeutung geht es um Objekte, wie der reine Raum und die reine Zeit, die Kant als formale Bedingungen oder Formen bezeichnet. Raum und Zeit sind Begriffe als Abstraktion realer räumliche und zeitliche Beziehungen. Wie alle abstrakten Begriffe existieren auch diese nur in der Vorstellung von Menschen. Als Beispiel für den vierten Fall eines Begriffs, der einen inneren Widerspruch enthält, nennt Kant ein „geradlinige Figur von zwei Seiten“. Damit meint er möglicherweise eine gradlinig begrenzte Figur in der Ebene, die nur zwei Seiten hat und aus seiner Sicht nicht möglich ist. Das wäre mathematisch nicht korrekt, da auch zwei Strahlen mit gemeinsamem Anfangspunkt eine Figur mit zwei Seiten sind. Ein Beispiel für einen solchen mathematischen Gegenstand, dass von Meinung in die Diskussion eingebracht wurde, ist ein rundes Viereck. Die vierte Bedeutung wird auch bei Ockham und Bloch genannt.

Für Kant ist „Gegenstand“ offensichtlich ein Grundbegriff, der nicht auf weitere Begriffe zurückgeführt werden kann (KrV B 346). Er umfasst nach seinen Betrachtungen zum Nichts auch mentale Objekte, wie in der ersten und vierten Bedeutung. Damit entspricht der Begriff Gegenstand bei Kant meinem Begriff des Objektes.

Auf die Auffassungen von Kant wird in allen Texten eingegangen, nach Steinmann variiert zwar „die Terminologie und Deutung dieser Möglichkeiten … im Lauf der Tradition, hält sich jedoch zumeist im Rahmen der von Kant genannten Unterscheidungen“ (Steinmann 2007, Sp. 286). Dies trifft zu mindestens nicht für die Auffassungen von Sartre und Bloch zum Nichts zu.

In seinem voluminösen Werk „Das Sein und das Nichts“ (722 S. in der Ausgabe von 1943) behandelt Jean-Paul Sartre im ersten Teil das Problem des Nichts. Er stellt zunächst fest, „daß das Sein früher als das Nichts ist und es begründet.“ Dies bedeutet für ihn, „daß das Sein in keiner Weise des Nichts bedarf, um sich erfassen zu lassen, und daß man seinen Begriff erschöpfend untersuchen kann, ohne darin die kleinste Spur des Nichts zu finden“ (S. 70). Damit unterscheidet er sich grundsätzlich von den Auffassungen von Hegel und anderen, nach denen Sein und Nichts eine Einheit bilden und eins das andere bedingt. Unter Verwendung der Terminologie von Heidegger versucht er auf einer allgemeinen Ebene den Zusammenhang von Sein und Nichts zu beschreiben und sagt unter anderem: „Das Nichts ist nicht, das Nichts wird geseint; das Nichts nichtet sich nicht, das Nichts «wird genichtet». Also bleibt, daß ein Sein existieren muß – das nicht das An-sich sein könnte – und das die Eigenschaft hat, das Nichts zu nichten, es mit seinem Sein zu tragen, es ständig mit seiner eigenen Existenz zu stützen, ein Sein, durch das das Nichts zu den Dingen kommt“ (S. 80). Dieses Sein, durch das das Nichts in die Welt kommt, muss nach Sartre „sein eigenes Nichts sein“ (S. 81). Nach den langen Vorbereitungen wendet er sich auf der Suche nach dem Sein, durch das das Nichts zur Welt kommt, dem Menschen zu, der sich als ein Sein anbietet, „das das Nichts in der Welt aufbrechen lässt“ (S. 82). Er stellt dann die Frage. „Was muss der Mensch in seinem Sein sein, damit durch ihn das Nichts zum Sein kommt?“ (S. 83). Die Antwort findet er bei Descartes: „Dieser Möglichkeit der menschlichen Realität, ein Nichts abzusondern, von dem sie isoliert wird, hat Descartes, nach den Stoikern, einen Namen gegeben: Freiheit“ (S. 84).

