Güstrow, 16.01.2025

Bespiele zum entäußerten Mentalen

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Inhalt

Vorbemerkungen.

1       Begriffe, die in der Regel für mentale Objekte verwendet werden

Gedanke

Verstand und Vernunft

Bedürfnis

Fähigkeiten, Kompetenzen

2       Begriffe, die sowohl für mentale als auch für Objekte des entäußerten Mentalen verwendet werden

Wissen und Kenntnisse

Aufgabe und Problem

Umweltbewusstsein

Ziel

3       Begriffe, die in der Regel für Objekte des entäußerten Mentalen verwendet werden

4       Literaturverzeichnis

 

Vorbemerkungen

Die Formen des Existierenden sind Mentales und Nichtmentales. Im Bereich des Nichtmentalen wird unterschieden zwischen dem entäußerten Mentalen und dem nichtentäußerten Nichtmentalen. Ein beliebiges Element des Existierenden wird als Objekt bezeichnet.

Da das entäußerte Mentale eine neu eingeführte ontologische Kategorie ist, sollen in Ergänzung zum Text „Das entäußerte Mentale“ (https://philosophie-neu.de/das-entaeusserte-mentale/) zahlreiche Begriffe in Bezug auf ihre Verwendung im mentalen Sinne (imS.) oder im Sinne des nichtmentalen entäußerten Mentalen (inmS.) analysiert werden.

Das Wort „Begriff“ wird in diesem Text immer im Sinne des entäußerten Mentalen verwendet.

Es werden folgende Gruppen von Beispielen diskutiert:

  • Begriffe, die in der Regel für mentale Objekte verwendet werden
  • Begriffe, die sowohl für mentale als auch für Objekte des entäußerten Mentalen verwendet werden
  • Begriffe, die in der Regel für Objekte des entäußerten Mentalen verwendet werden

Bei den Begriffen der Gruppe (1) und (3) ist in der Regel ein Zusatz zur Bedeutung nicht erforderlich. Bei den Beispielen zur Gruppe (1) wird auch auf mögliche Formen der Entäußerung eingegangen. Der Schwerpunkt der Betrachtungen liegt auf Begriffen der Gruppe (2). Es wird auf Konsequenzen einer fehlenden Differenzierung diesen Begriffen hingewiesen.

In den Erörterungen werden nur einige Momente der Verwendung und des Inhalts der Begriffe angesprochen. Auf die Diskussion unterschiedlicher Auffassung zu den als Beispiel verwendeten Begriffen wird verzichtet, da es Hauptanliegen dieses Textes ist, Bedeutung und Möglichkeiten der Unterscheidung von Mentalem und entäußertem Mentalen zu verdeutlichen.

1         Begriffe, die in der Regel für mentale Objekte verwendet werden

Dazu gehören alle Bezeichnungen, die sich auf mentale Zustände oder mentale Vorgänge in einem Menschen beziehen.  Das Bezeichnete ist immer an Personen gebunden, es hat immer einen individuellen Charakter.

Gedanke

Begriffserklärungen

  • Gedanke bezeichnet sowohl den Inhalt als auch das Ergebnis eines Denkvorgangs, also des Denkens (Ritter et al. 2007, Bd. 3, S. 53).
  • Fasst man einen Gedanken als Inhalt des Denkens auf, dann begreift man ihn entweder als internen Bestandteil, als dasjenige, was das Denken sozusagen »erfüllt«, mithin als relativ selbständigen Teil des Denkens, ohne den das Denken »leer« wäre. Als selbständig wird der Gedanke auch insofern betrachtet, als man ihn beim »Fassen« nicht schafft, sondern zu ihm, als vorherbestehendem, in Beziehung tritt. Man begreift einen Gedanken aber auch als denkabhängig, d. h. dass er nur im Denken des Wesens, das den Gedanken denkt, als … als Denkkorrelat vorkommt und betont damit seine Unselbständigkeit“ (Prechtl und Burkard 2008, S. 196).

Es beiden Erklärungen geht deutlich hervor, dass mit dem Begriff „Gedanke“ ein mentales Objekt erfasst werden soll, das eng mit dem mentalen Vorgang des Denkens verbunden ist.

