Hans-Dieter Sill, 21.01.2025
Analysen zu den Begriffen Existenz, Nichtexistenz, existieren, Existierendes und Nichtexistierendes
Inhalt
Auswertungen und Schlussfolgerungen
Hegel: Wissenschaft der Logik I und II
Auswertungen und Schlussfolgerungen
Zu den Begriffen Existenz und Nichtexistenz
Zu den Begriffen Existierendes und Nichtexistierendes
Vorbemerkungen
Es sollen Bedeutungen und Verwendungen der Wörter Existenz, Nichtexistenz, existieren Existierendes und Nichtexistierendes in der Alltagssprache, der Philosophie und Theologie sowie Werke von Avicenna und Hegel analysiert werden. In einigen Quellen werden diese Wörter im Zusammenhang mit den Wörtern Sein, Nichts, Nichtsein, Seiendes und Nichtseiendes verwendet, die in den Texten https://philosophie-neu.de/analysen-zu-den-wortern-sein-und-nichtsein/ und https://philosophie-neu.de/analysen-zum-wort-nichts/ bereits analysiert wurden. Dort aufgeführte Zitate werden auch in dieser Analyse verwendet. Dies betrifft insbesondere Zitate von Avicenna, der anstelle von Seiendem und Nichtseiendem von Existierendem und Nichtexistierendem spricht.
Da die Wörter Existierendes und Nichtexistierendes als Grundbegriffe der Neuen Philosophie verwendet werden sollen, erfolgte in diesem Text eine gründliche semantische Analyse, die die Nachbarbegriffe Existenz und existieren sowie etymologische Aspekte einbezieht.
Zu Ermittlung der Bedeutungen der Wörter im Alltag wird das Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache (www.dwds.de/) verwendet (DWDS). Um einen Eindruck von der Häufigkeit der Verwendung des Wortes im Alltag zu bekommen wird für die Jahre 2016-2020 die normierte Häufigkeit pro 1 Million Token im DWDS- Zeitungskorpus angegeben, die im DWDS als Frequenz bezeichnet wird. Weiterhin werden signifikanten Kollokationen mit anderen Wörtern angeben. Als Assoziationsmaß wird logDice verwendet. Es werden die Kollokationen mit den fünf (z. T. auch mehr) höchsten logDice-Werten und ihre Frequenzen (in Klammern) aus der Übersicht angegeben und teilweise aus grammatischen Funktionen, die dann genannt werden. Die Daten wurden am 24.09.2024 erhoben.
Weiterhin wird das Deutsche Universalwörterbuch (Kunkel 2023) (DUW) herangezogen.
Um die Bedeutungen der Wörter in der Philosophie genauer zu analysieren, werden die folgenden Wörterbücher und Enzyklopädien verwendet. Sie liegen auch in elektronischer Form vor, wodurch eine Suche nach den Wörtern im gesamten Text möglich ist.
- Ritter u. a. (2007): Historisches Wörterbuch der Philosophie (HWPh)
- Prechtl und Burkard (2008): Metzler Lexikon Philosophie (MLPh)
- Sandkühler (2010): Enzyklopädie Philosophie (EPh)
Weiterhin werden folgende theologische Nachschlagewerke verwendet, um die Bedeutungen der Wörter in der Theologie zu ermitteln.
- Kasper (1993-2001): Lexikon für Theologie und Kirche (LTK)
- Betz u. a. (2007): Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft (RGG4)
Ebenfalls werden Zitate aus Schriften von Avicenna und Hegel zu den Wörtern zusammengestellt. Dabei bedeuten die Siglen:
- : Metaphysik, (Lutz-Bachmann et al. 2016)
- WL I: Wissenschaft der Logik I, (Hegel 1970a)
- WL II: Wissenschaft der Logik II, (Hegel 1970b)
Mit den jeweiligen Suchfunktionen wird in den elektronisch vorliegenden Texten im Volltext nach den betreffenden Worten und Wortformen gesucht (ohne in Literaturangaben und Stichwortverzeichnissen) und es wird die Anzahl der jeweiligen Ergebnisse absolut und (in Klammern) pro 100 Seiten (normierte Häufigkeit) angegeben.
Weitere Informationen zum Vorgehen bei den Wortanalysen und zu Auswahlkriterien sind auf der Seite „Zur Bestimmung grundlegender Termini“ enthalten.
Alltagssprache
Literaturanalysen
DWDS
Existenz
Frequenz: 13,7
Kollokationen: Nichtexistenz (9.9, 139), menschlich (8.7, 5242), bloß (8.5, 1234), verkracht (8.3, 487), aufbauen (8.3; 3486)
Bedeutung:
- Dasein, Vorhandensein; Bsp.: nationale Existenz, die Existenz des Kindes
Leben; Bsp.: eine kümmerliche Existenz fristen, um die nackte Existenz kämpfen
- [abwertend] Mensch; Bsp.: verdächtige, verkrachte Existenzen
- materielle Grundlage, um leben zu können; Bsp.: eine gesicherte Existenz, sich eine neue Existenz aufbauen
Etymologie:
Existenz f. ‘Vorhandensein, Dasein’, im 17. Jh. als philosophischer Terminus entlehnt aus spätlat. exsistentia ‘Bestehen, Dasein’, Abstraktbildung zu lat. exsistere ‘heraustreten, vorhanden sein, stattfinden’ bzw. zum Part. Präs. exsistēns (Genitiv exsistentis) ‘bestehend, vorhanden’; zu lat. sistere ‘(fest)stehen machen, (ein)stellen, hemmen’. Verb und Part. werden ins. Dt. entlehnt in den Formen existieren Vb. ‘vorhanden sein, dasein’ (17. Jh.) und existent Adj. (18. Jh.). Existentialismus m. subjektiv-idealistische Strömung der Philosophie, die in ihren Betrachtungen von der individuellen Existenz des Menschen ausgeht (1919), danach frz. existentialisme (1925, später aufgenommen von J.-P. Sartre).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
- Dasein · Existenz · Leben · irdisches Dasein
- (das) Bestehen · Existenz · Vorhandensein · Vorliegen (Sachverhalt, Tatbestand; Dokument)
Nichtexistenz
Frequenz: 0,03
Kollokationen: Gott (2.2, 63), Nachweis (1.8, 6), Beweis für (1.7, 22), faktisch (1.5, 6), beweisen (1.2, 25)
Bedeutung: keine Angaben
existieren:
Frequenz: 31
Kollokationen: Programmbeispiel (7.6, 757), nebeneinander (7.3, 680), bereits (6.7, 1589), weiterexistieren (6.6, 397), mehr (6.6, 4051)
Bedeutungen:
- da sein, vorhanden sein
Beispiele: darüber existiert ein Gesetz; sie tat, als ob ich gar nicht existiere (= anwesend sei)
- auskommen, leben
Beispiel: davon kann man nicht existieren;
Etymologie: s. Existenz
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
- (dort) vertreten sein · bestehen · existieren · geben (es gibt / es gab …) · sein · sich befinden · vorhanden sein · vorkommen · vorliegen
- existieren · leben · lebendig sein
Existierendes:
Frequenz: 0,04
Kollokationen: keine Ergebnisse
Bedeutung: kein Eintrag
Nichtexistierendes: kein Eintrag
DUW
Existenz
Existenz, die; -, -en [spätlat. ex(s)istentia = Dasein, Vorhandensein]:
- a) das Existieren, Vorhandensein, Bestehen: er wusste nichts von der Existenz dieses Briefes; b) (menschliches) Dasein, Leben: die menschliche Existenz; die nackte Existenz retten.
- [berufliche Stellung als] (bes. materielle) Lebensgrundlage: keine sichere Existenz haben; ich baue mir gerade eine Existenz auf; um seine Existenz ringen.
- (mit abwertendem Attribut) Mensch: in diesem Viertel treiben sich allerlei zweifelhafte Existenzen herum; er ist eine gestrandete, gescheiterte Existenz (S. 574)
Nichtexistenz: kein Eintrag
existieren: [〈schwaches verb.; hat〉 [lat. ex(s)istere = heraus-, hervortreten, vorhanden sein, zu: sistere = (sich) hinstellen, stellen]: 1. vorhanden sein, da sein, bestehen: das alte Haus existiert noch; diese Dinge existieren nur in deiner Fantasie; es existieren keine Aufzeichnungen mehr darüber. 2. leben, sein Auskommen haben: von 300 Euro monatlich kann man kaum existieren. (S. 575)
Existierendes: kein Eintrag
Nichtexistierendes: kein Eintrag
Auswertungen und Schlussfolgerungen
Normierte Häufigkeiten:
Existenz | Nichtexistenz | existieren | Existierendes | Nichtexistierendes |
13,7 | 0,03 | 19,0 | 0,0 | 0,0 |
Das Wort „Existenz“ wird in der Alltagssprache mit einer mittleren Häufigkeit verwendet. Im DWDS und DUW werden übereinstimmend folgende Bedeutungen angegeben:
- das Vorhandensein eines Gegenstandes oder eines Zustandes in der Realität, Bsp.: die Existenz eines Briefes, Kindes
- die berufliche Stellung als (bes. materielle) Lebensgrundlage, Bsp.: keine sichere Existenz haben
- das menschliche Dasein, Leben, Bsp.: die nackte Existenz retten; eine kümmerliche Existenz fristen
- [abwertend] Mensch, Bsp.: verdächtige, verkrachte Existenzen
Die signifikanten Kollokationen von „Existenz“ zu Nichtexistenz, menschlich, bloß, verkracht und aufbauen zeigen, dass alle vier Bedeutungen in den Kollokationen enthalten sind.