Sein letzter Gedanke bei der Analyse des Nichts, dass durch das Sein des Menschen in die Welt kommt, ist die Frage wie der Mensch das Bewusstsein seiner Freiheit gewinnt. „Wir können auf diese Frage eine unmittelbare Antwort liefern: in der Angst gewinnt der Mensch Bewußtsein von seiner Freiheit, oder, wenn man lieber will, die Angst ist der Seinsmodus der Freiheit als Seinsbewußtsein, in der Angst steht die Freiheit für sich selbst in ihrem Sein in Frage“ (S. 91).

Mit diesen Explikationen zum Wort „Nichts“ hat Sartre nach Meinung von Fornet-Betancourt „eine bahnbrechende Perspektive für die neuere Diskussion des Begriffes ›Nichts‹ angezeigt“ (Fornet-Betancourt 2010, S. 1788). Die Betrachtungen zum Nichts führen Sartre letztlich zu den Begriffen der Freiheit und der Angst. Ohne auf diese Begriffe und ihre Momente bei Sartre und anderen näher einzugehen, kann festgestellt werden, dass zu ihrer Explikation ein Begriff von „Nichts“ nicht notwendig benötigt wird.

Ernst Bloch verwendet in seinem Buch „Tübinger Einleitung in die Philosophie (1970)“ extensiv das Wort „Nicht“, sowohl als selbstständiges Nomen als auch in zahlreichen Wortkombinationen wie Noch-Nicht, Nicht-Mehr, Nicht-Erscheinung, Nicht-Da, Nicht-Haben und andere. Außer Bloch ist nur Hegel in einer Nebenbemerkung zur möglichen Ersetzung von „Nichts“ durch „Nicht“ auf das Wort „Nicht“ eingegangen. Für Bloch bedeutet das Nicht etwas, „womit alles ansetzt und beginnt, um das jedes Etwas noch gebaut ist. Das Nicht ist nicht da, aber indem es derart das Nicht eines Da ist, ist es nicht einfach Nicht, sondern zugleich das Nicht-Da. Als solches hält es das Nicht bei sich nicht aus, ist vielmehr aufs Da eines Etwas treibend bezogen. Das Nicht ist Mangel an Etwas und ebenso Flucht aus diesem Mangel; so ist es Treiben nach dem, was ihm fehlt. Mit Nicht wird also das Treiben in den Lebewesen abgebildet: als Trieb, Bedürfnis, Streben und primär als Hunger (S. 218).

Bloch unterscheidet zwischen dem „Nicht“ und dem „Nichts“. „Nicht und Nichts müssen zunächst so weit voneinander gehalten werden wie möglich; das ganze Abenteuer der Bestimmung liegt zwischen ihnen. Das Nicht liegt im Ursprung als das noch Leere, Unbestimmte, Unentschiedene, als Start zum Anfang; das Nichts dagegen ist ein Bestimmtes. Es setzt Bemühungen voraus, lang ausgebrochenen Prozeß, der schließlich vereitelt wird, und der Akt des Nichts ist nicht wie der des Nicht ein Treiben, sondern eine Vernichtung“ (Bloch 1970, S. 218). Das „Nichts“ ist im Rahmen seiner Utopie-Konzeptionen eine extrem negativ konnotierte Kategorie als Gegenbegriff zum Alles. Das Nichts ist dabei „die eigentlich giftige Andersheit auf und aus; mit der dem Lebendigsein und so fort entsprechenden Klimax: Krankheit, Chaos, Anti-Sinn, totales Umsonst. All das bildet Tod, und das Nichts, das als dieser sich effektuiert… das Nichts hat keinen zeitlichen Horizont, aber es schmarotzt und frißt an der Zeit, die sich erfüllen will“ (S. 256). Geschichtliche Perspektiven sind für Bloch nur als Gegensätze zu begreifen: „Steigende Nacht und steigendes Licht, Herades und Jesus, Nero und Urchristentum, Faschismus und Anfang der klassenlosen Gesellschaft, höchste Drangsal und mögliche Nähe der höchsten Rettung gehören historisch wie in allen Rettungs-Archetypen zusammen: die Unheilsgeschichte ist mit der Heilsgeschichte verschränkt, wird eben mit ihr erst groß. Das ist die Explikation des Nichts im Prozeß oder der Platz, welchen das Endlose, also Wider-Eigentliche im Weltprozeß als einer währenden Resultatlosigkeit findet“ (Bloch 1970, S. 256–257).