Formen der Entäußerung

Man kann seine Gedanken äußern, in Worte kleiden, zu Papier bringen oder zur Diskussion stellen. Seine Gedanken zum Frühling kann ein Schriftsteller in einem Roman, ein Maler in einem Bild und ein Komponist in einem Musikstück zum Ausdruck bringen. Es ist für eine Verständigung in der Alltagssprache nicht erforderlich zwischen einem Gedanken im mentalen Sinne und im entäußerten Sinne zu unterscheiden. Wenn von einem Gedanken gesprochen wird, der auftaucht, dem man sich nicht verwehren kann oder der von jemanden ausgegangen ist, so ist klar, dass es sich um einen von einer Person entäußerten Gedanken handelt. In der Frage: „Habe ich deine Gedanken richtig verstanden?“ kommt zum Ausdruck, dass der entäußerte Gedanke gemeint ist, der sich von dem eigentlichen Gedanken im mentalen Sinne durchaus unterscheiden kann.

Verstand und Vernunft

Begriffserklärungen

  • Der erlebte Unterschied (und manchmal Konflikt) zwischen Kognition und Emotion, zwischen Verstand und Gefühl, reflektiert nach MacLean also nichts weniger als die gleichzeitige Aktivität von zwei verschiedenen „Gehirnen im Gehirn“ (Kiesel und Spada 2018, S. 478).
  • Zwar kann heute ein philosophischer Wortgebrauch als dominant betrachtet werden, der in der Vernunft das höchste Erkenntnisvermögen und im Verstand ein ihm untergeordnetes Moment oder Instrument erblickt: Während mit „Vernunft“ das bezeichnet wird, was an Prinzipien der Verstandestätigkeit, der sinnlichen Wahrnehmung und dem Handeln vorausliegt, bedeutet „Verstand“ die Erkenntnistätigkeit regelgeleiteter Verknüpfung von Elementen zu Zusammenhängen (Sandkühler et al. 2010, S. 2894).

Aus beiden Erklärungen wird deutlich, dass die Autoren mentale Zustände bzw. Vorgänge im Sinn haben. Es wird bei beiden Erklärungen mit den Begriffen keine Wertung vollzogen, wie es in der Alltagssprache oft der Fall ist. Jeder Mensch verfügt über einen gewissen Grad der Vernunft und des Verstandes.

Auch Emotionen bzw. Gefühle werden in der Psychologie offensichtlich zu den mentalen Objekten gezählt.

Formen der Entäußerung

In der Alltagssprache werden die Wörter auch im übertragenen Sinne verwendet: „nicht mehr bei Verstand sein, ohne Sinn und Verstand sein, zu Verstand gekommen sein, einen gesunden Verstand haben“ u. a. Vernunft und Verstand als mentale Objekte können nicht explizit geäußert werden. Sie äußern sich im Verhalten eines Menschen, insbesondere in Situationen, in denen Entscheidungen getroffen oder Zusammenhänge erkannt werden müssen. Dies kommt etwa in Sätzen wie folgt zum Ausdruck: „Mit ihrem ausgebildeten Verstand hat sie die Zusammenhänge schnell erfasst.“ „Ich hätte dir mehr Verstand zugetraut.“ In diesen Sätzen wird das Wort Verstand im mentalen Sinne verwendet.

Bedürfnis

Begriffserklärungen

  • „Jedes Bedürfnis stellt einen Zustand der Abhängigkeit der Persönlichkeit von ihren Existenzbedingungen dar, und eben diese Abhängigkeit zwingt den Menschen zu handeln und dadurch seine Bedürfnisse zu befriedigen“ (Kossakowski et al. 1988, S. 138).
  • „Nach Maslow verfügen wir alle über eine in Ebenen gegliederte Hierarchie angeborener und durch Werte der Umwelt beeinflussbarer Bedürfnisse, die bei ständiger Frustration auch zu pathologischen Formen führen kann“ (Becker-Carus und Wendt 2017, S. 522).

Bedürfnisse werden in den Begriffserklärungen als mentale Zustände charakterisiert, die mit physiologischen Zuständen verbunden sind.

Formen der Entäußerung

Bedürfnisse äußern sich im Verlangen und in entsprechenden Handlungen eines Menschen zu ihrer Befriedigung. Bedürfnisse können verbal geäußert werden: „Ich habe Hunger.“ „Ich möchte schlafen.“ oder durch Mimik und Gestik zum Ausdruck gebracht werden. Hunger oder der Wunsch zum Schlafen sind durch physiologische Mangelzustände ausgelöste Gefühle.

