Hans-Dieter Sill, 03.07.2021

Analysen der Wörter Verschiedenheit, Unterschied, Unterscheidung und Differenz

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Vorbemerkungen

Es werden geeignete Termini gesucht, um eine Relation der Nichtübereinstimmung zwischen mentalen oder nichtmentalen Objekten bzw. von Momenten innerhalb eines solchen Objektes allgemein zu bezeichnen.

Es werden Bedeutungen folgender Wörter in der Philosophie und der Umgangssprache untersucht: Verschiedenheit, Unterschied/Unterscheidung und Differenz.

Zu Ermittlung der Bedeutungen der Wörter im Alltag wird das Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache (www.dwds.de/) verwendet (DWDS). Weiterhin werden die Eintragungen in den Internetenzyklopädien Wiktionary (Wiktionary) und Wikipedia (Wiki) herangezogen.

Um die Bedeutungen der Wörter in der Philosophie zu analysieren, werden die folgenden Wörterbücher und Enzyklopädien verwendet. Sie liegen auch in elektronischer Form vor, wodurch eine Suche nach den Wörtern im gesamten Text möglich ist.

  1. Ritter u. a. (2007): Historisches Wörterbuch der Philosophie, 17.144 Sp. (8.572 S.) (HWPh)
  2. Prechtl und Burkard (2008): Metzler Lexikon Philosophie, 705 S. (MLPh)
  3. Sandkühler (2010): Enzyklopädie Philosophie, 3.209 S. (EPh)

Weitere Informationen zu den Wortanalysen und Auswahlkriterien sind auf der Seite „Zu den Wortanalysen und Auswahlkriterien“ enthalten.

Verschiedenheit

Literaturanalysen

DWDS

Frequenz: 0,92

Kollokationen:  versöhnt (9.2, 130), Sprachbau (6.3, 16), Verschiedenheit (5.5, 18), Vielheit (5.2, 9), Mannigfaltigkeit (5.1, 11)

Bedeutungen: verschiedene Art; unterschiedliche Beschaffenheit

Wiktionary

Kein Eintrag

Wiki

Kein Eintrag

HWPh

492 (5,7) Ergebnisse, Es gibt das Stichwort „Verschiedenheit“, in dem u. a. folgende Aussagen enthalten sind:

  • Der Realismus bestimmt die Verschiedenheit als eine in der Substanzkategorie fundierte kategoriale Relation eines positiven A zu einem ebenso positiven B, Bd. 11, S. 879
  • Seit J. LOCKE … ist Verschiedenheit ein «Vergleichungsbegriff», ein «Gedanke in dem Verstande» oder, wie G. W. F. HEGEL sagt, eine «Reflexionsbestimmung». Neben diesem nominalistischen überdauert aber auch ein realistischer Begriff der Verschiedenheit, etwa in dem seit der frühen Idealismuskritik häufig variierten Gedanken, daß die Verschiedenheit etwas sei, das gegen den «gleichsetzenden» Verstand, gegen die «Aufhebung des Verschiedenen» behauptet werden müsse. Bd. 11, S. 881-882
  • Die Verschiedenheit bleibt indessen «vieldeutig und vielgestaltig». In Logik und Erkenntnistheorie gibt Verschiedenheit den Gegenbegriff sowohl zu Identität (Einerleiheit) als auch zu Gleichheit und Ähnlichkeit ab. Zudem wird zwischen Verschiedenheit und Unterschied nicht immer differenziert. Obwohl «die sinnverwandten Wörter … Verschiedenheit und Unterschied» zu den «unentbehrlichsten und gebräuchlichsten» Termini der Logik und Metaphysik gehören, klagt schon K. L. REINHOLD, würden diese Kategorien besonders in der deutschen Philosophie ungeklärt verwendet. Bd. 11, S. 882
  • Verschiedenheit als Gegenbegriff zu Identität. Nach G. W. LEIBNIZ und CH. WOLFF liegt Verschiedenheit genau dann vor, wenn A und B diszernibel [unterscheidbar] und daher einander nicht substituierbar sind. J. LOCKE und I. KANT lassen diese Bedingung nur für die Begriffe gelten, während die Verschiedenheit empirischer Gegenstände schon durch ihre Raumstelle gegeben sei. Das Interesse an der Sicherung einer rein numerischen Verschiedenheit führt dazu, daß bei BOLZANO Verschiedenheit als Oberbegriff in Gleichheit und Ungleichheit eingeteilt wird. Auch für G. W. F. HEGEL ist die wesenslogische Kategorie Verschiedenheit «zunächst gleichgültig gegen die Gleichheit und Ungleichheit». Durch «äußerliche Reflexion» werde «das Verschiedene auf die Gleichheit und Ungleichheit» bezogen, so daß die Verschiedenheit überhaupt als «äußerlicher oder gleichgültiger Unterschied» zu bestimmen sei. Bd. 11, S. 882
  • Verschiedenheit als Gegenbegriff zu Gleichheit. – Von der ‚quantitativen ist eine ‚qualitative Verschiedenheit zu unterscheiden. Nachdem man im 18. Jh. Verschiedenheit häufig als reziprok zu Ähnlichkeit verstanden hat, verengt sich Verschiedenheit im 19. Jh. zum Gegenbegriff zu deren Grenzfall Gleichheit. «Die komparativen Grundkategorien sind … Gleichheit und Verschiedenheit». Das bezieht sich besonders a) auf Vorstellungsinhalte (‚Erlebnisse), indem diskutiert wird, ob die Verschiedenheit auch ein unmittelbar bemerkbarer Vorstellungsinhalt ist (so der ‚Psychologismus) oder (so J. N. TETENS und die Brentano-Schule) ein idealer, auf der Urteilsebene anzusiedelnder Gegenstand («Verschiedenheitsurteil»); b) begriffstheoretisch auf die Umfänge oder auch intensional auf die Merkmalausstattung: Verschieden sind Begriffe, deren Klassen nicht gleich sind oder deren einer mindestens ein Merkmal hat, das nicht zu den Merkmalen des anderen gehört. Bd. 11, S. 882-883

MLPh

29 (4,1) Ergebnisse, Es gibt keine entsprechenden Stichworte.

  • Kant stellt im Kontext der transzendentalen Reflexion die Verschiedenheit der Einerleiheit gegenüber. Im Akt der transzendentalen Reflexion dient die Verschiedenheit als Reflexionskategorie dazu, Vorstellungen empirischer Gegenstände objektiv vergleichen zu können. S. 114
  • Aus dem Gegensatz von Identität und Unterschied wird die Einheit von Identität und Verschiedenheit, d. h. die Identität beider, die darin gegeben ist, dass jeder sich selbst bestimmt, indem er auf das Andere seiner selbst bezogen ist. S. 198
  • Mannigfaltigkeit, (1) Verschiedenheit, Vielheit, Vereinzeltheit. Mannigfaltigkeit, ein Gegenbegriff zu Einheit, ist ein in der Erkenntnistheorie seit dem 17./18. Jh. Gebräuchlicher Begriff für die Vielheit und Verschiedenheit vor allem des sinnlich Gegebenen. S. 356

EPh

101 (3,1) Ergebnisse, Es gibt keine entsprechenden Stichworte.

