Hans-Dieter Sill, 14.05.2025
Analysen der Wörter Gleichheit, Ungleichheit, Identität und Nichtidentität
Inhalt
Schlussfolgerungen zu Bedeutungen und Verwendungen der Begriffe
Schlussfolgerungen zur Verwendung des Wortes
Vorbemerkungen
Es werden die Bedeutungen folgender Wörter in der Alltagssprache und der Philosophie analysiert: Gleichheit, Ungleichheit, Identität und Nichtidentität.
Zu Ermittlung der Bedeutungen der Wörter im Alltag wird das Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache (Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften) verwendet (DWDS, Datum der Abrufung: 24.09.2024). Um einen Eindruck von der Häufigkeit der Verwendung der Lexeme im Alltag zu bekommen wird für die Jahre 2016-2020 die Häufigkeit pro 1 Million Token (normierte Häufigkeit) im DWDS- Zeitungskorpus angegeben. Weiterhin werden Kollokationen mit anderen Lexemen aufgeführt. Dabei wird als Assoziationsmaß logDice verwendet. Es werden die Kollokationen mit den fünf höchsten logDice-Werten und ihre Häufigkeiten (in Klammern) genannt.
Weiterhin wird das Deutsche Universalwörterbuch (Kunkel 2023) (DUW) herangezogen.
Um die Bedeutungen der Wörter in der Philosophie zu analysieren, werden die folgenden Wörterbücher und Enzyklopädien verwendet. Sie liegen auch in elektronischer Form vor, wodurch eine Suche nach den Wörtern im gesamten Text möglich ist.
- Ritter u. a. (2007): Historisches Wörterbuch der Philosophie (HWPh)
- Sandkühler (2010): Enzyklopädie Philosophie (EPh)
- Prechtl und Burkard (2008): Metzler Lexikon Philosophie (MLPh)
Mit den jeweiligen Suchfunktionen wird im Volltext nach den betreffenden Termini gesucht und es wird die Anzahl der jeweiligen Ergebnisse absolut und (in Klammern) pro 100 Seiten angegeben.
Gleichheit und Ungleichheit
Literaturanalysen
DWDS
Gleichheit
Normierte Häufigkeit: 2,1
Kollokationen: Brüderlichkeit (7.6, 249), Gerechtigkeit (7.0, 680), Geschlecht (6.8, 451), Grundsatz (6.7, 541), Prinzip (6.2, 790), Ungleichheit (6.0, 137)
Bedeutungen:
Zustand eines ausgewogenen Gleichgewichts, der Gerechtigkeit, des Gleichseins; (aufgrund bestimmter Maßnahmen oder Verhältnisse geschaffene) Übereinstimmung in der Lage von Personen oder der Beschaffenheit von etw.
in gegensätzlicher Bedeutung zu Ungleichheit
Beispiele:
- wachsende Gleichheit statt wachsender Ungleichheit etwa bei den Lebenschancen für junge Menschen
- Außerdem werten die neun Kampfrichter … nicht nur die Gleichheit bei Absprung, Luftakrobatik und Eintauchen,
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
- Gleichförmigkeit · Identität
- Analogie · Gleichartigkeit · Gleichheit · Similarität · Ähnlichkeit · Übereinstimmung
- Chancengleichheit · Gleichberechtigung · Gleichheit · Gleichheit vor dem Gesetz · Gleichordnung (z.B. im Privatrecht) · Gleichsetzung · Gleichstellung · rechtliche Gleichstellung
- Egalität · Identität · Kongruenz · Parität · Selbstübereinstimmung · vollständige Übereinstimmung (mit sich selbst) Nämlichkeit Amtsdeutsch · Gleichheit ugs.
- Gleichheit · Uniformität · Unterschiedslosigkeit
Ungleichheit
Normierte Häufigkeit: 4,5
Kollokationen: sozial (7.8, 6490), wachsend (7.6, 1812), Ungerechtigkeit (6.5, 193), zunehmen (6.4, 813), zementieren (6.3, 117)
Bedeutungen:
Zustand des Ungleichgewichts, der Unausgewogenheit, Verschiedenartigkeit; (häufig als Ergebnis ungerechter Verhältnisse entstandene) unterschiedliche Lage von Personen oder unterschiedliche Beschaffenheit von etw.; in gegensätzlicher Bedeutung zu Gleichheit
Kollokationen:
- mit Adjektivattribut: eine soziale, wirtschaftliche, gesellschaftliche Ungleichheit; die wachsende, zunehmende, bestehende, steigende Ungleichheit
- in Präpositionalgruppe/-objekt: zu einer Ungleichheit führen
- in Koordination: Ungleichheit und Armut
Beispiele: Je früher Kinder gefördert werden, desto geringer ist am Ende der Schulzeit die Ungleichheit zwischen benachteiligten und bessergestellten Kindern. Steigende Wohnkosten verstärken die Ungleichheit zwischen Arm und Reich in Deutschland weiter. Wachsende Armut, Ungleichheit und Unzufriedenheit in der Bevölkerung nimmt sie in Kauf.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
- Nicht-Ausbalanciertheit · Nicht-Ausgewogenheit · Unausgewogenheit · Ungleichgewicht · Ungleichheit · Unterschied · mangelnde Balance Schieflage fig. · Schräglage fig. · Unwucht fig.
- Abweichung · Auseinandergehen · Divergenz · Ungleichheit · Verschiedenartigkeit Antagonismus geh., griechisch
- (soziale) Ungleichheit · Einkommensunterschiede · Kluft Schere zwischen Arm und Reich floskelhaft
DUW
Gleichheit, die; -, -en [mhd. gelı¯cheit, glı¯cheit = Gleichheit, auch: Gleichmäßigkeit]: a) Übereinstimmung in bestimmten Merkmalen; große Ähnlichkeit: die Gleichheit der Ansichten und Meinungen; b) 〈o.Pl.〉 gleiche Stellung, gleiche Rechte: soziale Gleichheit; die Gleichheit aller vor dem Gesetz; für die Gleichheit (Gleichberechtigung) von Mann und Frau eintreten.
Ungleichheit, die; -, -en: 1. 〈o.Pl.〉 das Ungleichsein: die Ungleichheit der Geschwister. 2. etw. Ungleiches; Unterschied: Ungleichheiten beseitigen
HWPh
Gleichheit: 507 (5,9) Ergebnisse
Ungleichheit: 144 (1,7) Ergebnisse, kein Stichwort
Stichwort „Gleichheit“, Autoren: Jürgen Mittelstrass (I.) (2007), Dietrich Schlüter (II.) (2007)
- Unter logischer Gleichheit versteht man seit LEIBNIZ die Ununterscheidbarkeit mit Hilfe von Aussagen aus einem wohlbestimmten Bereich von Aussagen n = m A (A(n) ↔ A(m)). Unter den zweistelligen Relationen gehört die logische Gleichheit zu den Äquivalenzrelationen. … Der Leibnizschen Definition der logischen Gleichheit durch Ununterscheidbarkeit haben sich wörtlich FREGE, PEANO und RUSSELL angeschlossen (Mittelstraß 2007, S. 671).
- Gleichheit schließt die Verneinung sowohl des Größer- als auch des Kleinerseins ein. Sie bezieht sich zunächst auf die Einheit in der Quantität, einerlei ob diese als kontinuierliche (Ausdehnung) oder als diskrete (Anzahl) gefaßt wird. In einem weiteren Sinne besagt Gleichheit sodann die Übereinstimmung verschiedener Dinge in ihrem Wesen (Wesens-Gleichheit). Der Versuch, die Identität als absolute oder unbedingte Gleichheit zu definieren (E. v. HARTMANN), ist von der Mehrzahl der Logiker mit der Begründung abgelehnt worden, daß der Begriff der Gleichheit als Relationsbegriff den der Andersheit fordere, während Identität eine jede Andersheit ausschließe. Für die Abgrenzung der einander nahestehenden Begriffe ähnlich und gleich war ARISTOTELES maßgebend: «ähnlich» ist, wessen Qualität, und «gleich», wessen Quantität eine oder dieselbe ist. Auf diesem von der Quantität her gewonnenen Gleichheits-Begriff baute er seine Gerechtigkeitslehre auf. Der übertragene Begriff der Wesens-Gleichheit wurde in der Scholastik vornehmlich im Zusammenhang der Trinitätslehre diskutiert (Schlüter 2007, S. 672).
