Hans-Dieter Sill, 04.01.2021
Gedanken zu den Auffassungen von Wolfgang Harich, Rudolf Bahro und Robert Havemann [1]
Zu Harich und seinem Buch „Kommunismus ohne Wachstum“ von 1975
Harich als Wissenschaftler und Mensch
Amberger (2014) beschreibt das Leben und Denken von Harich anhand seiner eigenen Aussagen und Schriften sowie von Aussagen zahlreichen Autoren über Harich in sehr gründlicher Weise. Daraus ergeben sich für mich folgende charakteristische Merkmale:
- Harich war ein überzeugter Marxist. Er kannte sich in den Werken der Klassiker sehr gut aus und hat auch öfter Bezüge zu Lenin hergestellt, ohne offensichtlich dessen ursächliche Rolle für die Defizite der Philosophie und Politik in der Epoche des Realsozialismus zu erkennen.
- Er war ein sehr kritischer und in seinen Auffassungen oft radikaler Mensch, der sich nicht scheute, Grundauffassungen der herrschenden Ideologie scharf zu kritisieren.
- Er war aber auch bereit, seine Überzeugungen zu revidieren, wie dies insbesondere zu seinen radikalen Auffassungen zur Meisterung der ökologischen Krise in seinem Buch „Kommunismus ohne Wachstum“ deutlich wurde.
- Er war nicht nur Theoretiker, sondern versuchte unter Einsatz aller seiner Kräfte seine Überzeugungen auch politisch wirksam werden zu lassen. Dabei hat er sich teilweise bis zur Unterwürfigkeit den maßgeblichen Genossen der damaligen Zeit gegenüber verhalten.
- Er war einer der Ersten, wenn nicht sogar der erste Marxist überhaupt, der die Probleme der Ökologie für die Zukunft der Menschheit in aller Deutlichkeit erkannt hat. Und er hat auch erkannt, dass der Kapitalismus prinzipiell nicht in der Lage ist, diese Probleme zu lösen.
- Er hat als einer der wenigen den Verlockungen der westdeutschen Wohlstandsgesellschaft widerstanden, wahrscheinlich aufgrund seiner Grundüberzeugungen von einem ökologischen Wandel.
- Sein Schicksal kann als zutiefst tragisch bezeichnet werden. Er ist letzten Endes an den theoretischen Unfähigkeiten und der politischen Borniertheit der damaligen Führungskräfte, insbesondere auch des Chefideologen Kurt Hager, gescheitert.
- Seine Auffassungen und seine Person sollten eine wichtige Rolle in der aktuellen marxistischen Diskussion und politischen Bewegung der Linken finden, um zumindest nachträglich seinen besonderen Leistungen gerecht zu werden. Dabei ist er als Wissenschaftler und Mensch in seiner widersprüchlichen und dynamischen Entwicklung zu interpretieren.
Vorschläge von Harich zu einem neuen Gesellschaftsmodell
Der Ausgangspunkt für die Vorschläge von Harich ist der Bericht des „Club of Rome“ aus dem Jahre 1972. Im Unterschied zu anderen Auffassungen in der DDR hält er die schon damals eingetretene Situation in Bezug auf die Ökologie und die Ressourcen in der Welt für dramatisch. Diese Situation hat sich ständig verschärft, was u. a. auch in weiteren Berichten vom „Club of Rome“ zum Ausdruck kommt. Die Klimakrise ist nur ein Aspekt der gesamten Problematik.
Als Gesellschaftsmodell verwendet er die Vorstellungen von Babeuf (1770-1797) zu einem autoritären Staat. Er ist der Meinung, dass nur mit dem sofortigen Übergang zum Kommunismus und mithilfe eines starken Staates die notwendigen Maßnahmen zu gesellschaftlichen Veränderungen und zum Umsteuern in Bezug auf die Ökologie möglich sind. Er schreibt: „Auf dem derzeit erreichten Stand der Entwicklung der Produktivkräfte halte ich den sofortigen Übergang zum Kommunismus für möglich, und in Anbetracht der ökologischen Krise scheint er mir dringend notwendig zu sein.“ (Harich und Duve 1975, S. 32) Weiter heißt es: „Der Sturz der Bourgeoisie, die Errichtung der Diktatur des Proletariats und die Verwirklichung des Kommunismus sind die Voraussetzung dafür, die Forderungen des Club of Rome in der Gesellschaft durchzusetzen.“ (Harich und Duve 1975, S. 109)
Unter Führung der Arbeiterklasse sollten folgende Maßnahmen zur Rettung der Menschheit durchgeführt werden:
- Stopp der Bevölkerungslawine
- Begrenzung des Wirtschaftswachstums
- Schutz der Natur vor der Industrie
- Ressourcen sparen
- Beseitigung des Nord-Süd-Gefälles
- totale Abrüstung