Nach der Befriedigung erlöscht ein Bedürfnis, was auch verbal geäußert werden kann: „Ich habe keinen Hunger mehr“.

Fähigkeiten, Kompetenzen

Begriffserklärungen

  • Fähigkeiten sind relativ verfestigte und verallgemeinerte, für die Persönlichkeit spezifische Bestandteile und Besonderheiten des Verlaufs der psychischen Prozesse, die den Menschen für eine bestimmte, historisch ausgebildete Art menschliche Tätigkeit mehr oder weniger geeignet machen (Kossakowski et al. 1988, S. 142).
  • Kompetenzen sind die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können (Weinert 2001, S. 27).

Die Festlegung des Begriffs Fähigkeiten und insbesondere des Begriffs Kompetenz ist umstritten, worauf hier nicht weiter eingegangen werden soll. In beiden angeführten Begriffserklärungen sind Fähigkeiten und Kompetenzen als Systeme mentaler Objekte erklärt, wobei bei der Klärung von Kompetenz durch Weinert auch noch das Ziel der Entäußerung angegeben wird.

Formen der Entäußerung

Fähigkeiten und Kompetenzen sind mentale Zustände und Verlaufseigenschaften von Vorgängen, deren genaue Beschreibung sich schwer in Worte fassen lässt. Sie können deshalb kaum verbal geäußert werden. Sie entäußern sich in besonderen Denkleistungen, in der Art des sprachlichen Ausdrucksvermögens, in der Qualität von Problemlösungen und künstlerischen Produkten oder sportlichen Leistungen.

2         Begriffe, die sowohl für mentale als auch für Objekte des entäußerten Mentalen verwendet werden

In diesen Fällen geht es um Begriffe für mentale Zustände und Vorgänge, bei denen die gleiche Bezeichnung für mentale Objekte und Objekte des entäußerten Mentalen verwendet werden. Wenn aus dem Kontext nicht oder nicht eindeutig hervorgeht, um welchen Bereich des Existierenden es geht, kann es insbesondere bei wissenschaftlichen Publikationen zu erheblichen Verständnisschwierigkeiten und weiteren Problemen kommen, auf die bei den Beispielen nur kurz eingegangen werden kann. Mit dem empfohlenen Zusatz zu den jeweiligen Bezeichnungen „im mentalen Sinne (imS.)“ bzw. „im nichtmentalen entäußerten Sinne (inmS.)“ kann dazu beitragen, dass diese Probleme vermieden werden.

Hinzu kommt, dass es zum Teil unterschiedliche Erklärungen für den gleichen Begriff zum einen als Bezeichnung für ein mentales Objekt und zum anderen für ein nichtmentales Objekt gibt.

Die genannten Probleme treten insbesondere bei der Verwendung der Wörter „Begriff“ und „Wort“ auf. Darauf wurde bereits in dem Text https://philosophie-neu.de/neue-analysen-zu-wort-terminus-und-begriff/ eingegangen.

Wissen und Kenntnisse

Begriffserklärungen

  • Kenntnisse sind individuelle Abbilder von Dingen, Eigenschaften, Vorgänge und Relationen der objektiven Realität … (Kossakowski et al. 1988, S. 136)
  • Semantisches Wissen ist in semantischen oder propositionalen Netzwerken repräsentiert (Becker-Carus und Wendt 2017, S. 377).
  • Den Techniken zum Lernen und Behalten von Information schenkten bereits die alten Griechen viel Beachtung. Das Wissen über diese Gedächtniskunst war ein wesentlicher Bestandteil der Kenntnisse der damaligen Redner (Becker-Carus und Wendt 2017, S. 399).
  • Wissen, bezeichnet einen Erkenntniszustand allgemeiner intersubjektiv-vermittelbarer Sicherheit bzgl. der Kenntnis einzelner Gegenstände oder prozessualer Vorgänge. … Die in der Wissenschaft zusammengefassten Kenntnisse sind nach Aristoteles Wissen. (Prechtl und Burkard 2008, S. 683)
  • Als Wissen oder Kenntnis wird üblicherweise ein für Personen oder Gruppen verfügbarer Bestand von Fakten, Theorien und Regeln verstanden, die sich durch den höchstmöglichen Grad an Gewissheit auszeichnen, so dass von ihrer Gültigkeit bzw. Wahrheit ausgegangen wird. Bestimmte Formen des Wissens beziehungsweise dessen Speicherung gelten als Kulturgut. (Wikipedia)