Für das Nichts in diesem Sinne als eine düstere, unheilvolle Zukunftsperspektive können auch die Begriff Dystopie, Anti-Utopie und negative Utopie verwendet werden, mit denen im gesellschaftstheoretischen Kontext eine literarische Gattung bezeichnet wird. Es ist allerdings auch fraglich, ob man eine Zukunftsperspektive dichotomisch als alles oder nichts beschreiben kann.

Das Nichts im religiösen Kontext

Raúl Fornet-Betancourt weist deutlich auf die religiösen Quellen in der Begriffsgeschichte hin: „Die Geschichte des Begriffes ›Nichts‹ – auch in ihrer strengeren philosophischen Dimension – hat eine erste, wichtige Quelle in der Geschichte der Religionen. Denn Religionen – seien sie ›a- theistische‹ (z.B. Taoismus, Zen-Buddhismus) oder theistische Religionen (z.B. Judentum, Christentum, Islam) konfrontieren den Menschen mit Grenzerfahrungen, deren religiöse Problematisierung einen wesentlichen Beitrag zur Bestimmung des Nichts bzw. zur Differenzierung der Bedeutungsebene darstellt“ (Fornet-Betancourt 2010, S. 1786).

Nach den Ausführungen von Johannes Laube im LThK zur Verwendung des Wortes „Nichts“ in Religionswissenschaften qualifiziert das Mysterium selbst als „das Nichts“ und als das „Namenlose“, aus dem alles entspringt (vgl. Taoismus; Daodejing Kap.1), oder als die „Substanzleere“ (vgl. Buddhismus; Sanskrit shünyata, japan. kü), die das ewige Netz der wechselseitigen Abhängigkeit aller Erscheinungen (Sanskrit pratitya sa-mutpäda, japan. engi) ermöglicht. Das ursprünglich negativ als „Erlöschen des Lebensfeuers“ verstandene Nirvãna wird als positives Absolutum gedeutet (vgl. die chines. Nirvãna-Schule u. T’ient’ai-Schule). Die negative Mysteriologie erscheint als die buddhistisch beeinflußte Religions-Philosophie der Kyoto-Schule, deren Autoren verschiedene Wege von und zum Absoluten als dem „absoluten Nichts“ (zettai mu) zu zeigen versuchen (Laube 1993-2001, Sp. 812). Generell kann man offensichtlich im religiösen Kontext von der mystischen Rolle des Wortes „Nichts“ sprechen.

Nach Kobusch (2007) hat der Gnostiker BASILIDES (erste Hälfte des 2. Jh.) wohl zum ersten Mal dem Gedanken Ausdruck verliehen, der die Grundlage aller negativen Theologie ist: Gott ist das Nichts …  aber auch die geschaffene Welt ist in anderem Sinne ein Nichts (Kobusch 2007, S. 809).

Nach kabbalistischer Lehre ist der Hervorgang der Sefiroth, d.h. der verschiedenen innergöttlichen Manifestationen des göttlichen Wesens, aus der ersten Sefira, als eine Schöpfung aus Nichts zu begreifen, denn diese ist das «Ur-Nichts» (‚ajin gamur) (Kobusch 2007, S. 816).

Johannes Tauler expliziert den Begriff „Nichts“ in folgender Weise: Der Mensch ist in doppelter Weise ein Nichts. Das natürliche Nichts besteht darin, daß «wir von Natur aus nichts sind», das gebrechliche Nichts ist unsere Sünde. Mit diesem «doppelten Nichts» soll sich der Mensch vor Gottes Füße legen. Indem der Mensch sich all seiner Kräfte entäußert, «in sein lauteres Nichts sinkt», «in reinem und bloßem Nichts verharrt» und so ganz zunichte wird, vollzieht sich seine Vereinigung mit Gott (Kobusch 2007, S. 817).