  • Einen dem Monismus Spinozas entgegengesetzten »Standpunkt des radikalen Pluralismus«[32] vertritt dagegen Leibniz. Die Vielheit begriff er nicht nur quantitativ, nicht nur numerisch, sondern auch qualitativ: »Ferner habe ich bemerkt, daß vermöge der unmerklichen Verschiedenheiten zwei Einzeldinge nicht vollkommen gleich sein können und stets in mehr als nur der Zahl unterschieden sein müssen« 469b
  • Der folgende Begriff ›Verschiedenheit‹ entfaltet dann zwar die möglichen in der Diversitätsrelation enthaltenen einzelnen Elemente unter der Form des unendlichen Regresses (›A‹ ist nicht ›B‹, ›A‹ ist nicht ›C‹, …), läßt aber nach Hegel die dabei jeweils voneinander verschiedenen Entitäten als »gleichgültig« oder »äußerlich« nebeneinander bestehen. 774
  • ›Gleichheit‹ bedeutet Übereinstimmung einer Mehrzahl von Gegenständen, Personen oder Sachverhalten in einem bestimmten Merkmal, bei Verschiedenheit in anderen Merkmalen. ›Gleichheit‹ ist damit sowohl von ›Identität‹ als auch von ›Ähnlichkeit‹, dem Begriff für nur annähernde Übereinstimmung zu unterscheiden. 919b
  • Im Unterschied zu numerischer Identität setzt ein Gleichheitsurteil die Verschiedenheit des Verglichenen voraus. ›Völlige‹ oder ›absolute‹ Gleichheit sind nach dieser Definition in sich widersprüchliche Aussagen. Zwei nicht-identische Objekte gleichen sich nie vollständig; sie unterscheiden sich zumindest in ihrer Raum-Zeit-Stelle. Einige Autoren hingegen möchten absolute qualitative Gleichheit jedoch nicht definitorisch ausschließen, sondern als Grenzbegriff zulassen. 920
  • Wichtig sind bei Aristoteles die Trennung zwischen Unterschiedenem (dem etwas gemeinsames Identisches zu Grunde liegt) und Verschiedenem (das nichts Gemeinsames hat) und die Feststellung, dass Widersprüche und Gegensätze nicht das Verschiedene, sondern das Unterschiedene betreffen. Unterschied und Verschiedenheit sind also Andersheiten, »denn das Verschiedene braucht nicht gegen das, gegen welches es ein Verschiedenes ist, durch etwas ein Verschiedenes zu sein […]. Was aber von etwas unterschieden ist, muß durch etwas unterschieden sein. Es muss also für beide etwas Identisches geben, wodurch sie sich unterscheiden«. Und da das Entgegengesetztsein »eine Art von Unterschied« ist und der Widerspruch selbst nicht eine absolute Verschiedenheit, sondern die radikalste Art des Entgegengesetztsein, so wird die Analyse der Gegensätze und der Widersprüche als Bereich der Beschreibung des Wesens gewonnen. 2983

Auswertungen und Schlussfolgerungen zur Verwendung des Wortes

Das Wort „Verschiedenheit“ wird sowohl in der Alltagssprache als auch in den philosophischen Lexika sehr selten verwendet. Aufgrund der unendlichen Vielfalt möglicher Gedanken und anderer mentaler Zustände sowie der unendlichen Vielfalt von physikalischen, chemischen und biologischen Prozessen und Zuständen gibt es potentiell unendlich viele verschiedene mentale bzw. nicht mentale Objekte.

Verschiedenheit ist nach Hegel zunächst „gleichgültig gegen die Gleichheit und Ungleichheit“ und ist als „äußerlicher oder gleichgültiger Unterschied“ aufzufassen. Die Feststellung, dass zwei Objekte verschieden sind, setzt in dieser Bedeutung keine tiefere Analyse der Unterschiede voraus, sondern bleibt bei der Feststellung der Unterschiedlichkeit äußerer Momente stehen. Dies soll für mentale und nichtmentale Objekte näher betrachtet werden.

Verschiedenheit bei Mentalem bzw. Nichtmentalem

Wie bereits Locke und Kant feststellten, ist bei nichtmentalen Objekten ihre Verschiedenheit allein schon durch ihre unterschiedliche räumliche Lage gegeben. (HWPh, Bd. 11, S. 882). Dieser Gedanke lässt sich auch auf solche Spezialfälle wie die Objekte einer Massenproduktion oder Kopien eines Textes übertragen, bei denen es sich um gleiche aber verschiedene Objekte oder Speicherorte handelt. Wenn sich dasselbe Objekt, etwa ein Auto, zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten befindet, handelt es sich um unterschiedliche Situationen.

Die Verschiedenheit oder Nichtverschiedenheit von zwei mentalen Objekten, wie etwa zwei Gedanken, ergibt sich aus ihrer unterschiedlichen äußeren Form, wie etwa der sprachlichen Formulierung. Es kann sich im Grenzfall auch um denselben Gedanken handeln, der nur auf unterschiedliche Weise sprachlich ausgedrückt wird. 

Verschiedenheit als philosophischer Terminus

Das Wort Verschiedenheit ist Bestandteil der Alltagssprache und hat dort nur eine Bedeutung. Auch in der philosophischen Literatur gibt es offensichtlich keine Diskussionen zu unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes. Dass mit dem Wort „Verschiedenheit“ wenig Probleme verbunden sind, zeigt sich auch darin, dass in keiner der Internet-Enzyklopädien und in nur einem der drei philosophischen Lexika „Verschiedenheit“ als Stichwort vorhanden ist.

Verschiedenheit kann als philosophischer Terminus angesehen werden, der folgende wesentlichen Momente hat:

  • Verschiedenheit bezieht sich auf den Vergleich äußerer Merkmale.
  • Das Feststellen der Verschiedenheit ist der erste Schritt zur Analyse der Beziehungen von Objekten, ihrer Unterschiede oder Zusammenhänge.

Verschiedenheit wird im soziologischen Kontext als Diversität bezeichnet. Zu den äußeren Unterscheidungsmerkmalen gehören Alter, ethnische Herkunft, Nationalität, Geschlecht, Religion sowie sexuelle Orientierung. Die Ableitung von politischen Forderungen aus dieser einfachen Feststellung von personalen Verschiedenheiten ist aktuell zu einem Politikum geworden, dass mit dem Begriff der Identitätspolitik belegt ist. Die reine Feststellung der Unterschiedlichkeit von Menschen ist aber zunächst wertfrei. Zu Wertungen und politischen Konsequenzen gelangt man erst, wenn die Unterschiede genauer analysiert, klassifiziert, in ihrer inneren Widersprüchlichkeit erkannt und ihre Beziehungen zu gesellschaftlichen Bedingungen hergestellt werden.

Synonyme zu „Verschiedenheit“ und „verschieden“

In seiner philosophischen Verwendung können als Synonyme zum Substantiv „Verschiedenheit“ angesehen werden: Unterschiedlichkeit, Unterschiedenheit, Diversität, Nichtübereinstimmung, Ungleichheit und zum Adjektiv „verschieden“: unterschiedlich, anders, divers, ungleich.

Reflexivität der Relation Verschiedenheit

Wenn der Zustand eines Objektes zu einem bestimmten Zeitpunkt betrachtet wird, ist es naheliegend zu sagen, dass das Objekt zu dem Zeitpunkt nicht von sich selbst verschieden sein kann. Problematisch für nichtmentale, zum Beispiel physikalische Objekte ist es jedoch, dass man Ort und Zeit eines Objektes aus theoretischen Gründen nicht gleichzeitig exakt bestimmen kann.

Die statische Zustandsbetrachtung ist zudem nur ein Grenzfall des tatsächlichen prozessualen Geschehens. Wird ein Objekt in seiner Entwicklung, also seiner zeitlichen Veränderung betrachtet, ist ein Objekt sowohl mit sich selbst verschieden als auch nicht verschieden. Ein Mensch und ein Stein sind nach einer Woche immer noch derselbe Mensch und derselbe Stein und doch haben sich beide, wenn auch oft kaum feststellbar verändert, sind also verschieden von sich selbst.

Beziehungen von Verschiedenheit zu Identität und Gleichheit

Im Folgenden sollen Elemente des semantischen Netzes zum Wort „Verschiedenheit“ durch Analyse seiner Beziehungen zu den Wörtern Identität und Gleichheit untersucht werden. Dabei geht es nicht um frühere Verwendungen oder die Genese der Bedeutung der Wörter, sondern es wird der aktuelle Sprachgebrauch in der Umgangssprache und der Philosophie betrachtet.

Verschiedenheit wird als Gegenbegriff zu Identität bezeichnet (HWPh, Bd. 11, S. 882). Dabei ist offen, was in diesem Fall unter Gegenbegriff (Gegenwort, Antonym) gemeint ist. Von den verschiedenen Arten der Antonymie ist offensichtlich die kontradiktorische (komplementäre) Antonymie gemeint bei der ein Bedeutungsgegensatz zwischen den Wörtern besteht und ein Wort die Negation des anderen ist. Um die Begriffsbeziehung unter dem Aspekt der Kontradiktionalität zu untersuchen, müssen die verschiedenen Bedeutungen des Wortes Identität betrachtet werden (Vgl. Text zu Analysen der Wörter Gemeinsamkeit, Gleichheit, Identität und Einheit).  