Die angegebenen Begriffserklärungen verdeutlichen einen Teil der mit den Begriffen Wissen und Kenntnisse verbundenen Probleme. So gibt es keine klaren Unterscheidungen zwischen beiden Begriffen. In den Erklärungen (1) und (2) wird entweder nur von Kenntnissen oder nur von Wissen gesprochen. In den Erklärungen (3) bis (5) treten beide Wörter auf. In der Erklärung (3) bezeichnet Wissen entäußertes Mentales (die Techniken zum Lernen und behalten) und „Kenntnisse“ könnte sich auf mentale Objekte der Redner beziehen. In den Erklärungen (4) und (5) sind keine Unterscheidungen zwischen Bedeutungen beider Wörter erkennbar, beide bezeichnen jeweils entäußertes Mentales (z. B. „einen Erkenntniszustand allgemeiner intersubjektiv-vermittelbarer Sicherheit“).

Ob sich die Wörter auf etwas Mentales oder Nichtmentales beziehen, kann aus dem Zusammenhang erkennbar sein. So bezieht sich in dem folgenden Satz das Wort „Wissen“ auf mentale Objekte in einer Person: „Er hat ein beachtliches, grundlegendes, umfassendes, vielseitiges Wissen auf seinem Fachgebiet.“ In den Formulierungen: „unser gesichertes, exaktes Wissen vom Aufbau der Elemente; sich Wissen aneignen; die Vermittlung wissenschaftlicher Kenntnisse“ geht es jeweils um entäußertes Mentales.

Ich halte es für sinnvoll, wenn in einer Disziplin bzw. einem Sachgebiet eine einheitliche Verwendung der Wörter erfolgt, bzw. durch entsprechende Zusätze oder erkennbarer Bedeutungen in Kontexten die andere Verwendung sichtbar wird.

Im pädagogischen Bereich werden die Wörter vor allem zur Angabe von Zielen von Lernvorgängen verwendet. Das Wesen von Lernprozessen besteht in der Ausbildung bzw. Veränderung mentale Zustände bei den Lernenden. Diese Zustände werden in der Literatur oft als psychische Eigenschaften bzw. psychische Dispositionen bezeichnet (Sill 2019; Brezinka 1990). Deshalb sollten auch die Wörter Wissen und Kenntnisse in diesem Bereich auf mentale Objekte bezogen werden. Daraus ergeben sich dann Möglichkeiten, das pädagogische Probleme der Verfügbarkeit mit dieser Bedeutung zu beschreiben. Wissen bzw. Kenntnisse imS. haben einen unterschiedlichen Grad der Bewusstheit, d. h. der Verfügbarkeit für den betreffenden Menschen. Man kann unterscheiden zwischen dem Wissen imS., das

  • unmittelbar verfügbar ist,
  • erst nach einer eigenen oder von außen begleiteter Reaktivierung verfügbar ist
  • nur im Unterbewusstsein vorhanden, also nicht bewusst verfügbar ist oder verfügbar gemacht werden kann.

Formen der Entäußerung

Wissen bzw. Kenntnisse imS. einer Person können durch diese mündlich oder schriftlich etwa ein Testarbeiten oder auch in einer Publikation entäußert werden. Weitere Form der Entäußerung sind die Anwendung dieser Kenntnisse beim Lösen von Problemen oder Aufwerfen von Fragen.

Aufgabe und Problem

Begriffserklärungen

  • Aufgaben erfordern nur reproduktives Denken, beim Problemlösen muss etwas Neues geschaffen werden (Dörner 2010, S. 10).
  • Insofern tauchen Probleme nur auf, weil jemand bestimmte Erwartungen nicht erfüllt sieht. Andere können das ganz anders sehen. Problemen kommt deshalb keine ontologische Qualität mehr zu. Was ein Problem jeweils ist, hängt vom jeweiligen Beobachter ab (Prechtl und Burkard 2008, S. 483).
  • Eine mathematische Aufgabe ist eine mündliche oder schriftliche Aufforderung zum Ausführen von Handlungen, die mathematisches Wissen und Können erfordern. Eine Aufgabe ist ein Problem für einen Lernenden, wenn ihm die Lösungsschritte nicht unmittelbar bewusst sind bzw. wenn er sie nicht kennt (Sill 2019, S. 49).