Weitere Zitate:
- DEMOKRIT wollte mit der Ansicht, daß Atome die verschiedensten Formen haben könnten, zugleich ihre qualitative Gleichheit kundtun. Bd. 1, S. 606
- Autonomie dagegen entsteht als Folge der reduzierten elterlichen Einflußnahme und zugleich – was entscheidender ist – als Konsequenz des Aufbaus erster Sozialbeziehungen (mit Altersgenossen) unter der Voraussetzung von «Gleichheit», «Zusammenarbeit», «Gegenseitigkeit» und wechselseitiger «Achtung» Bd. 1, S. 716
- Die dialektische Argumentation erfolgt aus den endoxa, indem gewisse tópoi, d.h. allgemeine Gesichtspunkte rationalen Denkens, wie z.B. die Gleichheit und Verschiedenheit, die Verbundenheit, die Getrenntheit und die Begleitumstände, herangezogen werden, um mittels ihrer die über eine bestimmte Frage bestehenden Meinungen zu bejahen oder zu verneinen. Bd. 2, S. 165
- „«Das Bewußtsein», schreibt HEGEL, «hat als Selbstbewußtsein … einen gedoppelten Gegenstand, den einen, den unmittelbaren, den Gegenstand der sinnlichen Gewißheit und des Wahrnehmens, der aber für es mit dem Charakter des Negativen bezeichnet ist, und den zweiten, nämlich sich selbst, welcher das wahre Wesen und zunächst nur erst im Gegensatze des ersten vorhanden ist. Das Selbstbewußtsein stellt sich hierin als die Bewegung dar, worin dieser Gegensatz aufgehoben und ihm die Gleichheit seiner selbst mit sich wird“ (Hegel: Phänomenologie des Geistes) Bd. 4, S. 3
- Von einer Gleichheit zwischen Gegenständen zu reden, erfordert im Unterschied zur Identität stets die Angabe eines Bezugs, hinsichtlich dessen die Gleichheit besteht, etwa Typengleichheit bei Industrieprodukten oder Größengleichheit bei physikalischen Gegenständen relativ zu einer Maßgröße … Bd. 4, S. 145
- BERGSON nimmt dabei eine außerrationale Erkenntnismöglichkeit an, die er Intuition nennt und die im Gegensatz zur diskursiven Erkenntnis ein komplexes Erfassen des Objekts durch einen Akt des Sichhineinversetzens darstellt. Diese Methode hypostasiert jedoch eine prinzipielle Gleichheit von Subjekt und Objekt und führt Bergson zu einem Biologismus, der das Leben als ‚élan vital zum Wesen der Welt macht. Bd. 5, S. 140
- Eine ideologiekritische Analyse des Begriffs [Rechtsgleichheit] leistet K. MARX, der schließlich die Abstraktheit des Rechts als solche zum hinreichenden Merkmal für seine Ungleichheit erklärt – nämlich gegenüber den jeweils nicht berücksichtigten, insbesondere den ökonomischen, aber auch den natürlichen Differenzen, die sich unter dem Schutz des Rechts zu ökonomischen entwickeln. Selbst das Prinzip des gleichen Lohns für gleiche Arbeit sei daher ungleiches Recht, nämlich für ungleiche Arbeit, und daher «ein Recht der Ungleichheit, seinem Inhalte nach, wie alles Recht» Bd. 8, S. 276
- Nach H. SPENCER sind alle Denkoperationen «in das Erkennen [recognition] von Gleichheit und Ungleichheit» [7] zerlegbar. Bd. 8, S. 570
EPh
Gleichheit: 369 (11,8) Ergebnisse
Ungleichheit: 149 (4,7) Ergebnisse
Stichwort „Gleichheit/Ungleichheit“, Autor: Stefan Gosepath (2010)
- ›Gleichheit‹ kann in zwei Bedeutungen verwendet werden. Erstens im Sinne qualitativer Übereinstimmung, zweitens im Sinn numerischer Identität. In der ersten Bedeutung bezieht man sich mit ›gleich‹ auf mehrere unterschiedliche Gegenstände, die in mindestens einer, aber nicht allen Hinsichten gleiche Eigenschaften haben. Die zweite Bedeutung bezieht sich auf ein und denselben mit sich selbst in allen Merkmalen übereinstimmenden Gegenstand, auf den ggf. mittels verschiedener singulärer Termini bzw. Eigennamen oder Beschreibungen Bezug genommen wird. Dieser Artikel behandelt qualitative Gleichheit als soziale und politische Gleichheit, die gegenwärtig die kontroverseste unten den großen sozialen Idealen ist. ›Gleichheit‹ kann sowohl deskriptiv als auch präskriptiv benutzt werden. ›Gleichheit‹ ist in der präskriptiven Verwendungsweise ein aufgeladener Terminus. Wegen seiner normalerweise positiven Konnotation hat er eine rhetorische Kraft, die den Begriff zum politischen Slogan geeignet sein lässt. ›Gleichheit‹ bedeutet Übereinstimmung einer Mehrzahl von Gegenständen, Personen oder Sachverhalten in einem bestimmten Merkmal, bei Verschiedenheit in anderen Merkmalen. ›Gleichheit‹ ist damit sowohl von ›Identität‹ als auch von ›Ähnlichkeit‹, dem Begriff für nur annähernde Übereinstimmung zu unterscheiden. … Gleichheit besteht im wesentlichen in einer dreistelligen Relation zwischen zwei (oder mehreren) Gegenständen oder Personen und einer (oder mehreren) Eigenschaften. … Der Unterschied zwischen einem allgemeinen Begriff und spezifischen Konzeptionen[5] der Gleichheit mag erklären, warum ›Gleichheit‹ machen Autoren zufolge keine einheitliche oder gar leere Bedeutung zu haben scheint (Gosepath 2010, S. 919b).
- Im Unterschied zu numerischer Identität setzt ein Gleichheitsurteil die Verschiedenheit des Verglichenen voraus. ›Völlige‹ oder ›absolute‹ Gleichheit sind nach dieser Definition in sich widersprüchliche Aussagen. Von zentraler Bedeutung es ist, wie der Maßstab des Vergleichs bei deskriptiver wie präskriptiver Gleichheit bestimmt wird. Bei deskriptiver Gleichheit ist der gemeinsame Maßstab selbst ein deskriptiver: Zwei Menschen wiegen z.B. gleich viel. Präskriptive Gleichheit liegt vor, wenn ein präskriptiver Maßstab, d.h. eine Norm oder Regel verwendet wird, z.B. Gleichheit vor dem Gesetz. … Soziologische und ökonomische Analysen von Ungleichheit untersuchen deskriptiv, (i) wie Ungleichheit bestimmt und gemessen werden kann und (ii) was ihre Ursachen und Wirkungen im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Gefüge sind. Die Moral-, Sozial- und Politische Philosophie beschäftigt sich hingegen mit Ungleichheit hauptsächlich in ihrer präskriptiven Verwendung (Gosepath 2010, S. 920).
- Gleichheit gilt von der Antike an als ein konstitutives Merkmal der Gerechtigkeit. Wenn zwei Personen in mindestens einer relevanten Hinsicht als gleich gelten, müssen diese Personen in der Hinsicht gleich behandelt werden. Ansonsten wird eine ungerecht behandelt. Dies ist das allgemein akzeptierte formale Gleichheitsprinzip, das Aristoteles in Rückgriff auf Plato formulierte: Gleiche(s) gleich behandeln (Gosepath 2010, S. 920).
- Alle Debatten über die richtige Auffassung von Gerechtigkeit, d.h. darüber, wem was zukommt – so bemerkte schon Aristoteles –, können als Kontroversen über die Frage aufgefasst werden, welche Fälle gleich und welche ungleich sind (Gosepath 2010, S. 920b).
- Platon und Aristoteles vertreten ein Prinzip proportionaler Gleichheit [15]: Wenn Faktoren für eine Ungleichverteilung sprechen, weil die Personen in relevanten Hinsichten ungleich sind, ist diejenige Verteilung gerecht, die proportional zu diesen Faktoren ist. Ungleiche Verteilungsansprüche müssen proportional berücksichtigt werden; das ist die Voraussetzung dafür, dass die Personen gleich berücksichtigt werden (Gosepath 2010, S. 920b).
- Da in zeitgenössischen Theorien ›Behandlung als Gleiche‹ der moralisch geteilte Standard ist, gehen die heutigen Debatten darum, welche Art von Behandlung normativ gefordert ist, wenn wir uns wechselseitig als Personen mit gleicher Würde achten. Die Debatten drehen sich dabei um zweierlei, erstens ob überhaupt Gleichheit und zweitens, wenn ja, welche Art von Gleichheit gefordert ist (Gosepath 2010, S. 921b).
- Ist Gleichheit ein Wert an sich? Viele Egalitaristen sind heute bereit zuzugestehen, dass Gleichheit im Sinne von Gleichheit der Lebensumstände keinen starken Wert an sich hat, sondern ihre Bedeutung im Rahmen liberaler Gerechtigkeitskonzeptionen im Zuge der Verfolgung anderer Ideale erhält – wie Freiheit für alle, volle Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten und der Persönlichkeit, die Beseitigung von Leid, Dominanz und Stigmatisierung, stabiler Zusammenhalt moderner freiheitlich verfasster Gesellschaften etc. Dies öffnet die Tür für die kritische Anfrage, ob nicht ein anderer Gesichtspunkt als Gleichheit der Lebensumstände (auch für Egalitaristen) das Kriterium der Verteilungsgerechtigkeit ist. Alternativen sind zum einen die Sicherung eines hinreichend guten Auskommens für jeden und zum anderen die vorrangige Verbesserung der Situation der Schlechtergestellten (Gosepath 2010, S. 923b).
Weitere Zitate
- Die Gleichheit jedes Menschen (einer der Grundwerte der Moderne) muss mit der Differenz (dem Grundwert der Postmodernität) in Zusammenhang gebracht werden, …(S. 93)
- In der Wissenschaft der Logik (1812-1816) gehört das Verhältnis von Ganzes und Teil der ›Wesenslogik‹ an, und drückt daher die dem Wesen eigene relationale Dialektik aus: Ganzes und Teil »bedingen sich gegenseitig«; ihre Ungleichheit erweist sich letztendlich als ihre Gleichheit (S. 762b).
- Die Stoa erweitert den Gemeinschaftsgedanken auf eine alle Menschen einschließende
Weltgemeinschaft und lehrt die in der Vernunft gründende universale Gleichheit aller Menschen (9:S. 1527
MLPh
Gleichheit: 63 (8,9) Ergebnisse
Ungleichheit: 15 (2,1) Ergebnisse, kein Stichwort
Stichwort „Gleichheit“, Autor: Jörg Pannier (2008)
- Gleichheit, setzt im Unterschied zur mathematisch-naturwissenschaftlichen Identitätsaussage einen Vergleich von Verschiedenem voraus. Als wertendes Abstrahieren von Ungleichem bestimmt sie das moralische, politische, rechtliche oder religiöse Verhältnis zwischen Individuen oder Gruppen. (1) Normativ bestimmte Gleichheit bezieht sich auf die Gleichwertigkeit aller Menschen und wird auf deren wesenhafte oder natürliche Gleichheit zurückgeführt. … (2) Formale Gleichheit besteht hinsichtlich der Verfahrensgerechtigkeit. (3) Materiale Gleichheit berücksichtigt die Verschiedenheit der Menschen und fordert als Chancen-Gleichheit den gleichen Zugang zu Möglichkeiten. (4) Proportionale Gleichheit richtet sich auf die Gerechtigkeit der Verhältnisse. Während sie geometrisch je nach Tugenden oder Fähigkeiten zuteilt, knüpft sie arithmetisch an der normativen Gleichheit an, indem sie durch Ausgleich versucht, das ethische Postulat der wesenhaften Gleichheit zu erfüllen (Pannier 2008, S. 220).
Weitere Zitate:
- Über das vorliegende Einzelne hinaus wird durch eine definitorische Festlegung bestimmt, worin das gemeinsame Merkmal und damit der Aspekt der Gleichheit mehrerer einzelner Entitäten bestehen soll. (S. 6)
- Die in den Grundrechten enthaltenen pragmatischen Entscheidungsnormen, wie Gleichheit, Eigentum oder einige Freiheitsrechte, finden in den Grundnormen ihren absoluten ethischen Rechtsgrund. (S. 227)
- Sie fordern daher eine weitgehende Gleichheit von Tier und Mensch. (S. 616)
Auswertungen
Tab. Normierte Häufigkeiten
Lexem | DWDS | HWPh | EPh | MLPh |
Gleichheit | 2,1 | 5,9 | 11,8 | 8,9 |
Ungleichheit | 4,5 | 1,7 | 4,7 | 2,1 |
Alltagssprache
In der Alltagssprache werden beide Wörter selten verwendet, wobei „Ungleichheit“ doppelt so häufig wie „Gleichheit“ auftritt. Dies könnte ein Spiegelbild der sich verändernden gesellschaftlichen Verhältnisse sein, denn im Zeitraum von 2006-2010 betrug die durchschnittliche normierte Häufigkeit für „Ungleichheit“ nur 1,6.