Identität bezieht sich zum einen auf die diachrone Eigenschaft einer Person oder Personengruppe der Konstanz wesentliche Merkmale bei zeitlichen Veränderungen unwesentlicher Merkmale. Die Identität einer Person schließt also ihre Verschiedenheit in Bezug auf einen früheren Zustand nicht aus. Deshalb ist die Verschiedenheit nicht Negation der Identität in dieser Bedeutung.

Identität zeichnet zum anderen eine Relation zwischen zwei Existierenden, wobei zwei grundsätzlich verschiedene Bedeutungen zu unterscheiden sind. Eine Bedeutung bezieht sich auf den Grad der Übereinstimmung der Merkmale der beiden Existierenden, wobei noch zwischen partialer, qualitativer und numerischer Identität unterschieden wird. Partiale Identität bedeutet die partiale grundsätzliche Übereinstimmung also auch eine noch vorhandene Unterschiedlichkeit. Qualitative Identität bedeutet die Nichtunterscheidbarkeit zweier einzelner Objekte, während numerische Identität vorliegt, wenn es sich um dasselbe Objekt handelt. Die Verschiedenheit kann nur als Negation der numerischen Identität angesehen werden.

In der zweiten Bedeutung von Identität als Relation zwischen zwei Existierenden steht Identität für die Einheit komplementärer Begriffe und Sachverhalte als ein grundlegendes philosophisches Prinzip. Diese Einheit (Identität) beinhaltet die Verschiedenheit der entsprechenden Begriffe und Sachverhalte, also ist die Verschiedenheit keine Negation der Identität in dieser Bedeutung.

Insgesamt ergibt sich, dass Verschiedenheit in Bezug auf Identität nur in einer der vielen Bedeutungen dieses Wortes als kontradiktorisches Antonym angesehen werden kann.

Verschiedenheit wird auch als Gegenbegriff zur Gleichheit bezeichnet (HWPh, Bd. 11, S. 882), wobei auch hier die kontradiktorische Antonymie gemeint ist. Als Merkmale des Terminus „Gleichheit“ wird in der Literatur angegeben, dass es um einen Vergleich von Verschiedenem geht und eine Übereinstimmung in einem bestimmten Merkmal bei Verschiedenheit in anderen Merkmalen vorhanden sein muss (Vgl. Text zu Analysen der Wörter Gemeinsamkeit, Gleichheit, Identität und Einheit). Dies betrifft insbesondere ein Moment der Gleichheit, die Gleichheit von Menschen. Auch in diesem Fall kann Verschiedenheit nicht als komplementärer Begriff zur Gleichheit angesehen werden.

Unterschied, Unterscheidung

Literaturanalysen

DWDS

Unterschied

Frequenz: 66,9

Kollokationen:  fein (7.7, 1889), wesentlich (7.5, 2075), gravierend (7.4, 1264), regional (7.4, 1444), entscheidend (7.3, 1874)

Bedeutungen:

Verschiedenheit, Abweichung, Differenz, Bsp.: ein geringer, kleiner, feiner, wesentlicher Unterschied

umgangssprachlich, verstärkend: ein Unterschied wie Tag und Nacht

Unterscheidung

Frequenz: 3,6

Kollokationen:  mosaisch (6.9, 89) feinsinnig (6.9, 90) begrifflich (6.3, 64) fein (6.2, 234) Böse (5.6, 80)

Bedeutungen: keine angegeben

unterscheiden

Frequenz: 39,3

Kollokationen:  voneinander (8.4, 2238) kaum (7.6, 3047) deutlich (6.8, 2230) wesentlich (6.7, 1123) dadurch (6.6, 771)

Bedeutungen:

  1. die Verschiedenheit, die abweichenden Merkmale von zwei oder mehreren Personen, Sachen feststellen

nach den voneinander abweichenden Merkmalen eine bestimmte Einteilung vornehmen

⟨zwischen zwei Dingen, Menschen nicht unterscheiden⟩ zwischen zwei Dingen, Menschen keinen Unterschied machen

  1. ⟨sich von jmdm., einer Sache unterscheiden⟩ von jmdm., einer Sache abweichen, sich von jmdm., einer Sache abheben
  2. ⟨ unterscheidet jmdn., etw. von jmdm., einer Sache⟩ etw. bildet das besondere abweichende Merkmal von jmdm., einer Sache
  3. , jmdn. (mit Mühe) wahrnehmen
  4. a) etw., jmdn. mit den Augen erkennen
  5. b) etw. mit dem Gehör wahrnehmen

Wiktionary

Unterschied

  1. Nicht-Übereinstimmung zweier Objekte bzw. Dinge
  2. einschätzende Unterscheidung von etwas; Abgrenzung zu etwas

Unterscheidung

die Tätigkeit, zwei oder mehr Objekte als verschieden (ungleich oder nicht identisch) zu erkennen oder zu definieren

Wiki

Unterschied

Ein Unterschied ist alltagssprachlich oder in traditioneller Sicht ein Aspekt der Nicht-Übereinstimmung zweier Dinge. Das Erkennen eines Unterschieds geschieht durch den subjektiven Akt des Vergleichs bzw. der Unterscheidung. Um erkannt zu werden, muss der Unterschied die sog. Unterschiedsschwelle überschreiten. Erst durch Konventionen werden die Unterschiede zu anerkannten Merkmalen des Objektes.

Unterscheidung

Die Unterscheidung ist eine Grundtätigkeit des Denkens. Sie besteht in der „[…] aktiven Feststellung bzw. Klarlegung von Unterschieden, Verschiedenheiten, Andersheiten.“ (Rudolf Eisler: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Dritter Band Sci – Z. Berlin: Mittler 1910 (3. Aufl.), 1593). Sie ist eine Voraussetzung der Klassifikation und der Erkenntnis. Die Praxis zur Unterscheidung ist der Vergleich.

Alle Unterscheidungen beruhen auf Bewerten und Beurteilen: wie z. B. Gut und Böse, Schuld und Unschuld, Richtig und Falsch usw.

Alle Bedeutungen sind Unterscheidungen. Sie markieren einen momentanen Zustand, Wiederholungen sowie Zusammenhänge.

HWPh

Unterschied

2638 (30,8) Ergebnisse

Als Stichworte sind vorhanden: unterscheiden/Unterscheidung; Unterschied; spezifischer Unterschied. In diesen drei Texten gibt es u. a. folgende Aussagen:

  • Das Unterscheiden erfolgt sowohl auf der Ebene der Wahrnehmung an beobachtbaren Objekten als auch auf der Ebene des Denkens an intentionalen Objekten. Bd. 11, S. 308
  • Schon AVICENNA vermutet, daß dieses Wort im Gegensatz zu anderen philosophischen Vokabeln von Anfang an ein Kunstausdruck der Philosophie gewesen sei. Jedenfalls hat die von PORPHYRIOS in der Isagoge vorgelegte systematische Analyse des Ausdrucks diapora aus Unterschied ein Grundwort der Philosophie gemacht. Bd. 11, S. 310
  • Mit Unterschied wird nicht die Verschiedenheit von a und b bezeichnet, sondern der Gesichtspunkt, unter dem in anderer Beziehung Identisches voneinander verschieden ist. Bd. 11, S. 310
  • Der Unterschied hat eine ‚vertikale und eine ‚horizontale Dimension. In der Vertikalen ist er der Bestimmtheitszuwachs eines a über das hinaus, was a mit b gemeinsam ist. … In der Horizontalen wird die Betonung entweder darauf gelegt, daß der Unterschied den ‚Abstand zwischen a und b bewirkt …, oder darauf, daß die Erkennbarkeit des Unterschieds zwischen a und b mit dem Abstand zwischen ihnen so zusammenhängt, daß, je größer der Abstand ist, der Unterschied desto leichter erkennbar sei. Bd. 11, S. 311
  • Wenn G. W. F. HEGELS Wesenslogik die dialektische Kategorie des «absoluten Unterschieds», d.h. des die beiden Momente Identität und Unterschied übergreifenden Unterschied, der «die Reflexion in sich hat» [22], bildet, … 11, S. 311
  • Je nachdem, in welchem Verhältnis die Eigenschaft, welche einen Unterschied zwischen a und b begründet, zu a steht, d.h. ob sie ein veränderlicher Zustand, ein stabiles Merkmal oder ein Wesensbestandteil von a ist, führt die Bedeutungszerlegung des Ausdrucks Unterschied klassisch zu drei unterschiedlich weiten Begriffen von Unterschied: 1) unter Einschluß von Proprium und Akzidens: abtrennbarer Unterschied …, 2) unter Einschluß des Proprium und unter Ausschluß des Akzidens: unabtrennbarer Unterschied …, 3) unter Ausschluß beider: wesensmäßig unabtrennbarer Unterschied, Bd. 11, S. 312

Die Suche nach „Unterschied zwischen“ ergab 445 (5,2) Ergebnisse.

