Zitate und Gedanken zu Hans-Friedrich Fulda (1966): Zur Logik der Phänomenologie von 1807

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Fulda ist der Meinung, dass die Phänomenologie auf einer Folge logischer Grundmomente errichtet ist und man allen acht Kapiteln der Phänomenologie ein Element der Logik zuordnen kann. Dabei beruft er sich auf Hegel, der diese Zuordnung selbst in der Phänomenologie angedeutet haben soll. Anhand der genauen Analyse der entsprechenden Textstellen bei Hegel wird nachgewiesen, dass diese Annahme auf einer Fehlinterpretation beruht und es werden Ursachen für diese Fehlinterpretation angegeben.

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Zitate und Gedanken zu Hans-Friedrich Fulda (1966): Zur Logik der Phänomenologie von 1807

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Alle Texte mit linkem Einzug außer den Aufzählungen sind Zitate. Alle Seitenangaben bei den Zitaten ohne weiteren Quellennachweis beziehen sich auf Fulda (1984).

Es werden folgende Siglen für die Werke Hegels verwendet, die sich alle auf einen Band der Theorie Werkausgabe (Hegel 1970) beziehen, wobei teilweise als Zusatz noch die Bandnummer erfolgt. 

  • Diff:       Differenz des Fichteschen und Schellingschen Systems der Philosophie
  • PhG:      Phänomenologie des Geistes
  • WL:        Wissenschaft der Logik
  • GPhR:   Grundlinien der Philosophie des Rechts
  • Enz:       Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften
  • VPhG:   Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte
  • VRel:     Vorlesungen über die Philosophie der Religion
  • VGPh:   Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie

Generelles zur Publikation

Fulda will zeigen, „in welcher Gestalt und auf welcher Weise spekulative Logik in die Phänomenologie eingegangen ist“ (S. 76). Er ist der Meinung, dass man das logische Fundament der Phänomenologie aufdecken muss, um die Gliederung der Phänomenologie besser verständlich zu machen.

Er äußert sich weiterhin zu der Auffassung, dass Hegel während der Abfassung der Phänomenologie eine Änderung seiner Konzeption vorgenommen hat. Diese Auffassung wird insbesondere von Pöggeler vertreten, mit dessen Artikel (Pöggeler 1984 [1. Aufl. 1966]) im gleichen Sammelband sich der Autor an mehreren Stellen auseinandersetzt.

Ein Merkmal der Publikation ist der durchgängig abstrakte Charakter der Formulierungen. Der Autor bewegt sich auf einer Metaebene, nur ein einziges Mal bezieht er sich zur Erläuterung auf die Bewusstseinsgestalt der Wahrnehmung (S. 93).

Fulda setzt sich in dem Beitrag mit mehreren Arbeiten von Otto Pöggeler zum gleichen Thema auseinander und zitiert eine Arbeit von H. Schmitz.

Nach Google Scholar wurde die Arbeit bisher 69-mal zitiert.

Ausgewählte Inhalte mit Kommentaren

Fulda stellt folgende Thesen auf:

    1. Die Phänomenologie von 1807 ist auf einer Folge logischer Grundmomente errichtet, die Hegels damaliger Logikkonzeption entspricht und die eine einheitliche Funktion innerhalb der Phänomenologie besitzt.
    2. Die Schwierigkeiten, sich über den Verlauf dieser Fundamentalbestimmungen klar zu werden, sind vor allem in der Idee der Phänomenologie begründet. Zu einem Teil liegen sie jedoch auch in der Verfassung, in der sich die spekulative Logik um 1805 befand, zu einem Teil vielleicht auch in den Umständen, unter denen die Phänomenologie zustande kam.
    3. Modifikationen in der Disposition der Phänomenologie, sofern Hegel solche noch während der Drucklegung vornahm, gingen nicht so weit, das logische Fundament der Phänomenologie anzutasten, – außer vielleicht in einem einzigen Punkt, der der Untersuchung bedarf (S. 78).