Aus den Erklärungen ist erkennbar, dass es in der Literatur zwei unterschiedliche Arten des Verhältnisses der Begriffe Aufgabe und Probleme gibt. In der Erklärung (1) von Dörner werden Aufgabe und Problem als Nebenbegriffe angesehen. Dies entspricht der alltagssprachlichen Bedeutung des Problembegriffs, ein Problem ist etwas besonders Anspruchsvolles und eine Aufgabe ist leicht zu bewältigen. Damit erhalten die Begriffe Aufgabe und Problem einen nichtmentalen Charakter, d. h. man kann von einer Anforderung entscheiden, ob es eine Aufgabe oder ein Problem ist. Diese Auffassung ist für Unterrichtsprozesse wenig geeignet, dieselbe Anforderung kann für einige Schüler leicht zu bewältigenden sein und anderen erhebliche Schwierigkeiten bereiten. Es ist deshalb sinnvoller von einem Problem immer nur im Hinblick auf den Bearbeiter dieses Problems zu sprechen. Dies ist in den Erklärungen (2) und (3) der Fall. Ein Problem Im mentalen Sinne ist für einen Menschen eine innere Fragestellung, die der betreffende Mensch nicht unmittelbar beantworten kann. Er wird durch das Konflikterleben angeregt, nach einer Antwort auf die Fragestellung zu suchen. Die Suche kann im Gedächtnis oder auch in externen Speichern wie dem Internet erfolgen. Wenn die Suche nicht unmittelbar zum Erfolg führt, müssen Fähigkeiten des Menschen zum Lösen von Problemen eingesetzt werden, um dadurch im Innern zu einer möglichen Lösung des Problems zu gelangen.

Ein Problem im mentalen Sinne kann also auf verschiedene Weisen entstehen. Es kann sich bei Überlegungen der Person zu einem bestimmten Fragenkreis in ihrem Innern ergeben. Es kann auch durch Verinnerlichung einer äußeren Problemstellung erwachsen, wie es etwa in Unterrichtsprozessen der Fall ist.

Formen der Entäußerung

Wenn ein Problem imS. in bestimmter Weise geäußert oder dargelegt wird, ist es ein Problem inmS. Dieser Vorgang betrifft Aufgabenentwickler, wie zum Beispiel Lehrer. Ein Problem oder ein Aufgabe inmS. ist eine Frage oder Aufgabenstellung, die von einer Person geäußert oder schriftlich fixiert wird. Das Problem inmS. wird durch Verinnerlichung einer anderen Person zu einem Problem imS. In der Heuristik spricht man vom Erfassen des Problems.

Umweltbewusstsein

Im mentalen Sinne bezeichnet Umweltbewusstsein die Vorstellungen, Überzeugungen und Motive für entsprechende Verhaltensweisen eines konkreten Menschen in Bezug auf die Umwelt. Das Umweltbewusstsein eines Menschen zeigt sich in seinen Äußerungen und seinem Verhalten zu Umweltproblemen.

Umweltbewusstsein im entäußerten Sinne ist eine Gesamtheit von entäußerten Vorstellungen Überzeugungen und Handlungsmotiven in Bezug auf die Umwelt. Es kann verbal oder schriftlich dargestellt werden, ist Ziel der Umwelterziehung in der Schule und kann etwa in folgender Weise erklärt werden: „Einsicht in die Gefährdung der natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen durch diesen selbst, verbunden mit der Bereitschaft zur Abhilfe“ (Sachverständigenrat für Umweltfragen 1982, Seite 445) zitiert nach (Belz et al. 2022, S. 22).

Ziel

Ein Ziel imS. ist ein „mental repräsentierter, wertgeladener zukünftiger Zustand, der Verhalten reguliert und organisiert“ (Müsseler und Rieger 2017, S. 246). Im entäußerten Sinne ist ein Ziel die verbale oder schriftliche Darstellung eines künftigen Zustandes bzw. des erwarteten Ergebnisses einer gegenständlichen Handlung.