  • Anders als bei Hegel ist die so angedeutete Dialektik nicht Möglichkeit der Versöhnung, sondern beharrt in der Negativität und auf dem absoluten Unterschied zwischen Gott und Mensch. Bd. 1, S. 24
  • der grundsätzliche Unterschied zwischen dem logischen Problem des Begriffs und dem psychologischen Problem der Begriffsvorstellung, Bd. 1, S. 192
  • Der Unterschied zwischen körperlicher und geistiger Arbeit … Bd. 1, S. 482
  • Indessen scheint Hartmann selbst den grundlegenden Unterschied zwischen inhaltlichem Bestimmen und individuierendem Begrenzen zu verkennen, Bd. 1, S. 855
  • Immer wieder betont Marx den Unterschied zwischen dialektischer und historischer Methode, Bd. 2, S. 200
  • Unterschied zwischen Inhalt und Form, Bd. 3, S. 136
  • Im Problemfinden dürfte der wesentliche Unterschied zwischen kreativem Denken und produktivem Denken im herkömmlichen Sinn (Problemlösen) liegen, Bd. 4, S. 1198
  • Eine der wichtigsten Ideen des Strukturalismus besteht darin, den Unterschied zwischen den Daten und dem Theoretischen nicht, wie (zumindest tendenziell) im Logischen Empirismus, mit dem Unterschied zwischen dem Beobachtbaren und dem Nichtbeobachtbaren zu identifizieren, sondern, einer Anregung H. PUTNAMS folgend [13], nach einem eigenständigen, positiven Kriterium für Theoretizität – und zwar nicht Theoretizität schlechthin, sondern Theoretizität relativ zur jeweils gegebenen Theorie – zu suchen, Bd. 10, S. 348
  • Unterschied zwischen Harmonie und Disharmonie sowohl in Natur und Kunst als auch im menschlichen Charakter, Bd. 12, S. 234
  • Für B. BRODY kommt es in diesem Sinn auf den Unterschied zwischen gewöhnlichen Veränderungen einerseits und dem Werden und Vergehen andererseits an sowie darauf, daß es sich dabei um keine beliebig festsetzbaren Einschnitte handelt, Bd. 12, S. 645
  • Der einzige Unterschied zwischen einer willentlichen und einer unwillentlichen Bewegung, z.B. einem Reflex (s.d.), bestehe darin, daß der willentlichen eine bewußte Vorstellung der ausgeführten Bewegung vorausgeht, Bd. 12, S. 789

Unterscheidung

3154 (36,8) Ergebnisse, Es gibt keine entsprechenden Stichworte.

  • Zu den neueren erkenntnistheoretischen Konsequenzen der Naturwissenschaft gehört die Unterscheidung von strikten (deterministischen) und statistischen (probabilistischen) Gesetzen. Bd. 1, S. 6-7
  • Von daher ist es zu verstehen, daß Hegel das Wesen der spekulativen Dialektik darin sieht, daß sie «der geregelte, methodisch ausgebildete Widerspruchsgeist [ist], der jedem Menschen innewohnt, und welche Gabe sich groß erweist in Unterscheidung des Wahren vom Falschen, Bd. 2, S. 191

Die Suche nach „Unterscheidung zwischen“ ergab 832 (9,7) Ergebnisse.

  • Der soziologisch-sozialpsychologische Aspekt des Begriffs der Geselligkeit macht die Unterscheidung zwischen dem Begriff der Geselligkeit i.e.S. und dem der Geselligkeit i.w.S. nötig. Bd. 3, S. 458
  • Die meisten Begriffsbestimmungen gehen von einer Unterscheidung zwischen Konservativ, Reaktion und Restauration aus. Bd. 4, S. 980
  • Kant, der eine Unterscheidung zwischen Anschauungs- und Begriffsinhalten macht, will unter Merkmal also nur Bestandteile von Begriffen verstehen. Bd. 5, S. 1154
  • Eine klare Unterscheidung zwischen Teilen und Beschaffenheiten von Gegenständen sowie zwischen diesen Beschaffenheiten und den Bestandteilen vom Begriff dieser Gegenstände findet sich erst bei B. BOLZANO. Bd. 5, S. 1155
  • Hegel will mit ihm jedoch nicht die getroffene Unterscheidung zwischen Realität und Negation wieder rückgängig machen, sondern ihre «Aufhebung» vorbereiten. Durch Aufheben der Unterscheidung sowohl zwischen Realität und Negation einer qualitativen Bestimmtheit wie auch zwischen einem Dasein und seiner Bestimmtheit denkt er sich die Gedankenbestimmung ‚Etwas als erste Negation der Negation gebildet. Bd. 6, S. 687
  • Später definiert Rüdiger, vielleicht schon gegen Wolff, die Philosophie als eine Erkenntnis von Qualitäten und Quantitäten [7], womit er die Grundlage für eine Unterscheidung zwischen Philosophie im engeren Sinn und Mathematik legt. Bd. 7, S. 711
  • Davon zu unterscheiden, zeitlich aber damit zusammenfallend, ist die Erstverwendung von «mental representation» durch CH. S. PEIRCE 1865; diese ist zeichentheoretisch motiviert und dient der Unterscheidung zwischen extramentalen Repräsentationen und mentalen Zuständen, «die eine gegebene Repräsentation als Repräsentation repräsentieren» Bd. 8, S. 837
  • Dazu zählt die subjektivistische, an den erlebten Modalitäten orientierte Individuierung der Sinne; das Konzept der reinen, ausschließlich durch Qualität und Intensität definierten Empfindung; und die strikte Unterscheidung zwischen Empfindung als subjektivem Zustand und Wahrnehmung als gegenständlicher Funktion, die eher dem Verstand als der Sinnlichkeit zuzuordnen ist. Bd. 9, S. 854-855
  • Neuerdings trifft I. HACKING eine ähnliche Unterscheidung zwischen «reiner» und «angewandter» Sprachphilosophie: Die reine Sprachphilosophie hat die Sprache selbst zum Objekt (im Zentrum steht die Semantik), die angewandte Sprachphilosophie benutzt Sprachanalyse als methodisches Mittel, um ein philosophisches Problem zu untersuchen, Bd. 9, S. 1525-1526
  • In der angelsächsischen und Analytischen Philosophie hat sich das Begriffspaar zum Zwecke der Unterscheidung zwischen dem Erkennenden, seiner inneren, psychologischen Verfassung, und dem erkannten Ding als einem realen, für sich bestehenden Ding eingebürgert. Entsprechend werden subjektiv und objektiv als intern vs. extern oder als psychologischer Glaube, Gewißheit oder Fürwahrhalten vs. logische oder reale Wahrheit bzw. Gewißheit einander gegenübergestellt. Bd. 10, S. 430
  • Daß die in der Alltagssprache gebräuchliche Unterscheidung zwischen Verhalten und Handeln (ein Schüttelfrost etwa läßt sich leichter als Verhalten denn als Handeln deuten) durchaus sinnvoll ist, wird von den meisten einschlägigen analytischen Handlungstheorien anerkannt. Bd. 11, S. 685
  • Der vormals der Erkenntnistheorie vorbehaltene Begriff Erfahrung hält im Zusammenhang mit G. TH. FECHNERS Unterscheidung zwischen einer «Aesthetik von Unten» und der philosophisch-idealistischen «Aesthetik von Oben» Einzug in die Theorie der Kunst. Bd. 12, S. 245

MLPh

Unterschied

219 (31,1) Ergebnisse, Es gibt keine entsprechenden Stichworte.