Gedanken:

Es ist fraglich, welchen Nutzen die angestrebte Verbindung der Phänomenologie mit Hegels Vorstellungen zu grundlegenden Kategorien der Logik erbringen soll. Es ist sicher unstrittig, dass Hegel diese Kategorien im Kopf hatte, als er die Logik verfasste und man kann so sicher auch nachweisen, an welchen Stellen dies deutlich wird. Mit dem eigentlichen Anliegen der Phänomenologie hat dies aber wenig zu tun. In der Phänomenologie untersucht Hegel Stationen, Probleme und Methoden der Gewinnung wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Dass jedem abstrakten Momente der Wissenschaft eine Gestalt des erscheinenden Geistes überhaupt entspricht, hat Hegel am Ende der Phänomenologie selbst ausgesprochen. Der Titel „Wissenschaft“, dem die Entsprechung zugeordnet wird, hat jedoch viele Autoren, so auch noch Pöggeler, veranlasst, aus dieser Stelle (PhG, S. 589) und den ihr vergleichbaren (PhG, 39, 80) die Meinung zu entnehmen, es solle jedem Teil des Systems eine Gestalt der Phänomenologie entsprechen. Die Zuordnung schien dann sehr ungenau und lückenhaft. Allein, der Textzusammenhang zeigt deutlich, dass Hegel die Zuordnung der Phänomenologie-Gestalten zu den Momenten des Logischen gemeint haben muss. Denn die „Wissenschaft“, von der in dem angeführten Zitat die Rede ist, tritt dort selbst als Glied der philosophischen Systematik auf … Dazu passend macht auch die Vorrede der Phänomenologie deutlich, dass sich die Momente des Geistes, die dieser zunächst im Elemente des Bewusstseins entwickelt, nach Abschluss der Phänomenologie im Elemente des Wissens bewegen, und dass diese ihre Bewegung „in der Form der Einfachheit“ „die Logik oder spekulative Philosophie“ ist. Schließlich ist im Zusammenhang der behaupteten Entsprechung ausdrücklich von den „abstrakten“ Momenten der Wissenschaft, von ihrer „reinen“ Gestalt, dem reinen Begriff und seine Fortbewegung die Rede. Man muss daher ohne Zweifel annehmen, dass die Entsprechung sich nicht auf die Gliederung des ganzen Systems, sondern auf die Hauptmomente des logischen beziehen soll (S. 78-79).

Gedanken:

Die angegebenen Stellen aus der Phänomenologie sind offensichtlich die einzigen Anhaltspunkte des Autors für die Behauptung, dass Hegel dem Abfassen der Phänomenologie Beziehungen zwischen den Bewusstseinsgestalten und Momenten der Logik zugrunde gelegt hat. Bereits aus den Ausführungen des Autors ist der spekulative Charakter dieser Behauptung erkennbar, zumal Pöggeler aus den gleichen Stellen andere Schlussfolgerung gezogen hat. Wenn man sich die Stellen und ihr Zusammenhang mit dem Text, in dem sie eingebettet sind, genauer ansieht, so erweist sich das gesamte Gedankengebäude als Fehlspekulation. Hegel beschäftigt sich in den letzten Absätzen des Kapitels „Das absolute Wissen“ und auch mit den angegebenen Stellen in der Vorrede und im vorletzten Absatz der Einleitung mit dem Endresultat des Erkenntnisprozesses. Das „erscheinende Wissen“ hat sein Abschluss erreicht, es ist zum „Begriff“ geworden, wie Hegel sagt. Damit hat es den Status einer wissenschaftlichen Erkenntnis, also eines Elements der Wissenschaft erlangt. Das Wort „Wissenschaft“ bezieht sich in diesem Zusammenhang eindeutig auf die Wissenschaft, zu der eine Erkenntnis gewonnen wurde.

Eine Ursache für die Fehlinterpretation des Hegelschen Textes liegt in der Unklarheit zur Bedeutung des Terminus „Wissen“, der einmal im mentalen und einmal im entäußerten Sinne verwendet wird und des Terminus „Wissenschaft“, der zum einen die Wissenschaft der Erkenntnisgewinnung und zum anderen die konkrete Wissenschaft, zu der Erkenntnisse gewonnen werden, bezeichnet. Es ist ein Zeichen der Introspektive der Philosophie, als Wissenschaft nur sich selbst zu betrachten.

Als Beleg sollen längere Passagen zu den entsprechenden Stellen angeführt und kommentiert werden.

Aus der Vorrede: „Das Sein ist absolut vermittelt; – es ist substantieller Inhalt, der ebenso unmittelbar Eigentum des Ichs, selbstisch oder der Begriff ist. Hiermit beschließt sich die Phänomenologie des Geistes. Was er in ihr sich bereitet, ist das Element des Wissens. In diesem breiten sich nun die Momente des Geistes in der Form der Einfachheit aus, die ihren Gegenstand als sich selbst weiß. Sie fallen nicht mehr in den Gegensatz des Seins und Wissens auseinander, sondern bleiben in der Einfachheit des Wissens, sind das Wahre in der Form des Wahren, und ihre Verschiedenheit ist nur Verschiedenheit des Inhalts. Ihre Bewegung, die sich in diesem Elemente zum Ganzen organisiert, ist die Logik oder spekulative Philosophie“ (PhG, S. 39).