Um das Sein und Gewordensein der Dinge philosophisch, d.h. in seiner Notwendigkeit begreifen zu können, muß nach Böhme vorausgesetzt werden, daß Gott zwar die Dinge aus Nichts gemacht hat, daß aber er selbst dieses Nichts ist, und zwar als «eine in sich wohnende Liebe-Lust, darinnen kein Affect ist»; diese Lust ist als ein «freyer Wille, und gegen die Natur zu achten als ein Nichts» [5]. Das Nichts Gottes ist also seine «stille Freiheit», die «vor dem Begehren außer der Sucht ist» (Kobusch 2007, S. 824).

„Mit Plotin etabliert sich eine Denkfigur, die das Nichts nicht als Moment im Sein, sondern in der Transzendenz eines Überseienden fundiert. … Korrelativ dazu erscheint die Materie, insofern sie sich in ihrem Sein nicht selbst begründen kann, sondern vom Einen abhängig ist, als ein Nichtseiendes (Enneaden I 8,5). Diese Verklammerung von überseiendem Prinzip und in sich nichtiger Materie wirkt in vielfältiger Weise im Bereich der Theologie Sie bereitet den Boden für den Gottesbegriff der negativen Theologie sowie für das Verständnis der Sünde als Bewegung weg vom eigentlichen Sein (vgl. Aug.conf. XII 11). Zugleich erlaubt sie den Übergang vom Begriff des Nichtseienden, der auf Seiendes bezogen bleibt, hin zu einem als absolut verstandenen Nichts. Dieses Verständnis erlangt große Bedeutung in der christlichen Mystik, etwa bei Meister Eckhart, sowie im östlichen Denken, v.a. im Buddhismus. In metaphorischer Verwendung wird es in der Nichtigkeitserfahrung des modernen Nihilismus relevant“ (Steinmann 2007, Sp. 287).

Ethische Momente von „Nichts“

Nach Hedwig (1993-2001) wird von Aristoteles über Kant bis zur Analytischen Philosophie zu Recht gefordert worden, die bestimmte Negation am Leitfaden des Realen widerspruchslos zu rekonstruieren und das Nichts als Kontradiktion auszublenden. Anderseits aber wird im Negativen des Schmerzes, der vorprädikativ bis zur „Angst“ reicht, etwas anderes erfahrbar, dessen ontologischer Status kategorial unbekannt und dessen logische Beschreibung aporetisch ist (Hedwig 1993-2001, Sp. 813).

Nach Kobusch hat M. Blondel hat in seinem 1893 erschienenen Hauptwerk die inneren Widersprüche des Schopenhauerschen «Nihilismus» aufzudecken versucht, indem er deutlich macht, inwiefern es unmöglich ist, das Nichts zu erfahren oder zu wollen. «Was heißt das für gewöhnlich, das Nichts wollen und es erfahren? Es heißt skrupellos nach dem Genuß streben, sich dem Sinnenleben verschreiben …, die Menschen verachten und das eigene Ich überspannen. Man will das Nichts und genießt in Wirklichkeit alles, was es nur geben kann.» Dem stellt Blondel seinen mystischen Nichts-Begriff gegenüber: in Wirklichkeit das Nichts wollen und es erfahren heißt vielmehr, «in Entsagung sich von den Scheingütern lösen; … es hieße, durch stufenweises Auslöschen des Ich nach und nach sterben und durch diese Abtötung das Nichtsein entscheidend erproben (Kobusch 2007, S. 833).

Auch die Bedeutung von „Nichts“ bei Bloch (1970) hat vor allem ethisch-moralisch Momente, wie oben dargestellt.

Dynamische Betrachtungen zum Nichts

In den gesichteten fünf Monographien wird außer bei Hegel das Nichts als etwas Statisches angesehen. Bei Hegel hat es auch einen dynamischen Charakter. Nichts und Sein sind nach Hegel durch das „Werden“ verbunden, worunter Hegel sowohl Entstehen als auch Vergehen von Objekten versteht. Das etwas aus dem Nichts entstehen kann ist aber auch ein Moment in seiner theologischen Bedeutung.