Die Suche nach „Unterschied zwischen“ ergab 19 (2,7) Ergebnisse.

  • Als Reflexionsbestimmung des Wesens hat der Unterschied bei Hegel drei Formen: Als bloße Verschiedenheit verhalten sich Identität und Unterschied gleichgültig nebeneinander und sind reflexiv nur jeweils auf sich selbst bezogen. Als Gegensatz gewinnen Identität und Unterschied überhaupt erst ihre je eigene Bestimmung durch ihre gegenseitige Beziehung aufeinander als ihr Anderes. Diese beiden Momente des Unterschiedes zusammen sind der gesetzte Widerspruch sowohl an sich als auch für sich, der sich in der Einheit des Grundes auflöst (Wissenschaft der Logik). Auch auf der Satzebene thematisiert Hegel den Unterschied als die wesentliche Beziehung zwischen Subjekt und Prädikat, der jedoch im spekulativen Satz in der Identität von Subjekt und Prädikat als Formunterschied aufgehoben ist (Phänomenologie). S. 114
  • Differenz, ontologische, bezeichnet bei Heidegger den Unterschied zwischen Sein und Seiendem. S. 115
  • Bleibt der Einfluss solcher Bedingungen unberücksichtigt und existiert daher kein inhaltlicher Unterschied zwischen vorgestelltem und realisiertem Zweck, scheinen sich die Mittel in der bloßen Verwirklichung des Zwecks zu erschöpfen. S. 380
  • Lösung bezeichnet somit Versuch und Verfahren, den Unterschied zwischen Erwartung und Enttäuschung aufzuheben und damit ein Problem zum Verschwinden zu bringen. S. 484

Unterscheidung

279 (39,6) Ergebnisse, Es gibt keine entsprechenden Stichworte.

Die Suche nach „Unterscheidung zwischen“ ergab 91 (12,9) Ergebnisse

  • Marcuse verbindet die Emanzipation des Menschen mit der Unterscheidung zwischen wahren und falschen Bedürfnissen und dem Recht des Menschen zu entscheiden, welche Bedürfnisse entwickelt und befriedigt werden sollen. S. 64
  • Die begriffliche Unterscheidung zwischen Erkenntnistheorie und Epistemologie wird zwar nicht einheitlich vollzogen, aber meist zeigt sie die spezifische Auffassung hinsichtlich der Problemstellung an. S. 145
  • Erklären-Verstehen-Kontroverse. Den Ausgangspunkt der Auseinandersetzung bildet die von Droysen und Dilthey getroffene methodologische Unterscheidung zwischen Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften. Die terminologische Unterscheidung zwischen Erklären und Verstehen wird durch den unterschiedlichen Phänomenbereich und die unterschiedliche Zugangsweise dazu begründet. S. 156
  • Die Unterscheidung zwischen Kausalanalyse und epistemischer Erklärung wird aus der pragmatisch-epistemischen Sichtweise reduziert auf die Differenz zwischen Erklärungs- und Begründungsfall. S. 289
  • Die Unterscheidung zwischen der theoretischen episteme und dem praktischen Wissen liegt darin, dass sich die wissenschaftliche Erkenntnis auf Dinge richtet, die den Charakter der Notwendigkeit haben, d. h. ewig und unveränderlich sind, während sich das praktische Wissen auf Handlungen bezieht, d. h. auf einen Stoff, der Veränderungen zulässt. S. 481
  • Auf Aristoteles geht die Unterscheidung zwischen theoretischer und praktischer Philosophie zurück. S. 611

EPh

Unterschied

776 (24,2) Ergebnisse, Es gibt keine entsprechenden Stichworte.

Die Suche nach „Unterschied zwischen“ ergab 264 (8,2) Ergebnisse.

  • logischen Unterschied zwischen einem Schluss von den Ursachen auf die Wirkungen (apriorisch) und einem von den Wirkungen auf die Ursachen (aposteriorisch), 139b
  • Der Unterschied zwischen Mensch und Natur wurde auf einer neuartigen Weise thematisiert. 778b
  • Vor allem sei der epistemologische Unterschied zwischen dem Bewusstsein und dem Sachverhalt personaler Identität zu beachten und einer philosophischen Interpretation zuzuführen. 1922b

Unterscheidung

774 (27,1) Ergebnisse, Es gibt keine entsprechenden Stichworte.

Die Suche nach „Unterscheidung zwischen“ ergab 618 (19,3) Ergebnisse

  • Kant verbindet das Problem des Ding/Eigenschafts-Verhältnisses sowohl mit der Unterscheidung zwischen logischer und realer Bestimmung als auch mit der Unterscheidung zwischen synthetischer und analytischer Prädikation. Er verknüpft darüber hinaus das Lockesche Problem der Bestimmung des Dings durch seine Eigenschaft mit der transzendentalen Unterscheidung zwischen ›Erscheinung‹ und ›Ding an sich‹. 229b
  • Die Probleme der Humeschen Auffassung der Kausalität sind im wesentlichen dieselben wie die moderner Varianten der Regularitätstheorie. Das Hauptproblem aller Regularitätstheorien ist die Unterscheidung zwischen kausalen und zufälligen Regularitäten. 1224
  • Deshalb soll im folgenden nur die grundsätzliche Unterscheidung zwischen Modell einer Theorie und phänomenologischen Modellen eingeführt werden. 1628b
  • Während die Spekulation die tiefe erkenntnistheoretische Einsicht in das Wesen ihrer Objekte anstrebt, beschäftigt sich die Praxis mit Handlungsprinzipien und dem möglichen Nutzen ihrer Resultate. Diese alltägliche Auffassung setzt die Unterscheidung zwischen Ideen und Tatsachen bzw. Erfahrung voraus und ist auch in den Wissenschaften nicht unüblich. 2542bu
  • Wichtig ist hierbei Blochs grundsätzliche Unterscheidung zwischen ›Utopie der Freiheit‹ (Morus, Fourier) und ›Sozialutopien der Ordnung‹ (Campanella, Saint-Simon), d.h. zwischen denjenigen utopischen Entwürfen, die die soziale Gleichheitsforderung engstens mit dem Emanzipationsideal aus entfremdeten gesellschaftlichen Verhältnissen verbindet, und denjenigen, die das Gegenmodell eines idealen Staatswesens reaktionär an den Prinzipien der Autorität, der Ordnung und der Hierarchie ausrichten wollen. 2859
  • Philosophen des 20. Jh. haben genaue Interpretationen des Begriffs der Wahrscheinlichkeit erarbeitet. Hierbei läßt sich eine Unterscheidung zwischen zwei Hauptgruppen, nämlich objektivistischen und epistemischen Interpretationen der W. treffen. 2946b

Auswertungen und Schlussfolgerungen zur Verwendung der Wörter

Auswertungen

Das Wort „Unterschied“ kommt in der Alltagssprache sehr häufig vor, dagegen das Wort „Unterscheidung“ nur selten. In den philosophischen Lexika treten beide Wörter jeweils mit fast den gleichen Häufigkeiten sehr oft auf. Zusammengenommen gehören sie mit 70 bzw. 50 Ergebnissen pro 100 Seiten neben den Wörtern „Begriff“, „Ding“ und „Gegenstand“ zu den an den häufigsten verwendeten Worten.

Wie die Bedeutungserklärungen in den Internet Enzyklopädien zeigen, wird in der Alltagssprache nicht zwischen Unterschied und Verschiedenheit (Nichtübereinstimmung) differenziert. Das Wort Unterschied wird auch mit dem Wort Abweichung assoziiert.

Unter dem Wort Unterscheidung wird in der Alltagssprache die Tätigkeit des gedanklichen Vergleichs von Objekten als eine Grundtätigkeit des Denkens angegeben. In Wikipedia wird festgestellt, dass alle Unterscheidungen auf Bewerten und Beurteilen beruhen. Dies trifft für nicht mentale Objekte und im mentalen Bereich für das Gebiet der Naturwissenschaften nicht zu.