Kommentar: Die in dem langen Prozess der Erkenntnis gewonnenen Begriffe sind Bestandteil des betreffenden Bereichs des Wissens, sie sind das Wahre und unterscheiden sich nur in ihrem Inhalt. Die Organisation bzw. die Bewegung dieser Begriffe innerhalb des Bereichs des Wissens erfolgt nach den Gesetzen der Logik und spekulativen Philosophie als der allgemeinen philosophischen Theorie, die für jede konkrete Wissenschaft von Bedeutung ist.

Aus der Einleitung: „Dies bietet sich hier so dar, daß, indem das, was zuerst als der Gegenstand erschien, dem Bewußtsein zu einem Wissen von ihm herabsinkt und das Ansich zu einem Für-das- Bewußtsein-Sein des Ansich wird, dies der neue Gegenstand ist, womit auch eine neue Gestalt des Bewußtseins auftritt, welcher etwas anderes das Wesen ist als der vorhergehenden. Dieser Umstand ist es, welcher die ganze Folge der Gestalten des Bewußtseins in ihrer Notwendigkeit leitet. …
Durch diese Notwendigkeit ist dieser Weg zur Wissenschaft selbst schon Wissenschaft und nach ihrem Inhalte hiermit Wissenschaft der Erfahrung des Bewußtseins“ (PhG, S. 80).

Kommentar: In diesem Text bezieht sich der Begriff „Wissenschaft“ klar auf die Erkenntnistheorie als die „Wissenschaft der Erfahrung des Bewusstseins“ mit den Worten von Hegel und nicht auf die Logik, wie es Fulda interpretiert hat.

Aus dem absoluten Wissen: „In dem Wissen hat also der Geist die Bewegung seines Gestaltens beschlossen, insofern dasselbe mit dem unüberwundenen Unterschiede des Bewußtseins behaftet ist. Er hat das reine Element seines Daseins, den Begriff, gewonnen. … Indem also der Geist den Begriff gewonnen, entfaltet er das Dasein und Bewegung in diesem Äther seines Lebens und ist Wissenschaft. Die Momente seiner Bewegung stellen sich in ihr nicht mehr als bestimmte Gestalten des Bewußtseins dar, sondern, indem der Unterschied desselben in das Selbst zurückgegangen, als bestimmte Begriffe und als die organische, in sich selbst gegründete Bewegung derselben. Wenn in der Phänomenologie des Geistes jedes Moment der Unterschied des Wissens und der Wahrheit und die Bewegung ist, in welcher er sich aufhebt, so enthält dagegen die Wissenschaft diesen Unterschied und dessen Aufheben nicht, sondern indem das Moment die Form des Begriffs hat, vereinigt es die gegenständliche Form der Wahrheit und des wissenden Selbsts in unmittelbarer Einheit. Das Moment tritt nicht als diese Bewegung auf, aus dem Bewußtsein oder der Vorstellung in das Selbstbewußtsein und umgekehrt herüber und hinüber zu gehen, sondern seine reine, von seiner Erscheinung im Bewußtsein befreite Gestalt, der reine Begriff und dessen Fortbewegung hängt allein an seiner reinen Bestimmtheit. Umgekehrt entspricht jedem abstrakten Momente der Wissenschaft eine Gestalt des erscheinenden Geistes überhaupt. Wie der daseiende Geist nicht reicher ist als sie, so ist er in seinem Inhalte auch nicht ärmer. Die reinen Begriffe der Wissenschaft in dieser Form von Gestalten des Bewußtseins zu erkennen, macht die Seite ihrer Realität aus, nach welcher ihr Wesen, der Begriff, der in ihr in seiner einfachen Vermittlung als Denken gesetzt ist, die Momente dieser Vermittlung auseinanderschlägt und nach dem inneren Gegensatze sich darstellt“ (PhG, S. 588-589).