Sinnfreie und widersprüchliche Aussagen zum Nichts

Das Wort nichts verleitet zahlreiche Autoren zu recht abstrusen und sinnfreien Formulierungen. Eine erstaunliche Ansammlung findet sich in dem Buch „Nichts“ von Ludger Lütkehaus (2008). Er hat sich in einer 766 Seiten starken Monographie mit dem Wort „Nichts“ und seiner Verwendung in der Philosophie, Theologie, Literatur und Kunst beschäftigt und akribisch alles zusammengetragen, was im Laufe der Geschichte dieser Wissenschaften und Künste in Verbindung mit dem Wort „Nichts“ zu finden ist. Eine Charakterisierung oder Zusammenfassung der verschiedenen Auffassungen und Verwendungen ist in dem Werk allerdings nicht enthalten. Auch findet keine Analyse der Verwendung des Wortes in der Alltagssprache statt. Ein Beispiel für seine eher wie Wortspielereien anmutenden Formulierungen ist: „Jedenfalls führt jeder Versuch zu sagen, was das Nichts sei, auf dasselbe Problem: Was per definitionem nichts, nichts als nichts sein soll, ist als Gedachtes, Gesagtes, Vorgestelltes nicht mehr nichts. Es soll etwas gedacht werden, was nichts ist. Aber das kann nur um den Preis getan werden, dass etwas gedacht wird, was nichts ist, also nicht völlig nichts ist“ (Lütkehaus 2008, S. 611). Aus dem Zitat, das ein Resümee seiner Untersuchungen darstellt, ist auch erkennbar, dass Lütkehaus nicht konsequent zwischen dem Substantiv „Nichts“ und den Indefinitpronomen „nichts“ unterscheidet.

Neumann (1989) stellt einerseits fest. „Das NICHTS ist kein Gegenstand. Es ist weder ein Objekt der Theorie noch der Praxis. Es kann nicht gedacht, besprochen noch kann nach ihm gehandelt werden“ andererseits sagt er aber auch: „Im NICHTS emanzipieren und revolutionieren sich die Politik, die Wissenschaft und die Medizin durch sich selbst (Selbstkritik – der Begriffe). Die heute herrschenden Begriffe (der Moderne) bedürfen des NICHTS, um sich aufzuheben“ (Neumann 1989, S. 7). Die Auflösung dieses Widerspruchs bleibt uns Neumann schuldig.

In Bezug auf die Verwendung des Wortes „Nichts“ bei Hegel schreibt Neumann den seltsamen Text: „Das NICHTS kann also immer nur als etwas angeschaut (empfunden, gefühlt) oder gedacht (bearbeitet) werden, so wie der Neurotiker z. B. das unbewusste Bewusstsein als Gefühl erfährt und die Psychoanalyse den solchermaßen Kranken aufgrund seiner Träume und Symptome behandelt (der Mann wird durch die Frau nur affiziert oder sie ist für ihn ein Objekt (von Arbeit), wie die Natur). Als das leere Anschauen und Denken wie das reine Sein ist es das Empfinden oder Arbeiten des NICHTS, d. h., auch das NICHTS erscheint als dieses Gefühl oder die Spannung, die das Bewusstsein ist, und es arbeitet wie das Sein (Bewusstsein), weil es als unbewusstes Bewusstsein an sich selbst ein Bewusstsein ist“ (Neumann 1989, S. 13).

Auch Sartre ist ein Meister nebulöser Formulierungen, wobei die Verwendung des Vokabulars von Heidegger zur Verwirrung beiträgt. „Das Sein, dass durch das Nichts in die Welt kommt, muss das Nichts in seinem Sein nichten, und auch so liefe es noch Gefahr, dass Nichts als ein Transzendentes innerhalb der Immanenz zu etablieren, wenn es nicht das Nichts in seinem Sein im Hinblick auf sein Sein nichtete“ (Sartre 2022 [1. Aufl. 1993], S. 81).