Bis auf das historische Wörterbuch der Philosophie gibt es in den philosophischen Lexika keine Stichwörter zu Unterschied und Unterscheidung. Im HWPh werden die Probleme zum Terminus „Unterschied“, der als Grundwort der Philosophie bezeichnet wird, sowie auch die Ausführungen zum Terminus „Unterscheidung“ vor allem in Fragen der Bildung von Begriffen und Begriffshierarchien eingeordnet. In diesem Zusammenhang wird bei Definitionen von einem artspezifischen Unterschied gesprochen, der Begriffe bestimmt und voneinander abgegrenzt.

Im HWPh wird darauf hingewiesen, dass „die sinnverwandten Wörter … Verschiedenheit und Unterschied zu den unentbehrlichsten und gebräuchlichsten» Termini der Logik und Metaphysik“ gehören, sie aber „besonders in der deutschen Philosophie ungeklärt verwendet“ werden (Bd. 11, S. 882).

Das Unterscheiden erfolgt sowohl auf der Ebene der Wahrnehmung an beobachtbaren Objekten, dass auch Tieren möglich ist, als auch auf der Ebene des Denkens (HWPh, Bd 11, S.308).

Es kann unterschieden werden zwischen einer vertikalen und einer horizontalen Dimension eines Unterschieds (HWPh, Bd. 11, S. 311). Die vertikale Dimension bezieht sich auf die Begriffsstruktur und die horizontale Dimension auf den Abstand zweier Objekte einer Begriffsebene, womit offensichtlich die Menge der nicht gemeinsamen Merkmale gemeint ist. Man kann Unterschiede weiterhin danach klassifizieren, ob das untersuchte Vergleichsmerkmal ein veränderlicher Zustand, ein stabiles Merkmal oder ein Wesensbestandteil eines der Objekte ist (HWPh, BD. 11, S. 312).

Eine spezielle Begriffsbildung ist die des absoluten Unterschieds von Hegel. Damit meint er das übergreifend Allgemeine (die Einheit) von Identität und Unterschied bzw. Verschiedenheit.

Um die Verwendung der Wörter „Unterschied“ und „Unterscheidung“ in Bezug auf den Vergleich zweier Objekte zu untersuchen, wurde in den philosophischen Lexika nach dem Auftreten der Wortkombinationen „Unterschied zwischen“ und „Unterscheidung zwischen“ gesucht. Die stichprobenartige Auswahl ergab folgende Ergebnisse:

  1. Die Unterscheidung beziehen sich auf zwei verschiedene Ebenen der Betrachtung oder zwei verschiedene Problemkreise, z. B.:
    • dem logischen Problem des Begriffs und dem psychologischen Problem der Begriffsvorstellung
    • Empfindung als subjektivem Zustand und Wahrnehmung als gegenständlicher Funktion
    • reiner und angewandter Sprachphilosophie
    • theoretischer und praktischer Philosophie
    • Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften
    • dem Bewusstsein und dem Sachverhalt personaler Identität
    • Utopie der Freiheit und Sozialutopie der Ordnung
  2. Die genannten Unterschiede und Unterscheidungen beziehen sich auf zwei, zumindest scheinbare komplementäre Begriffe bzw. Sachverhalte wie z. B.:
    • körperlicher und geistiger Arbeit
    • Inhalt und Form
    • Harmonie und Disharmonie
    • Wahrem und Falschem, wahren und falschen Bedürfnissen
    • Anschauungs- und Begriffsinhalten
    • dem Beobachtbaren und dem Nichtbeobachtbaren
    • eine willentlichen und einer unwesentlichen Bewegung
    • von strikten und statistischen Gesetzen
    • extramentalen Repräsentationen und mentalen Zuständen
    • dem Erkennenden und dem erkannten Ding
    • eine Ästhetik von unten und eine Ästhetik von oben
    • theoretischen und praktischen Wissen
    • Schluss von den Ursachen auf die Wirkungen und von den Wirkungen auf die Ursachen
    • Erscheinung und Ding an sich
    • kausalen und zufälligen Singularitäten
    • Modell und Theorie
    • den Daten und dem Theoretischen
    • Ideen und Tatsachen
    • objektivistischen und systemischen Interpretationen der Wahrscheinlichkeit
  3. Die Unterschiede bzw. Unterscheidungen beziehen sich auf zwei Objekte, die gemeinsame und unterschiedlichen Eigenschaften haben wie z. B.:
    • Philosophie und Mathematik
    • dialektische und historische Methoden
    • kreatives Denken und produktives Denken
    • gewöhnliche Veränderungen und das Werden und Vergehen
    • Verhalten und Handeln
    • vorgestellter und realisierter Zweck
    • Erwartung und Enttäuschung
    • Erkenntnistheorie und Epistemologie
    • Erklären und Verstehen
    • Mensch und Natur

Schlussfolgerungen

Unterschied ist als philosophischer Terminus geeignet, da er alltagssprachlich verständlich ist und in der Philosophie bis auf wenige Ausnahmen in einer einheitlichen Weise verwendet wird.

Es können verschiedene Verwendungen des Terminus unterschieden werden, die in den dargestellten Fällen A bis C erkennbar sind.

Im Fall A geht es u. a. darum, ein komplexes Problem in Teilprobleme bzw. ein Wissenschaftsgebiet in Teilgebiete zu zerlegen, ein Problem aus verschiedenen Sichtweisen in Angriff zu nehmen oder zu einem Begriff Unterbegriffe zu bestimmen. Der Unterschied bzw. die Unterscheidung sind hier eher struktureller Art und ergeben sich aus Überlegungen zur Klassifizierung oder Hierarchisierung.

Bei B. geht es um gegensätzliche Beziehungen zwischen zwei Objekten. In diesem Fall hat der Unterschied eine je eigene Qualität und ergibt sich als Einheit der Gegensätze. Dabei können unterschiedliche Formen differenziert werden, die jeweils einer eigenständigen und tiefgründigen Untersuchung bedürfen und von einfachen Dualismen bis zu dialektischen Beziehungen reichen. Anstelle des Terminus „Unterschied“ ist in vielen Fällen ein anderer Terminus zur genaueren Charakterisierung des Gegensatzpaares besser geeignet.

Die Unterschiede und Unterscheidungen im Fall C sind Gegenstand analytischer Betrachtungen zu Gemeinsamkeiten und Unterschieden der betreffenden Objekte.

Neben den drei in den philosophischen Texten identifizierten Fällen ist ein vierter Fall der Verwendung des Wortes „Unterschied“ die Angabe des Unterschieds in quantitativer Form, wie zum Beispiel der Altersunterschied, der Einkommensunterschied oder ein zahlenmäßiger Unterschied von Populationen.

Im Unterschied zur Verschiedenheit, mit der lediglich die Nichtübereinstimmung festgestellt wird, beschreibt ein Unterschied genauer die Beziehungen der verschiedenen Objekte. So kann die Verschiedenheit zweier Menschen in ihrem unterschiedlichen Alter bestehen, mit der Angabe des Altersunterschieds wird diese Verschiedenheit quantifiziert. Die Angabe von Unterschieden erfordert eine genauere Betrachtung der Merkmale der einzelnen Objekte, die über den Vergleich äußerer Merkmale hinausgeht. Eine klare Unterscheidung zwischen Verschiedenheit und Unterschied ist in den untersuchten philosophischen Texten nicht zu finden.

Differenz

Literaturanalysen

DWDS

Frequenz: 14,5

Kollokationen:  unüberbrückbar (7.8, 492), beilegen (7.2, 459), ausräumen (7.1, 391), inhaltlich (7.0, 430), ideologisch (6.7, 371)

Bedeutungen:

  1. (messbarer) Unterschied zweier Größen, Bsp.: eine kleine, erhebliche Differenz

Ergebnis der Subtraktion, Rest

  1. Meinungsverschiedenheit

Wiktionary

[1] Unterschied zweier Zahlen oder Größen

[2] übertragen, meist Plural: Meinungsverschiedenheit

[3] Mengenlehre: Menge aller Elemente einer Menge N, die nicht zur Menge M gehören

Wiki

Differenz (von lateinisch differentia „Unterschied, Verschiedenheit“) steht für:

  • Differenz, Ergebnis einer Minus-Rechnung, siehe Subtraktion
  • Differenz (Philosophie), Fachbegriff mit unterschiedlichen Bedeutungen
  • Differenz (Relationale Algebra), Datenbanktheorie
  • Differenz (Luhmann), epistemologischer Grundbegriff nach Niklas Luhmann
  • Differenz zwischen Soll- und Habenseite eines Kontos, siehe Saldo
  • Differenz, Nicht-Übereinstimmung zweier Objekte, siehe Unterschied

Differenz (Philosophie)

Das Wort Differenz wird in unterschiedlichen philosophischen Theorien und Problemzusammenhängen unterschiedlich verwendet. Dabei haben sich verschiedentlich Kontinuitäten ergeben, also ähnliche Verwendungsweisen in ähnlichen Themenfeldern. … Da Differenz oft als Gegenbegriff zu Identität gebraucht wird (was nicht identisch ist, ist verschieden), ergibt sich die Bedeutung des ersteren Ausdrucks oft aus dem Gebrauch, welcher von letzterem gemacht wird.