Da im Kapitalismus Kapitalakkumulation und Kapitalverwertung ein Lebensgesetz ist, kann der Kapitalismus unmöglich von der erweiterten zur einfachen Reproduktion übergehen. In Anlehnung an Babeuf plädiert er für eine „asketische Variante des Kommunismus“, einen Kommunismus, der menschliche Bedürfnisse und Biosphärenschutz in Einklang bringe, „der dadurch in den industrialisierten Regionen ein einfacheres, bescheideneres, weniger hektisches Leben entstehen lässt.“ (Harich und Duve 1975, S. 128)
Die materialistische Dekadenz der Industriestaaten sei nicht mit der ökologischen Bewertung vereinbar. Nur ein Ausgleich mit den armen Ländern des Südens könne dies ermöglichen. Und ein solcher Ausgleich sei wiederum mit dem kapitalistischen Imperialismus und vereinbar. Die vormals armen Länder würden aus der Abhängigkeit des Westens gelöst, da nun allen alles gehöre: „In einer kommunistisch organisierten Welt wären die Fabrikationsstätten jedes industrialisierten Landes ohne Ausnahme nicht mehr Privateigentum irgendwelcher Konzernherren, sondern Volkseigentum. Sie wären aber auch nicht mehr nur Eigentum des bestimmten Volkes, das in dem betreffenden Land lebt, dessen Arbeiter und Ingenieure in seinen Fabriken tätig sind, sondern Eigentum gleichermaßen aller Völker, gesellschaftliches Eigentum der Menschheit überhaupt.“ (Harich und Duve 1975, S. 166)
Durch die Beseitigung der Konkurrenz auf dem Weltmarkt könnten Produktionsstandorte ökologisch verträglich festgelegt werden. Eine zentrale Verwaltung würde dies alles koordinieren: „Es gäbe den vom Weltwirtschaftsrat ausgearbeiteten Weltwirtschaftsplan mit seinen Kontingentierungsauflagen für alle Industrieprodukte und für den Einzelnen gäbe es Rationierungskarten, Bezugscheine, damit basta.“ (Harich und Duve 1975, S. 167)
Es ging ihm nicht um absolute Zwangsaskese, sondern um einen nachhaltigen und ökologischen Umgang der Menschen mit ihren Ressourcen.
Er sah in seinem Konzept auch undemokratischen Zwang vor. Es ging um die Zwangsregulierung des Konsums durch den Weltstaat: „Der proletarische Staat muss über die Machtmittel verfügen, auch den Konsum der Individuen zu kontrollieren, und zwar nach Kriterien, die ihm die Ökologie in die Hand gibt.“ (Harich und Duve 1975, S. 179)
In seinem Modell kam dem Feminismus eine zentrale Rolle zu. Familie, Sexualität und Emanzipation der Frau lösten sich in Harichs Utopie in einem kommunistischen Matriarchat auf, das den Erhalt der Umwelt sichern sollte.
Probleme der Vorschläge von Harich
Ein zentraler Schwachpunkt der utopischen Vorstellungen von Harich ist die Frage, dass die von ihm vorgesehene neue Weltregierung sich verselbstständigen kann, wenn sie keiner demokratischen Kontrolle unterliegt. Wer wählt die Eliten aus und wer kontrolliert sie und warum weiß eine solche Elite besser, was für die Menschen gut ist als diese selbst? Nach seiner Auffassung, die dem konservativen Philosophen Arnold Gehlen entspricht, ist der Mensch ein Mängelwesen. Deshalb müssten auch die Eliten mit Mängeln behaftet sein, zumindest mit weniger Mängeln als die von ihnen regierten. Das System von Harich erfordert also einen neuen Menschen, über dessen Entwicklung er sich nicht weiter äußert.
Harich war ein Gegner des Anarchismus. Er hatte ein pessimistisches Menschenbild und glaubte nicht daran, dass jedem Menschen Vernunft, Solidarität und ähnliche Werte a priori innewohnen würden.
Harich betrachtete sein Buch „Kommunismus ohne Wachstum“ 15 Jahre später selbstkritisch. Aus seiner damaligen kommunistischen Überzeugung heraus habe ein staatssozialistisches Rettungskonzept angesichts der Bedrohungslage für ihn nahegelegen. Damals seien die Warnungen des „Club of Rome“ noch neu gewesen, die erste Reaktion darauf erfolgt demzufolge auch eher illusionär.
Eigene Einschätzungen
Harich war einer der wenigen Philosophen, die dogmatische Aussagen in Zweifel zogen, den Marxismus als eine lebendige Wissenschaft begriffen, auch nichtmarxistische Autoren in ihre Betrachtungen einbezogen und Zukunftsmodelle entwickelten. Seine Vorschläge waren zum Teil sehr unrealistisch und utopisch im negativen Sinne. Ihn deshalb für 10 Jahre ins Zuchthaus zu stecken war einer der größten Fehler der Politik und wurde als abschreckendes Beispiel für junge kreative Philosophen inszeniert. 1956 war damit eine Phase kreativer Entwicklungen der Philosophie in der DDR beendet.