Die Angaben zu den Bedeutungen der Wörter stimmen in beiden Wörterbüchern im Wesentlichen überein. Danach hat das Wort „Gleichheit“ folgende Bedeutungen:
- Übereinstimmung in bestimmten Merkmalen; große Ähnlichkeit; : die Gleichheit der Ansichten und Meinungen; Gleichheit bei Absprung, Luftakrobatik und Eintauchen
- gleiche Stellung, gleiche Rechte; : soziale Gleichheit; die Gleichheit aller vor dem Gesetz; wachsende Gleichheit statt wachsender Ungleichheit etwa bei den Lebenschancen für junge Menschen; Über die angestrebte Gerechtigkeit und Gleichheit gibt es viel mehr Diskussionen als über die Inhalte …
Die im DWDS angegebenen Kollokationen mit Brüderlichkeit (7.6, 249), Gerechtigkeit (7.0, 680), Geschlecht (6.8, 451), Grundsatz (6.7, 541), Prinzip (6.2, 790) und Ungleichheit (6.0, 137) sprechen alle für die Dominanz der Bedeutung 2.
Zum Wort „Ungleichheit“ werden folgende zwei Bedeutungen genannt:
- 〈Pl.〉 das Ungleichsein; unterschiedliche Lage von Personen oder unterschiedliche Beschaffenheit von etw; Bsp.: die Ungleichheit der Geschwister; die Ungleichheit zwischen Arm und Reich; Ungleichheit zwischen benachteiligten und bessergestellten Kindern
- Ungleiches; Unterschied; Zustand des Ungleichgewichts, der Unausgewogenheit, Verschiedenartigkeit; Bsp.: Ungleichheiten beseitigen; wachsende Ungleichheit
Die Kollokationen mit sozial (7.8, 6490), wachsend (7.6, 1812), Ungerechtigkeit (6.5, 193), zunehmen (6.4, 813) und zementieren (6.3, 117) beziehen sich offensichtlich alle auf die Bedeutung 1.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass beide Wörter in der Alltagssprache vor allem im Zusammenhang mit gesellschaftspolitischen und sozialwissenschaftlichen Themen auftreten.
Philosophie
Das Wort „Gleichheit“ wird in den philosophischen Lexika selten und nur in der EPh mit mittlerer Häufigkeit verwendet. „Ungleichheit“ kommt in der EPh selten in den anderen zwei Lexika sehr selten vor. In allen drei Lexika tritt das Wort „Gleichheit“ zwei- bis dreimal so häufig wie das Wort „Ungleichheit“ auf und damit genau umgekehrt zu den Verhältnissen in der Alltagssprache.
In allen drei Lexika gibt es das Stichwort „Gleichheit“, in der EPh zusammen mit dem Wort „Ungleichheit“, ansonsten gibt es in den anderen beiden Lexika kein Stichwort zu „Ungleichheit“. Die drei Artikel unterscheiden sich in Inhalt und Umfang erheblich. Im HWPh wurde ein Abschnitt zum Stichwort „Gleichheit“ von Jürgen Mittelstrass und der zweite von Dietrich Schlüter verfasst. Beide Beiträge sind äußerst kurz, sie umfassen einschließlich der Literaturangaben nur 2472 bzw. 2022 Zeichen (mit Leerzeichen). Sie beschränken sich auf Betrachtungen zur Gleichheit in der formalen Logik und ihre Eigenschaft als Äquivalenzrelation. Es gibt nur marginale Hinweise auf die Begriffsgeschichte dieser formalen Aspekt des Begriffs „Gleichheit“. Es wird weder darauf eingegangen, dass auch in der Philosophie Gleichheit von Objekten neben der Übereinstimmung von Eigenschaften auch Verschiedenheit von bestimmten Eigenschaften einschließt, noch werden Probleme der moralischen, politischen, sozialen oder rechtlichen Gleichheit diskutiert und weiterhin auch kein Bezug zu Ungleichheit hergestellt. Es erstaunt, dass gerade im Historischen Wörterbuch der Philosophie von einem so bedeutenden und international anerkannten Philosophen wie Jürgen Mittelstrass eine derart unvollständige Behandlung eines Themas erfolgt. Das Beispiel belegt erneut die Berechtigung der kritischen und oft sarkastischen Bemerkungen von Hegel in der Einleitung der Wissenschaft der Logik zur formalen Logik im Sinne von Aristoteles (WL, S. 45 ff), mit der die eigentlichen philosophischen Problem nicht erfasst werden können. „Dadurch, daß bei den Urteilen und Schlüssen die Operationen vornehmlich auf das Quantitative der Bestimmungen zurückgeführt und gegründet werden, beruht alles auf einem äußerlichen Unterschiede, auf bloßer Vergleichung, wird ein völlig analytisches Verfahren und begriffloses Kalkulieren. Das Ableiten der sogenannten Regeln und Gesetze, des Schließens vornehmlich, ist nicht viel besser als ein Befingern von Stäbchen von ungleicher Länge, um sie nach ihrer Größe zu sortieren und zu verbinden,“ (WL, S. 47).
In den anderen beiden Beiträgen wird zum Begriff der Gleichheit u. a. folgendes festgestellt:
- ›Gleichheit‹ kann in zwei Bedeutungen verwendet werden. Erstens im Sinne qualitativer Übereinstimmung, zweitens im Sinn numerischer Identität. In der ersten Bedeutung bezieht man sich mit ›gleich‹ auf mehrere unterschiedliche Gegenstände, die in mindestens einer, aber nicht allen Hinsichten gleiche Eigenschaften haben. Die zweite Bedeutung bezieht sich auf ein und denselben mit sich selbst in allen Merkmalen übereinstimmenden Gegenstand, auf den ggf. mittels verschiedener singulärer Termini bzw. Eigennamen oder Beschreibungen Bezug genommen wird (Gosepath 2010, S. 919b).
- ›Gleichheit‹ bedeutet Übereinstimmung einer Mehrzahl von Gegenständen, Personen oder Sachverhalten in einem bestimmten Merkmal, bei Verschiedenheit in anderen Merkmalen. ›Gleichheit‹ ist damit sowohl von ›Identität‹ als auch von ›Ähnlichkeit‹, dem Begriff für nur annähernde Übereinstimmung zu unterscheiden. … Gleichheit besteht im wesentlichen in einer dreistelligen Relation zwischen zwei (oder mehreren) Gegenständen oder Personen und einer (oder mehreren) Eigenschaften (Gosepath 2010, S. 919b).
- Im Unterschied zu numerischer Identität setzt ein Gleichheitsurteil die Verschiedenheit des Verglichenen voraus. ›Völlige‹ oder ›absolute‹ Gleichheit sind nach dieser Definition in sich widersprüchliche Aussagen. Von zentraler Bedeutung es ist, wie der Maßstab des Vergleichs bei deskriptiver wie präskriptiver Gleichheit bestimmt wird. Bei deskriptiver Gleichheit ist der gemeinsame Maßstab selbst ein deskriptiver: Zwei Menschen wiegen z.B. gleich viel. Präskriptive Gleichheit liegt vor, wenn ein präskriptiver Maßstab, d.h. eine Norm oder Regel verwendet wird, z.B. Gleichheit vor dem Gesetz (Gosepath 2010, S. 920).
- Als wertendes Abstrahieren von Ungleichem bestimmt sie [die Gleichheit] das moralische, politische, rechtliche oder religiöse Verhältnis zwischen Individuen oder Gruppen. (1) Normativ bestimmte Gleichheit bezieht sich auf die Gleichwertigkeit aller Menschen und wird auf deren wesenhafte oder natürliche Gleichheit zurückgeführt. … (2) Formale Gleichheit besteht hinsichtlich der Verfahrensgerechtigkeit. (3) Materiale Gleichheit berücksichtigt die Verschiedenheit der Menschen und fordert als Chancen-Gleichheit den gleichen Zugang zu Möglichkeiten. (4) Proportionale Gleichheit richtet sich auf die Gerechtigkeit der Verhältnisse. (Pannier 2008, S. 220).
Beide Autoren stellen eine Beziehung zwischen Gleichheit und Ungleichheit her, Gleichheit lässt sich nur in Bezug auf Ungleichheit erklären, was schon Aristoteles erkannt wurde. „Alle Debatten über die richtige Auffassung von Gerechtigkeit, d.h. darüber, wem was zukommt – so bemerkte schon Aristoteles –, können als Kontroversen über die Frage aufgefasst werden, welche Fälle gleich und welche ungleich sind“ (Gosepath 2010, S. 920b). Pannier erklärt Gleichheit als „wertendes Abstrahieren von Ungleichem“ (Pannier 2008, S. 220).
Gosepath weist auf die politische Brisanz des Begriffs der Gleichheit hin: „Dieser Artikel behandelt qualitative Gleichheit als soziale und politische Gleichheit, die gegenwärtig die kontroverseste unten den großen sozialen Idealen ist. ›Gleichheit‹ kann sowohl deskriptiv als auch präskriptiv benutzt werden. ›Gleichheit‹ ist in der präskriptiven Verwendungsweise ein aufgeladener Terminus. Wegen seiner normalerweise positiven Konnotation hat er eine rhetorische Kraft, die den Begriff zum politischen Slogan geeignet sein lässt“ (Gosepath 2010, S. 919b).
Die aktuellen spannenden Diskussionen zum Problem der Gleichheit in der Gesellschaft können im Rahmen dieser kurzen Darstellung begrifflicher Fragen nicht diskutiert werden. „Viele Egalitaristen sind heute bereit zuzugestehen, dass Gleichheit im Sinne von Gleichheit der Lebensumstände keinen starken Wert an sich hat, sondern ihre Bedeutung im Rahmen liberaler Gerechtigkeitskonzeptionen im Zuge der Verfolgung anderer Ideale erhält – wie Freiheit für alle, volle Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten und der Persönlichkeit, die Beseitigung von Leid, Dominanz und Stigmatisierung, stabiler Zusammenhalt moderner freiheitlich verfasster Gesellschaften etc. Dies öffnet die Tür für die kritische Anfrage, ob nicht ein anderer Gesichtspunkt als Gleichheit der Lebensumstände (auch für Egalitaristen) das Kriterium der Verteilungsgerechtigkeit ist. Alternativen sind zum einen die Sicherung eines hinreichend guten Auskommens für jeden und zum anderen die vorrangige Verbesserung der Situation der Schlechtergestellten (Gosepath 2010, S. 923b).
Über das bisher Gesagte hinaus sind in der Literatur noch folgende Gedanken zu finden:
- Hegel formuliert, dass das Selbstbewusstsein „die Gleichheit seiner selbst mit sich“ sei. Ebenso formuliert er, dass sich die Ungleichheit von Ganzem und Teil „letztendlich als ihre Gleichheit“ erweist. Diese Feststellungen entsprechen einem Grundgedanken von Hegel, einander bedingende, sich gegenseitig ausschließende Momente als Seiten eines Ganzen und damit als eine Einheit oder Gleichheit zu fassen.
- Herbert Spencer (1820-1903) war der Auffassung, dass alle Denkoperationen «in das Erkennen von Gleichheit und Ungleichheit» zerlegbar wären (nach HWPh, Bd. 8, S. 570). Dies entspricht der grundlegenden wissenschaftlichen Erkenntnismethode, in den jeweiligen Untersuchungsobjekten nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu suchen und so zu ihrer Strukturierung und dem Aufdecken von Beziehungen beizutragen.