HWPh

1077 (12,6) Ergebnisse

Es gibt das Stichwort „Differenz“, in dem u. a. folgender Gedanke enthalten ist.

  • Im Zusammenhang der Auseinandersetzung mit dem Deutschen Idealismus erhielt das Wort Differenz die Bedeutung von «Nicht-Identität» und wird z.B. von E. CORETH verwendet teils im Sinn von Distinktion, vor allem aber auch im Sinn von Vielheit begründender Verschiedenheit. So dient der Ausdruck Identität und Differenz zur Neuformulierung des Problems des Einen und Vielen auf dem Boden des transzendentalphilosophischen Ansatzes. Bd. 2, S. 236

Weitere Ergebnisse: 

  • Die Konzeption der symbolischen Aktivität versucht, die spezifische Differenz des menschlichen Verhaltens zu definieren. Bd. 1, S. 133
  • Die modale Differenz von Allgemeinem und Besonderen darf nicht lokalisiert werden. Bd. 1, S. 171
  • Die Terminologie befindet sich gegenüber dem Begriffssystem unvermeidlich in einem Rückstand. Im geschichtlichen Gang stellt sich eine Differenz zwischen Terminus und Begriff ein, weil die «Anpassung des Ausdrucks an den Begriff» eine gewisse Zeit erfordert. Treten beide Seiten in offenen Gegensatz, dann kann die Meinung aufkommen, die «sachlichen Irrungen» seien in «Mißständen der Sprache» gegründet. 1, S. 794
  • In der Phänomenologie des Geistes von 1807 unternimmt Hegel den Beweis, daß die Differenz von Begriff und Sache, prinzipiell genommen, eben dem widerspricht, was Begriff ist. Begriff ist nicht das reine Prinzip der Sonderung, das sich am Absoluten Vernichtende, das von der Anschauung prinzipiell zu Unterscheidende: Begriff ist vielmehr die Bewegung, in der Einheit und Differenz durcheinander vermittelt erscheinen. Bd. 2, S. 656
  • … die für wesentlich erachtete Differenz zwischen kapitalistischer und sozialistischer Gesellschaft zu verdecken, Bd. 3, S. 475
  • Während Kants zwölf Kategorien für alle mögliche Erfahrung gelten sollten, hängt der Charakter der Endlichkeit der Erkenntnis, der bei Kant u.a. noch an die Differenz von Sinnlichkeit und Verstand geknüpft war, …, Bd. 4, S. 746
  • KOSIK nimmt die schon 1937 von H. Marcuse hervorgehobene Differenz von Arbeit und Praxis auf. Bd. 5, S. 789
  • Demgegenüber ist die «Differenz der ontischen und ontologischen Wahrheit» [8] durch «Metaphysik des Daseins» hervorzuheben, denn der Mensch ist «das Seiende …, in dem die Wahrheit, in ihrer Differenz als ontische und ontologische, existiert» Bd. 6, S. 361
  • Auch in der Philosophie ist die Differenz zwischen Idee und Wirklichkeit Anlaß zu kritischer Negation. «Kritik, Bewußtsein der Differenz, war stets die Kraft des philosophischen Gedankens, der sich als das Wesen der Wirklichkeit und zugleich als deren Gegensatz erfährt, von der er handelt», Bd. 7, S. 767
  • Die Differenz zwischen der Souveränität des Volks und seiner Wahrnehmung durch einen verantwortlichen Repräsentanten wird dabei als Treuhandschaft («the representative trust») formuliert; sie ersetzt die im hierarchischen R.-Begriff liegende Differenz zwischen herrschendem und beherrschtem Teil. Bd. 8, S. 818
  • In mehreren psychologischen Handlungstheorien werden die handlungsantezedenten geistigen Vorgänge weiter zergliedert, insbesondere wird die für ein Handlungsvorhaben konstitutive Differenz zwischen Ausgangs- und Ziellage betont. Bd. 9, S. 932
  • Unter Nutzung der etablierten Differenz zwischen Begriffsumfang und Begriffsinhalt wird der spezifische Unterschied als jenes Merkmal begriffen, das dem Begriffsinhalt der Art, nicht aber dem der Gattung zuzurechnen ist. Bd. 11, S. 321
  • Freud wiederholt in Bezug auf Weiblichkeit und Männlichkeit das traditionelle Schema der Differenz. Die Frau ist durch das Fehlen dessen definiert, was der Mann hat: das männliche Geschlechtsorgan. Bd. 12, S. 365
  • Das in vielfältigen Versionen entwickelte Denken der Differenz, der Andersheit und der Vielheit läßt die Idee des Widerspruchs und die ihm innewohnende Stringenz und Dynamik im gleichen Maße zurücktreten, wie es sich von der metaphysischen Zentrierung auf das Eine und Identische ablöst. Bd. 12, S. 697

MLPh

98 (13,9) Ergebnisse

Es gibt das Stichwort „Differenz“, in dem u. a. folgender Gedanke enthalten ist.

  • Differenz, wird in der Philosophie des Deutschen Idealismus vornehmlich mit den Begriffen Nicht-Identität, Unterschied, Verschiedenheit und Gegensatz dem Begriff der Identität entgegengesetzt. S. 114

Weitere Ergebnisse:

  • Die begriffliche (logische) Differenz von Akt und Potenz scheint somit sachlich fundiert. Man kann jedoch Zweifel hegen daran, ob die Differenz gerechtfertigt ist; denn wenn ein Akt seine Möglichkeit einschließt, liegt wohl ein logisch wechselseitiges, nicht notwendigerweise aber ein sachlich (ontisch) reziprokes Verhältnis der Termini vor. S. 14
  • Attraktion/Repulsion, in naturphilosophischen Theorien Bezeichnung für ein als notwendig angenommenes gegensätzliches Paar von Grundkräften: Anziehungs- und Abstoßungskräfte. Jedes materielle Sein dürfte demnach nur aus der spezifischen Differenz dieser Kräfte erklärbar sein. S. 49
  • Geschlechterdifferenz, auch sexuelle Differenz, ein zentraler Begriff der feministischen _ Philosophie. S. 210
  • Dazu gehört auch der in der Philosophie des 19. Jh. unternommene Versuch, den Unterschied von Geistes- und Naturwissenschaften durch eine Differenz der Methoden zu bestimmen, nämlich durch »Erklären« und »Verstehen«. S. 376

Im Text zum Stichwort „Differenz“ ist:

EPh

390 (12,2) Ergebnisse

Es gibt das Stichwort „Differenz“, in dem u. a. folgende Gedanken enthalten sind.