In der heutigen Zeit könnten sein Schicksal und seine Auffassungen bei folgenden Problemen herangezogen werden:
- Beispiel für eigentliche Ursachen für das Scheitern der DDR, insbesondere durch die Auffassungen und Aktivitäten der Verantwortlichen für die wissenschaftlichen Grundlagen
- Beispiel für marxistische Wissenschaftler, die schon frühzeitig auf die Probleme des ständigen Wachstums hingewiesen haben, während in der heutigen Degrowth-Bewegung Marxisten eine geringe Rolle spielen
- Nachweis der sozialökonomischen Grundlagen der ökologischen Krise
- Beitrag zur Kommunismus-Diskussion
Zu Bahro und seinem Buch „Die Alternative“ von 1977
Bahro als Wissenschaftler und Mensch
Die Erkenntnis von der Rolle der Partei kam Bahro als er bei der Parade am 7. Oktober 1964 auf der Tribüne die Losung las: „Was des Volkes Hände schaffen, ist des Volkes eigen.“ Von dem Augenblick an glaubte er zu wissen, dass es nicht so weitergehen kann und die Macht und Rolle der Partei auf Ewigkeit gestärkt werden soll. Nach dem Abdruck eines Schauspiels von Volker Braun, das nicht genehmigt war, verlor er seine Anstellung beim Forum und wurde ab 1967 strafversetzt in ein Ingenieurbüro eines Betriebes in Berlin, wo er aber unverdächtig wissenschaftlich theoretisch forschen und arbeiten konnte. Er setzte große Hoffnungen auf die Entwicklung in der Tschechoslowakei und der Einmarsch im Jahre 1968 hat ihn endgültig von der Nichtreformierbarkeit des Systems überzeugt und ihn motiviert seine Schrift „Die Alternative“ zu verfassen. Sie war für ihn die hasserfüllte Antwort auf die Panzer. Mit dem Buch wollte er Spitzenvertretern einer bürokratischen Staatspartei mit marxistischen Originalschriften entgegentreten, so wie die mittelalterlichen Ketzer die selbstherrlichen Kirchenfürsten mit Bibelzitaten konfrontierten.
Die Arbeit an dem Buch „Die Alternative“ war der Staatssicherheit immer im Detail bekannt und wurde bis zur Publikation des Buches in der BRD nicht verhindert. Da der Inhalt des Buches keinen ausreichenden strafrechtlichen Grund zur Verhaftung bot wurde behauptet, dass Bahro als Spion für den Westen gearbeitet hat und er wurde in einem Schauprozess zu 8 Jahren Haft verurteilt. Dies führte zu heftigen Protesten aus dem westlichen Ausland. Er wurde im Zuge einer Amnestie zum 30. Jahrestag der DDR ein Jahr später wieder freigelassen mit der Möglichkeit, dass er die DDR verlassen kann, was er dann auch tat. In der Bundesrepublik schloss er sich der grünen Bewegung an und war in die Entstehung der Partei „Die Grünen“ direkt involviert. Dort macht er sich aber bald mit seinem Auftreten unbeliebt. Hinzu kam, dass er bis zum Autismus selbstverliebt war.
Ein weiteres neues Hauptmotiv in Bahros Denken war die Religion. Während der Haft hatte er sich intensiv mit der Bibel befasst, und bei der Konfrontation mit der Lebensrealität im Westen fiel ihm auf, dass die Menschen trotz des materiellen Wohlstands nicht glücklich waren. Er interpretierte das als einen Mangel an Innerlichkeit und Transzendenz und verwarf damit die traditionell materialistische Ausrichtung des Sozialismus.
Anfang 1980 wurde Bahro bei Oskar Negt an der Universität Hannover mit seiner in Merseburg zurückgewiesenen Dissertation promoviert, die dann als Buch unter dem Titel „Plädoyer für schöpferische Initiative“ erschien. 1983 konnte er sich dort auch in Sozialphilosophie habilitieren.
Am 16. Dezember 1989 erhielt Bahro Gelegenheit, vor den Delegierten des außerordentlichen Parteitages der SED zu sprechen, deren Vorsitzender eine Woche zuvor sein früherer Rechtsbeistand Gysi geworden war. Nach einer Verlesung der Namen aller Personen, die ihm bei „Der Alternative“ geholfen hatten, übte er Kritik an seinem Vorredner, dem Ministerpräsidenten und stellvertretenden Parteivorsitzenden Hans Modrow, des Weiteren an Karl Marx, Gorbatschow und Boris Jelzin. Im Anschluss daran präsentierte er kurz seine Vision eines „sozialökologischen“ Umbaus der DDR. Seine radikal-ökologischen Ideen, die zu diesem Zeitpunkt in der DDR noch kaum bekannt waren, lagen weitab von den Fragen, welche die Delegierten bewegten, und die polemische Einleitung erregte heftigen Unmut. Bahro kam zu dem Schluss, dass ihn mit dieser Partei nichts mehr verband.