Schlussfolgerungen zu Bedeutungen und Verwendungen der Begriffe
Zum Begriff der Gleichheit gibt es, was höchst selten der Fall ist, in der Alltagssprache und der Philosophie, zu mindestens in zwei der drei analysierten Texte, eine weitgehende Übereinstimmung der Auffassungen zu seinen Bedeutungen. Davon ausgehend kann erklärt werden:
Die Gleichheit bzw. Ungleichheit ist eine Beziehung zwischen zwei oder mehreren Objekten in Bezug auf eines oder mehrere Vergleichsmerkmale. Wenn die Ausprägungen der betreffenden Merkmale bei den Objekten nicht verschieden sind, heißen die Objekte gleich in Bezug auf das oder die Merkmale. Wenn die Ausprägungen verschieden sind, heißen die Objekte ungleich.
Dieser formale Aspekt der Begriffsexplikationen basiert auf den axiomatisch festgelegten Begriffen Merkmale und Eigenschaft. In dem Axiomensystem ist enthalten, dass ein Merkmal „verschiedene Merkmalsausprägungen“ hat, die dann als Eigenschaften definiert werden. Bei einer Interpretation des Axiomensystems muss also auch die Verschiedenheit der Merkmalsausprägungen realisiert werden. In der formalen Logik wird im Anschluss an Leibniz (Leibniz 1890, S. 228) die Gleichheit durch die Ununterscheidbarkeit mithilfe von Aussagen erklärt. Danach sind zwei Objekte gleich, wenn man in allen Aussagen aus einem „wohl bestimmten Bereich von Aussagen“ das eine Objekt durch das andere ersetzen kann, ohne dass sich der Wahrheitswert ändert (Mittelstraß 2007). Ein solcher Rückgriff auf die formale Logik ist mit der obigen Erklärung nicht erforderlich.
Bevor weitere nichtformale Aspekte der Begriffe Gleichheit und Ungleichheit angeführt werden, wird als Beispiel der Vergleich von Texten betrachtet. Ein Vergleichsmerkmal sei die äußere Form, also die Art und Anreihung der Wörter und Zeichen. Eine Ausprägung dieses Merkmals ist die jeweilige konkrete Form des Textes. Beim Kopieren oder Zitieren dieses Textes ändert sich die äußere Form nicht, der neue Text und das Original sind gleich in Bezug auf das Merkmal. Gleiche Texte in Bezug auf dieses Merkmal können sich aber etwa in der typografischen Gestaltung wie Schriftart und Schriftgröße unterscheiden. Die Ausprägung des Merkmals ändert sich, wenn etwa beim Zitieren Wörter verändert, weggelassen oder durch Auslassungszeichen ersetzt werden. Wenn als Vergleichsmerkmal der Inhalt des Textes dient, kann auch beim Weglassen unwesentlicher Bestandteile des Textes wie etwa Literaturquellen davon gesprochen werden, dass sich der Text nicht verändert hat. Bei diesem Merkmal ist allerdings die Frage der inhaltlichen Gleichheit oder Ungleichheit ein möglicher Gegenstand von Diskussionen. Dies betrifft auch den Fall, dass der Text in eine andere Sprache übersetzt wurde und die Übersetzung den Anspruch der inhaltlichen Korrektheit hat.
An dem Beispiel sind folgende nichtformale Aspekte der Begriffe erkennbar:
- Im Spezialfall kann Gleichheit auch für ein einzelnes Objekt in Bezug auf alle möglichen Vergleichsmerkmale ausgesagt werden. So ändert sich etwa beim Kopieren eines Textes keines seiner Merkmale. Dieser Fall wird auch als numerische Identität bezeichnet.
- Gleichheit und Ungleichheit sind Beziehungen zwischen zwei oder mehreren Objekten. Der genannte Spezialfall kann auch als Selbstbeziehung angesehen werden.
- Gleichheit zweier Objekte in Bezug auf ein Merkmal ist in der Regel mit Ungleichheit in Bezug auf andere Merkmale verbunden.
- Gleichheit kann in den praktisch interessanten Fällen nur im Gegensatz mit Ungleichheit bezogen auf das gleiche Merkmal untersucht werden.
Identität und Nichtidentität
Literaturanalysen
DWDS
Identität
Normierte Häufigkeit: 19,1
Kollokationen: kulturell (8.7, 5891), national (8.5, 9600), stiften (7.6, 1314), Suche nach (7.6, 3111), preisgeben (7.6, 1336), sexuell (7.5, 2076)
Bedeutungen:
- der Name und andere wichtige Fakten, die zu einer Person gehören und sie als Gesamtheit von allen anderen Personen unterscheiden; Bsp.: Für jeden wurde eine neue Identität erfunden
- bestimmte Eigenschaft oder Gesamtheit der Eigenschaften, die das Wesen einer Person, Gruppe, Organisation o. Ä. (ihrer eigenen Wahrnehmung nach) ausmachen, Bsp.: Benachteiligungen aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität; Wenn Unternehmen etwas als »unsere DNA« bezeichnen, meinen sie: eine unverwechselbare Identität; drohenden Verlust der eigenen kulturellen Identität
- völlige Übereinstimmung; Sachverhalt, miteinander identisch zu sein; : Eine gelegentlich vermutete Identität Gottschalks von Kreuznach mit dem Juden Gottschalk von Bacharach ist unwahrscheinlich. Von einer »völligen Identität« der Politik Israels und der Vereinigten Staaten … ; Mit ihnen ist es lediglich möglich, die Identität zweier Spuren zu beweisen
Bedeutungsverwandte Ausdrücke:
- Gleichförmigkeit · Gleichheit
- (das) Selbst · (die) Selbstdefinition · Selbstverständnis
- Egalität · Identität · Kongruenz · Parität · Selbstübereinstimmung · vollständige Übereinstimmung (mit sich selbst) Nämlichkeit Amtsdeutsch · Gleichheit ugs.
- Individualität · Menschsein · Personalität · Persönlichkeit · Wesensart
Nichtidentität
Normierte Häufigkeit: 0,0
Beispiele:
- Für die einen zeigt das Theater Nichtidentität, für die anderen Identität.
- Nur der Vergleich von Namen auf Identität oder Nichtidentität ist sinnvoll.
- Von diesen zwei Gründen der Nichtidentität ist der erstere für das Problem der Realkategorien ein nur äußeres Moment.
- Ihre sorgsam gewahrte Nichtidentität ist die Voraussetzung ihres Ruhmes, sie sind Meinungsmacher ohne eigene Meinung.
DUW
Identität, die; -, -en [spätlat. identitas, zu lat. idem = derselbe]: 1. a) Echtheit einer Person od. Sache; völlige Übereinstimmung mit dem, was sie ist od. als was sie bezeichnet wird: jmds. I. feststellen, klären, bestreiten, bestätigen; seine I. hinter einem Pseudonym verbergen; für jmds. I. bürgen; b) (Psychol.) als »Selbst« erlebte innere Einheit der Person: seine I. finden, suchen. 2. 〈o.Pl.〉 völlige Übereinstimmung mit jmdm., etw. in Bezug auf etw.; Gleichheit: die I. des Verhafteten mit dem Entführer; die chemische I. des Teins und des Koffeins.
Nichtidentität: Kein Eintrag
HWPh
Identität: 1393 (16,3) Ergebnisse
Nichtidentität: 41 (0,5) Ergebnisse
Stichwort „Identität“, Autoren: Otto Muck (2007), Kuno Lorenz (2007)
- Der Ausdruck Identität bezeichnet eine gedankliche Beziehung, welche die durch das diskursive Denken ermöglichte Vervielfältigung der Vergegenwärtigung eines Gegenstandes aufhebt. «A ist identisch mit B» besagt dann: Trotz der Verschiedenheit der Bezeichnung durch A und B ist das damit Bezeichnete nicht Verschiedenes, weshalb die Vervielfältigung und die Unterschiedenheit der Glieder der Identitäts-Beziehung allein im Denken gründet. In weiterer philosophischer Analyse wird die Identität in Abhebung von Differenz aufgefaßt und als Möglichkeitsbedingung des Unterschiedenen und Vielfältigen gesehen (Muck 2007, S. 144).
- Identität heißt in Logik und Mathematik eine ausgezeichnete zweistellige Relation, nämlich diejenige, in der jeder Gegenstand allein zu sich selbst steht (Lorenz 2007, S. 144).
- Als vollständige oder totale Gleichheit ist die Identität ein Spezialfall der Gleichheit, die ihrerseits auch als teilweise oder partielle Identität bezeichnet und oft mit der Identität verwechselt wird (Lorenz 2007, S. 145).
- Neben der so als ausgezeichnete zweistellige Relation auf beliebigen Gegenstandsbereichen eingeführten Identität ist es seit LEIBNIZ üblich, auch die folgende, mit rein logischen Mitteln definierte und daher als logische Gleichheit bezeichnete Relation Identität zu nennen:
n = m A(A(n) « A(m)) (In Worten: Die mit n und m benannten Gegenstände heißen logisch gleich, wenn, bei beliebiger Wahl von Aussagen, eine Aussage über n stets mit der entsprechenden Aussage über m gleichwertig ist; diese sorgfältige Unterscheidung von Gegenstand und Namen wird erst seit FREGE und PEIRCE gemacht, … (Lorenz 2007, S. 146).
Stichwort „Identität, Ich-Identität“, Autor: Helmut Dubiel (2007)
- Auch E. H. ERIKSON, der dem Begriff der «Identität» in den Sozialwissenschaften Anerkennung verschafft hat, ist psychoanalytisch orientiert. Die Persönlichkeitsentfaltung des Kindes und des Jugendlichen deutet er als eine Abfolge phasenspezifischer psychosozialer Krisen. Sozialisation stellt er als eine Kette von übernommenen und abgestoßenen Identifikationen mit primären Bezugspersonen vor, die erst mit der Adoleszenz abschließt. Nach Erikson ist daher eine Person erst nach dem Abschluß der Adoleszenz mit sich identisch; erst dann kann ihr Ich-Identität zugesprochen werden. Erikson definiert Ich-Identität als die «Überzeugung …, daß das Ich wesentliche Schritte in Richtung auf eine greifbare kollektive Zukunft zu machen lernt und sich zu einem definierten Ich innerhalb einer sozialen Realität entwickelt» [2]. Die Ich-Identität bedeutet so für Erikson, sich einerseits einem Kollektiv zugehörig fühlen und sich dabei zugleich als einmaliges Individuum wissen. – Mit dem Begriff ‹personale Identität› bezeichnet er die wahrnehmbare Sich-Selbstgleichheit und Kontinuität der Person in der Zeit. Analog zum Begriff der personalen Identität auf der Ebene des personalen Systems benutzt Erikson den Begriff Gruppen-Identität auf der Ebene des sozialen Systems. Unter ‹Gruppen-Identität› versteht er die Konstanz der Symbole einer Gruppe trotz Fluktuation der Gruppenmitglieder – analog zur Konstanz der biographischen Orientierungsmuster eines Individuums im Fortschreiten der Zeit (Dubiel 2007, S. 149).