  • ›Differenz‹ geht auf das lat. differentia sowie das griech. diaphora zurück und hat eine lange philosophische Geschichte, die zum einen eng mit dem Komplementärbegriff ›Identität‹ verkoppelt, zum anderen mit der Bildung von Gattungen und Arten mittels der spezifischen Differenz verbunden ist. ›Différance‹ ist ein von dem frz. Philosophen J. Derrida eigens gebildeter Terminus. 408
  • Eine sich aus der logischen oder dialektischen Verkopplung mit der Bestimmung von Identität lösende Erörterung der Differenz erfolgt erstmals im französischen Strukturalismus und in der Dekonstruktion. 408
  • de Saussures Entwurf einer synchronischen Wissenschaft der Sprache geht davon aus, dass es »in der Sprache nur Differenzen gibt ohne positive Einzelglieder«, so dass »ein Sprachfragment letztendlich niemals auf etwas anderem als seinem Nichtzusammenfallen mit dem Rest gegründet sein kann«. Sprache wird nicht mehr als »Substanz«, sondern allein als »Form« verstanden, bei der das rein »differentiell« bestimmte einzelne Element stets die virtuelle Mitanwesenheit einer potentiell unendlichen Kette von es betreffenden Elementen voraussetzt. 408
  • Die Frage der differentiellen Organisation der Sprache hat die Saussure-Rezeption der 1950er und 1960er Jahre beschäftigt. Doch erst die Philosophen G. Deleuze und J. Derrida haben weitgehend unabhängig voneinander das Problem der Differenz neu gestellt. 408
  • Das Hauptwerk von G. Deleuze – Différence et répétition – ist der Befreiung der D. vom »Primat der Identität« und der geschlossenen Welt der Repräsentation gewidmet. Gegen die begriffliche, der Genuslogik unterstehende D. ist eine von der Philosophie vernachlässigte »begriffslose D.« zu rehabilitieren. Dazu muss die »vierfache Fessel der Repräsentation« – »die Identität des Begriffs«, »der Gegensatz der Prädikate«, »die Analogie des Urteils«, »die Ähnlichkeit der Wahrnehmung« – zerbrochen werden. Deleuze findet seine Bastionen in D. Hume, G.W. Leibniz und F. Nietzsche, in einem »höheren Empirismus«, der gar »transzendental« wird und die »intensive Welt der Differenzen« befördert: »Immer sind es die Differenzen, die sich ähneln, die analog, entgegengesetzt oder identisch sind: Die Differenz steht hinter jedem Ding, hinter der Differenz aber gibt es nichts.« Seinen stärksten Verbündeten findet Deleuze im zeitgenössischen Strukturalismus und dessen »differentieller« Organisation der Struktur; er selbst differenziert zwischen der »Virtualität« der Struktur und ihren jeweiligen Aktualisierungen. 408b
  • Deleuzes »Projekt der Philosophie der Differenz« hatte seine größten, vornehmlich außerakademischen Wirkungen durch die zusammen mit F. Guattari verfaßten zwei Bände Capitalisme et schizophrénie: L’Anti-Œdipe und Mille Plateaux, die beide einen Generalangriff auf das Denken der Repräsentation unternahmen und in ihren politischen Implikationen auf eine Befürwortung des ›Minoritären‹ und ›Nomadischen‹ hinausliefen. 408b
  • Die Différence hat für Derrida spätestens mit der Zuwendung zu ethischen, sozialen, juridischen und sozialen Themen in den 1980er Jahren stark an Bedeutung verloren und wird seitdem oft im trivialen Sinne von ›Aufschub‹ verwandt oder durch stärker performativ akzentuierte Vorgänge wie die ›Gabe‹ ersetzt. 409

Weitere Ergebnisse:

  • Die Regel fordert, dass Arten im Rückgriff auf die nächsthöhere Gattung und die artbildende Differenz definiert werden. 236b
  • Doch die Differenz zwischen Planen, Hoffen und Phantasieren ist nur dann eine qualitative Differenz, wenn der reale Prozess die Möglichkeit von prinzipiell Neuem zulässt. 1004
  • Als Vorbild an Klarheit gilt dabei die Sprache der Mathematik. In ihr kann es keine Differenz zwischen Syntax und Semantik geben, weshalb Frege seine Begriffsschrift als »eine der arithmetischen nachgebildete Formelsprache« entwickelt hatte. 2561

Auswertungen und Schlussfolgerungen zur Verwendung des Wortes

Auswertungen

In der Alltagssprache wird das Wort Differenz, wie die Kollokationen im DWDS zeigen, vor allem im Sinne von Meinungsverschiedenheit verwendet. Eine weitere Bedeutung, die das Wort auch in der Mathematik und den Naturwissenschaften hat, ist das Ergebnis einer Subtraktion bzw. ein messbarer Unterschied zwischen zwei Größen. Diese Bedeutungen konnten in den untersuchten philosophischen Texten nicht identifiziert werden.

Das Wort „Differenz“ wird in allen drei philosophischen Nachschlagewerken mit etwa der gleichen Häufigkeit von 12-13 Ergebnissen pro 100 Seiten durchaus oft verwendet.

In Wikipedia wird festgestellt, dass das Wort „Differenz“ in unterschiedlichen philosophischen Theorien und Problemzusammenhängen unterschiedlich verwendet wird. Darauf wird in allen drei untersuchten philosophischen Lexika unter dem Stichwort „Differenz“ eingegangen, wobei die Auffassungen von Luhmann nicht erwähnt werden.

Im MLPh heißt es, dass Differenz „in der Philosophie des Deutschen Idealismus vornehmlich mit den Begriffen Nicht-Identität, Unterschied, Verschiedenheit und Gegensatz dem Begriff der Identität entgegengesetzt“ (S. 114) wird und auch nach dem HWPh hat das Wort Differenz im Deutschen Idealismus die Bedeutung von Nicht-Identität erhalten (Bd. 2, S. 236).

Nuancierte Bedeutungen des Wortes „Differenz“ findet man in der Theorie von Derrida, der eigens dazu den Terminus Différence gebildet hat, in dem Projekt der Philosophie der Differenz von Deleuze und dem von Heidegger eingeführten Begriff der ontologischen Differenz. Bei Luhmann bezeichnet Differenz, dass etwas von etwas anderem unterschieden oder getrennt werden kann (Wikipedia).

Die synonymen Verwendungen des Wortes „Differenz“ mit den Termini Nicht-Identität, Unterschied, Verschiedenheit und Gegensatz sowie sein Auftreten in unterschiedlichen Theorien sind sicher eine Ursache für die häufige Verwendung dieses Wortes in den philosophischen Nachschlagewerken.

Dies zeigt auch eine Analyse der angegebenen Zitate aus den Lexika.

Das Wort Differenz wird dort verwendet für

  • Unterschiedlichkeit allgemein, z. B.
  • Differenz des menschlichen Verhaltens
  • sexuelle Differenz
  • Differenz der Methoden
  • Gegensätze, z. B.
  • Allgemeines und Besonderes
  • Begriff und Sache
  • Sinnlichkeit und Verstand
  • Idee und Wirklichkeit
  • Ausgangs- und Ziellage
  • Begriffsumfang und Begriffsinhalt
  • Akt und Potenz
  • Anziehungs- und Abstoßungskräfte
  • Syntax und Semantik
  • Unterschiede zwischen Objekten mit Gemeinsamkeiten, z. B. zwischen
  • Terminus und Begriff
  • kapitalistischer und sozialistischer Gesellschaft
  • Arbeit und Praxis
  • etwas Fehlendes, z. B.
  • das traditionelle Schema der Differenz bei Freud: Die Frau ist durch das Fehlen dessen definiert, was der Mann hat.

Schlussfolgerungen

Das Wort „Differenz“ ist aus folgenden Gründen als allgemeiner philosophischer Terminus nicht geeignet. Alle seine Verwendungen in der Philosophie unterscheiden sich von dem alltagssprachlichen Gebrauch des Wortes. In der Philosophie kann es bis auf die speziellen Verwendungen in den genannten Theorien problemlos durch die Wörter Unterschied, Unterschiedlichkeit, Nichtübereinstimmung, Verschiedenheit oder Gegensatz ersetzt werden.

Literaturverzeichnis

Prechtl, Peter; Burkard, Franz-Peter (Hg.) (2008): Metzler Lexikon Philosophie. Begriffe und Definitionen. 3., erw. und aktualisierte Aufl. Stuttgart: Metzler. Online verfügbar unter https://www.spektrum.de/lexikon/philosophie/.

Ritter, Joachim; Gründer, Karlfried; Gabriel, Gottfried (Hg.) (2007): Historisches Wörterbuch der Philosophie. 13 Bände ; 1971 – 2007. Basel: Schwabe.

Sandkühler, Hans Jörg; Borchers, Dagmar; Regenbogen, Arnim; Schürmann, Volker; Stekeler-Weithofer, Pirmin (Hg.) (2010): Enzyklopädie Philosophie. In drei Bänden mit einer CD-ROM. Hamburg: Meiner.

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