Im Jahr 1990 kam der Vorwurf auf, Bahro strebe eine „Ökodiktatur“ an. Besonders aggressiv vorgetragen wurde er durch den in Zürich gegründeten „Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis“, der unter dem Titel „Der Faschismus der Neuen Linken“ eine „ökofaschistische Diktatur“ als Bahros eigentliches Ziel bezeichnete. Bahro widersprach dem empört, sah sich aber bald mit weiteren derartigen Anschuldigungen konfrontiert. Diese stützten sich vor allem auf Zitate aus seinem Buch „Logik der Rettung“. 1992 schaltete sich auch seine frühere Parteifreundin Jutta Ditfurth in die Debatte ein, indem sie ihm in ihrer Streitschrift „Feuer in die Herzen“ eine Hinwendung zu esoterischen, autoritären und völkischen Ideen vorwarf.
Im September 1993 nahm sich Bahros Frau Beatrice nach einem Ehestreit das Leben. Er war darüber so erschüttert, dass er sich für ein Semester von den Vorlesungen befreien lassen musste. Im Frühjahr 1994 erkrankte er dann auch körperlich, und im Herbst desselben Jahres wurde eine seltene Form von Blutkrebs diagnostiziert. Bahro war davon überzeugt, dass seine Erkrankung die Folge traumatischer Erlebnisse wie des Freitods seiner Ehefrau sei, und sträubte sich gegen eine konventionelle Therapie. Stattdessen nahm er diverse „alternative“ Diagnoseverfahren und Therapien in Anspruch und zog sich vorübergehend in ein Kloster zurück. Erst als sich dort sein Zustand dramatisch verschlechtert hatte, ließ er sich wieder auf eine Chemotherapie ein. Im Mai 1995 heiratete er auf dem Krankenbett seine Lebensgefährtin Marina Lehnert, die sich schon länger um seine Tochter gekümmert hatte. Nach einjähriger Unterbrechung wegen Krankheit konnte Bahro im Sommersemester 1996 seine Lehrtätigkeit wieder aufnehmen, allerdings nur noch in beschränktem Umfang. Seine letzte Vorlesung hielt er im Juli 1997. Danach zog er sich eine Lungenentzündung zu, und auch der Krebs brach wieder aus. Rudolf Bahro starb am 5. Dezember 1997 in Berlin.
Ideen von Bahro
Entwicklung in der SU
Von zentraler Bedeutung für das Buch war das Konzept der asiatischen Produktionsweise, das er von Wittfogel übernommen hatte. Nach diesem Konzept erfolgt die Ausbeutung nicht über eine Gruppe, die Produktionsmittel besitzt, sondern über eine breite bürokratische Beamtenkaste, an deren Spitze die despotische Regierung steht, die die Abgaben erhält. Nach einer zweihundertjährigen Mongolenherrschaft kam es mit dem Zarentum zu einem ausgesprochenen Knechtschaftsverhältnis zwischen der Bevölkerung und dem Staat.
Zur Ökologie
Ein weiterer Grundgedanke war, die Verwerfungen zwischenmenschlicher Lebensweise und der Natur, also Fragen des ökologischen Lebens und Handel zu thematisieren. Bahro schrieb: „Es geht nicht um eine neue Predigt der Armut, wohl aber des Maßes und – viel wichtiger – des wahren Horizonts weiterer menschlicher Selbstentfaltung auf diesem Planeten.“ (Bahro 1977, S. 9)
Er vertrat die Ansicht, dass die gegenwärtige Lebensweise der industriellen fortgeschrittenen Völker sich in einem globalen antagonistischen Widerspruch zu den natürlichen Lebensbedingungen des Menschen bewegt. Es sollte ein Gleichgewicht zwischen Produktion und Verbrauch hergestellt werden, was er als eine Harmonisierung der Reproduktion bezeichnete. Nicht Anpassung des Menschen an die moderne Zivilisation sollte das Ziel sein sondern der Umsturz der modernen Zivilisation selbst, der Bruch mit Industrierealismus und Fortschrittsgläubigkeit, die die natürlichen Lebensgrundlagen zerstörten, der Widerspruch zwischen Natur und Industrie lasse sich nicht anders auflösen. „Die Kommunisten müssen ihr Verständnis vom Überfluss an materiellen Gütern als Voraussetzung des Kommunismus modifizieren.“ (Bahro 1977, S. 318)
Sozialismus in der DDR
Zur Einschätzung des realen Sozialismus schrieb er: „Es gibt kein Gebiet, auf dem der real existierende Sozialismus größere Fortschritte gemacht hätte als in der Breite, Tiefe und Vielfältigkeit des Bürokratisierungsprozesses. … Die faktisch totale Entmachtung der Arbeiterklasse blockiert die Herausbildung einer wirklich sozialistischen Arbeitsorganisation.“ (Bahro 1977, S. 187) Er sah ein Widerspruch zwischen den Subalternen und ihren Funktionären, die aufgehört hätten, Arbeiter zu sein. Die Führungskräfte werden nach seiner Meinung danach ausgesucht, ob sie nach oben fügsam sind, disziplinarische Durchschlagskraft nach unten haben und erst an dritter Stelle, ob sie auch kompetent sind. Dies führt zu einem Überhandnehmen von Mittelmäßigkeit, Unfähigkeit, Unehrlichkeit und Unsicherheit im Amt mit der dazugehörigen politischen Standardisierung. Es wird ein spezieller realsozialistischen Menschentyp ausgebildet von konservativer Mittelmäßigkeit, Leute die sich durch schöpferische Konformität hervortun oder durch korrekte Erledigung beliebiger Aufträge. Dadurch, dass bestimmte Teile der Bevölkerung für sich in Anspruch nehmen, hauptamtlich, hauptberuflich ein Leben lang abgesonderte allgemeine und schöpferische Arbeit in Politik, Wissenschaft und Kunst zu leisten, dass sie diese Arbeit monopolisieren, die durch sich selbst zur Entfaltung der individuellen Wesenskräfte führt, verurteilen sie andere Gruppen und Schichten zur hauptberuflichen Beschränkung sowie Abstumpfung der Gehirne. Volk und Funktionäre, das ist die unvermeidliche Dichotomie jeder postsozialistischen Gesellschaft. Der Apparat sei an seinem Weltbild erstarrt. Marx und Engels hätten dem Problem der Bürokratisierung gegenüber ein naives Verhalten gezeigt (Amberger 2014, S. 156).