Das Nichts in der formalen Logik und analytischen Sprachphilosophie

In mehreren Quellen wird auf die grundlegende Kritik der Analytischen Sprachphilosophie am Begriff des Nichts eingegangen, wie folgende Zitate belegen:

  • „Die deutlichste Kritik erfährt der Heideggersche Begriff jedoch von der sprachanalytischen Philosophie, der die Rede vom «Nichten des Nichts» als Prototyp sinnlosen Redens gilt …“ (Kobusch 2007, 835).
  • „Von Seiten der Logiker wird das Nichts radikal verneint: Nichts bedeutet bloß »nicht-etwas«; aber auch phänomenologisch wird das Nichts als spekulative Illusion auf praktisches Erfahren beschränkt und deshalb als Ersetzbarkeit bzw. Privation aufgefasst (z.B. H. Bergson: L’évolution créatrice. Paris 1911. S. 298–323)“ (Bonato 2008, S. 415).
  • „Die moderne Logik und Sprachanalyse kritisiert dagegen jede gegenständliche Rede vom Nichts als leeren Begriff, bzw. als Hypostasierung sprachlicher Elemente. Sie stützt sich allein auf die als dritte genannte Bedeutung, die Verneinung, die sie formallogisch interpretiert“ (Steinmann 2007, Sp. 286).

In der Analytischen Philosophie wird zumindest in der Anfangsphase die Metaphysik, insbesondere in der Fassung von Hegel, als sinnloses Reden generell abgelehnt. Für Steinmann geht es bei den philosophischen Konzepten von Heidegger und Sartre auch darum, „die Geltung formaler Logik und Semantik für die Grundlagen der Philosophie zu beschränken (Steinmann 2007, Sp. 288). Ich halte es allerdings für fraglich, dass man angesichts der auch oben angeführten Zitate die Texte beider Philosophen immer als sinnvolles reden bezeichnen kann.

Zusammenfassende Einschätzungen zum Wort „Nichts“

Die komplexe, verworrene und metaphysische Problematik des „Nichts“ hat etliche Autoren zu teilweise umfangreichen Publikationen und vielen zum Teil amüsanten Wortspielereien angeregt. Ich habe aber weder in dem umfangreichen Werk des Literaturwissenschaftlers Ludger Lütkehaus noch in dem ausführlichen Wörterbucheintrag des Philosophen und Theologen Theo Kobusch weder eine zusammenfassende Wertung der Auffassung in der Literatur noch eine eigene Begriffsexplikation gefunden.

Das Wort „Nichts hat zwar in den Theorien von Hegel, Sartre und von Bloch eine jeweils klar bestimmte, wenn auch jeweils andere Bedeutung. Diese Bedeutung kann man aber auch mit anderen Worten ausdrücken, wie oben erläutert wurde.

Die Irrungen und Wirrungen um die Wörter „nichts“ und „Nichts“ hängen möglicherweise auch mit der Besonderheit des Deutschen (und auch des Luxemburgischen) zusammen, dass Nomen großgeschrieben werden, was in keiner anderen der großen Sprachen der Fall ist. Im Sinne der internationalen Verständlichkeit halte ich deshalb für angebracht, auf philosophische Begriffe zu verzichten, die sich nur in der Groß- und Kleinschreibung unterscheiden.

Zusammenfassend sprechen auf der Grundlage der Auswahlkriterien (vgl. https://philosophie-neu.de/ueberlegungen-zur-bestimmung-grundlegender-termini/) folgende Gründe gegen die Exploration eines philosophischen Begriffs zum Wort „Nichts“.

  • Eine Quelle der Geschichte des Begriffs „Nichts“ sind Religionen, bei denen bis heute der Begriff eine teilweise grundlegende Bedeutung hat.
  • Es gibt sowohl in der Alltagssprache als auch in der Philosophie zahlreiche unterschiedliche Bedeutungen und Verwendungen des Wortes. Die alltagssprachlichen Verwendungen von „Nichts“ kann in einigen Fällen auch in der Philosophie zum Tragen kommen, wie ebenfalls an Beispielen gezeigt wurde.