Das Wort „existieren“ ist ein Bestandteil der Alltagssprache, in der es mit mittlerer Häufigkeit auftritt. Es hat übereinstimmend im DWDS und DUW folgende zwei Bedeutungen:
- vorhanden sein, da sein, bestehen
- leben, sein Auskommen haben
„Existieren“ hat signifikante Kollokationen zu den Wörtern Programmbeispiel, nebeneinander, bereits, weiterexistieren und mehr, die sich, bis auf eventuell „weiterexistieren“ auf die Bedeutung A beziehen.
Zur Etymologie des Wortes „Existenz“ wird im DWDS angegeben: „im 17. Jh. als philosophischer Terminus entlehnt aus spätlateinisch exsistentia ‘Bestehen, Dasein’, Abstraktbildung zu lateinisch exsistere ‘heraustreten, vorhanden sein, stattfinden’ bzw. zum Partizip Präsens exsistēns (Genitiv exsistentis) ‘bestehend, vorhanden’; zu lat. sistere ‘(fest)stehen machen, (ein)stellen, hemmen’. Verb und Partizip werden ins Deutsche entlehnt in den Formen existieren Verb ‘vorhanden sein, dasein’ (17. Jh.) und existent Adj. (18. Jh.).
Im DUW wird zur Etymologie von Existenz angegeben: „spätlateinisch ex(s)istentia = Dasein, Vorhandensein“ und zu „existieren“: „lat. ex(s)istere = heraus-, hervortreten, vorhanden sein, zu: sistere = (sich) hinstellen, stellen“.
In der Herkunft der beiden Wörter treten neben den Momenten des Vorhandenseins, Daseins, Bestehens, an die mit dem Wort „Existierendes“ angeknüpft werden kann, auch die Momente heraustreten, hervortreten, einstellen auf, die als Momente für „Existierendes“ nicht geeignet sind. Dazu kann festgestellt werden: In den aktuellen deutschen Bedeutungen der beiden Wörter „Existenz“ und „existieren“ treten diese Momente nicht auf. Auch bei den im DWDS angegebenen bedeutungsverwandten Ausdrücken sind diese Momente nicht enthalten.
Als Bedeutungen von „hervortreten“ wird im DWDS angegeben: „1. heraustreten; 2. sichtbar werden, in Erscheinung treten; 3. hervorkommen“. Das Wort „hervortreten“ hat also keinen Bezug zum Vorhandensein. Auch in den Bedeutungen von „einstellen“ ist nach dem DWDS kein solcher Bezug vorhanden. Man kann also davon ausgehen, dass an der Alltagssprache das Wort existieren neben der Bedeutung leben, sein Auskommen haben, nur die Bedeutung vorhanden sein, da sein, bestehen hat.
Die Wörter „Existierendes“ und „Nichtexistierendes“ werden in der Alltagssprache nicht mit nachweisbarer Häufigkeit verwendet. Zu beiden Wörtern gibt es keine Einträge in den Wörterbüchern. Aufgrund der häufigen Verwendung und Verständlichkeit des Verbes „existieren“ und seiner Verbformen kann davon ausgegangen werden, dass die Wörter „Existierendes“ und „Nichtexistierendes“ trotz der sehr seltenen Verwendung auch im Alltag intuitiv im Sinne von „Vorhandensein“ bzw. „Nichtvorhandensein“ verständlich sind.
Philosophie und Theologie
Literaturanalysen
HWPh
Existenz
2474 (28,9) Ergebnisse
Stichwort: Existenz, existentia, Abschnitt I, Autor: Pierre Hadot (2007)
- Das Wort ‹existentia› (Existenz) taucht im Lateinischen zum ersten Mal in den theologischen Werken von MARIUS VICTORINUS auf (um 360 n.Chr) … Auf Grund dieser Bedeutungsgleichheit von ‹existere› und ‹esse› ist das Wort ‹Existenz› bei Victorinus gleichbedeutend mit ‹essentia› … und bedeutet ganz allgemein ‹das Sein›. ‹Existenz› bei Victorinus drei verschiedene Bedeutungen annehmen:
- In einer ersten Bedeutung steht ‹Existenz› (ὕπαρξις) im Gegensatz zu ‹substantia› (οὐσία), wie das reine Sein, das weder Subjekt noch Prädikat ist, im Gegensatz steht zum konkreten Subjekt, das durch seine Prädikate bestimmt ist. Diese Gegenüberstellung setzt eine Ontologie voraus, derzufolge das Sein ursprünglich absolut universal und unbestimmt ist (eben das ist Existenz) und sich fortschreitend bestimmt, um durch das Hinzukommen immer mehr besonderer Bestimmungen oder Qualitäten zur konkreten Wirklichkeit zu gelangen (substantia).
- In einer zweiten Bedeutung bezeichnet nun umgekehrt ‹substantia› (οὐσία) das noch unbestimmte Sein und ‹existentia› (ὕπαρξις) das bestimmte Sein, das eine Form empfangen hat. Dieser Sinn stammt aus der kirchlichen Überlieferung des beginnenden 4. Jh. … Diese neue Unterscheidung dient nun bei VICTORINUS dazu, die Beziehungen zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist zu beschreiben: Jeder von diesen dreien ist die gemeinsame göttliche substantia, aber gemäß der Art, die jedem von ihnen eigentümlich ist, d.h. gemäß ihrer besonderen Existenz (Eigentümlichkeit, Bestimmung, Beschaffenheit, Tätigkeit).
- In einer dritten Bedeutung wird ‹Existenz› bei Victorinus schlicht zum einfachen Synonym für ‹substantia› und bezeichnet so auf ungenaue Weise das «aliquid esse», das Etwas-Sein. (Bd. 2. S. 854-855).
Abschnitt II, Autor: Alois Guggenberger (2007)
- Im Endergebnis kam es in der philosophischen Entwicklung zu folgender Bestimmung von Existenz In der Gegenüberstellung der Seinskonstituentien existentia/essentia im endlichen Seienden wurde auf der Seite der Existenz nur mehr das faktische Existieren belassen. Die Tatsache, bloß da zu sein, wurde nicht so bedeutsam erachtet, daß daraus philosophisch zu Bedenkendes zu entnehmen wäre. Gehalt und Wert, die allein Aufmerksamkeit verdienen, liegen im essentiellen Bereich. Soll über Existenz Näheres ausgemacht werden, dann läßt sich von dem maßgeblichen Teil, d.i. von der essentia her, nur sagen, daß sie eben von einer Ursache in die Wirklichkeit gesetzt wurde. … Damit war der Wesensbetrachtung, den begrifflich faßbaren und definitionsmäßig umreißbaren Wesenheiten der Vorrang in der Philosophie eingeräumt. Bei THOMAS VON AQUIN war es umgekehrt; das esse ist den Wesen vorgeordnet, die essentiae kommen aus dem esse wie aus ihrer Quelle. (Bd. 2, S. 857)
- Im Rationalismus der Neuzeit setzt sich ein Begriffsobjektivismus durch, von dem KANT sagen konnte, daß man «aus Begriffen die Wirklichkeit herausklauben» wollte. DESCARTES erblickt den Index für Existenz in den «conceptus clari et distincti» (ein klares und deutliches Konzept). SPINOZA definiert «causa sui» (Ursache seiner selbst) – diesen Begriff von Gott hatte vorher DESCARTES gegeben – als «id, cuius essentia involvit existentiam» (das, dessen Wesen die Existenz beinhaltet). LEIBNIZ verlegt die Existenz in einen «nisus», eine Tendenz der Wesenheiten, aus denen die essentiell gehaltvollsten zum Zuge kommen müssen, woraus sich die «beste Welt» er gibt: «ut possibilitas est principium essentiae, ita perfectio seu essentiae gradus (per quem plurima sunt compossibilia) principium existentiae» (wie die Möglichkeit das Prinzip der Essenz ist, so ist die Vollkommenheit oder der Grad der Essenz (durch den die meisten Dinge zusammen möglich sind) das Prinzip der Existenz). CHR. WOLFF läßt vollends, was ‹seiend› besagt, zusammenfallen mit widerspruchsfrei denkbar und wesensmöglich: ens ist identisch mit possibile. Die «philosophia» bestimmt Wolff als «scientia possibilium, quantenus esse possunt» (das Wissen um das Mögliche, soweit es möglich ist). (Bd. 2, S. 858)
- Mit dem Protest S. KIERKEGAARDS gegen Hegels Begriffsdialektik beginnt das Existenz-Denken der Jetztzeit: «Über dem Denken wurde der Denker vergessen». … Doch der Theologe KIERKEGAARD, der an der «Existenz des subjektiven Denkers» «unendlich interessiert» ist, wurde der wirksamste Anreger für das existenzielle Denken unserer Zeit. Mit der Frage: «Wie werde ich ein Christ» zentrierte Kierkegaard sein ganzes Interesse um die religiöse Existenz. Sein Begriff von Existenz gewann erst in der Breite Einfluß, als er von der mehrschichtigen Bewegung der heutigen Existenz-Philosophie in säkularisierter Form aufgenommen wurde (Bd. 2, S. 858).
