Analysen zu den Begriffen Gleichheit und Identität
Es werden die Bedeutungen folgender Wörter in der Alltagssprache und der Philosophie analysiert: Gleichheit, Ungleichheit, Identität sowie Nichtidentität, ihre Bedeutung zusammengestellt und Vorschläge zur Explikation unterbreitet.
Erstaunlich ist die vielfältige Übereinstimmung der alltagssprachlichen Verwendungen und der Verwendungen der Wörter in der Philosophie. Es werden die erheblichen Differenzen zwischen Beiträgen in den philosophischen Lexika zum selben Thema herausgestellt und bewertet. Es gibt offensichtlich eine unüberbrückbare Kluft im Denken einiger Philosophen zwischen formallogischen und inhaltlich philosophischen Überlegungen, die erneut die Frage nach der Rolle formaler Logik in der Philosophie aufwirft, die Hegel charakterisierte „als ein Befingern von Stäbchen von ungleicher Länge, um sie nach ihrer Größe zu sortieren und zu verbinden“ (WL, S. 47). Als genereller Mangel wird weiterhin die unzureichende Berücksichtigung von Begriffen mit gegensätzlichem Charakter, also Ungleichheit und Nichtidentität, herausgestellt, ohne die die Begriffe Gleichheit und Identität nicht vollständig erfasst werden können.
Es werden formale und nichtformale Aspekte der Begriffe Gleichheit und Ungleichheit angegeben und zahlreiche Aspekte des Begriffs der personalen Identität zusammengestellt. Zu dem strittigen Fall der Beziehungen der Begriffe Mensch und Person wird ein Vorschlag unterbreitet.
Analysen zu den Begriffen Beziehung, Relation und Verhältnis
Es werden Bedeutungen der Wörter Beziehung, Wechselbeziehung, Relation, relativ, Verhältnis, Wechselverhältnis und Wechselwirkung in der Philosophie und der Alltagssprache untersucht. Insgesamt zeigte sich, dass alle Wörter in mehrfachen Hinsichten bedeutungsverwandt sind, aber auch, dass das Wort „Beziehung“ bei vielen Bedeutungserklärungen der anderen Wörter verwendet wird.
Der Begriff Beziehung ist ein grundlegender philosophischer Begriff. Er ist Grundlage für die Explikation weiterer zentraler Begriffe wie Zusammenhang, Abhängigkeit oder Kausalität. Trotz dieser auch in philosophischen Texten herausgestellten Bedeutung des Begriffs Beziehung und der darauf basierenden Begriffe Relation und Verhältnis gibt es bisher keine zufriedenstellende Begriffsbestimmung und ausführliche Betrachtungen zu dem Begriff.
Da sich aufgrund der festgestellten Vielzahl der unterschiedlichen Arten von Beziehungen kein geeigneter Oberbegriff finden lässt, wird der Begriff Beziehung axiomatisch festgelegt. Es werden unter anderem die Begriffe gerichtete, nichtgerichtete einseitig und zweiseitig Beziehung sowie Verhältnis erklärt. Im Ergebnis der Analyse von Beispielen wurden zahlreiche nichtformale Aspekte der Begriffe zusammengestellt und beispielhaft erläutert. Dabei wurden insbesondere Möglichkeiten der Modellierung von Beziehungen untersucht.
Aufgrund des Umfangs des Textes wird dieser nur als Datei zum Download angeboten.
Ein neuer Zugang zu den Begriffen Merkmal und Eigenschaft
Merkmal und Eigenschaft sind fundamentale Begriffe in zahlreichen Wissenschaften, so in der Philosophie, der Psychologie oder der Beschreibenden Statistik. Begriffsanalysen haben ergeben, dass es sehr selten Versuche zur Explikation oder Unterscheidung dieser beiden Begriffe gibt, die insgesamt als unbefriedigend eingeschätzt werden müssen.
Es wird ein neuer Zugang zu den Begriffen vorgeschlagen, der auf der axiomatischen Methode beruht, wie sie von David Hilbert (1862–1943) am Beispiel der Geometrie begründet wurde. Es werden zahlreiche Beispiele mit diesem neuen Zugang zu den Begriffen untersucht und dabei wird die Tragfähigkeit und Konstruktivität der Vorschläge deutlich.