Kommentar: Auch hier geht es wieder darum, dass am Ende der Bewegungen der „Gestalten des Bewusstseins“, also des Erkenntnisprozesses, das auf diese Weise gewonnene Wissen bzw. konkret der jeweilige Begriff nun Bestandteil der betreffenden Wissenschaft geworden ist. Mit der Umkehrung dieses Gedankens meint Hegel, dass jedem Moment, also jedem Begriff der jeweiligen Wissenschaft auch eine „Gestalt des erscheinenden Geistes“ entspricht, dass also jeder wissenschaftliche Begriff auf die dargestellte Weise gewonnen werden soll, bzw. es soll in der Wissenschaft erkannt werden, wie diese Begriffe als Gestalten des Bewusstseins hervorgegangen sind. Dies Genese eines Begriffs ist in der Wissenschaft, außer in der Geschichte ihrer Begriffe, nicht mehr von Bedeutung, sondern die Begriffe stellen sich in ihrer inneren Gegensätzlichkeit dar.

Mit diesem Nachweis der Fehlinterpretation sind dann auch alle weiteren Ausführungen von Fulda eigentlich gegenstandslos. Dies betrifft damit auch die umfangreiche Arbeit von Heinrichs (1983 [1. Aufl. 1974]), der sich ebenfalls das Ziel gestellt hat, ein Zusammenhang zwischen den Gestalten des Bewusstseins in der Phänomenologie und den Kategorien in der Logik herzustellen.

In den folgenden Ausführungen stellt Fulda dann selbst eine Reihe von Problemen seines Vorhabens fest.

Will man … das Verfahren der Phänomenologie daraufhin untersuchen, was denn dessen eigentümliche, der spekulativen Logik gegenüber spezifische Logizität ausmacht, so erheben sich Fragen, von denen einem unheimlich werden mag. Hat denn die spekulative Dialektik – sie sei nun phänomenologisch oder rein begrifflich – überhaupt eine klar angebbaren Sinn? Darauf ist hier freilich nicht bündig zu antworten. … Wäre es nicht besser, sich dem unmittelbaren Verständnis des phänomenologisch exponierten Inhalts der Phänomenologie zu überlassen, von der behaupteten Beziehung phänomenologischer Erkenntnis auf spekulative Begriffe keine Kenntnis zu nehmen und die Evidenz einzelnen Lehrstücke der Phänomenologie an einer wie immer gearteten „Sach-Anschauung“ zu überprüfen? Die Ergänzungsbedürftigkeit dieses Interpretationstypus, der übrigens in vielen Fällen seine Fruchtbarkeit erwiesen hat, zeigt sich außer am eigenen Anspruch des zu Interpretierenden an der Tatsache, dass die Diskussion der Dialektik heute nicht so sehr auf ein in sich geschlossenes System reiner Begriffe als auf ein rationales Medium historisch sich verständigender Situationsanalysen gerichtet ist (S. 83-84).

Gedanken:

Der Autor weist darauf hin, dass die Begrifflichkeiten der Dialektik und spekulativen Logik gar nicht so weit ausgearbeitet sind, dass man sich darauf verbindlich stützen kann. Damit wird das ganze Unterfangen ohnehin fragwürdig.

Der Gedanke einer rein sachlichen Analyse liegt auch der Interpretation von Becker (1971) zugrunde.

Der Autor wirft dann noch eine Reihe von Problemen und Fragen auf, die das ganze Unterfangen als äußerst problematisch erscheinen lassen.

Das jeweils auftretende Moment, das als Ansich fürs Bewusstsein wird, kommt aus einer ganz anderen Begriffsreihe, als die logische Bewegung ist, die dem Bewusstsein als solchem zugrunde liegt und in die es doch seinem reinen Sinn nach integrierbar sein muss; es kommt unter Umständen auch aus einer anderen Bewegung als die Darstellung zuvor war; denn deren Methode ändert sich, und dass es gerade an der Reihe liegt, liegt vor allem auch nicht im Entfaltungsrhythmus der Gestalten; denn deren Prinzipien haben für ein Teil der Phänomenologie bereits andere, höhere Entsprechungen; und in der Entfaltung des Prinzips zur Gestalt treten die verschiedensten Bestimmungen auf, in denen sich schließlich die Realisierung des Prinzips verliert. Wie soll sich dabei das im Fortgang des Logischen richtige Moment als das Ansich des Bewusstseins ergeben? Ist das jeweilige Ansich nicht aus einem vorgefassten Schema des logischen Fortgangs einfach in den phänomenologischen übernommen?
Das Problem kompliziert sich noch, wenn man berücksichtigt, dass das fragliche Moment in denjenigen Zusammenhang der Darstellung des erscheinenden Wissens gehört, in dem sich das betrachtete Bewusstsein selbst zu bestätigen hat. Es soll Maßstab der Prüfung sein. Das Bewusstsein muss also verständlich und für sich verständlich mit ihm umgehen können, und es muss eine wenigstens innere Evidenz für es vorliegen, dass das betreffende Moment als sein jetziges Ansich zu ihm gehört. Wodurch ist dies für uns gewährleistet? Entsteht hier nicht ein Dilemma? (S. 91-92)