- Heute sind es in der Hauptsache drei Bedeutungen, in denen ‹Existenz› verstanden wird: existentialistisch, existentiell, existenzial. Im radikalen Existentialismus, den J.-P. SARTRE vertritt, ist der Mensch eine Nullpunkt-Existenz. Er hat in absolut bedingungsloser Freiheit sich selbst zu erfinden und zu entwerfen. Dieses Selbstschöpfertum ist die Folge aus dem Kernsatz Sartres, daß «die Existenz der Essenz vorausgeht» (Bd. 2, S. 859).
- Die existentielle Fassung von Existenz, wie sie vor allem K. JASPERS herausarbeitet, zeigt Nähe zu dem, was in der philosophischen Überlieferung die menschliche Person ausmacht. Existenz entzieht sich jeglichem «gegenständlichen» Denken. Ein «anderes», das «appellierende Denken» allein kann sie ansprechen. Die Begriffe der Existenz-Erhellung sind solche, in denen ich nicht meinen kann, ohne in ihnen selbst zu sein. Existenz ist «die Weise, wie ich zu mir selbst und zum Transzendenten mich verhalte» (Bd. 2, S. 859).
- Von existenzialen Absichten war M. HEIDEGGERS ‹Daseinsanalyse› von Anfang an (schon in der 1. Aufl. von ‹Sein und Zeit› 1927) geleitet. «Das ‹Wesen› des Daseins [des Menschen] liegt in seiner Existenz», will sagen, in seiner Offenheit für das Sein, für seinen geschichtlich sich wandelnden Zuspruch und Anspruch. Die spätere, unmißverständlichere Benennung «Ek-sistenz» machte dies vollends deutlich (Bd. 2, S. 859).
Nichtexistenz
37 (0,4) Ergebnisse
- Abstraktive Erkenntnis wird von DUNS SCOTUS gemäß seinem Begriff von Abstraktion terminologisch so von intuitiver Erkenntnis unterschieden, daß diese „die Schau eines Existierenden“ besagt, „insofern es existiert und dem Schauenden in seiner Existenz gegenwärtig ist“, während jene „von der aktuellen Existenz oder der Nichtexistenz absieht“ (Bd. 2, S. 681)
- Für Berkeley steht – sieht man von seinen Spätwerken ab – nicht die Existenz des Geistes, sondern die Nichtexistenz der Materie im Zentrum (Bd. 4, S. 241).
- Anders stellt sich die Beweislast dar, wenn nicht die Möglichkeit, sondern die Existenz einer (der Beobachtung unzugänglichen) Entität zur Debatte steht. Hier gilt: «La non-existence d’une chose n’a pas besoin de preuves: c’est l’existence qui doit être démontrée» („Die Nichtexistenz einer Sache bedarf keines Beweises: Es ist ihre Existenz, die nachgewiesen werden muss.“). Von diesem Argument machten auch die frühen Atheisten Gebrauch. Denn unter der Voraussetzung, daß weder die Gottesbeweise stichhaltig sind noch ein Beweis der Nichtexistenz Gottes möglich ist, gibt die Beweislastverteilungs-Regel den Ausschlag: Die Atheisten «sind keineswegs verpflichtet, die Nichtexistenz Gottes zu beweisen. Vielmehr gilt: Weil derjenige, der das Vorliegen eines Sachverhalts behauptet, die Beweislast trägt, müssen die Verfechter der Existenz Gottes diese mit Argumenten dartun» ( 11, S. 956-957)
existieren: 1282 (15,0) Ergebnisse
- Es wird zum Gemeinplatz, daß nur Einzeldinge existieren und daß das Allgemeines erst und nur durch die Tätigkeit des Verstandes konstituiert wird, entweder durch Abstraktion oder durch Vergleich ( 1, S. 178).
- Auch für LAMBERT gilt es als ausgemacht, daß die allgemeinen Dinge nur in den ihnen untergeordneten Einzeldingen existieren (HWPh Bd. 1, S. 180)
(HWPh Bd. 2, S. 311)
- Dieselbe Ursache, die bewirkt, daß etwas existiert, bewirkt auch, daß alle Möglichkeiten den Drang haben, zu existieren, oder, wie Leibniz einmal elegant formuliert, «omne possibile existiturire», was nicht heißen kann «wird einmal existieren» – denn diese These Descartes‘ und Spinozas bekämpft Leibniz ausdrücklich –, sondern etwa «kann einmal existieren», weil es gegründet ist in dem wirklich existierenden notwendigen Seienden (HWPh Bd. 2, S. 853).
- Daher sei auch die erste und grundlegendste Einteilung des weitest gefaßten Begriffes «Seiendes» die in «ens rei et rationis». «Weit genommen» sei nun ens rationis, sofern es «dem wahren, realen und positiven Seienden» entgegengesetzt wird, «alles das, was nicht wahrhaft und real existieren kann …, sondern nur vermöge der Vernunft (beneficio rationis) objektiv im Intellekt existieren kann, insofern es aktuell vom Intellekt perzipiert werden kann» (HWPh Bd. 3, S. 57).
- In der Untersuchung der Beziehung von Sein (oder Existenz) und Haben geht G. STERN (1925) davon aus, daß es für die phänomenologische Analyse gleichgültig ist, ob die Objekte der zu beschreibenden intentionalen Akte (Vermeinungen) «existieren», ob sie «sind» oder «nicht sind», (HWPh Bd. 3, S. 982).
- Der Unterschied zwischen gewöhnlichen Namens-Trägern und Gegenständen wie Sherlock Holmes besteht dann im wesentlichen darin, daß letztere nicht notwendig bezüglich aller Eigenschaften determiniert sind und insofern … nicht existieren. Im Unterschied zu leeren Kennzeichnungen, die überhaupt nicht referieren, besitzen also fiktionale Namen Referenten, wenn diese auch nicht existieren (HWPh Bd. 6, S. 387).
- Letztere nominalistische Auffassung findet sich schon bei J. S. T. GEHLER: «Wirklich sind in der Natur nur die einzelnen Wirkungen vorhanden, die Gesetze existieren bloß in den Ideen der Naturforscher oder in dem System der Naturlehre» (HWPh Bd. 6, S. 530).
- Heute bezeichnet objektive Realität die Wirklichkeit der Dinge, insofern sie unabhängig von unserem Denken existieren (HWPh Bd. 8, S. 193).
- Jedes Ding, dessen Setzung moralisch notwendig ist, ist, bevor es existiert, in dem Sinn zur Existenz determiniert, daß es wahrscheinlicher ist, daß es existieren, als daß es nicht existieren wird (HWPh Bd. 12, S. 261).
Existierendes: 126 (1,5) Ergebnisse, darunter
- Doch die spätere Untersuchung der Möglichkeit dieses Wissens fragt auch nach der identischen Hinsicht des Unterschiedes von Absolutem und Endlichem, veranlaßt die ekstatische Selbstnegation der Vernunft und führt damit zum reinen Daß als dem «bloß Existierenden» im Sinne des «noch begriffslosen Prius» ( W. J. SCHELLING: Philos. der Offenbarung Werke 2/3, 167.) (Bd. 2, S. 21).
- Jedes Existierende ist auf seine Weise Einheit von Subjektivität und Objektivität, (Bd. 4, S. 151).
- Für A. MARTY [95] ist nicht nur das «Reale» seiend, sondern auch «Nichtreales» wie Inhalte, Sachverhalte oder Werte, die durch «Komperzeption» erfaßt werden und «objektiv» im Verstand sind, während dagegen das «mental Existierende» (oder das «immanente Objekt») – etwa ein «gedachter Mensch» – weder real noch nichtreal ist, sondern eine «Fiktion», in der sich eine «innere Sprachform» ausdrückt (Bd. 9, S. 252-253).
- Der späte Schelling ist der Überzeugung, daß den absoluten Anfang eine aller Bestimmung bare, nackte Existenz bildete, die er auch «das unbedingt Existierende» oder «unvordenkliche Sein» nennt. Von da an, daß dieses war, «also von Ewigkeit», zeigte sich darin die «Möglichkeit eines anderen Seyns» [10]; d.h., das unvordenkliche Sein erhielt nun die Möglichkeit sowohl zu bleiben, was es ist, als auch die, etwas anderes, nämlich die Existenz der Welt zu werden (Bd. 9, S. 257).