- Zwar lehnt es Strauss ausdrücklich ab, Identität zu definieren. Doch läßt sich, geht man seinen Ausführungen über die Rolle der Sprache bei Identität-Transformationen nach, Identität in seinem Sinn bestimmen als die Adäquanz des sprachlich artikulierbaren Selbstdeutungsschemas eines Individuums zu dem jeweiligen Stadium seiner psychosozialen Entwicklung. Identität-Wandel vollzieht sich nach Strauss im Medium von Sprache. Jedem Stadium der Biographie entspricht eine bestimmte Terminologie, ein bestimmtes Klassifikationsschema (Dubiel 2007, S. 149).
- Für E. GOFFMAN ist die Situation von «Stigmatisierten» Ausgangspunkt und zugleich Illustrationspotential seiner Überlegungen zu Identitätsproblemen. … In Interaktionen mit «Normalen» empfiehlt es sich für den «Stigmatisierten», Normalität zu fingieren. Diese Schein-Normalität («phantom-normalcy») macht einerseits Interaktionen noch möglich, andererseits enttäuschungsfest für den Fall des Mißlingens. Solche Grenzfälle von Identität-Behauptung sind für Goffman aufschlußreich für eine Technologie der Bewältigung bedrohter Identität überhaupt. Seine an krassen sozialen Ausnahmesituationen gemachten Beobachtungen hält er für voll applikabel auf die Situation des «normalen», sich selbst darstellenden Individuums, insofern «stigmatisiert» auch jeder «Normale» unter dem Aspekt ist, daß es ihm kaum je gelingt, allen normierten und stereotypisierten Erwartungen voll zu genügen (Dubiel 2007, S. 149–150).
- Um die deutsche Rezeption und Systematisierung der nahezu ausschließlich in den USA entwickelten Konzepte von Ich-Identität hat sich J. HABERMAS verdient gemacht. … Die persönliche Identität äußert sich in der Einheit einer unverwechselbaren Lebensgeschichte, die soziale Identität in der Zugehörigkeit eines Individuums zu verschiedenen Bezugsgruppen. … Ich-Identität ist für Habermas so die Balance von sozialer und persönlicher Identität. Hergestellt und aufrechterhalten wird diese Balance durch eine nur paradox zu beschreibende Interaktionstechnik: Einerseits insistiert die Person auf ihrer sozialen Identität, indem sie mit den Gegenspielern der jeweiligen Interaktionssituation im Rahmen normierter Erwartungen identisch zu sein versucht …; andererseits versucht sie, diese Identität als eine nur scheinhafte zu signalisieren, um nicht den Anspruch auf individuelle Unverwechselbarkeit aufgeben zu müssen (Dubiel 2007, S. 150–151).
EPh
Identität: 519 (16,2) Ergebnisse
Nichtidentität: 7 (0,2) Ergebnisse
Stichwort „Identität/Diversität“ Autor: Geo Siegwart (2010)
- Identität und Diversität sind unentbehrliche Bestandteile des konzeptuellen Apparates. Schon bei elementarsten lebensweltlichen Orientierungen ist das Begriffspaar (wegen seiner Übervertrautheit meist unbemerkt) am Werk: Jede normale Handlungssituation wird als soundso gegliederte Mannigfaltigkeit wahrgenommen, mithin als Konstellation, in der wenigstens eine von wenigstens einer Gegebenheit verschieden Erwartungsgemäß vielfältig sind die gebrauchssprachlichen Ausdrucksvarianten. … Die Darstellung konzentriert sich auf die Charakterisierung von Identität bzw. Diversität in Sprachen erster und zweiter Stufe mit klassischer Logik (Siegwart 2010, S. 1062u-1062b).
- Ein Gegenstand ist von einem Gegenstand schlechthin ununterscheidbar stimmt mit ihm schlechthin überein genau dann, wenn der Erstgenannte von dem Letztgenannten nicht unterscheidbar ist, also genau dann, wenn es kein Attribut gibt, das den Erstgenannten von dem Letztgenannten unterscheidet, mithin genau dann, wenn alle Attribute dem Erstgenannten dann und nur dann zukommen, wenn sie auch dem Zweitgenannten zukommen. Ein Gegenstand soll nun genau dann mit einem Gegenstand identisch sein, wenn zwischen dem Erst- und dem Zweitgenannten Ununterscheidbarkeit schlechthin vorliegt (Siegwart 2010, S. 1062b-1063).
- Jede der skizzierten Einführungsstrategien erlaubt den Nachweis, dass (in materialer Redeweise) die Identität eine totale Gleichheit darstellt: Eine Gegebenheit ist mit einer Gegebenheit genau dann identisch, wenn die Erstgenannte mit beliebigen Gebilden dann und nur dann zusammenfällt, wenn dies auch für die Letztgenannte gilt: … (Siegwart 2010, S. 1065).
Das Stichwort „Identität, personale“ verweist auf das Stichwort „Person/Persönlichkeit“, Autor: Dieter Sturma (2010)
- Der systematische Kern der Philosophie der Person ist nach wie vor die Theorie personaler Identität. Sie hat sich mit dem Problem auseinanderzusetzen, ob und wie Personen vor dem Hintergrund ihrer offenkundigen physischen und psychischen Veränderungsprozesse eine durchgängige Identität zugeschrieben werden kann. Die verschiedenen Positionen lassen sich grob in einen simple view (Chisholm, Swinburne, Wiggins, Baker) und einen complex view bzw. relationalen Ansatz (Lewis, Parfit, Shoemaker, Williams) unterteilen (Sturma 2010, 1923b).
- Der simple view ist im systematischen Kern substanzphilosophisch verfasst und behandelt personale Identität als basalen Sachverhalt, der sich nicht aus den Eigenschaften erklären lässt, die Personen im Laufe ihres Lebens erwerben bzw. verlieren können. Der Identitätssinn wird als ein Faktum behandelt, das dem beobachtbaren Phänomen des Lebens von Personen zugrunde liegt, selbst aber kein mögliches Korrelat von empirischen Identifizierungen ist (Sturma 2010, S. 1924).
- Demgegenüber unterstellt der complex view, dass der Sachverhalt personaler Identität prinzipiell durch die physischen Kontinuitäten des menschlichen Körpers bzw. des Gehirns sowie durch die psychische Kontinuität des menschlichen Bewusstseins erklärbar sei. Die Theorie personaler Identität könne denn auch ohne substanzphilosophische Präsuppositionen, allein mit Hilfe von relationalen Bestimmungen, die sich auf extrinsische oder intrinsische Eigenschaften des Lebens von Personen beziehen, bestritten werden (Sturma 2010, S. 1924).
- Die Unterschiede zwischen dem simple view und dem complex view zeigen sich nicht zuletzt in ihren praktischen Konsequenzen: Der simple view hält – zumindest in einigen Versionen – die Option des Weiterbestehens personaler Identität nach dem Verfall des Körpers offen. In Fragen der Angewandten Ethik widersetzt er sich der kriteriellen Ausdifferenzierung von Existenz als Mensch und Existenz als Person. Der Personenstatus des Menschen sei zu jeder Zeit gegeben und bedürfe nicht der Bestätigung durch die Erfüllung von Kriterien wie Selbstbewusstsein, Rationalität oder Moralität. Gerade angesichts der durch die Intensivmedizin erhöhten Herausforderungen im Umgang mit dem entstehenden und vergehenden menschlichen Leben müsse unbedingt an der extensionalen Identität der Begriffe ›Mensch‹ und ›Person‹ festgehalten werden. Der complex view erlaubt demgegenüber Unterscheidungen zwischen Personen und Menschen, denen nicht im vollen Umfang der Personenstatus zugebilligt werden kann. Die Art und Weise dieser Unterscheidungen ist allerdings kontrovers. Es ist insbes. strittig, ob das entscheidende Diskriminationskriterium in der Empfindungsfähigkeit oder in entwickelten epistemischen Einstellungen und damit verbundenen praktischen Ausrichtungen anzusetzen sei (Sturma 2010, S. 1924).
- Die Frage, welche Kriterien möglicherweise erfüllt sein müssen, damit von einem Leben als Person gesprochen werden kann, betrifft aber nicht nur die Grenzbereiche menschlichen Lebens sowie anderer animalischer oder künstlicher Daseinsformen, sondern v.a. die große Mehrheit der Menschen, die unstrittig als Personen angesehen werden müssen, aber extremen sozialen Benachteiligungen ausgesetzt sind. … Personales Dasein lässt sich danach nur erklären, wenn von vornherein in Betracht gezogen wird, dass die Identität von Personen immer schon praktische Dispositionen und Komponenten mit einschließt. Personen erwägen in ihrer Lebensführung Handlungsalternativen, bewerten eigene Verhaltensweisen, bilden selbstbestimmte Hierarchien von Intentionen und Wünschen zweiter Stufe über die Zeit hinweg aus und sind imstande, sie praktisch umzusetzen. Um in dieser Weise die Potenziale ihrer Existenz ausschöpfen zu können, müssen Personen Lebensbedingungen gewährt werden, unter denen sie ihre Selbsterhaltungs-, Wohlergehens-, Artikulations-, Bildungs- und Identitätsansprüche einlösen können. In dieser Hinsicht leitet das Konzept der praktischen Identität direkt über in den Problembereich der Menschenrechte und der sozialen Gerechtigkeit (Sturma 2010, S. 1925).
Weitere Zitate:
- In diversen ontologischen Überlegungen spielt die Unterscheidung von qualitativer und numerischer Identität eine zentrale Rolle. … Wenn zwei Kinder das gleiche Fahrrad haben, mit denen man sie um die Wette fahren sieht, so hat man es mit Identität im weiteren Sinne, mit qualitativer Identität zu tun. Noch eindeutiger kann man in diesem Fall von exakter Ähnlichkeit sprechen. Erfährt man nun, dass die beiden Kinder dieselbe Mutter haben, so ist diesmal strikte Identität gemeint. Man nennt dies auch numerische Identität, da es sich um ein und dieselbe Person handelt, welche die Mutter dieser Kinder ist. Numerische Identität unterliegt dem Prinzip der Ununterscheidbarkeit des Identischen, d.h. sind x und y numerisch identisch, so haben sie exakt dieselben Eigenschaften (Kuhlmann 2010, S. 1867).
MLPh
180 (25,5) Ergebnisse
Stichwort „Identität“, Autor: Peter Prechtl (2008a)
- In Aussagen über die Wirklichkeit erscheint eine Form des Identitätsprinzips, die die ontologische These beinhaltet, dass alles Seiende eine gewisse Konstanz des Seins hat. Eine gewisse Konstanz der Dinge, die wir unserer Erfahrung entnehmen, ist die Voraussetzung für jegliches Wissen, das bei einer völlig regellosen, chaotischen und dauernden Veränderung nicht möglich wäre (Prechtl 2008a, S. 257).