Er wollte nicht glauben, dass die Arbeiterklasse nach einer siegreichen Revolution sofort ihr Bewusstsein umstellen würde. Es würde neue Verteilungskämpfe einsetzen.
Zur kommunalen Selbstverwaltung
Zur Organisation der neuen Gesellschaft schlägt er vor, dass die Menschen in Kommunen leben, was dem einzelnen ein höheres Selbstwertgefühl erbrächte. Die Kommunen sollten allerdings wirtschaftlich nicht autark sein, sondern die Versorgung werde gesamtgesellschaftlich geregelt. Dies erfordere zum einen zentrale materielle Bilanzen und deren Deckung durch Planvorgaben entsprechend dem Produktionsprofil der verschiedenen Kommunen. Es müsste ein Assekuranzfond (Versicherung von Risiken der Kunden) angelegt werden, da er nur bei zentralisierter Verfügung ökonomisch sei. Es werden große Investitionen gesamtgesellschaftlich zur Verfügung gestellt und dann den Kommunen voll überschrieben.
Die vielen Kommunen sind Einheiten eines Ganzes und delegieren Vertreter in die Nationalversammlung. Die Nationalversammlung sollte kooperativ und kollektivistisch sein und als Haupthebel auf das Vernunftprinzip der Gewaltenverschränkung setzen. Am schwierigsten bleibt die Kontrolle über die lokalen und partikularen Sonderinteressen, also über die der Kommunen und der um die verschiedenen Unterfunktionen assoziierten Verbände innerhalb der Kommunen.
Er machte das Assoziationsprinzip zur Grundlage seines Gesellschaftsentwurfes und strukturierte danach alle Gliederungen von der Kommune bis zur Weltordnung.
Die positive ökonomische Aufgabe der Kulturrevolution kann unter einem einzigen Begriff zusammengefasst werden: jene Neuorganisation der Arbeit und des gesellschaftlichen Lebens zu schaffen, auf die sich endlich ein Gemeinwesen gründen kann, das den lange vorgeprägten Namen der freien Assoziation solidarischer Individuen verdient.
Zur Rolle von Parteien/einer Partei
Die höchste Instanz in der Gesellschaft ist ein Bund der Kommunisten, der sich über alle partikulare Beschränktheit erhebt. Dies heißt, dass die Delegierten der Kommunen in der Nationalversammlung für die administrative Kleinarbeit, also das politische Tagesgeschäft, zuständig sind. Der Bund der Kommunisten fungiert als Ideen- und Kursgeber für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung. Dieser Rat der Intellektuellen in Gestalt einer neuen Parteiform sollte eine politische Avantgarde ohne Allüren darstellen und dabei der „kollektive Intellektuelle“ sein. Die wichtigste Funktion, die der Bund der Kommunisten auszufüllen habe, werde die Vereinigung, Koordinierung und Zielrichtung der intellektuellen und moralischen Anstrengungen zur Ausarbeitung einer Strategie und Taktik der Kulturrevolution sein.
Zum Problem der Aufhebung der Arbeitsteilung
Er vertrat einen sehr utopischen Arbeitsbegriff, den er an zwei Bedingungen knüpfte. Zum einen sollte die Bürokratisierung aufgehoben werden, um eine reale Vergesellschaftung der Leitungstätigkeit, der Beteiligung aller Individuen an der Verfügung über den Reproduktionsprozess zu erreichen. Die zweite Bedingung betrifft die Erhebung des Gesamtarbeiters auf die Höhe der jeweils zeitgenössischen Prinzipien von Wissenschaft und Technik. Jeder Mensch sollte demnach zu jeder Tätigkeit befähigt sein, was eine massive Anhebung des allgemeinen Bildungsniveaus bedeuten würde. Alle anfallenden Arbeiten sollten gleichberechtigt geteilt werden. Er schlug als konkretes Beispiel vor: „Die Arbeitsbedingungen könnten sich rasch und nachhaltig verbessern, wenn die Konstrukteure der Maschinen auch längerfristig an ihnen tätig wären. Der ganze Leitungs- und Verwaltungsapparat könnte einerseits von vielen Kontrollfunktionen und andererseits von der mit seine Stufenzahl zunehmenden Unkenntnis der Details befreit werden (Bahro 1977, S. 231).