Nichtexistierendes: 8 (0,1) Ergebnisse
EPh
Existenz
752 (23,4) Ergebnisse, Artikel: „Existenz, Existenzphilosophie, Existenzialismus“, Autor: Bärbel Frischmann (2010)
- Das lat. existentia geht auf das griech. hyparsis zurück und wird im Dt. sowohl mit ›Existenz‹ (Existenz) als auch mit ›Dasein‹ übersetzt. Die Begriffe Existenz/Dasein bezeichnen die Tatsache, dass etwas ist, im Unterschied zur Wesensbestimmung (griech. ousia), was es ist. Sie werden auch verwendet, um das wirkliche Vorhandensein einer Sache im Gegensatz zur bloßen Möglichkeit zu kennzeichnen (666b)
- Erst in der Existenzphilosophie sind die Termini ›Dasein‹ und ›Existenz‹ reserviert für die Kennzeichnung der Besonderheit des Menschen gegenüber allem anderen Seienden, wobei ›Dasein‹ zumeist für den Menschen allgemein steht, ›Existenz‹ dieses Dasein näher qualifiziert. »Das ›Wesen‹ des Daseins liegt in seiner Existenz.« Diese terminologische Abgrenzung des Menschen findet sich als Prinzip einer Philosophie erstmals bei Kierkegaard und wird dann v.a. durch Heidegger, Jaspers und Sartre weitergeführt. Die Aufnahme des Existenzmotivs in anderen Bereichen wie der Literatur (Rilke, Kafka, Sartre, Camus), Theologie (Bultmann, Marcel) oder Pädagogik (Bollnow), aber auch die französische Variante der Existenzphilosophie (Sartre, Camus), werden meist als Existentialismus (666b)
- Thema der Existenzphilosophie ist der Mensch in seiner jeweiligen Spezifik und Selbstbezüglichkeit. Sie intendiert nicht die Erarbeitung eines allgemeinen Subjektbegriffs wie im Deutschen Idealismus oder das Aufweisen charakteristischer Merkmale wie in der Philosophischen Anthropologie, sondern denkt den Menschen radikal individualisiert. Als Absolutum gilt nicht mehr das allgemeine Subjekt in seiner Bestimmung als Vernunftwesen, sondern »ich bin selbst das Absolute«. (666b)
- Sartres philosophisches Hauptwerk L’Être et le Néant (1943, dt. Das Sein und das Nichts) gilt zugleich als wichtigstes theoretisches Werk des französischen Existenzialismus (Existenzialismus). Seine zentrale These besteht in der Auszeichnung des Menschen (Für- sich) durch den Vorrang der Existenz vor der Essenz, während alle anderen Seinsphänomene (An-sich) bestimmt sind durch den Vorrang der Essenz vor der Existenz Das heißt, jedes Seiende, das nicht Mensch ist, hat schon mit seiner faktischen Existenz eine immanente Wesensbestimmung. Der Mensch hingegen ist mit seinem bloßen Existieren nicht schon fertig, sondern muss sich sein Wesen selbst erst schaffen. Das Für-sich ist das Sein, »das nicht das ist, was es ist, und das das ist, was es nicht ist«. Es ist die Fähigkeit, zu negieren. Es ist wesensmäßig unbestimmt, nämlich durch Nichts, durch Nicht-Festgelegtsein, d.h. durch Freiheit, bestimmt. (670)
Nichtexistenz: 7 (0,2) Ergebnisse
existieren: 608 (18,9) Ergebnisse
- Alle mathematischen Gegenstände sind nach Aristoteles keine Substanzen; sie existieren vielmehr „in Abstraktion“ ( post. I,87a 33-37) und nicht für sich selbst (S. 20b).
- Generell existieren in der Natur zwei entgegengesetzt verlaufende Richtungen als Entwicklung (S. 542b).
- Wenngleich fiktive Figuren, Abbildungen oder Beschreibungen im buchstäblichen Sinne nichts denotieren, auch keine Entitäten in möglichen Welten, also null-denotativ sind, können sie dennoch metaphorisch (Metapher) auf Objekte und Sachverhalte der wirklichen Welt Bezug nehmen, innerhalb derer sie zugleich selbst als figurative, fiktionierende und re-identifizierbare Zeichen, einer bestimmten Klasse von Abbildungen und Beschreibungen zugehörig, existieren und relevant sind (S. 711).
- Die Ideen haben mithin an sich kein Bestehen, sie existieren nur, insofern wir sie denken oder in Gedanken ›haben‹ (S. 1049b).
- Bereits Aristoteles kritisierte die platonische Spielart des Universalienrealismus und setzte dagegen, dass nur solche Universalien existieren, die in konkreten Dingen instantiiert sind. Für Aristoteles gibt es keine zweite Welt der Ideen wie bei Platon, Universalien sind aber trotzdem nicht nur von uns gebildet, sondern existieren in den Dingen (S. 1858b).
- Außerdem beweist nach Husserl die Tatsache, dass Wahrheiten über ideale Gegenstände (z.B. Zahlen) evident einsichtig sind, dass diese Gegenstände auch existieren und keine bloßen Fiktionen sind (S. 1862).
- Descartes belebte das Demokritsche Bild zweier Wirklichkeiten, indem er die subjektiven Sinnesqualitäten zu rein mentalen Phänomenen erklärte, die, obgleich physikalisch verursacht, nicht als ein Abbild der Eigenschaften der realen Körper verstanden werden dürften: Farben, Gerüche oder Düfte seien Sinnesqualitäten, die nur im Denken, in der res cogitans, existieren; (S. 2939).
Existierendes: 10 (0,3) Ergebnisse, darunter
- Die Entstehung von qualitativ Neuem als Charakteristikum von Entwicklung kann durch Umwandlung von etwas Existierendem entstehen, durch Abspaltung und Herauslösen aus etwas Bestehendem oder durch eine Synthese bisher getrennt existierender Gegebenheiten (S. 544b).
- Trotz der Kritik von Leibniz wird es damit möglich, den Raum (und damit das Mathematische) als etwas selbständig neben der Materie Existierendes aufzufassen (S. 1736).
Nichtexistierendes: kein Ergebnis
MLPh
Existenz
261 (37,0) Ergebnisse, Stichwort „Existenz“, Autor: Franz-Peter Burkard (2008)
- Der Begriff gewinnt zentrale Bedeutung innerhalb der Existenzphilosophie und dient dort zur Charakterisierung der spezifisch menschlichen Seinsweise. (S. 173)
- Kierkegaards Idealismuskritik zielt darauf zu zeigen, dass die Philosophie über dem Denken den Denkenden vergessen hat. Daher will er das Denken zurücklenken zum konkreten Subjekt, zur »Not des Existierenden«. Der Mensch kann sich selbst nicht als bloßes Exemplar eines allgemeinen Wesensbegriffs verstehen, denn das Wesentliche je seines Seins eröffnet sich ihm nur, wenn er sich zu den konkreten Möglichkeiten seines eigenen Selbstseinkönnens verhält.
- Sartre fasst den existentialistischen Standpunkt – das Begriffspaar existentia/essentia aufgreifend – in die Formel, dass beim Menschen die Existenz der Essenz vorausgeht. D.h. es gibt keinen vorgängigen Wesensbegriff des Menschen, sondern er ist das, wozu er sich macht; er findet sich zuerst in der Welt vor, begegnet sich und anderen, entwirft sich in die Zukunft und bestimmt sich danach.
- Bei Heidegger ist Existenz das jemeinige Sein, zu dem ich mich als Dasein verhalte. (S. 173)
Nichtexistenz: 2 (0,3) Ergebnisse
existieren: 154 (21,8) Ergebnisse
Existierendes: 19 (2,7) Ergebnisse, darunter
Die Sinnstiftungen des Bewusstseins ermöglichen erst das Verstehen der Welt in Bedeutungsdimensionen und hinsichtlich ihres Geltungscharakters als etwas Existierendes. S. 449
Nichtexistierendes: keine Ergebnisse
LTK
Existenz
Stichwort „Existenz“, Autor: Edmund Runggaldier (1993-2001)
- Das Wort Existenz wird auf vielfache Weise verwendet: In seiner Grundbedeutung besagt es, daß etwas ist, im Gegensatz zu dem, was es ist. In einem weiten Sinn ist Existenz gleichbedeutend mit „es gibt“, in einem engen mit „als selbständiges Etwas dasein“. Eine spezif. Bedeutung gewinnt Existenz in der Existenzphilosophie, indem es auf die unableitbare individuelle Daseinsweise des Menschen beschränkt u. dem dinglich-gegenständlichen Vorhandensein entgegengestellt wird. (Bd. 3, Sp.1116)
- Die von Kant vertretene u. schon in der mittelalterlichen Tradition (Duns Scotus) vorfindbare These, daß Existenz kein reales Prädikat ist, wurde in der Sprachanalyse untermauert: Man kann nicht auf etwas Bezug nehmen, um davon zu prädizieren, daß es existiert bzw. nicht existiert (Bd. 3, Sp.1116).
- Das Quine-Kriterium besagt, daß eine Theorie genau diejenigen Entitäten als existent annimmt, über die sich in ihr vorkommenden gebundenen Variablen erstrecken müssen, wenn die Sätze der Theorie wahr sein sollen. Daraus erwächst die moderne Universaliendiskussion. Realisten nehmen die Existenz von Universalien aus wissenschaftstheoretischen (Armstrong) u. ontologischer (Chisholm) Gründen an. Nominalisten hingegen quantifizieren über keine abstrakten Entitäten u. entwickeln daher Individuenkalküle (N. Goodman), in denen die Element- Klasse-Relation durch die Teil-Ganzes-Relation ersetzt wird (Bd. 3, Sp.1117).
