Zitate und Gedanken zu Stekeler (2020-22): Hegels Wissenschaft der Logik – Ein dialogischer Kommentar
Mit einem monumentalen dreibändigen Werk über 3500 Seiten kommentiert Stekeler die Wissenschaft der Logik von Hegel. Die Zitate und Gedanken in dem Beitrag beziehen sich nur auf den ersten Teil des ersten Bandes, dem insbesondere die Ausführung von Hegel zu den Begriffen „Sein“, „Nichts“ und „Werden“ diskutiert werden. Es wird an Beispielen nachgewiesen, dass Stekeler in diesem Teil seines Kommentars Grundgedanken von Hegel nicht erfasst hat. Eine Ursache ist offensichtlich die dominierende sprachanalytische Betrachtungsweise des Hegelschen Textes.
Zitate und Gedanken zu Heinrichs (1974): Die Logik der ‚Phänomenologie des Geistes‘
Der Autor will eine sogenannte logische Analyse der Phänomenologie vornehmen, indem er die von Hegel angeblich nachdrücklich betonte ‚Kongruenz‘ von Logik und Phänomenologie nachweist. Aufgrund fehlerhafter Interpretationen und seltsamer Konstrukte des Autos leistet das Buch keinen substantiellen Beitrag zur Interpretation der Phänomenologie bzw. zur Grundlegung einer Interpretation. Aufgrund des erkennbaren Einflusses theologischer Einstellungen und Auffassungen des Autors könnte vermutet werden, dass diese Elemente seines Denkgebäudes Einfluss auf seine wissenschaftliche Arbeit genommen haben. In diesem Fall kann in Anlehnung an ein geflügeltes Wort davon gesprochen werden, dass beim Autor die Religion das Denken vernebelt hat.
Zitate und Gedanken zu Hans-Friedrich Fulda (1966): Zur Logik der Phänomenologie von 1807
Fulda ist der Meinung, dass die Phänomenologie auf einer Folge logischer Grundmomente errichtet ist und man allen acht Kapiteln der Phänomenologie ein Element der Logik zuordnen kann. Dabei beruft er sich auf Hegel, der diese Zuordnung selbst in der Phänomenologie angedeutet haben soll. Anhand der genauen Analyse der entsprechenden Textstellen bei Hegel wird nachgewiesen, dass diese Annahme auf einer Fehlinterpretation beruht und es werden Ursachen für diese Fehlinterpretation angegeben.
Zitate und Gedanken zu Becker (1971): Hegels „Phänomenologie des Geistes“ – eine Interpretation
Der Grundgedanke von Beckers Ansatz zur Interpretation der Phänomenologie des Geistes besteht darin, eine „sachliche“ Auseinandersetzung mit Hegel zu führen. Diese mit einem großen Anspruch vorgetragene Herangehensweise erweist sich zumindest in Bezug auf die sinnliche Gewissheit als ein misslungener Versuch. Die Interpretation, dass die sprachliche Äußerung einer sinnlichen Gewissheit der Gegenstand der Reflexion ist, lässt sich nicht nachvollziehen. Becker unterstellt Hegel, dass dieser sprachliche Prinzipien vergewaltigt hat und grammatikalischen Nonsens schreibt. Man kann wohl eher davon ausgehen, dass Hegel im Unterschied zu Becker weiß, was er schreibt.
In für eine wissenschaftliche Publikation ungewöhnlicher Weise gibt es kein Literaturverzeichnis, keine Anmerkungen und keine konkreten Bezüge oder Auseinandersetzungen mit bisherigen Interpretationen.
Zitate und Gedanken aus Horstmann (2003): Hegel über Unendlichkeit, Substanz, Subjekt.
Horstmann beschäftigt sich in seinem Beitrag mit der Verwendung der Begriffe Unendlichkeit, Substanz, Subjekt und benachbarter Begriffe bei Hegel. Ziel ist der Nachweis, dass Hegel diese Begriffe keineswegs im Sinne des Neopragmatismus als epochen- und kulturabhängig begreift. Eine Vereinnahmung von Hegel aus dieser Sicht hat deshalb nach Horstmann keine Aussicht auf Erfolg.
Horstmann gelingt es, trotz der oft verwirrenden und nicht immer klaren Verwendung dieser Begriffe bei Hegel Grundanliegen, insbesondere das Problem der Selbstbezüglichkeit, in verständlicher Weise zu erläutern. Er verwendet dazu eigene Formulierungen, eigene Beispiele und problematisiert Formulierungen von Hegel. Ein gelungenes Beispiel ist für mich das Modell eines Wechselbildes für eine dialektische Einheit. Der Grundgedanke der Nichtexistenz der Einheit als diskretes Objekt lässt sich aus meiner Sicht auch auf viele andere Begriffe wie etwa Liebe und Licht übertragen, womit die Probleme ihre Explikation verständlicher werden.
Neben vielen zustimmenden Bemerkungen habe ich auch eine Reihe kritischer Gedanken geäußert.