Damit verbunden sind seine Vorstellungen zur Egalisierung der Löhne, um die unterschiedliche Wertigkeit der Berufe zu überwinden. Er forderte die Auszahlung eines Einheitslohns. Anstelle des Geldes schlug er Zeitäquivalente als Ausgleich für erbrachte Leistungen vor, da nicht mehr die Anhäufung materieller Güter Ziel des Strebens sei, sondern der maximale Gewinn an freier Zeit. Er bezog sich dabei auch auf die Utopie von Morus. Ebenso berief er sich auf Aussagen von Karl Marx in der deutschen Ideologie von 1847, in der Marx formulierte: „So wie nämlich die Arbeit verteilt zu werden anfängt, hat jeder einen bestimmten ausschließlichen Kreis der Tätigkeit, der ihm aufgedrängt wird, aus dem er nicht heraus kann; er ist Jäger, Fischer oder Hirt oder kritischer Kritiker und muss es bleiben, wenn er nicht die Mittel zum Leben verlieren will – während in der kommunistischen Gesellschaft, wo jeder nicht einen ausschließlichen Kreis der Tätigkeit hat, sondern sich in jedem beliebigen Zweige ausbilden kann, die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.“ (Marx und Engels 1956, S. 33)
Er forderte eine neue Ökonomie der Zeit, mit der Arbeitszeit gespart wird und in erster Linie konkrete Lebenszeit gewonnen wird. Durch das Gefühl gebraucht zu werden, eine bzw. mehrere sinnvolle Tätigkeiten zu verrichten, sollte Arbeitsmotivation entstehen.
Jeder Arbeitnehmer sollte einen gleichgroßen Konsumscheck erhalten. Einschränkungen sollte es nur gegen Individuen geben, wenn sie sich schuldhaft und über längere Frist um ihren Beitrag zur Reproduktion der Lebensbedingungen drücken. Wer aber schwere und unangenehme Arbeit verrichtete, sollte einen Zuschlag erhalten, der darin besteht, dass er für den Erhalt des Konsumschecks weniger Arbeitszeit aufwenden muss.
Gedanken
Allgemeine Einschätzungen
- Die Gedanken von Bahro sind deshalb von besonderem Interesse, da er im Unterschied zu westlichen Marxisten unter den gesellschaftlichen Verhältnissen nach der Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln gelebt hat. Weiterhin hat er eigene Erfahrungen in der Produktion sammeln können und hatte eine marxistische Grundbildung. Seine Ideen zielten zudem nicht auf eine Abschaffung der Produktionsverhältnisse, sondern auf ihre Gestaltung im sozialistischen bzw. kommunistischen Sinne.
- Ein Hauptproblem sehe ich bei den Vorschlägen von Bahro darin, dass er sich unzureichend mit dialektischen Wechselverhältnissen beschäftigt hat. Dies kann man vom Äußeren her daran erkennen, dass das Wort Dialektik in seinen Vorschlägen kaum auftritt. Viel wesentlicher ist aber, dass seine konkreten Vorschläge immer auf die Schaffung eines bestimmten Zustandes hinauslaufen.
Zum Problem von Parteien
Seine Idee zur Schaffung einer einzigen Partei (Bund der Kommunisten), die in sich die unterschiedlichen gesellschaftlichen Interessen vereinigt und zur Wirkung bringt, war auch zunächst meine Idee in Anlehnung an die Verhältnisse in China. Im Sinne eines Rotationsprinzips bei der Besetzung der führenden Positionen der Gesellschaft und eines institutionalisierten Streits der unterschiedlichen Positionen zur Gestaltung der neuen Gesellschaft halte ich aber jetzt die Existenz zweier Parteien für die bessere Lösung. Dies entspricht genau der politischen Situation in den entwickelten kapitalistischen Ländern. Die dort wirkenden Parteien sind mit Ausnahme linker Parteien darin einig, dass die kapitalistische Gesellschaft als solche erhalten bleiben muss. Der Streit geht um die konkrete Gestaltung insbesondere auch sozialer Verhältnisse und grundlegender Ausrichtung der Produktion, insbesondere in ökologischer Hinsicht.