- Neben dem durch den Existenz-Quantor ausdrückbaren Begriff von Existenz (logische Existenz) gibt es auch jenen von „wirklich sein“ (aktuale Existenz u. temporale Existenz): „Peter existierte eben noch, jetzt existiert er nicht mehr“ (Geach). Damit ist die Aktualität eines Dinges gemeint, insofern es Veränderungen unterliegt u. aktiv od. passiv in kausale raum-zeitl. Abläufe einbezogen ist (in actu esse). In diesem Sinn kann Existenz auch als Prädikat bzw. Eigenschaft — wenn auch sui generis — verstanden werden (Geach, Kenny) (Bd. 3, Sp.1117).
Nichtexistenz, Existierendes, Nichtexistierendes: kein Eintrag
RGG4
Existenz
Stichwort „Existenz“ I. Philosophisch, Autor: Marcus Willaschek (2007)
- Der erst in der Spätantike … geprägte philosophische Kunstausdruck „Existenz“ besitzt seit dem Mittelalter einen der beiden Grundaspekte des (endlichen) Seins: während die Essenz eines Seienden das ausmacht, was dieses Seiende ist (Substanz), besteht seine Existenz darin, dass es ist.
- Ausgehend von dieser Unterscheidung lassen sich in der Philosophie drei Hauptbedeutungen des Ausdrucks „Existenz“ unterscheiden: a) Existenz (auch „Sein“) als diejenige Eigenschaft, die allem, was existiert, gemeinsam ist und durch die es sich von dem unterscheidet, was nicht existiert. Ob es eine solche Eigenschaft gibt, ist allerdings umstritten: … vor allem Immanuel Kant hat bestritten, dass es sich bei „Sein“ um ein „reales“, d. h. sachhaltiges Prädikat neben anderen handelt. … b) Die Kantische Auffassung erfährt eine modifizierende Bestätigung durch G. Frege, der vorschlägt, den Ausdruck „Existenz“ als Prädikat zweiter Stufe zu verstehen, dass von einem Prädikat erster Stufe besagt, dass dieses auf mindestens einen Gegenstand zutrifft. … c) In den Strömungen der Existenzphilosophie und des Existenzialismus bezeichnet Existenz in erster Linie das endliche Sein des Menschen. (Bd. 2, Spalte 1812)
- Religionsphilosophisch und dogmatisch, Autor: Herman Deuser (2007)
- Ontotheologie. Die christliche Philosophie des Mittelalters verwendet den Begriff Existenz zur Präzisierung des Gottes- sowie des Personbegriffs.
- Existenztheologie. Wird die ideale Notwendigkeit des Seins (notwendige Wesensbestimmung) getrennt von dem, was faktisch existiert, so ist der neuzeitliche Bruch mit der Ontotheologie vollzogen. Nach Søren Kierkegaard steht menschlichem Sein, das seinem Wesen nach als „existierend“ zu bestimmen ist („faktisches Sein“), der Gottesgedanke als „ideelles Sein“ gegenüber.
- Erfahrungstheologie. Den Begriff der Existenz aus der ontotheologischen Tradition mit dem der Existenztheologie zu verbinden, ist dann möglich, wenn der naturale oder empirische Begriff „Existenz“ der modal umfassenderen Realität zugeordnet wird. In diesem Sinne hat Whitehead Existierendes im Kontext des schöpferischen, universalen Prozesses zu verstehen gelehrt; Peirce macht im Blick auf den Gottesbegriff einen klaren Unterschied zwischen dem Gesamt der Realität – die Möglichkeit, Wirklichkeit und Regelhaftigkeit umschließt – und empirischer Existenz;
Nichtexistenz, existieren, Existierendes, Nichtexistierendes: Keine Einträge
Avicenna: Metaphysik
Da es keine elektronische Ausgabe der Metaphysik gibt, werden die Anzahlen der im Register aufgeführten Seiten zu dem Stichwort angegeben. Der deutsche Text umfasst 205 Seiten.
Existenz: 139 Seitenverweise
Existierendes: 56 Seitenverweise
Nichtexistierendes: 9 Seitenverweise
Die Wörter „Nichtexistenz“ und „existieren“ sind nicht im Register enthalten, obwohl sie durchaus im Text vorkommen.
- Wenn die Betrachtung der Ursachen in dieser Hinsicht erfolgt, dass sie existieren und auf das, was ihnen in dieser Hinsicht folgt, so muss also das erste Subjekt das Existierende sein, sofern es ein Existierendes ist (S. 51).
- Es ist deutlich, dass die Existenz der Substanz insofern sie nur Substanz ist, nicht von Materie abhängt, andernfalls gäbe es nur sinnlich wahrnehmbare Substanz (S. 55).
- Daher ist das erste Subjekt für diese Wissenschaft das Existierende, insofern es ein Existierendes ist. Ihre gesuchten Dinge sind die Dinge, die es begleiten, insofern es ein Existierendes ist ohne weitere Bedingung. Einige dieser Dinge kommen ihm zu wie Spezies, nämlich wie die Substanz, die Quantität und die Qualität (S. 61).
- Wir müssen in dieser Lehre den Zustand der Relation des Dinges und des Existierenden zu den Kategorien erkennen, den Zustand der Nichtexistenz, den Zustand der Notwendigkeit in der notwendigen Existenz und ihrer Bedingungen und den Zustand der Möglichkeit und ihr wahres Wesen. Dies selbst ist die Betrachtung von Potenzialität und Aktualität (S. 91).
- Wir sagen, dass die Begriffe des Existierenden, des Dinges und des Notwendigen in der Seele primär eingeprägt sind. Diese Einprägung braucht keine anderen Dinge, die bekannter sind als sie, um erlangt zu werden (S. 101).
- Wenn mit dem Nichtexistierenden das in den aktuellen Einzeldingen Nichtexistierende gemeint ist, so kann es so sein. Das Ding kann also beständig im Geist, aber nichtexistierend in den Dingen der Außenwelt sein. Wenn aber etwas anderes als dieses gemeint ist, so ist es falsch (S. 109).
- Wir sagen, dass wir ein Wissen vom Nichtexistierenden haben; denn wenn die Bedeutung nur in der Seele verwirklicht ist, ohne dass in ihr auf die Außenwelt gewiesen wird, so ist das Erkannte das, was in der Seele ist. Die in der Vorstellung seiner beiden Teile stattfindende Bestätigung ist, dass in den Naturen dieses Erkannten seine verstandesmäßige Relation zur Außenwelt stattfinden kann, es aber in diesem Augenblick keine Beziehung hat. Da gibt es kein anderes Erkanntes (S. 113).
- Wenn du zum Beispiel sagst: „Die Auferstehung wird sein“, so verstehst du „die Auferstehung“, und du verstehst „wird sein“. Du sagst „wird sein“, das in der Seele ist, von „der Auferstehung“ aus, die in der Seele ist, dadurch, dass diese Bedeutung richtigerweise in einer weiteren, ebenfalls verstandesmäßigen Bedeutung, nämlich verstandesmäßig zu einem zukünftigen Zeitpunkt, durch eine dritte verstandesmäßige Bedeutung beschrieben wird, nämlich der verstandesmäßigen Existenz. Analog hierzu ist die Sache in der Vergangenheit. Es ist daher klar, dass das, über das informiert wird, notwendigerweise in einer gewissen Weise in der Seele existiert. Das Informieren ist tatsächlich über ein Existierendes in der Seele und akzidentell über ein Existierendes in der Außenwelt (S. 115).
- Das Notwendige jedoch ist unter diesen Dreien das Berechtigste, zuerst vorgestellt zu werden, dies ist deshalb so, da das Notwendige auf die Bekräftigung der Existenz deutet und die Existenz bekannter als die Nichtexistenz ist. Die Existenz wird nämlich durch sich selbst erkannt, während die Nichtexistenz in einer gewissen Weise durch die Existenz erkannt wird (S. 119).
- Avicenna teilt das Existierende in das notwendig und das möglich Existierende ein. Fußnote: Es findet sich daneben, insbesondere im Weisheitsbuch, noch eine dreifache Einteilung, die auch unmöglich Existierendes kennt. Das unmöglich Existierende hat hier eine konzeptuelle Existenz, keine reale in der Außenwelt und keine potentielle, die aktuell werden könnte. Hierunter fallen insbesondere logisch widersprüchliche Dinge (Schmitt 2016, S. 18).