Diese Unterscheidung der Bedeutungen des Wortes „Ziel“ ist insbesondere für Unterrichtsprozesse bedeutsam. Ein Ziel inmS. wird von einer Lehrkraft formuliert und muss zu einem Ziel imS. bei den Lernenden werden. Die Formulierung eines Ziels ist noch keine Garantie für seine Verinnerlichung.

3         Begriffe, die in der Regel für Objekte des entäußerten Mentalen verwendet werden

Objekte des entäußerten mentalen sind oft Tätigkeiten oder Produkte von Tätigkeiten, wie aus den folgenden Beispielen für Entäußerungen von mentalen Objekten ersichtlich ist.

  • Entäußerung von Kenntnissen, Gedanken zu Worten, Begriffen und Zusammenhängen
    • gesprochene Worte, z. B. in einem Vortrag, einer Lesung
    • geschriebene Texte, zum Beispiel ein Artikel, ein Bericht, ein Roman
  • Entäußerung von Fertigkeiten
    • Spielen eines Musikinstrumentes
    • Schweißen von Stahl
    • Stricken, Kochen, Backen
  • Entäußerung von Gefühlen und Empfindungen
    • Gefühlsregungen wie weinen oder lachen
    • Malen eines Bildes
    • Komponieren eines Musikstücks
  • Äußerungen von ästhetischen Vorstellungen und Kenntnissen
    • Entwerfen von Mode
    • Designen eines Produktes
    • Gestalten eines Schmuckstücks

Aus der Ausführung der Tätigkeiten oder der Art und Qualität des Produktes kann auf die zugrundeliegenden mentalen Objekte wie Kenntnisse, Fertigkeiten, Fähigkeiten oder Vorstellungen geschlossen werden.

Begriffe für nichtentäußerte nichtmentale Objekte können als Entäußerung mentale Objekte angesehen werden. Die bezeichneten organischen oder nichtorganischen Objekten wie Pflanze, Tier, Muskeln, Nervenzelle, Haus, Baum, Stein oder Wasser sind selbst nicht durch Entäußerung entstanden, aber die Bezeichnungen sind Entäußerungen von Gedanken und Überlegungen des Menschen, der erstmalig die Bezeichnung festgelegt hat.

Bei allen genannten Beispielen für Objekte des entäußerten Mentalen ist der Begriffszusatz „inmS.“ nicht erforderlich.

Eine Besonderheit sind mathematische Objekte wie Punkt, Würfel, Zahl oder Funktion. Sie sind Entäußerungen Gedanken von Mathematikern und dienen zur Modellierung quantitativer und räumlicher Beziehungen in der Realität. Die Objekte sind aber selbst nicht Bestandteil der Realität, sondern existieren nur in Gedanken, d. h in den Köpfen von Mathematikern und Lernenden im Mathematikunterricht. Die Eckpunkte, Kanten und Flächen eines mathematischen Würfels haben keine Ausdehnung. Um diese Eigenschaft zum Ausdruck zu bringen, spricht man auch von einem idealen Würfel als einem Würfel imS. Mit dem Wort „Würfel“ werden auch nichtmentale Objekte wie Spielwürfel bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen einem Würfel im mentalen Sinne und im nichtmentalen Sinne ist eine anspruchsvolle Aufgabe des Mathematikunterrichts. Dies betrifft auch die Unterscheidung zwischen einem geometrischen Punkt, einer Zahl oder einer Funktion im mentalen Sinne und im nichtmentalen Sinne. So können etwa Punkte und Funktionen im nichtmentalen Sinne gezeichnet werden, im mentalen aber nicht.

Literaturverzeichnis

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Belz, Janina; Follmer, Robert; Hölscher, Jana; Stieß, Immanuel; Sunderer, Georg; Birzle-Harder, Barbara (2022): Umweltbewusstsein in Deutschland 2020. Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage. Hg. v. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Berlin.

Brezinka, Wolfgang (1990): Grundbegriffe der Erziehungswissenschaft. Analyse, Kritik, Vorschläge. 5., verb. Aufl., 24. – 26. Tsd. München: E. Reinhardt (Gesammelte Schriften). Online verfügbar unter http://ebooks.ciando.com/book/index.cfm/bok_id/12118.

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