Zum Problem der kommunalen Selbstverwaltung
Bei der Organisation der kommunalen Selbstverwaltung spielen bei Bahro offensichtlich Parteien keine Rolle. Auch bei der Zusammensetzung der Nationalversammlung geht es offensichtlich nicht um eine Wahl, bei der Parteien ihre Vertreter für die höchste Versammlung vorschlagen, sondern die Vorschläge sollen direkt aus den Kommunen kommen. Dies hat den Vorteil, dass das ganze System der Wahlkämpfe in der Parteiarbeit entfällt. Die Kommunen könnten damit eine Versammlung von Experten sein. Offen bleibt aber die Frage, wie diese kommunalen Vertretungen gebildet werden. Dies könnte oder müsste sogar durch eine Wahl der Mitglieder der Kommune erfolgen. Dabei wäre die Anzahl der Plätze in der kommunalen Vertretung vorgegeben und auch eine Quotierung nach Männern und Frauen oder anderen Kriterien wäre denkbar. Auf der untersten Ebene der kommunalen Hierarchie, etwa einer Dorfgemeinschaft oder eines Stadtteils, müssen sich freiwillig Kandidaten für die zu belegenden Plätze melden. Dann würde eine Wahl unter Teilnahme aller Mitglieder der Kommune erfolgen. Auf den nächsthöheren Ebenen bestehen die kommunalen Vertretungen aus Abgesandten der jeweils darunterliegenden Ebene. Die Wahl dieser Vertreter erfolgt durch die jeweiligen Kommunalvertretungen der unteren Ebene. Damit jeweils die Anzahl der Vertreter in den Kommunalvertretungen der darunterliegenden Ebene gleich bleibt, würden Kandidaten aus der Wahl zur darunterliegenden Ebene nachrücken. Wenn dann ein Kandidat auf der darüberliegenden Ebene wieder auf eine höhere Ebene gewählt wird, würde der Prozess des Nachrückens wieder von unten beginnen. Durch dieses Verfahren ist gewährleistet, dass alle kommunalen Vertretungen unabhängig von der Parteizugehörigkeit aus gewählten Experten bestehen. Dies ist ein System, das gegenwärtig durchaus Wurzeln hat. So spielen bei den Wahlen in die Gemeindevertretungen Parteien kaum noch eine Rolle. Auch innerhalb der betrieblichen Vertretungen erfolgen die Wahlen personenbezogen.
Zum Problem der Aufhebung der Arbeitsteilung
Die geäußerten Vorstellungen zur Aufhebung der Arbeitsteilung, wie sie auch von Marx formuliert wurden, halte ich für unsinnig. Zum einen ist die Spezialisierung für bestimmte Arbeiten erforderlich, um eine entsprechende Qualität der Arbeiten zu gewährleisten. Weiterhin hat jeder Mensch eine bestimmte Präferenz für eine bestimmte Art von Tätigkeiten. Eine mögliche Grundstruktur der Tätigkeiten wäre die nach den fünf unterschiedlichen Arbeitsgegenständen. Auch würde es einen unvertretbar hohen gesellschaftlichen Aufwand erfordern, alle Menschen für alle möglichen Tätigkeiten zu qualifizieren.
Zu einer Verringerung des Grades der Arbeitsteilung könnte aber Folgendes beitragen.
- Es ist durchaus sinnvoll, dass Wissenschaftler, die sich mit bestimmten Arbeitsprozessen beschäftigen, auch selbst einmal in diese Arbeitsprozesse eingegliedert werden oder sie zumindest aus eigenem Erleben durch Beobachtung kennen lernen. Dies ist bereits bei Hochschullehrern medizinischer Berufe der Fall, die selber als Mediziner praktizieren oder bei Hochschullehrern ingenieurtechnische Berufe, die eigene Betriebe unterhalten. Auch Erziehungswissenschaftler und Didaktiker sollten den Unterrichtsprozess aus eigenem Erleben oder auch eigene Erfahrung möglichst oft kennen lernen. Dies betrifft eigentlich fast alle Wissenschaftsdisziplinen mit Ausnahme vielleicht der Philosophen und Mathematiker.
- Im Zusammenhang mit der durchaus richtigen Zielrichtung, mehr Zeit für individuelle Tätigkeiten zu gewinnen, in dem die Arbeitszeit reduziert wird, können in dieser freien Zeit auch Tätigkeiten erlernt und ausgeübt werden, die mit der eigenen Arbeitstätigkeit wenig oder nichts zu tun haben. Dies betrifft etwa künstlerische oder handwerkliche Tätigkeiten. Neben der reinen Gestaltung dieser Tätigkeiten als Hobby könnte durchaus auch ein Bezug zu den entsprechenden Arbeitstätigkeit hergestellt werden. So könnte ein Hobby-Künstler bei einem professionellen Künstler ein Praktikum machen. Für Heimwerker könnten Kurse für bestimmte Arbeitsgebiete angeboten werden. Dies wird gegenwärtig bereits im Rahmen von Volkshochschulen realisiert.
- Auch innerhalb einer betrieblichen Einheit wie etwa auch in einem Krankenhaus (was Bahro ebenfalls vorschlägt) ist es sinnvoll, dass Beschäftigte auch in anderen Arbeitsbereichen Einblicke gewinnen. So könnte ein Chefarzt auch einmal einen Pfleger bei seiner täglichen Arbeit begleiten oder ein Konstrukteur in der Produktionsabteilung die Realisierung seines entworfenen Produktes verfolgen.