Hegel: Wissenschaft der Logik I und II
Tab.: Anzahl der Wörter und ihrer Wortformen
Wort | WL I | WL II |
Existenz | 46 (10,4) | 237 (42,4) |
Nichtexistenz | 0 | 0 |
existieren | 23 (5,2) | 57 (10,2) |
Existierendes | 3 (0,7) | 29 (5,2) |
Nichtexistierendes | 0 | 0 |
- Die Kantische Kritik hielt sich vornehmlich daran, daß die Existenz oder das Sein (was hier für gleichbedeutend gilt) keine Eigenschaft oder kein reales Prädikat sei, d. h. nicht ein Begriff von etwas, was zu dem Begriffe eines Dinges hinzukommen könne. (WL I, 88)
- Wenn man sonst gesagt hat, die Existenz, insofern man diese zunächst für gleichbedeutend mit Sein hält, sei die Ergänzung zur Möglichkeit, so ist damit eine andere Bestimmung, die Möglichkeit, vorausgesetzt, das Sein nicht in seiner Unmittelbarkeit, sogar als nicht selbständig, als bedingt ausgesprochen. Für das Sein, welches vermittelt ist, werden wir den Ausdruck Existenz aufbehalten. (WL I, S. 96)
- Die zur Unmittelbarkeit fortgegangene Wesenheit ist zunächst Existenz und Existierendes oder Ding, – als ununterschiedene Einheit des Wesens mit seiner Unmittelbarkeit. (WL II, 124)
- So ist die Existenz hier nicht als ein Prädikat oder als Bestimmung des Wesens zu nehmen, daß ein Satz davon hieße: „Das Wesen existiert oder hat Existenz“, sondern das Wesen ist in die Existenz übergegangen; die Existenz ist seine absolute Entäußerung, jenseits derer es nicht zurückgeblieben ist. Der Satz also hieße: „Das Wesen ist die Existenz“; es ist nicht von seiner Existenz unterschieden. (WL II, S. 128)
- Das Ding wird von seiner Existenz unterschieden, wie das Etwas von seinem Sein unterschieden werden kann. Das Ding und das Existierende ist unmittelbar eins und dasselbe. Aber weil die Existenz nicht die erste Unmittelbarkeit des Seins ist, sondern das Moment der Vermittlung an ihr selbst hat, so ist ihre Bestimmung zum Dinge und die Unterscheidung beider nicht ein Übergang, sondern eigentlich eine Analyse, und die Existenz als solche enthält diese Unterscheidung selbst in dem Momente ihrer Vermittlung, – den Unterschied von Ding-an-sich und von äußerlicher (WL II, S. 129)
- Das Ding-an-sich ist das Existierende als das durch die aufgehobene Vermittlung vorhandene, wesentliche Unmittelbare. (WL II, S. 129)
- Wenn das Ding von seiner Existenz unterschieden wird, so ist es das Mögliche, das Ding der Vorstellung oder das Gedankending, welches als solches nicht zugleich existieren soll. (WL II, 130)
- Das Ding-an-sich ist somit identisch mit der äußerlichen Existenz (WL II, 131).
- Dies stellt sich am Ding-an-sich so dar. Das Ding-an-sich ist die sich auf sich beziehende, wesentliche Existenz; es ist nur insofern die Identität mit sich, als es die Negativität der Reflexion in sich selbst enthält das, was als ihm äußerliche Existenz erschien, ist daher Moment in ihm selbst. (WL II, S. 131)
Auswertungen und Schlussfolgerungen
Normierte Häufigkeiten
Wort | HWPh | EPh | MLPh | WL I | WL II | Meta. |
Existenz | 28,9 | 23,4 | 37,0 | 10,4 | 42,4 | 67,8 |
Nichtexistenz | 0,4 | 0,2 | 0,3 | 0 | 0 | k. A. |
existieren | 15,0 | 18,9 | 21,8 | 5,2 | 10,2 | k. A. |
Existierendes | 1,5 | 0,3 | 2,7 | 0,7 | 5,2 | 27,3 |
Nichtexistierendes | 0,1 | 0,0 | 0,0 | 0 | 0 | 4,4 |
Hinweis: Da es keine elektronische Ausgabe der Metaphysik von Avicenna gibt, wurden die Anzahlen der im Register aufgeführten Seiten zu dem jeweiligen Stichwort den Berechnungen zugrunde gelegt, um ungefähren Eindruck von der Häufigkeit der Verwendung zu erhalten. Die angegebenen Daten sind die untere Grenze der normierten Häufigkeit, da auf einer Seite das Wort mehrfach auftreten kann und die Seiten stets viele Leerzeilen wegen der Dreisprachigkeit der Ausgabe enthalten. Da die Worte „Nichtexistenz“ und „existieren“ nicht im Register enthalten sind, ist keine Angabe (k. A.) der Häufigkeiten möglich.
Zu den Begriffen Existenz und Nichtexistenz
In den philosophischen Lexika wird das Wort „Existenz“ häufig verwendet, ebenso in der WL II und in der Metaphysik. In allen fünf Lexika gibt es das Stichwort „Existenz“. In den betreffenden Beiträgen wird dargestellt, wie sich die Bedeutung des Wortes angefangen von seiner erstmaligen Verwendung in der Spätantike bis in die heutige Zeit verändert hat. Der Terminus „Existenz“ bewegt sich von Anfang an auf der Ebene der allgemeinen ontologischen Begriffe zusammen mit Substanz, Sein oder das Eine.
Zum ersten Mal taucht „Existenz“ im Lateinischen in den theologischen Werken von M. Victorinus auf und bedeutet ganz allgemein „das Sein“, nach Hadot (2007) in drei verschiedene Bedeutungen:
- Existenz steht im Gegensatz zum konkreten Subjekt für das reine Sein, das weder Subjekt noch Prädikat ist und absolut universal und unbestimmt ist und sich fortschreitend bestimmt, um durch das Hinzukommen immer mehr besonderer Bestimmungen oder Qualitäten zur konkreten Wirklichkeit zu gelangen.
- Existenz steht umgekehrt für das bestimmte Sein, das eine Form empfangen hat. Diese neue Unterscheidung dient bei Victorinus dazu, die Beziehungen zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist zu beschreiben
- Existenz ist Synonym für „Substanz“ und bezeichnet so auf ungenaue Weise das Etwas-Sein. (Hadot 2007, S. 854-855).
Von anderen Autoren werden für diese ursprüngliche Verwendung von „Existenz“ nur eine Bedeutung angegeben. So bezeichnen nach Frischmann (2010) die „Begriffe Existenz/Dasein … die Tatsache, dass etwas ist, im Unterschied zur Wesensbestimmung (griech. ousia), was es ist. Sie werden auch verwendet, um das wirkliche Vorhandensein einer Sache im Gegensatz zur bloßen Möglichkeit zu kennzeichnen“ (Frischmann 2010, S. 666b). Nach Willaschek (2007, S. 1812) ist eine der Bedeutungen: „Existenz (auch „Sein“) als diejenige Eigenschaft, die allem, was existiert, gemeinsam ist und durch die es sich von dem unterscheidet, was nicht existiert.“ Und Runggaldier schreibt. „Das Wort Existenz wird auf vielfache Weise verwendet: In seiner Grundbedeutung besagt es, daß etwas ist, im Gegensatz zu dem, was es ist. In einem weiten Sinn ist Existenz gleichbedeutend mit ‚es gibt‘, in einem engen mit ‚als selbständiges Etwas dasein‘ (Runggaldier 1993-2001, Sp 1116).
Der Begriff Existenz hat in der christlichen Philosophie seit dem Mittelalters einen engen Bezug zu Gottesbegriff. Er wird „zur Präzisierung des Gottes- sowie des Personbegriffs“ verwendet (Deuser 2007).
Hegel stellte einen engen Zusammenhang zwischen den Begriffen Existenz und Sein her. So unterschied er an einer Stelle die beiden Begriffe nicht voneinander (WL I, S. 88) und erklärte an anderer Stelle, dass für „das Sein, welches vermittelt ist, … wir den Ausdruck Existenz aufbehalten“ (WL I, S. 96).
Beginnend mit der Kritik von Kant und dann von Frege und der Analytischen Philosophie am Begriff der Existenz sowie dem Begriff „Sein“ verlor der Begriff seine bis dahin dominierende Grundbedeutung. Mit den Kritiken von Kant und Frege habe ich mich in dem Text https://philosophie-neu.de/analysen-zu-den-wortern-sein-und-nichtsein/ auseinandergesetzt und begründet, dass sie nicht berechtigt sind.
Der Theologe Kierkegaard ist Anreger für eine neue Bedeutung des Existenzbegriffs. „Mit der Frage: ‚Wie werde ich ein Christ‘ zentrierte Kierkegaard sein ganzes Interesse um die religiöse Existenz. Sein Begriff von Existenz gewann erst in der Breite Einfluß, als er von der mehrschichtigen Bewegung der heutigen Existenz-Philosophie in säkularisierter Form aufgenommen wurde“ (Guggenberger 2007, S. 858). Mit seiner Kritik wollte Kierkegaard aufzeigen, dass „die Philosophie über dem Denken den Denkenden vergessen hat“ (Burkard 2008, S. 173).
In der Existenzphilosophie bezeichnen Dasein und Existenz die „Besonderheit des Menschen gegenüber allem anderen Seienden, wobei ‚Dasein‘ zumeist für den Menschen allgemein steht, ‚Existenz‘ dieses Dasein näher qualifiziert“ (Frischmann 2010, Sp. 666b). „Heute sind es in der Hauptsache drei Bedeutungen, in denen ‹Existenz› verstanden wird: existentialistisch, existentiell, existenzial. Im radikalen Existentialismus, den J.-P. Sartre vertritt, ist der Mensch eine Nullpunkt-Existenz“ (Guggenberger 2007, S. 859).