Zitate und Gedanken zu Kettner 1990
Kettner hat in seiner Dissertationsschrift eine außerordentlich feingliedrige Analyse des Textes von Hegel zur sinnlichen Gewissheit vorgenommen, indem er die 10 Seiten von Hegel in 36 Textsegmente zerlegt, die er in insgesamt 98 Paragrafen auf 260 Seiten kommentiert.
Kettner legt bei seiner Analyse „die explikativen und argumentativen Mittel der sprachanalytischen Diskussion der angelsächsischen Philosophie,“ sowie „die Programmatik der sprachphilosophisch aufgeklärten, transzendentalpragmatischen Philosophie von Apel“ zugrunde. An zahlreichen Beispielen wird nachgewiesen, dass diese formalen Analysemethoden dem Text von Hegel nicht gerecht werden.
Kettner setzt sich mit einer Vielzahl anderer Interpreten kritisch auseinander.
Zitate und Gedanken zu Bowman 2003
Brady Bowman hat sich in seiner Dissertation ausführlich mit dem Kapitel zur sinnlichen Gewissheit in Hegels Phänomenologie des Geistes beschäftigt. Viele historische und theoretische Ansätze, die er untersucht hat, haben zu dem Ergebnis geführt, dass sie nicht anwendbar sind. Dies betrifft insbesondere die sprachanalytischen Zugänge, speziell die Referenztheorie. In dem Exzerpt wird nachgewiesen, dass der Autor grundlegende Intentionen von Hegel nicht oder nicht vollständig erfasst hat.
Bowman, Brady (2003): Sinnliche Gewißheit. Zur systematischen Vorgeschichte eines Problems des deutschen Idealismus. Berlin: Akademie Verlag (Hegel-Forschungen)
Zitate und Gedanken zu Brandom (2021)
Der Text enthält Kommentare zu ausgewählten Inhalten des Buches „Im Geiste des Vertrauens. Eine Lektüre der Phänomenologie des Geistes“ von Robert Brandom. Brandom hat in einem Werk von 1196 Seiten die Phänomenologie von Hegel aus Sicht seiner Theorie der inferentiellen Semantik und der normativen Pragmatik analysiert. Es wird an Beispielen nachgewiesen, dass Brandom mit seinen Methoden nicht in der Lage ist, den Reichtum der philosophischen Gedanken von Hegel zu erfassen. Er bewegt sich mit seinen Überlegungen auf der Ebene der äußeren Erscheinungen, insbesondere der sprachlichen Äußerungen von Menschen. Viele Bezüge, die er zur Phänomenologie anstellt sind nicht zutreffend oder nicht nachvollziehbar. Er bezieht in seine Überlegungen keine der einschlägigen Literaturquellen aus der Hegelforschung ein.
Zitate und Gedanken zu Weckwerth (2000)
Der Text enthält Kommentare zu ausgewählten Inhalten des Buches von Christine Weckwerth „Metaphysik als Phänomenologie. Eine Studie zur Entstehung und Struktur der Hegelschen Phänomenologie des Geistes“. Die Auswahl erfolgt unter dem Gesichtspunkt von Bezügen zu einzelnen Kapiteln der Phänomenologie und der Diskussionen zur Struktur des Werkes.
Im Ergebnis ihre Diskussion zur Struktur der Phänomenologie schließt sie sich den Auffassungen von einer Zweiteilung der Phänomenologie an. Hegel hat nach der Reihe der Gestalten des Bewusstseins in dem Bewusstseins-, Selbstbewusstseins- und Vernunftkapitel in einem zweiten Teil „Gestalten der Welt“, wie er selbst sagt, behandelt.
Exzerpte zu Beiträgen aus den Tagungen der Hegel-Vereinigung mit Bezügen zu Einzelwissenschaften
Im Ergebnis einer Analyse aller Tagungsbeiträge aller Tagungen der Hegel-Vereinigung wurden nur wenige Beiträge ermittelt, deren Thema Bezüge zu Einzelwissenschaften außer der Philosophie und der Theologie erkennen ließen. Vorgestellt werden Exzerpte zu sieben Beiträgen mit Bezügen zu Naturwissenschaften und zwei Beiträgen mit Bezügen zu Mathematik mit zahlreichen kritischen Bemerkungen. Schwerpunkt der Beiträge sind weniger die Anwendungen der Hegelschen Philosophie auf Probleme dieser Wissenschaften, sondern die Interpretation der Aussagen von Hegel selbst.
Dabei stellt sich den meisten Fällen heraus, dass sich Hegel zwar mit grundlegenden Problemen dieser Wissenschaften beschäftigt hat, aber seine Texte oft fachliche Unzulänglichkeiten und auch Fehler enthalten. Dies war sicher einer der Gründe, weshalb er zu seiner Zeit und auch später bei Naturwissenschaftler und Mathematikern keinen Anklang fand.
Michael Wolff hat in seinem Beitrag wesentliche Aspekte mathematischer Begriffsbildung nicht erfasst.