- In der formalen Logik ist von Identität die Rede, wenn in einer Aussageform mit Gegenstandsvariablen für diese Variablen Eigennamen oder Kennzeichnungen eingesetzt werden, die denselben Gegenstand benennen, z.B. der Morgenstern ist derselbe Planet (Venus) wie der Abendstern. Ein Satz a = b besagt, dass das durch die Gegenstandskonstante a bezeichnete Objekt mit dem durch die Gegenstandskonstante b bezeichneten Objekt identisch ist, dass also a und b dasselbe Objekt bezeichnen. … Reflexivität besagt, dass die Identität eine zweistellige Relation ist, in der jeder Gegenstand in Relation zu sich selbst steht; symbolsprachlich: ∀ x (x = x). (Prechtl 2008a, S. 257).
- Das Substitutionsprinzip der Identität besagt: Gilt a = b, so kann man a und b überall durcheinander ersetzen, ohne dass sich der Wahrheitswert der Sätze ändert. Zur Unterscheidung zwischen Identität und Gleichheit ließe sich anführen, dass wir es bei Identität nur mit einem Gegenstand zu tun haben (auf den sich zwei Namen beziehen), bei Gleichheit dagegen mit zwei Gegenständen (Prechtl 2008a, S. 258).
- Die anthropologische Bestimmung der Identität nimmt auf verschiedene Theorien Bezug. Die anthropologische Bestimmung der Identität nimmt auf verschiedene Theorien Bezug. Das psychoanalytische Persönlichkeitskonzept von Erikson bestimmt Identität dadurch, dass sich ein Ich einer Gruppe zugehörig fühlt und gleichzeitig ein Bewusstsein von sich als selbständigem Individuum hat. Im Symbolischen Interaktionismus von Mead wird mit »Identität« die Fähigkeit eines Subjekts bezeichnet, sich zu sich selbst wie zu einem anderen Subjekt zu verhalten, indem die interagierenden Subjekte die Einstellung des jeweils anderen Interaktionspartners antizipieren und sich aus dessen Perspektive wahrnehmen. … Bei Habermas stellt die Ich-Identität eine Balance zwischen persönlicher und sozialer Identität dar. Die persönliche äußert sich in der Einheit einer unverwechselbaren Lebensgeschichte, die soziale resultiert aus der Zugehörigkeit eines Individuums zu verschiedenen Bezugsgruppen (Prechtl 2008a, S. 258).
Stichwort „Identität, personale“ Autoren: Michael Quante, Peter Prechtl, Christian Tewes
- Die Frage nach der personalen Identität zielt auf eine Analyse der Bedingungen, in denen diachrone (zeitübergreifende) Identität besteht. Es lassen sich zwei grundlegende Ansätze unterscheiden, personale Identität auf andere Relationen zurückzuführen. Nach dem Körperkriterium besteht die Identität einer Person zu zwei verschiedenen Zeitpunkten in der Kontinuität des Körpers während dieses Zeitraums. … Dem psychischen Kriterium zufolge lässt sich personale Identität analysieren als Kontinuität zwischen den psychischen Zuständen zu verschiedenen Zeitpunkten, vor allem von Erinnerungen an vergangene Erlebnisse (Quante 2008b, S. 258).
- Was die Identität einer einzelnen Person ausmacht, ist wesentlich durch die Art und Weise definiert, in der ihr die Dinge bedeutsam erscheinen. Konstitutiv für personale Identität ist ein eigenes Selbstverständnis (bzw. eine Selbstdeutung). Die Selbstdefinition einer individuellen Person (als Antwort auf die Frage »wer bin ich?«) erhält ihren ursprünglichen Sinn erst im Austausch mit anderen. Es ist nie möglich, ein Selbst zu beschreiben, ohne auf diejenigen Bezug zu nehmen, die die Umwelt dieses Selbst bilden. Ebenso notwendig ist, dass für die personale Identität grundlegende Selbstverständnis mit einem biographischen Werdensprozess zu verbinden (Prechtl 2008b, S. 258).
- In Anknüpfung an John Locke definiert Peter Singer die Bedeutung der ›Person‹ als ein rationales und selbstbewusstes Wesen und unterscheidet ausdrücklich die Personenzugehörigkeit von der Zugehörigkeit zur Spezies Mensch. Der Körper ist somit lediglich für die Gattungszugehörigkeit von Bedeutung, wohingegen mentale Eigenschaften für die Konstitution der personalen Identität entscheidend sind. Föten, Säuglinge, irreversibel komatöse und schwer demente Menschen sind nach diesem Kriterium keine Personen, was in Verbindung mit utilitaristischen Prinzipien in manchen Fällen die aktive Tötung von Mitgliedern dieser Gruppe legitimieren soll (Tewes 2008, S. 259).
Weitere Zitate:
In seinem Beitrag zum Begriff „Bedeutung“ stellt Michael Quante fest: „Unserer alltäglichen Auffassung nach setzt gelingende Kommunikation nämlich die strikte Identität des Verstandenen voraus. Wir gehen davon aus, dass ein Sprecher und ein Hörer identische Bedeutungen verstehen, wenn sie miteinander kommunizieren. Neben dieser intersubjektiven Invarianz gehen wir auch davon aus, dass ein Sprecher zu zwei verschiedenen Zeitpunkten eine identische B. denken oder kommunizieren kann (intertemporale Invarianz). Und schließlich sind wir auch davon überzeugt, dass es normalerweise möglich ist, Sätze einer natürlichen Sprache in die einer anderen natürlichen Sprache zu übersetzen (interlinguale Invarianz)“ (Quante 2008a, S. 63).
Auswertungen
Tab. Normierte Häufigkeiten
Lexem | DWDS | HWPh | EPh | MLPh |
Identität | 19,1 | 16,3 | 16,2 | 25,5 |
Nichtidentität | 0,0 | 0,5 | 0,2 | 0 |
Alltagssprache
Das Wort „Identität“ wird in der Alltagssprache mit mittlerer Häufigkeit verwendet, während „Nichtidentität“ äußerst selten vorkommt. Die Häufigkeit von „Identität“ hat sich seit den fünfziger Jahren verzehnfacht.
Im DWDS und DUW werden übereinstimmend folgende alltagsprachlichen Bedeutungen angegeben.
- Echtheit einer Person od. Sache; völlige Übereinstimmung mit dem, was sie ist od. als was sie bezeichnet wird, : jmds. Identität feststellen, klären, bestreiten, bestätigen; seine Identität hinter einem Pseudonym verbergen; Für jeden wurde eine neue Identität erfunden.
- bestimmte Eigenschaft oder Gesamtheit der Eigenschaften, die das Wesen einer Person, Gruppe, Organisation o. Ä. (ihrer eigenen Wahrnehmung nach) ausmachen; (Psychol.) als »Selbst« erlebte innere Einheit der Person; : seine Identität finden; Benachteiligungen aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität; Verlust der kulturellen Identität
- völlige Übereinstimmung; Sachverhalt, miteinander identisch zu sein; : die Identität des Verhafteten mit dem Entführer; die chemische Identität des Teins und des Koffeins. Mit ihnen ist es lediglich möglich, die Identität zweier Spuren zu beweisen
Von den Kollokationen des Wortes „Identität“ mit kulturell (8.7, 5891), national (8.5, 9600), stiften (7.6, 1314), Suche nach (7.6, 3111) und preisgeben (7.6, 1336) beziehen sich die ersten vier auf die Bedeutung 2 und „preisgeben“ auf die Bedeutung 1. Die deutliche Zunahme der Häufigkeit des Wortes ist also offensichtlich auf seine verstärkte Verwendung in der Bedeutung 2 zurückzuführen. Dies kann mit den aktuellen Debatten um die sexuelle Identität im Zusammenhang stehen.
Philosophie
Im HWPh und in der EPh wird das Wort „Identität“ mit mittlerer Häufigkeit und im MLPh sogar häufig verwendet, während das Wort „Nichtidentität“ sehr selten bzw. äußerst selten auftritt.
Zum Wort „Identität“ gibt es in allen drei Lexika jeweils zwei Stichworte,
- im HWPh „Identität“, Autoren: Otto Muck, Kuno Lorenz und „Identität, Ich-Identität“, Autor: Helmut Dubiel,
- in der EPh „Identität/Diversität“ Autor: Geo Siegwart und „Identität, personale“ im Stichwort „Person/Persönlichkeit“, Autor: Dieter Sturma und
- im MLPh „Identität“, Autor: Peter Prechtl und „Identität, personale“, Autoren: Michael Quante, Peter Prechtl, Christian Tewes.
Diese Doppellungen sprechen dafür, dass in der Philosophie zwei Bedeutungen des Wortes Identität unterschieden werden, die eine gesonderte Behandlung erfordern. Die Doppelung haben im HWPh und der EPh wohl auch personelle Ursachen, die Artikel zur Identität bzw. Identität/Diversität beschäftigen sich mit der Bedeutung des Wortes „Identität“ in der formalen Logik und wurden entsprechend von Vertretern der Logik verfasst, die sich offensichtlich zur Verwendung des Wortes in der Psychologie und den Sozialwissenschaften als personalen bzw. Ich-Identität nicht fundiert äußern konnten. Im MLPh ist Peter Prechtl Autor in beiden Beiträgen.
Identität als Begriff in der formalen Logik
In den drei logikzentrierten Artikeln wird angegeben, dass mit Identität in der in Logik und Mathematik eine ausgezeichnete zweistellige Relation bezeichnet wird, in der jeder Gegenstand allein zu sich selbst steht. Die Identität ist wie die Gleichheit eine Äquivalenzrelation.
Wie bei der Definition der Gleichheit bezieht man sich auch auf das Prinzip der Ununterscheidbarkeit von Leibniz und definiert Identität als logische Gleichheit in der Form „n = m A(A(n) « A(m))“ (Lorenz 2007, S. 146). Dies bedeutet in Worten: Die mit n und m benannten Gegenstände heißen logisch gleich, wenn, bei beliebiger Wahl von Aussagen, eine Aussage über n stets mit der entsprechenden Aussage über m gleichwertig ist.
Identität wird in allen drei Beiträgen als vollständige oder totale Gleichheit, also als ein Spezialfall der Gleichheit bezeichnet. Dies scheint aber keine übereinstimmende Meinung unter den Logikern zu sein, denn Schlüter stellt in seinem Beitrag zur Gleichheit fest: „Der Versuch, die Identität als absolute oder unbedingte Gleichheit zu definieren, ist von der Mehrzahl der Logiker mit der Begründung abgelehnt worden, daß der Begriff der Gleichheit als Relationsbegriff den der Andersheit fordere, während Identität eine jede Andersheit ausschließe“ (Schlüter 2007, S. 672).