Das Wort „Nichtexistenz“ als Gegensatz zu „Existenz“ wird in den philosophischen Lexika sehr selten und in der Wissenschaft der Logik von Hegel nicht verwendet. Es gibt im keinem der fünf Lexika ein Stichwort. Dies ist ein weiteres Beispiel für die Nichtbeachtung der Bedeutung von Gegensätzen.
In den wenigen Fällen der Verwendung des Wortes wird oft in Bezug zum Begriff „Gott“ hergestellt (Existenz oder Nichtexistenz Gottes), wie folgendes Zitat belegt: „… unter der Voraussetzung, daß weder die Gottesbeweise stichhaltig sind noch ein Beweis der Nichtexistenz Gottes möglich ist, gibt die Beweislastverteilungs-Regel [Die Nichtexistenz einer Sache bedarf keines Beweises: Es ist ihre Existenz, die nachgewiesen werden muss.] den Ausschlag: Die Atheisten ‚sind keineswegs verpflichtet, die Nichtexistenz Gottes zu beweisen. Vielmehr gilt: Weil derjenige, der das Vorliegen eines Sachverhalts behauptet, die Beweislast trägt, müssen die Verfechter der Existenz Gottes diese mit Argumenten dartun‘“ (HWPh Bd. 11, S. 956-957).
Zum Wort „existieren“
Das Wort „existieren“ kommt im HWPh und der EPh mit mittlerer Häufigkeit und in MLPh häufig vor, während es Hegel selten verwendet. In allen gesichteten Fällen wird es in der umgangssprachlichen Bedeutung „vorhanden sein“ verwendet. Die Bedeutung „leben, sein Auskommen haben“ habe ich nicht angetroffen.
Existieren kann sich auf mentale und nichtmentale Objekte beziehen. In der Alltagssprache sind es nach den Beispielen im DWDS und DUW vor allem nichtmentale Objekte. Im DWDS werden als Beispiele für existierende Objekte genannt: Gesetz, Gebirge, Katalog, Stadt, ich und Anekdoten, die alle Nichtmentales bzw. entäußertes Mentales (Gesetz, Katalog, Anekdoten) sind. Im DWU gibt es die Beispiele: Haus, etwas in der Fantasie, Aufzeichnungen, unter denen ein mentales Objekt ist (etwas in der Fantasie).
In den philosophischen Lexika sind ebenfalls beide Arten von existierenden Objekten anzutreffen, wie folgende Auswahl von Zitaten belegt:
Existieren von nichtmentalen Objekten:
- Es wird zum Gemeinplatz, daß nur Einzeldinge existieren und daß das Allgemeines erst und nur durch die Tätigkeit des Verstandes konstituiert wird, entweder durch Abstraktion oder durch Vergleich ( 1, S. 178).
- Bereits Aristoteles kritisierte die platonische Spielart des Universalienrealismus und setzte dagegen, dass nur solche Universalien existieren, die in konkreten Dingen instantiiert sind. Für Aristoteles gibt es keine zweite Welt der Ideen wie bei Platon, Universalien sind aber trotzdem nicht nur von uns gebildet, sondern existieren in den Dingen (EPh, S. 1858b).
Existieren von mentalen Objekten:
- Alle mathematischen Gegenstände sind nach Aristoteles keine Substanzen; sie existieren vielmehr „in Abstraktion“ ( post. I,87a 33-37) und nicht für sich selbst (EPh, S. 20b).
- Die Ideen haben mithin an sich kein Bestehen, sie existieren nur, insofern wir sie denken oder in Gedanken ›haben‹ (EPh, S. 1049b).
- Descartes belebte das Demokritsche Bild zweier Wirklichkeiten, indem er die subjektiven Sinnesqualitäten zu rein mentalen Phänomenen erklärte, die, obgleich physikalisch verursacht, nicht als ein Abbild der Eigenschaften der realen Körper verstanden werden dürften: Farben, Gerüche oder Düfte seien Sinnesqualitäten, die nur im Denken… existieren; (EPh, S. 2939).
In einigen Fällen wird auch ein zeitliches Moment mit dem Existieren verbunden:
- Dieselbe Ursache, die bewirkt, daß etwas existiert, bewirkt auch, daß alle Möglichkeiten den Drang haben, zu existieren, oder, wie Leibniz einmal elegant formuliert, «omne possibile existiturire» [Alles Mögliche wird existieren.], was nicht heißen kann «wird einmal existieren» – denn diese These Descartes‘ und Spinozas bekämpft Leibniz ausdrücklich –, sondern etwa «kann einmal existieren», weil es gegründet ist in dem wirklich existierenden notwendigen Seienden (HWPh Bd. 2, S. 853).
- Jedes Ding, dessen Setzung moralisch notwendig ist, ist, bevor es existiert, in dem Sinn zur Existenz determiniert, daß es wahrscheinlicher ist, daß es existieren, als daß es nicht existieren wird (HWPh Bd. 12, S. 261).
Problematisch kann es werden, wenn in einem Zusammenhang „existieren“ sich auf beide Arten von Objekten bezieht, wie in folgenden Beispielen:
- Daher sei auch die erste und grundlegendste Einteilung des weitest gefaßten Begriffes «Seiendes» die in «ens rei et rationis». «Weit genommen» sei nun ens rationis, sofern es «dem wahren, realen und positiven Seienden» entgegengesetzt wird, «alles das, was nicht wahrhaft und real existieren kann …, sondern nur vermöge der Vernunft (beneficio rationis) objektiv im Intellekt existieren kann, insofern es aktuell vom Intellekt perzipiert werden kann» (HWPh Bd. 3, S. 57).
- Letztere nominalistische Auffassung findet sich schon bei J. S. T. GEHLER: «Wirklich sind in der Natur nur die einzelnen Wirkungen vorhanden, die Gesetze existieren bloß in den Ideen der Naturforscher oder in dem System der Naturlehre» (HWPh Bd. 6, S. 530).
Die beiden Bezüge des Wortes werden durch Zusätze oder andere Formulierungen zum Ausdruck gebracht. Im ersten Zitat wird durch die Formulierung „wahrhaft und real existieren“ auf Nichtmentales und durch die Formulierung „objektiv im Intellekt existieren“ auf Mentales verwiesen. Im zweiten Zitat wird beim Bezug auf nichtmentale Objekte von „vorhanden sein“ gesprochen und bei mentalen Objekten das Wort „existieren“ verwendet.
In den folgenden Zitaten geht es um das Existieren von fiktionalen Namen oder fiktiven Figuren:
- Der Unterschied zwischen gewöhnlichen Namens-Trägern und Gegenständen wie Sherlock Holmes besteht dann im wesentlichen darin, daß letztere nicht notwendig bezüglich aller Eigenschaften determiniert sind und insofern … nicht existieren. Im Unterschied zu leeren Kennzeichnungen, die überhaupt nicht referieren, besitzen also fiktionale Namen Referenten, wenn diese auch nicht existieren (HWPh Bd. 6, S. 387).
- Wenngleich fiktive Figuren, Abbildungen oder Beschreibungen im buchstäblichen Sinne nichts denotieren, auch keine Entitäten in möglichen Welten, also null-denotativ sind, können sie dennoch metaphorisch (Metapher) auf Objekte und Sachverhalte der wirklichen Welt Bezug nehmen, innerhalb derer sie zugleich selbst als figurative, fiktionierende und re-identifizierbare Zeichen, einer bestimmten Klasse von Abbildungen und Beschreibungen zugehörig, existieren und relevant sind (EPh, S. 711).
Wenn nach dem ersten Zitat fiktionale Namen einen Referenten besitzen, dann existiert dieser Referent als mentales Objekt, aber nicht als Nichtmentales. Die gleiche Aporie ist auch im zweiten Zitat enthalten: Fiktive Figuren existieren nicht in möglichen Welten, existieren aber als bestimmte Zeichen einer Klasse von Abbildungen und Beschreibungen, also als mentale Objekte.
Zu den Begriffen Existierendes und Nichtexistierendes
Die Wörter Existierendes und Nichtexistierendes treten in philosophischen Lexika entweder gar nicht oder nur sehr selten auf. In keinem der Lexika gibt es einen Eintrag zu diesen Wörtern. Hegel verwendet das Wort „Existierendes“ in der WL II selten, während es Avicenna in seiner Metaphysik häufig verwendet. „Nichtexistierendes“ wird von Avicenna zwar selten, aber vergleichsweise weitaus häufiger als in anderen Werken verwendet.
Zwischen den Auffassungen von Avicenna zum Existierenden und meinem Aufbau der Philosophie gibt es erstaunliche Übereinstimmungen. Für Avicenna ist das Existierende das erste Subjekt, also der erste Gegenstand der Philosophie (Meta., S. 61). Die Begriffe des Existierenden, des Dinges und des Notwendigen sind für ihn „in der Seele primär eingeprägt“ und diese Einprägung „braucht keine anderen Dinge, die bekannter sind als sie, um erlangt zu werden“ (Meta. S. 101). Damit drückt er aus, dass es sich bei den genannten Begriffen um Grundbegriffe handelt, die nicht weiter definiert werden können, was in meinem Aufbau der axiomatischen Festlegung der Begriffe entspricht. Er bezieht den Begriff des Existierenden auch auf mentale Objekte, wie in folgenden Zitaten deutlich wird:
- Es ist deutlich, dass die Existenz der Substanz insofern sie nur Substanz ist, nicht von Materie abhängt, andernfalls gäbe es nur sinnlich wahrnehmbare Substanz (Meta., S. 55).