Analysen zu den Begriffen „Merkmal“ und „Eigenschaft“
Eine Analyse der Erklärung und Verwendung der beiden Begriffe in Lexika und Fachbüchern der Disziplinen Philosophie, Theologie, Psychologie, Mathematik und Beschreibender Statistik zeigt, dass es keine zufriedenstellenden Erklärungen gibt. Es kann, wie das Beispiel von Verwendungen in der Beschreibenden Statistik zeigt, zu begrifflichen Inkonsistenzen führen, wenn Arten der Messung von Merkmalsausprägungen als Arten von Merkmalen bezeichnet und Merkmalsausprägungen mit Messwerten gleichgesetzt werden. Die Ausprägung des Merkmals „Sprungweite“ ist der Abdruck im Sand und nicht die gemessene Weite.
„Merkmal“ und „Eigenschaft“ sind Grundbegriffe der Philosophie, der eng mit den Begriffen Sein, Ding und anderen zusammenhängen. Es ist Aufgabe der Philosophie aus ihrer Sicht auf alle Anwendungsgebiete geeignete Explikationen der Begriffe auf einer übergreifenden Ebene vorzunehmen, die dann zu Konsequenzen für die Fachdisziplinen führen. Diese Aufgabe hat die Philosophie bisher nicht erfüllt.
Momente des Begriffs „Eigenschaft“ in Schriften von Aristoteles
Auf der Suche nach Ideen zu den Begriffen „Merkmal“ und „Eigenschaft“ bei Aristoteles bin ich auf die von ihm verwendeten Wörter idion und symbebêkos gestoßen. Er erfasst mit diesen beiden Wörtern Momente des Begriffs „Eigenschaft“, die in der heutigen Literatur kaum oder gar nicht erwähnt werden. Ich unterbreitete einen Vorschlag zur Einführung des philosophischen Begriffs „Eigentümlichkeit“, der auf den Ideen von Aristoteles zum Wort idion beruht. Die verschiedenen Übersetzungen von symbebêkos ins Deutsche sind ein Beispiel für den Einfluss der Vorstellung der Übersetzer zu philosophischen Begriffen, in diesem Fall zu „Zufall“, „Eigenschaft“ und „Merkmal“ auf die gewählten sprachlichen Übertragungen. Ich weise nach, dass die häufig anzutreffenden Übersetzungen mit „zufällig“ nicht sinnvoll sind unterbreitete einen eigenen Vorschlag. Beide Vorschläge werden an Beispielen von Aristoteles erläutert.
Exzerpte zu Wolff und Kimmerle zu den Termini Unterschied, Differenz, Gegensatz und Widerspruch
Der Text enthält zwei Exzerpte zu Beiträgen von Michael Wolff und Heinz Kimmerle auf der Tagung der Internationalen Hegelvereinigung 1980 sowie ein Exzerpt zum Buch von Wolff (2017): Der Begriff des Widerspruchs.
Das Verständnis der entsprechenden Überlegungen Hegels ist fundamental für das Verständnis seiner Theorie. Nach Hegel ist die Negativität abstrakte Grundlage aller philosophischen Ideen und auch des spekulativen Denkens. Ohne Erkenntnis der Natur der reflexionslogischen Negativität sei „kein Schritt in der Philosophie möglich“. Dies ist nach meiner Ansicht eine zutiefst „materialistische“ Auffassung.
Beide Autoren bemühen sich, die anspruchsvollen und zum Teil verworrenen Überlegungen von Hegel zu den genannten Termini sowie zur Negativität und Negation zu interpretieren. Insbesondere Wolff entwickelt dazu in seinem Buch umfangreiche Argumentationen mit eigenen Begrifflichkeiten und Symbolen. Allerdings erweisen sich diese Überlegungen teilweise als ebenso unverständlich wie die von Hegel. Es wäre zu erwarten gewesen, dass die Überlegungen von Hegel viel expliziter mit eigenen Worten und vor allem auch mit einer Reihe von Beispielen interpretiert werden.
Ich weise auf einige Ungereimtheiten in den Darlegungen hin, insbesondere was die Bezüge zur Mathematik angehen. Ich gehe weiterhin auf unterschiedliche Bedeutungen verwendeter Termini ein, die von den Autoren nicht immer auseinandergehalten werden und versuche eigene Interpretationen der Überlegungen von Hegel vorzunehmen.
Insgesamt halte ich die Resultate der Hegel-Interpretationen noch für unzureichend. Es müsste eine stärkere Loslösung von Hegels verwirrender Terminologie und eine Konzentration auf seine wesentlichen fundamentalen Gedanken erfolgen.