Über diese wenigen, eigentlich ausreichenden Aussagen zum Begriff der Identität in der formalen Logik hinaus, geht Geo Siegwart auf zahlreiche weitere Elemente formaler Darstellungen ein. So definiert er in Sprachen erster und zweiter Stufe die Begriffe Leibniz-Prinzip der Identität, Leibniz-Prinzip der Diversität als Prinzip der Ununterscheidbarkeit des Identischen, das Prinzip der Identität des Ununterscheidbaren, das Prinzip der Unterscheidbarkeit Verschiedener, das Prinzip der Verschiedenheit Unterscheidbarer, das Substitutivitätsprinzip und die Regel der Identitätsbeseitigung. Er geht auf die Hao-Wang-Prinzipien ein, die Grundlage einer axiomatischen Festlegung der Identität sein können, definiert Identität in der Klassensprache von Neumann, Bernays und Gödel mit Urelementen, definiert Mindest-, Höchst- und Anzahlquantoren sowie den Eins- oder Einzigkeitsquantor und gibt charakteristische Identitätskriterien wie ein negatives und ein positives Kriterium an. Er erläutert die Elemente der Theorie jeweils an Beispielen bei denen es sich ausnahmslos um offensichtlich unstrittige Fälle handelt wie das Weltstadtsein von Bonn und Paris, Paris als Hauptstadt von Frankreich, der heutige König von Frankreich, die Märchen von Hase und Igel sowie Aschenputtel und die Sage von Ödipus, sodass der Eindruck einer Theoretisierung von Trivialitäten erscheint.
Er verwendet ohne weitere Erklärung durchgängig der Begriff der Gegebenheit, der ansonsten in der EPh mit einer normierten Häufigkeit von 1,3 sehr selten auftritt. Gegebenheit ist eine Kategorie in der Transzendentalphilosophie von Heinrich Rickert Rickert (Rickert 1921, S. 166 ff.), eine Erklärung und Bewertung wäre also angebracht gewesen.
Siegwart definiert die Diversität „wie üblich durch Negation der Identität“ und geht mit keinem Wort darauf ein, dass der Begriff Diversität heute noch ganz andere Bedeutungen hat. Naheliegender wäre es gewesen, die Negation der Identität als Nichtidentität zu bezeichnen. Der Begriff Nichtidentität wird in seinem und den beiden anderen logikzentrierte Beiträgen nicht verwendet.
Der Beitrag von Siegwart hat trotz seiner recht geringen philosophischen Relevanz mit 27 108 Zeichen einen für die EPh relativ großen Umfang und ist damit bedeutend umfangreicher als die Beiträge von Helmut Dubiel zur Ich-Identität im HWPh (11 210 Zeichen) und sogar als der Beitrag „Person/Persönlichkeit“ von Dieter Sturma (20 733 Zeichen) in der EPh.
In keinem Beitrag wird das grundlegende Problem des Verhältnisses von formalen und nichtformalen Aspekten der betrachteten Gegenstände untersucht. Wenn etwa von einer Zahl oder einer Gleichung gesprochen wird, so ist damit eine Zahl im formalen Sinne als axiomatisch bestimmtes Objekt der Mathematik oder eine Gleichung im formalen Sinne als Verbindung zweier Terme durch ein Gleichheitszeichen gemeint. Nichtformale Aspekte wie etwa die Verwendung von Zahlen für verschiedene Zwecke oder die inhaltlichen Bedeutungen von rechter und linker Seite einer Gleichung bleiben dabei außer Betracht. Dies betrifft auch die in der Logik und analytischen Sprachphilosophie verwendeten Objekte.
Identität als Merkmal eines Existierenden
Auf die praktische Relevanz des Identitätsbegriffs geht in den logikzentrierten Beiträgen nur Peter Prechtl ein. Er schreibt, dass das Prinzip der Identität „die ontologische These beinhaltet, dass alles Seiende eine gewisse Konstanz des Seins hat, … die Voraussetzung für jegliches Wissen [ist], das bei einer völlig regellosen, chaotischen und dauernden Veränderung nicht möglich wäre“ (Prechtl 2008a, S. 257). Auf diesen Gedanken wird in keinem der anderen Beiträge eingegangen. Er berührt solche grundlegenden Probleme wie das Verhältnis von Ruhe und Bewegung, von Nichtveränderung und Veränderung oder allgemein von Zustand und Vorgang und richtet sich gegen solche Dogmen wie „Alles fließt.“ oder „Alles ist in Bewegung“. Es gibt auch ein Bezug zu den alltagssprachlichen Bedeutungen der völligen Übereinstimmung oder Echtheit einer Person oder Sache. Es geht dabei um die eindeutige Identifizierung eines einzelnen Objektes. Ein Beispiel dafür ist die Seriennummer eines Gerätes. Als Seriennummer wird eine Identifikationsnummer bezeichnet, mit der Serienprodukte vom Hersteller markiert werden. Jede Seriennummer innerhalb einer Gerätegattung ist einmalig, so dass ich damit jedes Gerät durch den Hersteller eindeutig identifizieren lässt. Zur eindeutigen Identifizierung von Einwohner eines Landes wird die Nummer des Personalausweises oder Passes und für Steuerzahler die persönliche steuerliche Identifikationsnummer verwendet. Jede dieser Nummern wird nur einmal vergeben, ist lebenslang gültig und schafft so die Möglichkeit einer eindeutigen Identifizierung der Einwohner.
Diese Bedeutungen des Wortes „Identität“ entsprechen in der Alltagssprache den Formulierungen „der gleiche“ bzw. „derselbe“. In der Enzyklopädie Philosophie wird auf den Zusammenhang zwischen qualitativer und numerischer Identität und Formulierung in der Alltagssprache am Beispiel des gleichen Fahrrades, das zwei Kinder haben und derselben Mutter dieser Kinder eingegangen (Kuhlmann 2010, 1867).
In seinem Beitrag zum Begriff „Bedeutung“ stellt Michael Quante fest: „Unserer alltäglichen Auffassung nach setzt gelingende Kommunikation nämlich die strikte Identität des Verstandenen voraus. Wir gehen davon aus, dass ein Sprecher und ein Hörer identische Bedeutungen verstehen, wenn sie miteinander kommunizieren. Neben dieser intersubjektiven Invarianz gehen wir auch davon aus, dass ein Sprecher zu zwei verschiedenen Zeitpunkten eine identische Bedeutung denken oder kommunizieren kann (intertemporale Invarianz). Und schließlich sind wir auch davon überzeugt, dass es normalerweise möglich ist, Sätze einer natürlichen Sprache in die einer anderen natürlichen Sprache zu übersetzen (interlinguale Invarianz)“ (Quante 2008a, S. 63). Angesichts der Komplexität von Bedeutungen, die auch in diesem Text mehrfach dargestellt werden, ist die Möglichkeit der Identität von Bedeutungen und auch die intertemporale und interlinguale Invarianz von Bedeutungen sehr fraglich. Selbst die Zuordnung von Lexemen bei Übersetzungen in andere Sprachen ist bereits ein Problem, wie am Beispiel der Übersetzung von „Begriff“ ins Englische deutlich wird.
Identität als Eigenschaft von Personen oder Personengruppen
Prechtl weist in seinem Beitrag auch kurz auf verschiedene Konzepte zur personalen Identität hin. Diese werden dann in den Stichwörtern „Identität“ (HWPh), „Identität, personale“ (in EPh weitergeleitet auf „Person/Persönlichkeit“) und „Ich-Identität“ (MLPh) diskutiert. Die philosophische Relevanz des Begriffs der Identität in dieser Bedeutung hebt Sturma in seinem Beitrag hervor: „Der systematische Kern der Philosophie der Person ist nach wie vor die Theorie personaler Identität“ (Sturma 2010, 1923b). In den Beiträgen werden zahlreiche Probleme aufgeführt, die aufgrund der gebotenen Kürze der Artikel nur in Ansätzen diskutiert werden können und auch hier nur überblicksmäßig dargestellt werden sollen.
Ein zentrales Problem ist die Frage, ob und wie Personen vor dem Hintergrund ihrer offenkundigen physischen und psychischen Veränderungsprozesse eine durchgängige Identität zugeschrieben werden kann. Dazu gibt zwei gegensätzliche Ansätze. Diese lassen sich grob in einen simple view und einen complex view bzw. relationalen Ansatz unterteilen (Sturma 2010, 1923b). Nach Quante können diese Ansätze auch als Körperkriterium und psychischen Kriterium bezeichnet werden (Quante 2008b, S. 258).
Entsprechend dem simple view oder dem Körperkriterium wird personale Identität als Sachverhalt angesehen, der sich nicht aus den Eigenschaften erklären lässt, die Personen im Laufe ihres Lebens erwerben bzw. verlieren können. Die Identität wird als ein Faktum behandelt, das dem beobachtbaren Phänomen des Lebens von Personen zugrunde liegt. Die Identität einer Person besteht zu zwei verschiedenen Zeitpunkten in der Kontinuität des Körpers während dieses Zeitraums (nach modifizierter Auffassung in der Kontinuität des Gehirns als ausgezeichnetem Teil des Körpers) (Quante 2008b, S. 258). Das bedeutet, dass sich bei diesem Ansatz die Identität einer Person im Laufe ihres Lebens nicht ändert. Dies entspricht der Bedeutung von Identität als festes Merkmal eines Existierenden. Diese Sicht hat eine Reihe ethischer Konsequenzen sowie Sturma feststellt: „Der simple view hält – zumindest in einigen Versionen – die Option des Weiterbestehens personaler Identität nach dem Verfall des Körpers offen. In Fragen der Angewandten Ethik widersetzt er sich der kriteriellen Ausdifferenzierung von Existenz als Mensch und Existenz als Person. Der Personenstatus des Menschen sei zu jeder Zeit gegeben und bedürfe nicht der Bestätigung durch die Erfüllung von Kriterien wie Selbstbewusstsein, Rationalität oder Moralität (Sturma 2010, S. 1924).
Nach dem relationalen Ansatz bzw. dem psychischen Kriterium lässt sich personale Identität analysieren als Kontinuität zwischen den physischen und psychischen Zuständen zu verschiedenen Zeitpunkten, vor allem von Erinnerungen an vergangene Erlebnisse. Diese Sicht erlaubt Unterscheidungen zwischen Personen und Menschen, denen nicht im vollen Umfang der Personenstatus zugebilligt werden kann. (Sturma 2010, S. 1924).
Ausgehend von dem relationalen Ansatz wurden verschiedene Theorien der Herausbildung von Ich-Identität entwickelt. So kann nach E. H. Erikson einer Person erst nach dem Abschluss der Adoleszenz eine Ich-Identität zugesprochen werden kann. Erikson definiert Ich-Identität als die «Überzeugung …, daß das Ich wesentliche Schritte in Richtung auf eine greifbare kollektive Zukunft zu machen lernt und sich zu einem definierten Ich innerhalb einer sozialen Realität entwickelt» (Erikson 2020, S. 17). Die Ich-Identität bedeutet so für Erikson, sich einerseits einem Kollektiv zugehörig fühlen und sich dabei zugleich als einmaliges Individuum wissen. Analog zum Begriff der personalen Identität auf der Ebene des personalen Systems benutzt Erikson den Begriff Gruppen-Identität auf der Ebene des sozialen Systems. Unter ‹Gruppen-Identität› versteht er die Konstanz der Symbole einer Gruppe trotz Fluktuation der Gruppenmitglieder – analog zur Konstanz der biographischen Orientierungsmuster eines Individuums im Fortschreiten der Zeit (Dubiel 2007, S. 149).