- Wenn du zum Beispiel sagst: „Die Auferstehung wird sein“, so verstehst du „die Auferstehung“, und du verstehst „wird sein“. Du sagst „wird sein“, das in der Seele ist, von „der Auferstehung“ aus, die in der Seele ist, dadurch, dass diese Bedeutung richtigerweise in einer weiteren, ebenfalls verstandesmäßigen Bedeutung, nämlich verstandesmäßig zu einem zukünftigen Zeitpunkt, durch eine dritte verstandesmäßige Bedeutung beschrieben wird, nämlich der verstandesmäßigen Existenz. Analog hierzu ist die Sache in der Vergangenheit. Es ist daher klar, dass das, über das informiert wird, notwendigerweise in einer gewissen Weise in der Seele existiert. Das Informieren ist tatsächlich über ein Existierendes in der Seele und akzidentell über ein Existierendes in der Außenwelt (Meta. S. 115).
Er geht sogar noch einen Schritt weiter und spricht vom „unmöglich Existierenden“, das für ihn „eine konzeptuelle Existenz, keine reale in der Außenwelt und keine potentielle [hat], die aktuell werden könnte. Hierunter fallen insbesondere logisch widersprüchliche Dinge“ (Schmitt 2016, S. 18).
Er verwendet ebenso den Begriff des Nichtexistierenden in selbstverständlicher und nicht mystifizierender Weise: „Wenn mit dem Nichtexistierenden das in den aktuellen Einzeldinge Nichtexistierende gemeint ist, so kann es so sein. Das Ding kann also beständig im Geist, aber nichtexistierend in den Dingen der Außenwelt sein“ (Meta., S.109). Er spricht auch davon, „dass wir ein Wissen vom Nichtexistierenden haben (Meta. S. 113) und den „Zustand der Nichtexistenz“ in Relation zum Zustand des Existierenden erkennen müssen (Meta., S. 91).
Für Hegels ist das „Ding und das Existierende … unmittelbar eins und dasselbe“ und genauer: „Das Ding-an-sich ist das Existierende als das durch die aufgehobene Vermittlung vorhandene, wesentliche Unmittelbare“ (WL II, S. 129). Das Ding ist es „das Mögliche, das Ding der Vorstellung oder das Gedankending, welches als solches nicht zugleich existieren soll“ (WL II, 130). In der letzten Formulierung bezieht sich das Existieren auf nichtmentale Objekte. Hegel unterscheidet das Ding von seiner Existenz (WL II, S. 129) und damit unterscheidet er auch die Begriffe Existenz und Existierendes.
Bei dem seltenen Auftreten des Wortes Existierendes“ in den Lexika findet man unter anderem solche Formulierungen wie von dem „‘bloß Existierenden‘ im Sinne des ‚noch begriffslosen Prius‘ (F. W. J. Schelling)“ (HWPh, Bd. 2, S. 21) oder dem „mental Existierende‘ – etwa ein ‚gedachter Mensch‘ – der weder real noch nichtreal ist, sondern eine ‚Fiktion‘ (A. Marty)“ (HWPh, Bd. 9, S. 252-253). Weiterhin wird formuliert, dass es möglich ist, „den Raum (und damit das Mathematische) als etwas selbständig neben der Materie Existierendes aufzufassen“ (EPh, S. 1736). Es ist erkennbar, dass in den Zitaten der Begriff Existierendes sehr weit gefasst wird und auch Mentales enthält.
Zusammenfassung
Die Analysen zum Wort „Existenz“ zeigen, dass es als philosophischer Terminus nicht geeignet ist. Bereits in der Alltagssprache hat er vier unterschiedliche Bedeutungen. In der philosophischen Begriffsgeschichte gibt es ebenfalls mehrere unterschiedliche Bedeutungen, die Inhalt und Umfang des Begriffs betreffen. Existenz bis heute ein Grundbegriff der Existenzphilosophie und des Existenzialismus als spezieller philosophischer Theorien und entspricht dabei eine Bedeutung des Begriffs in der Alltagssprache, dem menschlichen Dasein. Er umfasst damit nicht die Gesamtheit des vorhandenen als eine Hauptbedeutung in der Alltagssprache.
Das Verb „existieren“ hat in der Alltagssprache und der Philosophie die Bedeutung des Vorhandenseins so wie in der Alltagssprache noch die Bedeutung „leben, sein Auskommen haben“. Das Moment des Hervortretens, dass in der Begriffsgeschichte von Bedeutung war, ist heute nicht mehr Bestandteil der Bedeutung des Wortes und sinnverwandter Ausdrücke. Vom Existieren wird in der Philosophie sowohl in Bezug auf nichtmentale als auch mentale Objekte gesprochen.
Bezüge der Wörter „Existierendes“ und „Nichtexistierendes“ zu transzendenten bzw. theologischen Termini sind in der Literatur nicht erkennbar. Auch Zusammenhänge zum sprachlichen naheliegenden aber problematischen Terminus „Existenz“ sind in der Literatur nur in Ansätzen sichtbar. Das Verb „existieren“ ist damit eine geeignete Basis für das Wort „Existierendes“ als Nominalisierung von „existierend“, dem Partizip Präsens Aktiv von existieren.
Der Wörter „Existierendes“ und „Nichtexistierendes“ erfüllen damit alle Anforderungen an die Auswahl von Begriffswörtern in der Neuen Philosophie.
In dem Beitrag „Zum Anfang der Philosophie“ (https://philosophie-neu.de/zum-anfang-der-philosophie-2/) wird ein Vorschlag unterbreitet, die Wörter „Existierendes“ und „Nichtexistierendes“ zusammen mit „entstehen“ und „vergehen“ als erste Begriffe der Philosophie axiomatisch festzulegen.
Literaturverzeichnis
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Deuser, Herman (2007): Existenz. II. Reliogionsphilosophisch und dogmatisch. In: Hans Dieter Betz, Don S. Browning, Bernd Janowski und Eberhard Jüngel (Hg.): Religion in Geschichte und Gegenwart [RGG]. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, Bd. 2. 4., völlig neu bearb. Aufl. 8 Bände. Tübingen: Mohr Siebeck, S. 1813.
Frischmann, Bärbel (2010): Existenz, Existenzphilosophie, Existenzialismus. In: Hans Jörg Sandkühler, Dagmar Borchers, Arnim Regenbogen, Volker Schürmann und Pirmin Stekeler-Weithofer (Hg.): Enzyklopädie Philosophie. In drei Bänden mit einer CD-ROM. Hamburg: Meiner, 666u-671b.
Guggenberger, Alois (2007): Existenz, existentia. Abschnitt II. In: Joachim Ritter, Karlfried Gründer und Gottfried Gabriel (Hg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. 13 Bände. Basel: Schwabe, S. 856–860.
Hadot, Pierre (2007): Existenz, existentia. Abschnitt I. In: Joachim Ritter, Karlfried Gründer und Gottfried Gabriel (Hg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. 13 Bände. Basel: Schwabe, S. 854–856.
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1970b): Wissenschaft der Logik II. In: Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Werke in zwanzig Bänden, Bd. 6. 1. bis 10. Tausend. Hg. v. Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel. Frankfurt am Main: Suhrkamp (Theorie Werkausgabe).
Kasper, Walter (Hg.) (1993-2001): Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper. 12 Bände. Freiburg: Herder.
Kunkel, Melanie (Hg.) (2023): Duden Deutsches Universalwörterbuch. 10., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Herausgegeben von der Dudenredaktion. Bibliographisches Institut. 10., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Berlin: Dudenverlag.
Lutz-Bachmann, Matthias; Fidora, Alexander; Niederberger, Andreas (Hg.) (2016): Avicenna – Grundlagen der Metaphysik – Eine Auswahl aus den Büchern I-IV der Metaphysik. Arabisch – Lateinisch – Deutsch. Übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Jens Ole Schmitt. Freiburg: Herder (Herders Bibliothek der Philosophie des Mittelalters, 32).
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Ritter, Joachim; Gründer, Karlfried; Gabriel, Gottfried (Hg.) (2007): Historisches Wörterbuch der Philosophie. 13 Bände. Basel: Schwabe.
Runggaldier, Edmund (1993-2001): Existenz. In: Walter Kasper (Hg.): Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper. 12 Bände. Freiburg: Herder, Sp. 1116-1117.
Sandkühler, Hans Jörg; Borchers, Dagmar; Regenbogen, Arnim; Schürmann, Volker; Stekeler-Weithofer, Pirmin (Hg.) (2010): Enzyklopädie Philosophie. In drei Bänden mit einer CD-ROM. Hamburg: Meiner.
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Willaschek, Marcus (2007): Existenz. I. Philosophisch. In: Hans Dieter Betz, Don S. Browning, Bernd Janowski und Eberhard Jüngel (Hg.): Religion in Geschichte und Gegenwart [RGG]. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, Bd. 2. 4., völlig neu bearb. Aufl. 8 Bände. Tübingen: Mohr Siebeck, S. 1812.