Wenn es doch gelingt, die logischen Grundmomente, deren Reihe Hegels Logik zur Entstehungszeit der Phänomenologie kennzeichnet, in der Kapitelfolge der Phänomenologie namhaft zu machen, mag die Annahme gerechtfertigt sein, dass Hegel mit der Behauptung einer Entsprechung logischer Momente und Phänomenologische Stufen nicht nur einen bestimmten Sinn verband, sondern diesen in der Ausführung seines Werks auch ernsthaft realisiert glaubte. Hinsichtlich der Methode der Phänomenologie bleiben damit allerdings die meisten Fragen offen (S. 93-94).

Am Ende des Beitrages unterbreitete Autor dann doch noch einen Vorschlag zur Zuordnung der acht Kapitel der Phänomenologie (mit römischen Ziffern nummeriert) zu Elementen der Logik.

Liest man den Text der Phänomenologie unter den oben angegebenen Gesichtspunkten auf seinen logischen Gehalt hin, so ist nun das Auffallendste, dass er sich weder auf die eine, zitierte Reihe des Logischen, noch auf die modifizierte eindeutig beziehen lässt. Denn als Elemente, in denen die Gestalten ihren Inhalt haben, ergeben sich:

    1. das unbestimmte Dasein, in dem Ich dieser und das Diese seiende sind, aber ihre Realität sich als Negation erweist.
    2. die Dingheit überhaupt oder das reine Wesen, in dem die Materien und Dinge zusammen bestehen, innerhalb dessen sich aber ihr Sein-für-anderes und Fürsichsein nicht auseinanderhalten lassen.
    3. das Verhältnis der Substanzen zu ihren erscheinenden Akzidenzen
    4. das lebendige Dasein
    5. das erkennende Dasein
    6. der Geist
    7. das Selbstbewusstsein des Geistes
    8. der reine Begriff (S. 97-98)

Der Autor gibt noch eine weitere Reihe von möglichen Beziehungen an, die sich für das sechste bis achte Kapitel nicht von der ersten Reihe unterscheidet.

Gedanken:

Die mühsam ermittelten Ergebnisse der Überlegungen, von denen ohnehin völlig unklar ist, ob sie den Intentionen von Hegel entsprechen, liefern aus meiner Sicht keinen Beitrag zum Verständnis der Phänomenologie. Die Zuordnung insbesondere der ersten vier inhaltsreichen Kapitel zu den angegebenen Momenten aus der Logik erscheinen gekünstelt und teilweise abwegig. So ist die Beschreibung der sinnlichen Gewissheit mit einem „Dasein, in dem Ich dieser und das Diese seiende sind“ absolut unverständlich.

Literaturverzeichnis

Becker, Werner (1971): Hegels „Phänomenologie des Geistes“ : eine Interpretation. Stuttgart: Kohlhammer.

Fulda, Hans Friedrich (1984 [1. Aufl. 1966]): Zur Logik der Phänomenologie von 1807. In: Hans-Georg Gadamer (Hg.): Hegel-Tage Royaumont 1964. Beiträge zur Deutung der Phänomenologie des Geistes, 1964. 2. Aufl. Bonn: Bouvier (Hegel-Studien Beiheft, 3), S. 75–101.

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1970): Werke in zwanzig Bänden. 1. bis 10. Tausend. 20 Bd. mit Registerband. Hg. v. Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Theorie Werkausgabe).

Heinrichs, Johannes (1983 [1. Aufl. 1974]): Die Logik der ‚Phänomenologie des Geistes‘. Zugl.: Bonn, Univ., Diss., 1974. 2. Aufl. Bonn: Bouvier-Verl. (Abhandlungen zur Philosophie, Psychologie und Pädagogik, 89).

Pöggeler, Otto (1984 [1. Aufl. 1966]): Die Komposition der Phänomenologie des Geistes. In: Hans-Georg Gadamer (Hg.): Hegel-Tage Royaumont 1964. Beiträge zur Deutung der Phänomenologie des Geistes, 1964. 2. Aufl. Bonn: Bouvier (Hegel-Studien Beiheft, 3), S. 27–74.