Die Texte zum Wort „Nichts“, insbesondere auch der Beitrag von Theo Kobusch haben mir erneut verdeutlicht, dass die Geschichte der Philosophie des Abendlandes seit 2000 Jahren eng mit der christlichen Religion und Theologie sowohl inhaltlich als auch in Personalunion von Philosophen und Theologen verbunden ist. Durch das im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland als verbindlich festgelegte Fach Religion, das als Bekenntnisunterricht zu gestalten ist, werden Grundlagen für die Weiterführung dieser Beziehung gelegt. Glaubensbekenntnisse, die im Kindesalter verinnerlicht werden, spielen auch im Erwachsenenalter sowohl für das tägliche Leben als auch sicher in vielen Fällen für philosophische Forschungen eine zumindest indirekte Rolle. Ein Vergleich der Anzahl der Autoren für das Historische Wörterbuch der Philosophie (1500) mit der Anzahl der Autoren für das Lexikon für Theologie und Kirche (mehr als 4500), wobei einige Autoren wie Theo Kobusch in beiden Lexika publiziert haben, ist ein Hinweis auf die Rolle der Theologie in der heutigen Zeit.

Literaturverzeichnis

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Bloch, Ernst (1970): Tübinger Einleitung in die Philosophie. Neue, erw. Ausg. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Bonato, Marco (2008): Nichts. In: Peter Prechtl und Franz-Peter Burkard (Hg.): Metzler Lexikon Philosophie. Begriffe und Definitionen. 3., erw. und aktualisierte Aufl. Stuttgart: Metzler, S. 415.

Diels, Hermann (1897): Parmenides Lehrgedicht : griechisch und deutsch. Berlin: Reimer.

Fornet-Betancourt, Raúl (2010): Nichts. In: Hans Jörg Sandkühler, Dagmar Borchers, Arnim Regenbogen, Volker Schürmann und Pirmin Stekeler-Weithofer (Hg.): Enzyklopädie Philosophie. In drei Bänden mit einer CD-ROM. Hamburg: Meiner, 1785bu-1788b.

Hedwig, Klaus (1993-2001): Nichts. II. Philosophisch. In: Walter Kasper (Hg.): Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, Bd. 7. 12 Bände. Freiburg: Herder, Sp. 812-813.

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1970): Wissenschaft der Logik I. In: Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Werke in zwanzig Bänden, Bd. 5. 1. bis 10. Tausend. Hg. v. Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Theorie Werkausgabe).

Kasper, Walter (Hg.) (1993-2001): Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper. 12 Bände. Freiburg: Herder.

Kobusch, Theo (2007): Nichts, Nichtseiendes. In: Joachim Ritter, Karlfried Gründer und Gottfried Gabriel (Hg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 6. 13 Bände. Basel: Schwabe, Sp. 805-836.

Laube, Johannes (1993-2001): Nichts. I. Religionswissneschaftlich. In: Walter Kasper (Hg.): Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, Bd. 7. 12 Bände. Freiburg: Herder, Sp. 811–812.

Lütkehaus, Ludger (2008): Nichts. Abschied vom Sein, Ende der Angst. 6. Aufl. Frankfurt am Main: Haffmans bei Zweitausendeins (Gerd Haffmans bei Zweitausendeins).

Neumann, Walter G. (1989): Die Philosophie des Nichts in der Moderne. Sein und Nichts bei Hegel, Marx, Heidegger und Sartre. Essen: Verl. Die Blaue Eule (Kleine Arbeiten zur Philosophie, 26).

Prechtl, Peter; Burkard, Franz-Peter (Hg.) (2008): Metzler Lexikon Philosophie. Begriffe und Definitionen. 3., erw. und aktualisierte Aufl. Stuttgart: Metzler.

Ritter, Joachim; Gründer, Karlfried; Gabriel, Gottfried (Hg.) (2007): Historisches Wörterbuch der Philosophie. 13 Bände. Basel: Schwabe.

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