Für A. Strauss (1974) vollzieht sich der Identität-Wandel im Medium von Sprache. Jedem Stadium der Biographie entspricht eine bestimmte Terminologie, ein bestimmtes Klassifikationsschema (Dubiel 2007, S. 149).
Probleme der personalen Identität haben oft einen engen Bezug zu bioethischen Fragen. Neben Betrachtungen zu Ungeborenen und Menschen am Ende ihres Lebens sind auch Randgruppen Gegenstand der Untersuchungen. Für E. Goffman ist die Situation von „Stigmatisierten“ wie Zuchthäusler, Homosexuelle, Blinde oder Krüppel Ausgangspunkt seiner Überlegungen zu Identitätsproblemen. Seine an krassen sozialen Ausnahmesituationen gemachten Beobachtungen hält er für voll applikabel auf die Situation des „normalen“, sich selbst darstellenden Individuums, insofern „stigmatisiert“ auch jeder «Normale» unter dem Aspekt ist, daß es ihm kaum je gelingt, allen normierten und stereotypisierten Erwartungen voll zu genügen (Dubiel 2007, S. 149–150).
In Anknüpfung an John Locke definiert Peter Singer die Bedeutung der „Person“ als ein rationales und selbstbewusstes Wesen und unterscheidet ausdrücklich die Personenzugehörigkeit von der Zugehörigkeit zur Spezies Mensch. Der Körper ist somit lediglich für die Gattungszugehörigkeit von Bedeutung, wohingegen mentale Eigenschaften für die Konstitution der personalen Identität entscheidend sind. Föten, Säuglinge, irreversibel komatöse und schwer demente Menschen sind nach diesem Kriterium keine Personen, was in Verbindung mit utilitaristischen Prinzipien in manchen Fällen die aktive Tötung von Mitgliedern dieser Gruppe legitimieren soll (Tewes 2008, S. 259).
Dieter Sturma weist darauf hin, dass Fragen der personalen Identität nicht nur die Grenzbereiche menschlichen Lebens, sondern vor allem die große Mehrheit der Menschen betrifft, die unstrittig als Personen angesehen werden müssen, aber extremen sozialen Benachteiligungen ausgesetzt sind. Personales Dasein lässt sich danach nur erklären, wenn von vornherein in Betracht gezogen wird, dass die Identität von Personen immer schon praktische Dispositionen und Komponenten mit einschließt. Um die Potenziale ihrer Existenz ausschöpfen zu können, müssen Personen Lebensbedingungen gewährt werden, unter denen sie ihre Selbsterhaltungs-, Wohlergehens-, Artikulations-, Bildungs- und Identitätsansprüche einlösen können. In dieser Hinsicht leitet das Konzept der praktischen Identität direkt über in den Problembereich der Menschenrechte und der sozialen Gerechtigkeit (Sturma 2010, S. 1925).
Mehrfach wird in den Texten festgestellt, dass sich die personale Identität nur in Interaktion mit dem sozialen Umfeld entwickeln kann. So schreibt Peter Prechtl: „Die Selbstdefinition einer individuellen Person (als Antwort auf die Frage »wer bin ich?«) erhält ihren ursprünglichen Sinn erst im Austausch mit anderen. Es ist nie möglich, ein Selbst zu beschreiben, ohne auf diejenigen Bezug zu nehmen, die die Umwelt dieses Selbst bilden“ (Prechtl 2008b, S. 258).
Nach J. Habermas ist Ich-Identität die Balance von sozialer und persönlicher Identität. Hergestellt und aufrechterhalten wird diese Balance durch eine nur paradox zu beschreibende Interaktionstechnik: Einerseits insistiert die Person auf ihrer sozialen Identität, indem sie mit den Gegenspielern der jeweiligen Interaktionssituation im Rahmen normierter Erwartungen identisch zu sein versucht …; andererseits versucht sie, diese Identität als eine nur scheinhafte zu signalisieren, um nicht den Anspruch auf individuelle Unverwechselbarkeit aufgeben zu müssen (Dubiel 2007, S. 150–151).
Identität als Einheit von Gegensätzen
Ohne dass über die Verwendung des Wortes „Identität“ in der Bedeutung als Einheit von Gegensätzen explizit reflektiert wird, findet sich in allen drei philosophischen Lexika diese Art der Verwendung, insbesondere bei Ausführungen zu den Ansichten von Hegel. Beispiele dafür sind die Identität von
- Identität und Nichtidentität/Verschiedenheit,
- Denken und Sein,
- Objektivem und Subjektivem,
- Normalem und Pathologischem,
- natürlichen und künstlichen Körpern,
- dem Selbst und dem Anderen,
- mentalen und physischen Eigenschaften.
Anstelle von „Identität“ wird teilweise auch das Wort „Einheit“ verwendet, zum Beispiel in dem folgenden Zitat: „Aus dem Gegensatz von Identität und Unterschied wird die Einheit von Identität und Verschiedenheit, d. h. die Identität beider, die darin gegeben ist, dass jeder sich selbst bestimmt, indem er auf das Andere seiner selbst bezogen ist“ (MLPh, S. 198).
Diese insbesondere von Hegel im Anschluss an Schelling verwendete Bedeutung des Wortes „Identität“ soll die wechselseitige Bedingtheit der betreffenden Gegensätze und damit ihre Untrennbarkeit zum Ausdruck bringen. Aus terminologischer Sicht entstehen aber durch diese Art von Verwendung eine Reihe von Problemen und Verständnisschwierigkeiten. So trifft die Bedeutung von Identität zweier Objekte als totale Übereinstimmung, wie sie auch in der Alltagssprache verwendet wird, für die Identität von Gegensätzen nicht zu. Der Terminus „Identitätsprinzip“ erhält zwei verschiedene Bedeutungen. Es muss zwischen der Identitätsphilosophie von Schelling und von Hegel unterschieden werden. Und schließlich tragen solche Formulierungen wie „die Identität von Identität und Nichtidentität“ eher zur Verwirrung und nicht zum Verständnis der Grundideen von Hegel bei.
Aus diesen Gründen sollte das Wort „Identität“ nicht in dieser Bedeutung verwendet werden, da in dem Zusammenhang weder klar ist, was unter Einheit noch erst recht was unter Identität in diesem Sinne verstanden werden soll.
Schlussfolgerungen zur Verwendung des Wortes
Es hat sich gezeigt, dass es in der Alltagssprache und in der Philosophie viele Übereinstimmungen der Bedeutungen und Verwendung des Wortes „Identität“ gibt. Sie können in folgender Weise zusammengestellt werden:
- Identität bezeichnet die Übereinstimmung mit sich selbst bzw. die vollständige oder absolute Gleichheit von Objekten bei einer Beschränkung auf ihre formalen Aspekte. So ist die natürliche Zahl 1 mit sich selbst identisch, wenn die Zahl nur im axiomatischen Sinne verstanden wird. Ein Wort ist als Lexem, dass nur seine formale Struktur aber nicht seinen Inhalt erfasst, mit sich selbst identisch.
- Identität steht für die Einmaligkeit und entsprechende Kennzeichnung eines Objektes. Dabei kann es sich um ein technisches Gerät handeln, das mit einer Seriennummer gekennzeichnet ist, den Einwohner eines Landes, dem eindeutig eine Ausweisnummer zugeordnet wird, einen Text, der durch eine exakte Quellenangabe identifiziert werden kann oder auch ein gesprochenes Wort, das einem Redner eindeutig zugeordnet wird.
- Identität bezeichnet bestimmte Eigenschaft oder Gesamtheit der Eigenschaften, die das Wesen einer Person, einer Gruppe von Personen, von Organisation und Vereinigungen nach ihrer eigenen Wahrnehmung und Selbsteinschätzung ausmachen.
In keinem Beitrag wird der Gegensatz von Identität und Nichtidentität diskutiert. Lediglich im Beitrag von Geo Siegwart wird formal die Negation von Identität definiert, die er unpassend als Diversität bezeichnet. Überlegungen zur Nichtidentität sind für die Bedeutungen 2 und 3 durchaus von Interesse. Bei der eindeutigen Kennzeichnung von Objekten geht es um die Frage der Fälschung der Angaben zu Identifizierung, d. h. um die Fragen der Echtheit von Objekten. Hier gibt es Fälle der Fälschung von Fahrgestellnummern bei sehr hochwertigen Altfahrzeugen, der Fälschung von Gemälden oder fehlerhafte Quellenangaben zu Texten und sprachlichen Äußerungen. Auch in Bezug auf die personale Identität kann gefragt werden, wie die Selbsteinschätzung einer Person mit ihren tatsächlichen physischen und mentalen Zuständen in Übereinstimmung steht. Die Theorie der dissoziativen Identitätsstörung besagt, dass verschiedene Persönlichkeitszustände abwechselnd die Kontrolle über das Denken, Fühlen und Handeln eines Menschen übernehmen würden (https://de.wikipedia.org/wiki/Dissoziative_Identitätsstörung).
Die Philosophie hat die Aufgabe, die konkreten Erkenntnisse zu analysieren und zu verallgemeinern. Dabei ist das philosophische Prinzip der Untrennbarkeit von Gegensätzen eine wesentliche Erkenntnismethode.
Im Ergebnis der Literaturanalysen hat sich unter anderem gezeigt, dass die Beziehungen der Begriffe Person und Mensch strittig sind. In einer Richtung der Auffassungen wird nicht differenziert zwischen der Existenz als Mensch und der Existenz als Person, während in einer anderen Richtung die Personenzugehörigkeit von der Zugehörigkeit zur Spezies Mensch unterschieden wird. Es ergibt sich also die Frage, ob die Begriffe Mensch und Person synonym sind oder unterschieden werden müssen. Es ist allerdings nicht eine Frage geeigneter Begriffsfestlegungen, sondern letztlich ein Problem sozialer und ethischer Relationen. Es geht nicht nur um Probleme von Randgruppen sondern um alltägliche menschliche Beziehungen. Welche Einstellungen sollte ein unbescholtener Bürger zu einem, der sich ein Vergehen oder Verbrechen hat zuschulden kommen lassen haben, wie verhält sich ein linksorientierter zu einem rechtsorientierten Menschen, ein überzeugter Christ zu einem überzeugten Muslim und umgekehrt. Eine moralische Grundlage dieser komplizierten Spannungsverhältnisse wäre die gegenseitige Achtung des Anderen, weil er als ein Mensch geboren wurde. Erst danach sollte von jedem der Beteiligten überlegt werden, welche Umstände die Entwicklung dieses Menschen zu der betreffenden Person beeinflusst haben. Dies bedeutet letztlich, die Begriffe Person und Mensch als untrennbaren Gegensatz anzusehen.
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