- Der Grundgedanke einer möglichst gleichen Entlohnung für alle Beschäftigten ist ein richtiger Ansatz. So war es in der DDR üblich, dass die Gehaltsunterschiede zwischen Berufen der Intelligenz und der Handwerker und Arbeiter in der Produktion gering waren. Damit ist die Wertschätzung aller Arbeiten unabhängig von ihrem Qualifikationsniveau verbunden. Wie man allerdings von den gegenwärtigen gewaltigen Gehaltsunterschieden zu einer solchen Angleichung langfristig (zurück-) kommen kann, ist sicher ein sehr schwer zu lösendes Problem.
Zu Havemann und seinem Buch „Morgen“ von 1980
Havemann als Wissenschaftler und Mensch
Havemann war ein Naturwissenschaftler, der auf dem Gebiet der Chemie gearbeitet und international anerkannt war. Mit philosophischen Problemen hat er sich nie ernsthaft befasst. 1931 hat er Engels Buch den Anti-Dühring gelesen. Dies weckte sein Interesse am Marxismus und politisierte ihn so weit, dass er zum Helfer der Kommunisten wurde. Er beteiligte sich an konspirativen Aktionen in der Nazizeit und wurde 1943 zum Tode verurteilt was, durch den Einspruch bedeutender Wissenschaftler abgewiesen werden konnte.
Nach 1945 war er fast durchgehend im Osten und Westen aktiv. Bis 1964 leitete er das physikalisch chemische Institut der Humboldt-Universität. Er hatte zahlreiche politische Funktionen, war zeitweise Mitglied der Volkskammer, Vorsitzender des Berliner Friedensrates, Präsidiumsmitglied des Kulturbundes und andere.
Er war ein sehr egozentrischer Mensch der ein ausschweifendes Leben bis hin zu Orgien in seinem Haus führte. Auch seine Arbeitseinstellung war gering, er hat gewöhnlich nicht länger als 3 Stunden Tag an der Universität gearbeitet. Ab 1963 hat er eine Vorlesungsreihe zu naturwissenschaftlichen Aspekten philosophischer Probleme angeboten, die zu einem Publikumsmagnet für kritische studierende verschiedenster Fakultäten und Universitäten wurde. In der Reihe setzte sich mit dem blockierenden bzw. destruktiven Einfluss des politischen Dogmatismus auf die Freiheit der Wissenschaften auseinander dies und weitere Verhaltensweisen, zum Beispiel Aktivitäten nach Ausweisung seines Freundes Wolf Biermann, der 2 Kinder mit einer Tochter von Havemann hat, führten zum Bruch mit der SED Führung. 1976 bekam er Hausarrest, der später aufgehoben wurde. Er hat in dieser Zeit Interviews und Artikel und auch Bücher in westlichen Medien veröffentlicht. Nach dem Hausarrest hat er Kontakte im Umfeld der Kirche mit späteren Bürgerrechtlern gesucht, wie zum Beispiel Bärbel Bohley. Sein Buch „Morgen“ hat er 1980 in kurzer Zeit verfasst. Die Gedanken dazu haben ihn aber schon seit Jahren bewegt. Das Buch wurde in eine Münchner Verlag veröffentlicht. 2 Jahre später verstarb er.
Ideen von Havemann
Außer folgender Feststellung gibt es kaum etwas, was für heute von Bedeutung ist: „Der Kapitalismus ist seiner inneren Struktur und seinem ganzen Wesen nach vollständig unfähig, die uns jetzt bevorstehende große Krise zu meistern, weil er dazu sich selbst aufgeben müsste, was er nicht kann. Er ist am Ende. Seine Zeit ist abgelaufen“ (Havemann 1980, S. 35)
Literaturverzeichnis
Amberger, Alexander (2014): Bahro – Harich – Havemann. Marxistische Systemkritik und politische Utopie in der DDR. Paderborn: Ferdinand Schöningh.
Bahro, Rudolf (1977): Die Alternative. Zur Kritik des real existierenden Sozialismus. Köln, Franfurt am Main: Europ. Verl.-Anst.
Harich, Wolfgang; Duve, Freimut (1975): Kommunismus ohne Wachstum? Babeuf und der „Club of Rome“ ; sechs Interviews mit Freimut Duve und Briefe an ihn. 1. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.
Havemann, Robert (1980): Morgen. Die Industriegesellschaft am Scheideweg. Kritik und reale Utopie. München, Zürich: Piper.
Marx, Karl; Engels, Friedrich (1956): Die deutsche Ideologie. Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner, und des deutschen Sozialismus in seinen verschiedenen Propheten. In: Karl Marx und Friedrich Engels: Werke, Bd. 3. Hg. v. Institut für Marxismus-Leninismus. Berlin: Dietz, S. 9–530.
[1] Hauptquelle ist das Buch von Amberger 2014: Bahro – Harich – Havemann. Marxistische Systemkritik und politische Utopie in der DDR. Weiterhin wurden die Wikipedia-Artikel zu den drei Wissenschaftlern verwendet.
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